Ist Ihre Beziehung anfällig für einen Seitensprung?
Ein heißer Flirt neben der eigenen (Langzeit-)Beziehung oder eine prickelnde Affäre als süßes Geheimnis können so aufregend sein. Für Sie kommt das nicht in Frage? Weil Sie so zufrieden sind mit dem Partner an Ihrer Seite? Und sich ohnehin nicht vorstellen können, so was zu tun? Oder sich überhaupt sicher fühlen vor derartigen Versuchungen und Ihrer besseren Hälfte in Sachen Treue blind vertrauen? Wir wollen Sie ja nicht desillusionieren, aber nach unserem Wissensstand kann eigentlich kaum jemand behaupten: Mir kann so etwas niemals passieren. Im Folgenden gehen wir der Sache einmal nach – und präsentieren Ihnen interessante Erkenntnisse.
Heimliche Liebe kommt öfter vor, als Sie vermutlich denken. Mehr als die Hälfte aller Deutschen ist Umfragen zufolge schon einmal fremdgegangen. Das Untreuespektrum reicht von harmlosen Flirts über heiße Blickkontake, den klassischen One-Night-Stand und Sex-Chats bis hin zum Liebesdoppelleben. Und ob Sie's glauben wollen oder nicht: Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Affäre auffliegt, ist unter bestimmten Umständen nicht sehr groß. Geschickt eingefädelt, gekonnt verborgen und heimlich ausgelebt, kann so eine verbotene Liebe durchaus ewig unentdeckt bleiben.
Sind Sie sicher? Betrogene fallen oft aus allen Wolken, wenn sie erfahren, dass der andere sich fremdverliebt hat. Die Beziehung war doch eigentlich okay, der Sex ganz passabel und da sind ja auch die Kinder – wie konnte das passieren? Eigentlich hatten Sie damit überhaupt nicht gerechnet. Vielleicht ist gerade das der Denkfehler? Affären können jedem widerfahren. In der Liebe sind Irrtümer bekanntlich vorbehalten, wir beleuchten mal einige in Hinblick auf Affären:
Irrtum Nummer 1: Mir kann so etwas nicht passieren, ich bin immun gegen Versuchungen!
Sie wollen nicht, also werden Sie nicht, basta. Ach, wenn es doch nur so einfach wäre. Partnerschaftliche Vorsätze in Ehren, aber diesen Spruch hört man oft, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist. Dass es damit nicht unbedingt weit her war bzw. ist, weiß man manchmal erst im Nachhinein. Dann ist man ja ohnehin schlauer. Klar, wo ein Wille ist, da ist bekanntlich auch ein Weg – auch Werner Bartens resümiert in Was Paare zusammenhält, dass wir biologische Faktoren wie unseren Fortpflanzungstrieb durch einen starken Willen aushebeln können. Aber letztlich kann nur der von sich behaupten, er sei absolut immun gegen erotische Anfechtungen außerhalb der Beziehung, dem es wirklich noch nie passiert ist. Was übrigens durchaus der Fall sein kann, aber im langen Lauf einer Liebe doch unwahrscheinlicher wird. Denn die anfängliche Leidenschaft, bei manchen Menschen natürlicher Impfschutz gegen die Reize anderer potenzieller Sexpartner, vergeht nun mal. Und dann wird das Bedürfnis nach neuen, fremden Reizen wieder größer – eventuell hat sich das dann mit der Immunität in Sachen Affäre.
Dass man sich für andere Menschen erwärmt, ist nebenbei gesagt auch total normal: Jeder mit einer mehr oder weniger regen Fantasie spinnt sich bisweilen im Kopf erotische Märchen zusammen, manchmal mit Protagonisten aus dem eigenen Umfeld, seltener kommen die aktuellen Partner ins Spiel. Denn die sind ja bekannte Kost, die kann man sich auch nicht aufregender denken, als sie denn sind. Etwas unbekanntere Personen taugen da schon eher als Lustobjekte. Und wenn die dann womöglich irgendwann zu einem passenden Zeitpunkt Interesse bekunden und die Sonne hoch und die Sterne günstig stehen… dann verliert so mancher seine postulierte Standfestigkeit. Seien Sie also vorsichtig mit pauschalen Aussagen hinsichtlich Ihrer Anfälligkeit für Affären und Ähnliches.
Niemand kann sicher sein, dass er oder sie sich nie und nimmer in einen anderen verlieben wird. Allein schon, weil es immer schwierig ist, die Motive für einen Seitensprung bis ins Letzte zu analysieren, das meint die Psychologin Julia Onken. In Die Kirschen in Nachbars Garten weist sie darauf hin, dass nur der oder die Seitenspringer/in die eigenen Motive erforschen könne – und die wären halt immer sehr individuell. Entsprechend einzigartig sind auch die Umstände, unter denen sich eine Affäre entspinnt.
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Irrtum Nummer 2: Meine glückliche Beziehung schützt vor Untreue!
Schön, wenn Sie Ihre derzeitige Beziehung als glücklich erleben – leider ist das kein Garantieschein für Treue. Ulrich Clement spricht es aus: Affären kommen auch in glücklichen Partnerschaften vor. Der primäre Beweggrund für das Fremdgehen sei nicht in Beziehungsproblemen zu finden. Umfragen zufolge begründen etwa nur 16 Prozent der untreuen Männer und 33 Prozent der untreuen Frauen ihren Seitensprung mit einer unglücklichen Partnerschaft.
Wolfgang Hantel-Quitmann führt in Liebesaffären – Zur Psychologie leidenschaftlicher Affären etliche Motive auf. Sie können einer narzisstischen Grundhaltung geschuldet sein, sich aus einer unbefriedigten Liebes- und Lebenslust ergeben, ein Versuch der Wiedergewinnung von Autonomie in der Partnerschaft, Ausdruck für eine Bindungsunfähigkeit oder einer emotionalen Unterernährung sein. Und das sind nur einige der möglichen Auslöser, eine unglückliche Beziehung ist da nur einer unter vielen. Und überhaupt: Was ist das, eine glückliche Beziehung? Wenn nach den Anfangsjahren der Alltag ins Liebesleben einkehrt, wird aus Leidenschaft im Idealfall Geborgenheit, das Feuer des Begehrens ist dann aber meist erloschen. Die rauschhaften Gefühle treten in den Hintergrund, wichtiger werden andere Werte wie Verlässlichkeit und Vertrauen.
Die meisten Paare, weiß Wolfgang Krüger aus seiner langjährigen therapeutischen Erfahrung, würden die Anfangsphase gut meistern, hätten dann aber Schwierigkeiten mit der Enttäuschung, die zwangsläufig kommt, wenn mit der Gewöhnung an den anderen die rosarote Brille von der Nase rutscht. Dann wird die Kür zur Pflicht und Paare müssen laut Krüger Zeit und Gefühle investieren. Das schütze zwar nicht pauschal vor Seitensprüngen, halte aber die Beziehung lebendig, was sie stärke.
Wichtig ist zudem die Fähigkeit der Partner zur Treue. Bereits am Beginn der Beziehung gebe es da klare Anhaltspunkte, schreibt Wolfgang Krüger in Das Geheimnis der Treue. Wenn Ihr Partner bindungsfähig ist und klar und deutlich sagen kann, dass er Sie liebt, dann wird er vermutlich in einer Beziehungskrise tapfer bleiben. Müssen Sie allerdings immer auf ihn warten, er hält sich mit Zuneigungsbekundungen sehr zurück und zögert womöglich, bei Ihren Eltern oder Freunden vorstellig zu werden, dann haben Sie es vielleicht mit einer bindungsschwachen Person zu tun – die eher untreu wird, wenn es mal kriselt.
Und das tut es in jeder Beziehung, da sind sich alle Experten einig. Glück ist ja auch kein Zustand, es sind intensive Momente, die wir in der Liebe erleben. Aber der Rest ist Routine, Alltag, mitunter Langeweile, Konflikte und Beziehungsfrust. Und dann trennt sich die Spreu vom Weizen: Erst wenn's schwierig wird, zeigt sich, wie treu man dem anderen bleibt.
Irrtum Nummer 3: Bei Affären geht es doch nur um Sex – und da sind ich und mein Partner total zufrieden!
Sex und Gefühle sind also zwei Paar Schuhe – das ist auch so eine weit verbreitete Ansicht. Männern unterstellt man, sie könnten Sex auch genießen, ohne die Frau gleich lieb haben zu müssen. Und Frauen, so heißt es oft, bräuchten eine ganze Palette an Emotionen, bevor sie es im Bett krachen lassen können. Nein, sagen Holger Lendt und Lisa Fischbach in Treue ist auch keine Lösung. Frauen könnten sehr wohl Spaß an Sex ohne Verbindlichkeit und Gefühlsduselei haben. Und es gebe auch Männer, bei denen nichts läuft ohne Gefühlsnähe zur Bettgefährtin.
Klar gibt es die Seitensprünge, bei denen es nur um das eine geht: Leidenschaftlicher Sex – man hat Spaß miteinander und das war's. Zuhause im warmen Nest bekommt man die Gefühle geliefert, die Erotik wird outgesourct. Die Paartherapeutin Andrea Bräu bezweifelt aber, dass es rein sexuelle Untreue gibt. Sie glaubt kaum, dass man bei einer Affäre Körper und Geist voneinander trennen kann. Ohnehin, so schreibt sie in Es war doch nur Sex!, könne man alles, was über den klassischen One-Night-Stand hinausgehe, wohl kaum als nur sexuell betrachten.
Wenn Sie also denken, die Tatsache, dass Sie noch ein- bis zweimal pro Woche mit Ihrem Mann oder Ihrer Frau schlafen, schütze Sie und Ihren Partner vor Untreue und verbotener Liebe, dann liegen Sie damit nicht ganz richtig. Denn beim Fremdgehen geht es oftmals weniger um Sex, sondern zum Beispiel auch um Selbstbestätigung. Etwa, wenn Ihre bessere Hälfte zwar regelmäßig mit Ihnen der körperlichen Lust frönt, sich aber dabei nicht wirklich wahrgenommen empfindet oder gar den Eindruck hat, Sie finden sie oder ihn nicht mehr attraktiv. Regelmäßiger Sex ist also auch kein Schutz vor Affären.
Irrtum Nummer 4: Mein Mann und ich verbringen die Freizeit immer gemeinsam – wir haben gar keine Gelegenheit zum Fremdgehen!
Zugegeben: Gelegenheit macht Liebe. Wer trotz fester Beziehung abends immer alleine auf die Piste geht, wöchentlich mehrere Stunden im Fitnessstudio schwitzt und auch sonst eher solo anzutreffen ist, bei dem erhöhen sich die Chancen darauf, vielen anderen Menschen (offen) zu begegnen. Im Umkehrschluss lernen Sie natürlich kaum potenzielle Affärenpartner kennen, wenn Sie immer und überall mit Ihrer besseren Hälfte auftauchen. Die dann womöglich ein argwöhnisches Auge auf Ihr Kommunikationsverhalten hat.
Viele Seitensprünge ergeben sich tatsächlich einfach so. Prof. Dr. Wolfgang Hantel-Quitmann ist beispielsweise der Meinung, dass kaum eine Affäre bewusst eingefädelt ist. Wir werden von unseren Gefühlen überwältigt und hier liegt der Hase im Pfeffer begraben: Wenn es passieren soll, dann wird es passieren. Machen Sie sich da mal nichts vor.
Was ist denn eigentlich mit dem Büro? Vermutlich wird Ihr/e Partner/in außerhäusig und ohne Sie malochen – auch dort tummeln sich viele mögliche Affärenkandidaten. Der Arbeitsplatz ist ohnehin eine prima Kontaktbörse. Einer Forsa-Umfrage zum Thema Affären am Arbeitsplatz zufolge hatte jeder Fünfte der 18- bis 29-jährigen Erwerbstätigen schon mal eine Affäre mit einem Kollegen, 30 Prozent sind aufgeschlossen für eine Büroliaison. Bedenkt man, dass laut der Umfrage die meisten Liebesabenteuer nach Feierabend beginnen, sind Sie natürlich auf der halbwegs sicheren Seite, wenn Ihr Partner brav nach dem Schaffen heimkommt. Allerdings bahnen sich die Techtelmechtel doch während der Arbeitszeit an, die Gefahr ist also nicht unbedingt gebannt, wenn Sie seine Arbeitszeiten kontrollieren.
Heimliche Liebe, das meint auch Wolfgang Hantel-Quitmann, spielt sich logischerweise dort ab, wo man sich am meisten aufhält. Darum sei die Wahrscheinlichkeit groß, dass es sich bei der oder dem Geliebten um Arbeitskollegen, Freunde, Bekannte oder eben die langjährige Haushälterin handelt – also die Menschen, die man tagtäglich trifft. Und auch wenn Ihre Frau Managerin eines gut gehenden Familienunternehmens sein sollte, also den Haushalt wuppt und die Kindererziehung stemmt, während Sie das nötige Kleingeld herbeischaffen, können Sie trotz gemeinsam verbrachter Freizeit nicht hundertprozentig sicher sein, dass Ihre Gattin nicht an der Wursttheke im Supermarkt eine verführerische Bekanntschaft macht…
Irrtum Nummer 5: Treue ist für mich und meinen Partner das Allerwichtigste in der Beziehung!
Was genau verstehen Sie denn unter Treue? Die meisten Menschen setzen Treue mit Monogamie gleich, stellt Oliver Schott fest. Man könne nur eine Person zur gleichen Zeit mit der gleichen Hingabe lieben, diese Ausschließlichkeit sei Kern unserer Ansichten, findet der Philosoph. Damit rauben wir seiner Meinung nach der Liebe die Freiheit, was zu einem rigiden Durchhaltegebot führt – dabei aber heuchlerisch ist. Bedenkt man etwa, dass der Trend zu mehreren, aufeinanderfolgenden Beziehungen im Laufe des Lebens geht.
Muss Ihr Partner Ihnen immer und überall treu ergeben sein? Wittern Sie schon Betrug, wenn Ihr Mann von seiner netten Friseurin schwärmt? Gehen Sie an die Decke, wenn er sich ab und an Pornos im Internet ansieht? Darf sie mal ein bisschen flirten, aber anfassen auf keinen Fall? Oder darf Ihr Partner absolut keine anderen Sexualpartner gleichzeitig mit Ihnen haben?
Sie sehen schon, der Begriff Treue ist ziemlich unterschiedlich auslegbar. Und bedeutet mitunter für jeden Einzelnen etwas ganz anderes. Der eine schwört auf universale Treue, die andere braucht emotionalen Rückhalt. Der eine reagiert auf sexuelle Untreue allergisch, der andere erst, wenn er nicht dabei sein darf. Also sollten Sie wohl zunächst einmal für sich selbst definieren, was Sie unter Treue verstehen. Und wie Ihr Partner die Sache sieht. Bei vielen Paaren tun sich da gewaltige Unterschiede auf. Überhaupt sollen Männer und Frauen diesbezüglich anders gestrickt sein. Die gängige Meinung geht davon aus, dass Männer, das erklärt Werner Bartens, hauptsächlich eifersüchtig auf sexuelle Eskapaden ihrer Liebsten reagieren. Frauen dagegen sollen schon stinksauer sein, wenn es um emotionale Abtrünnigkeit geht. Evolutionär sei das damit erklärbar, dass Frauen ein Interesse daran haben, einen Mann langfristig zwecks Aufzucht des Nachwuchses an sich zu binden, wohingegen Männer möglichst viele Nachkommen zeugen wollen. Allerdings gibt es dazu neuere Untersuchungen, die belegen, dass es auf die Qualität der Beziehung ankommt, ob und wie sehr welche Untreue verletzt – und da ziehen Männlein mit Weiblein gleich. Also auch hier muss gesagt werden: So vehement Sie sich auch zur Treue bekennen, ein verbindlicher Schutz vor verbotener Liebe ist das selten.
Irrtum Nummer 6: Ich verdiene viel Geld, bin attraktiv und unterhaltsam – meine Frau würde mich niemals betrügen!
Ach so, Sie sind eine derart gute Partie, dass Sie Ihrer Frau nicht zutrauen, das durch eine verbotene Liebe aufs Spiel zu setzen? Das mag ja sein. In der Tat ist auch beim Fremdgehen für manche Menschen wichtig, was der Einsatz für das Nebenbeivergnügen ist. Wolfgang Hantel-Quitmann spricht von einer Art Güterabwägung bei Beziehungen: Viele von uns denken automatisch in ökonomischen Kategorien, wenn es um die Bewertung der Partnerschaft geht. Fällt die Kosten-Nutzen-Bilanz positiv aus, hält uns das eventuell im Moment der Versuchung davon ab, zu weit zu gehen – immerhin erscheint der Preis dann hoch.
Allerdings ist es nicht immer und gar nicht wirklich von Vorteil, wenn das optische, soziale und/oder materielle Gefälle zwischen Ihnen und Ihrem Partner allzu groß ist. So führt Werner Bartens an, dass Menschen, die in ihrer Beziehung etwa bezüglich ihrer Attraktivität permanent schlechter wegkommen, anfälliger für erotische Abenteuer sind. Wer sich in seiner Partnerschaft dauerhaft unterlegen fühlt, braucht vielleicht einen kleinen Egokick als Aufwertung des angeknacksten Selbstwertgefühls.
Natürlich kann es sein, dass Ihr Status Ihrer Frau insgesamt ein sorgenfreies Leben beschert – das sie aus Bequemlichkeit nicht so schnell aufgeben würde für eine verbotene Liebe. Werner Bartens zumindest hält Bequemlichkeit für ein verbreitetes Motiv dafür, dass Paare zusammenbleiben. Warum sollte also die viel gescholtene Faulheit nicht auch davon abhalten, die Annehmlichkeiten eines netten (aber erotisch vielleicht etwas langweiligen) Lebens durch eine Affäre zu gefährden?
Hilfreich beim unterbewussten Kampf gegen Untreue können Ihr tolles Image, Ihre beachtlichen Einkünfte und Ihr fantastisches Aussehen also schon sein, manchmal sind sie jedoch vielleicht sogar kontraproduktiv. Weil genau diese Eigenschaften Ihrerseits Komplexe bei Ihrer Partnerin hervorrufen – die entsprechend empfänglich ist für Komplimente oder eben Annäherungsversuche der männlichen Konkurrenz. Also Obacht: Weder äußerliche noch materielle Attribute verschaffen Ihnen hundertprozentige Sicherheit.
Irrtum Nummer 7: Wer verheiratet ist, ist für mich absolut tabu!
Den Spruch kennen wir. Und können ihn auch stante pede aushebeln. So manch eine/r etwa hat solche Aussagen schon vom Stapel gelassen und sich dann unversehens in der Rolle der oder des Geliebten wiedergefunden. Und dann kommt gerne mal ein anderes Sätzchen über die Lippen der verboten Liebenden: Bei uns ist alles ganz anders!
Stephanie Urbat-Jarren hat in Ihrem Buch Seelenband – Die Gesichte einer Geliebten zwischen Herz und Verstand das Schicksal einer solchen Geliebten niedergeschrieben. Ihre Hauptfigur hätte auch niemals gedacht, dass sie sich in einen vergebenen Mann ernsthaft verlieben könnte – und tut es dann doch. Hehre Vorsätze nach Art des Hauses hatte sie lediglich modifiziert, denn mit ihrem Geliebten war es ja, genau: etwas ganz anderes. Nämlich wahre, große Liebe. Interessant in diesem Zusammenhang ist auch die kuriose Tatsache, dass ungebundene Damen unbewusst vergebene Männer bevorzugen: Eine Studie am Institut für Sozialpsychologie der Oklahoma State University »Beziehungspräsenz« ausstrahlen, was unterbewusst als Empfehlung oder Gütesiegel funktioniert, nach dem Motto: Dieser Mann taugt für eine ernsthafte Partnerschaft.
Auch wenn Sie also steif und fest behaupten, Sie lassen grundsätzlich die Finger weg von vergebenen Männern, kann Sie das eventuell im Ernstfall nicht davor bewahren, einen attraktiv zu finden – schließlich scheint Ihr Unterbewusstsein auch ein Wörtchen mitzureden. Vorher kann jede/r von sich behaupten, in feste Beziehungen dringe er oder sie auf gar keinen Fall ein. Aber ob man dann wirklich die Finger davon lässt, wenn einen rasende Verliebtheitsgefühle erfassen, sei dahingestellt. Wir jedenfalls sind da der gleichen Meinung wie viele Experten: Sich in Liebesdingen strikt an rationale Vorsätze zu halten, gleicht einem übermenschlichen Unterfangen.
Irrtum Nummer 8: Ich würde sofort merken, wenn mein Partner mich betrügt!
Lippenstift am Hemdkragen, ein neues Parfüm, rätselhafte SMS-Botschaften und viele außerhäusige Termine – das sind wohl klassische Indizien für Liebesbetrug. Finden Sie solche vor, ist natürliches Misstrauen angeraten. Allerdings gibt es nicht immer handfeste Beweise für einen Seitensprung, zumal vieles auch einfach harmlos sein kann. Wenn Ihr Partner ständig SMS schreibt, bei Anrufen hastig das Zimmer verlässt und plötzlich sehr oft abends noch mit Kollegen unterwegs ist, könnte was im Busch sein. Muss aber nicht.
Wenn Sie Ihren Partner immerfort überwachen, seine E-Mails checken und die Taschen durchwühlen, haben Sie natürlich einen gewissen Überblick. Allerdings zerstören Sie mit diesem nervigen Kontrollverhalten die Vertrauensbasis in Ihrer Beziehung und treiben den anderen damit vielleicht sogar erst in die Arme eines oder einer anderen.
Kann man eine Affäre lange geheim halten, sogar eine Art Parallelleben führen mit allem Drum und Dran? Ja, man kann. Das sagt Wolfgang Hantel-Quitmann. Und dafür seien nicht einmal große Verschwörungen und Intrigen nötig – eine heimliche Liebe kann ein Eigenleben entwickeln, das von Beginn an vom zwiespältigen Zauber der Geheimhaltung zehrt.
Sie behaupten, Sie würden Liebesbetrug sofort wittern und Ihrem Partner an der Nasenspitze ansehen, dass da etwas nicht stimmt? Vielleicht besitzen Sie ja wirklich diese Fähigkeit und durchschauen Ihren Partner. Aber die Realität lehrt uns dann doch etwas anderes: In einer Studie der Universität Tübingen gab beispielsweise jeder zweite Befragte an, schon einmal eine heimliche Beziehung gehabt zu haben. Woraus man vorsichtig schließen kann, dass heimliche Liebe weit verbreitet ist – und eben häufig nicht aufgedeckt wird.
Auch Ulrich Clement hält das für möglich – und rät Menschen, die heimlich lieben, sogar dazu, es konsequent durchzuziehen, wenn sie sich denn für Geheimhaltung entscheiden. In Wenn Liebe fremdgeht skizziert er das Dilemma derjenigen, die einen Liebesbetrug durch den anderen vermuten: Einerseits wolle man Gewissheit haben, andererseits sei einem angst und bange vor der Wahrheit. Darum plädiert Clement dafür, kluges Nichtwissen zu praktizieren, wenn man sich gegen die Wahrheit entscheidet. Und wirklich hinzuschauen, wenn man den Tatsachen ins Auge sehen möchte.
Paartherapeut Wolfgang Krüger ist sicher, dass ein Seitensprung meist nach einiger Zeit auffliegt. Das liege unter anderem daran, dass die Geheimhaltung eine Disziplin erfordert, die schwer über lange Zeit durchzuhalten ist. Und dann wären da natürlich auch noch die Mitwisser, Arbeitskollegen, Freunde, Nachbarn, die etwas mitbekommen und mal nachhaken – wodurch sie dann die Bombe zum Platzen bringen. Immer wieder sei er überrascht, wie oft Partner die Untreue des anderen nicht registriert hätten, schreibt Wolfgang Krüger in Das Geheimnis der Treue. Dabei gebe es Frühwarnsymptome: Jedem Seitensprung gehe eine Entwicklung voran, es sind die kleinen Beziehungsbrände, die den Weg ebnen für die große Feuerkatastrophe. Es ist durchaus erkennbar, ob sich da etwas anbahnt, ob sich die Bindung zwischen zwei Menschen allmählich lockert und der Untreue die Tür geöffnet wird. Die Frage ist nur: Wollen Sie das wahrhaben? Viele von uns schauen um der lieben Beziehungsharmonie ja gerne weg.
So verkehrt liegen Sie mit Ihrer Einschätzung, den Liebesbetrug zu wittern, auch wirklich nicht: Mehr als 50 Prozent aller Frauen hätten vorher etwas gespürt, schreibt Wolfgang Krüger in Aus Eifersucht kann Liebe werden. Und es gebe immer verräterische Hinweise, auf die Sie achten sollten. Wie zum Beispiel wenn er plötzlich seinen Ehering nicht mehr trägt, sie den Haushalt vernachlässigt, sich selbst dafür aber besonders herausputzt, wenn er sein Handy immer am Mann und sie plötzlich einen neuen Lippenstift trägt – all dies können Anzeichen für eine Affäre dafür sein, dass verbotene Liebe im Spiel oder im Anmarsch ist. Und dann sollten Sie schon hellhörig werden.
Unser Fazit: Sag niemals nie...
Wer eine zufriedenstellende Beziehung mit gutem Sex hat, ein ausgewogenes Nähe- und Distanzverhältnis, wer viel miteinander spricht und Entwicklung innerhalb der Beziehung zulässt, ist sicherlich nicht so gefährdet, einer verbotenen Liebe zum Opfer zu fallen. Allerdings lässt sich vor allem im Laufe einer langjährigen Partnerschaft niemals mit völliger Gewissheit sagen, dass beide Partner immer treu sein werden, dass ihnen so etwas niemals passieren kann.
Wenn Sie überzeugt sind, dass eine heimliche Liebe zu Ihrer Beziehung nie und nimmer Zugang hat, dann sei es so. Schließlich spielt in der Tat Ihre Überzeugung bezüglich der Stabilität Ihrer Partnerschaft eine wesentliche Rolle für deren Dauer.
Allerdings können wir Ihnen nicht verheimlichen, dass manche der gängigen Untreueschutzschilde bei Lichte betrachtet zwecklos sind. Statistiken belegen die Häufigkeit von heimlichen Affären, Umfragen bestätigen, dass Untreue kein Nischenphänomen ist – sie kommt in den besten Beziehungen vor. Und ist eben völlig unkalkulierbar – sicher ist niemand davor. Manchmal hilft es also von Vorneherein, den Tatsachen ins Auge zu sehen. Oder um es in den Worten des politschen Kabarettisten Volker Pispers auszudrücken: Wer hätte Anfang der 80er vorhergesagt, dass der einsilbige Action-Held Arnold Schwarzennegger, also »Conan der Barbar«, 2003 eine Karriere als Gouverneur von Kalifornien startet...
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