Die erste große Studie zum amerikanischen Treueverhalten fand Mitte der 80er Jahre statt. Ergebnis: Angeblich hatten nur 15-17 Prozent aller verheirateten Amerikaner schon einmal außerehelichen Sex. An diesen Zahlen hat sich bis heute kaum etwas geändert. Schätzungen zufolge gehen rund ein Viertel aller verheirateten Amerikaner fremd. Und das auch noch mit schlechtem Gewissen, wie Studien u.a. der Forscherin Pepper Schwartz an der Uni Seattle zeigen. Schuldgefühle, religiöse und moralische Bedenken überschatten scheinbar auch den lockersten Seitensprung bei amerikanischen Fremdgängern. Der Druck, einer prüden gesellschaftlichen Norm entsprechen zu wollen, ist offenbar größer als der Drang nach freier, authentischer Sexualität. Schade eigentlich.
Wie grotesk diese Doppelmoral ist, zeigt sich am Beispiel Los Angeles. Hollywood, besser bekannt als Sodom und Gomorra der Filmindustrie, demonstriert der Welt nahezu täglich, wie Promi-Beziehungen durch Seitensprünge und Affären zerstört werden. Das hitzegeplagte San Fernando Valley gilt als Porno-Dorado. Hier wird das produziert, was weltweit in Ehebetten für neuen Schwung sorgt, Videotheken reich und einsame Nächte erträglich macht. Kaufen dürfen Sie die dort produzierten Filme allerdings vor Ort nur in wenigen, handverlesenen Läden nach Vorlage Ihres Ausweise. Die erworbenen Schätze werden in braune Papiertüten eingewickelt und dürfen keinesfalls »nackt« das Geschäft verlassen. Auch dürfen Sie niemals im Gehen den Klappentext lesen! Auf öffentliches »Zurschaustellen« pornografischer Erzeugnisse stehen in Kalifornien bis zu 1.500 Dollar Geldstrafe. Eine Waffe tragen dürfen Sie selbstverständlich spazierentragen, Terminator-Arnie sei Dank. Verkehrte Welt.
Dieser Artikel hat 10 Seiten. Lesen Sie auch . . .Seite 1: Von wegen italienisches Temperament
Seite 2: Eifersüchtige Schweizer: Der Seitensprung als Staatsgeheimnis
Seite 3: No Sex, I’m british
Seite 4: Savoir vivre: Die hohe Kunst des stressfreien Fremdgehens
Seite 5: Gefährliche Abenteuer in 1001 Nacht
Seite 6: Russische Sitten: Die Geliebte als Statussymbol
Seite 7: Heiße Schwedinnen? Die gibt’s nur im Film!
Seite 8: Amerika, wie hast du dich verändert
Seite 9: Zwischen Kaiserschmarrn und Schlagersängern
Seite 10: Deutschlands neue Gelassenheit sorgt für mehr Lust