Ehefrau oder Geliebte – Wer hat die besseren Karten?
Ein Ehemann, der Außenbeziehungen führt, wählt den Weg des geringsten Widerstandes. Er umgeht die Beziehungsarbeit, mit der sich die Ehe eventuell neu beleben ließe und deckt seine Defizite außerhalb. Mit einer Schattenbeziehung, die auf magische Weise über alles erhaben zu sein scheint, was in der Ehe für Frust sorgt. Ist es wirklich so simpel? Was suchen Menschen in einer Schattenliebe? Finden sie es? Welche Rolle spielt hier der Konkurrenzkampf zwischen Ehefrau und Geliebter? Was ist so faszinierend daran, dass Frauen das Schattendasein als »2. Geige« auf sich nehmen?
Die Suche nach dem ganz Besonderen
Während es beim eimaligen Seitensprung um sexuelle Defizite geht, steht bei einer Schattenbeziehung das emotionale Extrem im Mittelpunkt. Ganz großes Gefühlskino. Geliebte und Fremdgeher wissen genau, dass sie in einer Seifenblase leben, ohne Verbindendes im Alltag. Weshalb Partnerschaftlichkeit gar nicht entstehen kann. Eine Schattenbeziehung existiert um ihrer selbst willen, erfüllt Bedürfnisse nach emotionaler Stimulanz, nach Verliebtsein und dem Gefühl, wieder begehrt zu werden, abseits alltäglicher Strukturen.
Um dies nicht mit Fragen nach Alltagstauglichkeit zu entzaubern, wird der emotionale Ausnahmezustand durch Dauerprobleme wie Heimlichkeit, Lügen oder gar die »Königskinder-Variante« am Leben gehalten in der man sich unter Tränen die schicksalhafte Liebe schwört, die aber nicht gelebt werden kann, darf, soll.
Die Intensität des Wechselbades aus sexueller und emotionaler Euphorie und Verzweifeltsein kann sogar süchtig machen. Hier könnte der uralte Mythos der Zwillingsseele eine Rolle spielen, der besagt, dass zu jedem Menschen ein Pendant irgendwo existiert, durch welches er erst vollständig wird. Die Autorin Karin Brandl schreibt dazu in ihrem Buch Ich kann doch ohne dich nicht leben: »Hier wird ein Bild konstruiert, das uns vormacht, dass richtige Liebe immer ein Sich-Verzehren in allerhöchster Intensität zu sein hat. Die Wetterfahne des Zeitgeistes steht auf Sturm, und was heute nicht einen echt starken Kick der Gefühle verspricht, geht bedeutungslos in einem knallbunten Meer von Reizen unter. Wirklich unter die Haut gehen nur Superlative, und so müssen auch Emotionen massiv sein, damit sie wahrnehmbar sind.«
Ehefrau und Geliebte: ungleiche Gegner und Leidensgenossinnen zugleich
Wie sagte Nick Nolte in Herr der Gezeiten so schön zu seiner Geliebten? Er liebe seine Frau nicht intensiver als seine Geliebte. Nur länger. Dieses »länger« hat Gewicht. Denn dahinter steckt ein gelebtes Wir.Die Ehefrau hat daher in den meisten Fällen die besseren Argumente: gemeinsames Leben, Kinder, soziales Umfeld, Alltag, finanzielle und gesellschaftliche Verflechtungen – und nicht zuletzt die Macht der Gewohnheit. Sie bietet ein kuscheliges Zuhause, in das »Mann« nach jedem amourösen Abenteuer wieder flüchten kann. Spannungsfrei, ohne emotionale Extreme, verlässlich.
Die einzige »Waffe« der Geliebten wirkt auf emotionaler und sexueller Ebene. Damit diese eine gewisse Durchschlagskraft erhält, müssen Gefühle überhöht und Sex überdramatisiert werden. Ein weiterer Machtfaktor ist das Wissen um die Kontrahentin. Die Geliebte weiß von der Ehefrau, während diese oft keine Ahnung von der Geliebten hat. Dieser Wissensvorteil kann zu einem Überlegenheitsgefühl der Geliebten führen, erzeugt aber auch einen gewissen »Leistungsdruck«. Und die Statistik sagt: Nur einer von 10 Männern trennt sich für die Geliebte von Frau und Kindern. Und das nach spätestens 3 Monaten. Wer länger zaudert, trennt sich nie. Ehefrauen wissen das. Geliebte auch.
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