Jeden Monat werden aus 32.000 ehemaligen Liebenden frisch geschiedene Ex-Partner. Insgesamt landen 200.000 Ehen pro Jahr vor dem Scheidungsrichter. Über die Anzahl zerrütteter und sexloser Ehen, die aufgrund wirtschaftlicher oder sozialer Zwänge auf dem Papier bestehen bleiben, gibt es bislang keine verlässliche Statistik. Trennungsgrund Nr. 1 ist der Ehebruch. Nehmen nur wir Deutschen den Bruch der Monogamie so schwer? Wie halten es unsere internationalen Nachbarn mit Seitensprüngen, Ehebruch, Affären und Polygamie?
Von wegen italienisches Temperament
Casanova, Don Giovanni – denken wir an italienische Männer, denken wir an gut bestückte, heißblütige Lover, die ebenso diskret wie talentiert Frauen in Serie beglücken. Der italienische Gigolo ist ein Klischee, das beinahe unausrottbar scheint. Leider sieht die Realität anders aus.Ob Silvio Berlusconi, Flavio Briatore oder der italienische Durchschnittsmacho, der am Strand oder im Café seinen Charme sprühen lässt: Italiens Männer sind geborene Heißluftgeneratoren. Seitensprünge und heißer Spontansex finden hier vor allem verbal und im Kopf statt – in Form ausgereifter, zweideutiger Sprüche, die man aufschreiben und auf Glückwunschkarten drucken sollte, denn hier sind die Italiener sehr kreativ. Lustig auch das dazugehörende Zahlenwerk: 67 Prozent der italienischen Möchtegern-Machos betrügen nach eigener Aussage (!) ihre Partnerinnen, und 69 Prozent dieser Betrogenen finden das in Ordnung. Das Forschungsinstitut Censis kommt zu einem ganz anderen Ergebnis, demzufolge lediglich 25 Prozent der Männer fremdgehen. 88 Prozent der Frauen seien streng monogam. Passt nicht ganz zusammen, liebe Herren, oder?
Was den Ruf der italienischen Lover allerdings wirklich ruiniert hat, ist weniger die geringe Seitensprung-Quote, sondern die Tratschfreudigkeit der abgelegten Ex-Geliebten. Da wird aus dem Nähkästchen geplaudert, bis der Blätterwald rauscht, und so erfahren wir, dass die vermeintlich potenten Lebemänner in Wahrheit ganz unromantische Probleme haben. Von schlaffem, unterdimensionierten Equipment ist da die Rede, von ungepflegten Körperteilen, Mundgeruch, Minderwertigkeitskomplexen und, ganz schlimm, rasender Eifersucht, die statt heißem Liebesspiel kalte Bettalken bewirkt.
Nein, Italiens Männer sind nicht halb so Sex-aktiv, wie uns das Klischee vermitteln möchte. Aber sagen Sie das bloß keinem. Machen Sie es wie die italienischen Frauen: Lassen Sie dem Gigolo die Illusion, er sei ein toller Hecht, und geben Sie ihm die Bestätigung, die er so dringend für sein Selbstbewusstsein benötigt. Himmeln Sie ihn ein bisschen an und geben Sie die schmachtende Geliebte. Wenigstens für einen Abend. Dann wird er Sie auf Händen tragen, Sie bezirzen und auch im Bett so begeistern, wie es das Klischee verlangt. Motivation ist alles.
Dieser Artikel hat 10 Seiten. Lesen Sie auch . . .
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