Nur 38 Prozent aller schwedischen Männer und 23 Prozent aller Frauen sind in ihrem Leben bereits einmal fremdgegangen – und in fast allen Fällen lag das Ereignis länger als ein Jahr zurück. Monogamie gilt in Schweden als erstrebenswertes Beziehungsmodell. Seitensprünge werden als ernstzunehmendes Problem und Indikator für Eheprobleme eingestuft. Mit One-Night-Stands wird daher nicht einmal in Männerkreisen geprahlt. Wer fremdgeht, tut dies lautlos, unsichtbar und diskret.
Allerdings ist es hier wie so oft im Leben: Hinter einer allzu perfekten Fassade lauern Abgründe, Mord und Totschlag. Wie sich am Beispiel eines polygam lebenden Dorfpfarrers zeigte, der seine Gattin Alexandra Fossmo ermorden ließ, um freie Bahn bei seinen zahlreichen Geliebten zu haben. Ausgeführt wurde das Verbrechen ausgerechnet von einem Kindermädchen, das dem Pastor wie so viele andere Damen hörig war. Vorfälle wie diese werden von den treuen, traditionsbewussten Schweden als Ausnahmen betrachtet und scharf verurteilt.
Schwedische Frauen sind emanzipiert, zurückhaltend und wollen nicht plump angebaggert, sondern stilvoll erobert werden. Der Grund, warum sie ihren Männern die Treue halten, liegt nicht etwa in einem veralteten Rollenverständnis, sondern in dem weiblichen Selbstverständnis der Schwedinnen. Sexualität wird in Schweden offen gelebt, FFK gilt als normal, die gemischte Sauna ebenso. Die wohltuend unverklemmte Umgangsweise zwischen Männern und Frauen scheint sich günstig auf die Liebe auszuwirken.
Eine typisch schwedische Tradition sind übrigens Mädchenabende in Kneipen und Discos, bei denen verheiratete oder liierte Frauen ohne ihre Männer zusammen losziehen und die Nacht zum Tag machen. Musik, Alkohol, Spaß – aber kein Sex, versteht sich. Gehen Sie bei einem Schweden-Urlaub in der Disco also nicht zu forsch vor. Sonst könnte es sein, dass Sie Ihren Cocktail nicht mit der Angebeteten trinken, sondern ihn sich aus dem Gesicht wischen. Nachdem der Türsteher Sie an die Luft gesetzt hat, versteht sich.
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