Unserer Buchtipp des Autors Dr. Werner Bartens
Was Paare zusammenhält: Warum man sich riechen können muss und Sex überschätzt wird
Kurzbeschreibung
Dies ist ein Mitmachbuch: Wir garantieren Ihnen, Sie werden beim Lesen an den Rand kritzeln, Passagen mit Ausrufe- oder Fragezeichen versehen und zwischendurch »Aha!«, »Ne, echt?!« oder »Genau!« ausrufen. Denn der Wissenschaftsjournalist Werner Bartens versammelt in seinem Bestseller so ziemlich alles, was Sie über Liebe und Beziehungen derzeit wissen sollten. Und Sie können sich beim Schmökern genau die Stellen heraussuchen, die für Sie wichtig oder aufschlussreich sind. Das kommt nicht aufdringlich als Ratgeber rüber, ist aber unterm Strich genau das, wenn nicht sogar eines der zeitgemäßesten Paarbücher überhaupt. Denn über die Vermittlung von Fakten zu Partnerwahl und Beziehungsglück, zu Langzeitehen und Kurzsex, zu evolutionärem Erbe und psychologischer Prägung stattet uns der kundige Autor mit handfestem Liebeswissen aus, das bekanntlich doch etwas klüger in Partnerschaftsangelegenheiten machen kann. Beim Lesen kann jeder erhellende Erkenntnisse für sich daraus extrahieren – Sie werden staunen, wie viele vermeintliche Klischees den Nagel auf den Kopf treffen und wie viele plausible Theorien der Realität kaum standhalten.
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An wen richtet sich diese Buchempfehlung?
- Für alle
- Für Langverheiratete und Frischvermählte
- Für Verliebte und Entliebte
- Für Menschen, die von der Liebe enttäuscht sind
- Für Liebeshaderer und Beziehungszauderer
Produktinformationen
- Titel: Was Paare zusammenhält: Warum man sich riechen können muss und Sex überschätzt wird
- Gebundene Ausgabe: 256 Seiten
- Verlag: Knaur TB (3. Juni 2013)
- ISBN-10: 3426786028
- ISBN-13: 978-3426786024
- Preis: EUR 12,99
Ausführliche Beschreibung
So hält's: Muster erkennen, Fallen umgehen
Alles läuft auf die Frage aller Fragen hinaus: Wie erfüllen wir uns den Wunsch nach der ewigen Liebe? Und wie halten es Paare trotz Alltagstrott, vieler Liebesfallstricke und vielleicht einer Erotik tötenden Kinderschar jahrzehntelang miteinander aus, womöglich auch noch glücklich? Sind sie etwa schlicht und ergreifend füreinander bestimmt, machen sie etwas anders als unglückliche Paare oder machen sie eben gerade etwas nicht?
Die schlechte Nachricht aus Bartens Buch mal zuerst: Ein Geheimrezept gibt es für glückliche Beziehungen nicht. Jetzt aber die gute Botschaft: Es gibt bestimmte Hinweise, die ein gutes Omen für eine dauerhafte Liebe sind. Es gibt Verhaltensmuster, die lang währender Zuneigung förderlich sind und einige Fallen, die man tunlichst umgehen sollte, wenn die Chose halten soll.
In Bartens Buch finden Sie diesbezüglich alles Wissenswerte zu Paarbeziehungen, von neuesten wissenschaftlichen Forschungsergebnissen bis hin zu topaktuellen psychologischen Erkenntnissen. Und bestimmt wird allerhand hängen bleiben, was Ihnen im persönlichen Kampf um Liebesglück helfen kann. Wir geben Ihnen mal einen kleinen Einblick.
Partnerwahl: Am Anfang ist Biologie
Treffen sich zwei, dann ist das manchmal total romantisch – aber immer auch ziemlich biologisch. Denn, das zeigen sämtliche Theorien, letztlich geht es nur um das eine: Wir wollen uns fortpflanzen. Dabei treibt Frauen grundsätzlich etwas anderes an als Männer. Die weibliche Spezies trachtet danach, einen Mann langfristig an sich zu binden, weil sie ja schließlich eine hohe Investition (Befruchtung nur während des Eisprungs, 9 Monate Schwangerschaft + Stillzeit) tätigen muss, um sich zu vermehren. Wohingegen es der Mann eher darauf abgesehen hat, so viele Damen wie möglich zu beglücken, um seine kostbaren Gene schön breit zu streuen.
Schon bei der Partnerwahl sollten wir das im Hinterkopf behalten. Dann wird auch so manches etwas klarer. Nämlich, warum Frauen auf der Balz besonders großgewachsene Kandidaten mit egozentrischem Darstellungszwang und legerer Sitzhaltung erhören. Diese Kennzeichen signalisieren nämlich Frauen auf Fortpflanzungspirsch, dass sie es hier mit einem besonders fruchtbaren Exemplar zu tun haben – und genau darum geht es ja bei der Kontaktanbahnung. Männer hingegen erweisen sich hierbei als ziemliche Klischeebediener: Große Ausschnitte, große Busen, lange Beine, hohe Schuhe und ein rundes Gesäß sind optische Anziehungskräfte, denen sich Untersuchungen zufolge kaum ein Mann wirklich entziehen kann.
Wobei es darauf ankommt, was der Mann im Schilde führt: Interessanterweise reagieren Jungs besonders empfänglich auf derartige Signale, wenn sie es auf unverbindlichen Sex abgesehen haben. Suchen sie aber das Weibchen fürs Leben beziehungsweise die Mutter ihrer Kinder und Köchin ihrer Leibgerichte, dann blicken sie der potenziellen Partnerin lieber ins Gesicht. Denn dort weisen Symmetrie, ein frischer Teint und pralle Wangen darauf hin, dass es auch um die Fruchtbarkeit rosig bestellt ist.
Es gibt noch viele andere derartige biologische Momente bei der Partnerwahl. Das meiste davon geschieht unbemerkt und unbewusst, insgeheim läuft bei uns bei der Liebe erstmal eine Art genetisches Geheimprogramm ab, dem wir uns laut Bartens zwar verstandesmäßig widersetzen können, das uns aber dennoch steuert – ob wir wollen, oder nicht.
Exkurs: Wie die Pille die Partnerwahl manipuliert
Besonders deutlich wird das, wenn wir künstlich in dieses ausgeklügelte System eingreifen, etwa beim weiblichen Hormonhaushalt. Der Eisprung ist der Höhepunkt im weiblichen Zyklus, Frauen riechen anders, sie gehen anders, sie ziehen sich anders an, fühlen anders und sie denken anders, wenn sie ihre fruchtbare Phase haben. Und dann stehen sie eher auf markante, Testosteron gezeichnete Typen, die stark wirken und gerne auch nach echtem Männerschweiß duften. Ist die empfängliche Phase vorüber, bevorzugen sie gemeinhin eher den häuslichen Typ Mann, der seine Triebe zugunsten der Familiensicherheit bezähmen kann.
Bei Frauen, deren Hormonhaushalt künstlich durch die Einnahme der Pille verändert wird, hat das unter Umständen massive Auswirkungen auf die Partnerwahl: Denn hormonell verhütende Damen wählen vielleicht unter dem zyklusverändernden Einfluss der oralen Kontrazeptiva einen unpassenden Partner, weil ihr inneres System aussetzt und sie auf die falsche Fährte lockt.
Noch sei das nicht richtig erforscht, schreibt Bartens, allerdings gebe es Stimmen, die behaupten, das häufige Scheitern von Beziehungen heutzutage sei mitunter auf die Erfindung der Pille zurückzuführen…
In der Beziehung: Gut riechen und durchhalten
Aber zurück zur Liebesrealität: Hat man – oder frau – erstmal einen Partner an der Seite, beginnt die Hauptarbeit, die auch hier erschwert wird durch biologische und genetische Faktoren.
Stichwort Geruch: Der spielt eine verdammt große Rolle. Wer sich riechen könne, bleibe länger zusammen, schreibt Bartens. Und auch das hat einen tieferen Grund: Der Körpergeruch tauge als evolutionäres Auswahlkriterium. Denn ein als köstlich empfundener Duft weise darauf hin, dass der potenzielle Partner ein deutlich anderes Immunsystem hat. Wer dann zugreift, hat sprichwörtlich einen guten Riecher – immerhin garantieren unterschiedliche Immunsysteme bei der Fortpflanzung widerstandsfähige und starke Nachkommen. Erst schnuppern, dann anfassen, könnte die Devise bei der Partnerwahl lauten. Später aber kann sich das gewaltig ändern. Im Laufe der Zeit, erklärt Bartens, können sich Hormonstatus und damit der Eigengeruch von Männlein und Weiblein erheblich ändern. Wenn Ihnen also der Geruch Ihres (ehemals) Liebsten plötzlich wenig behagt, kann das durchaus ein Alarmsignal sein.
Bei so viel biologischer Steuerung stellt sich ja die Frage, ob eine langjährige, gut funktionierende Beziehung also mehr eine Sache des Willens ist. Darauf weiß Bartens auch nicht so recht zu antworten. Wer letzlich zusammenbleibt und wer gen Scheidung steuert, kann auch die Forschung nicht abschließend klären. Augen zu und durch, kann es ja wohl nicht sein. Ansatzweise womöglich schon, meint Bartens. Wer schnell die Flinte ins Korn schmeißt, dem entgehen vielleicht Glücksmomente, die sich erst dann einstellen, wenn man mit jemandem schon Dekaden Tisch und Bett teilt.
Keep on fighting: Warum ein saftiger Streit besser ist als Harmonie pur
Es gebe Muster, so Bartens, die vom frühen oder späteren Ende einer Beziehung künden. Das sind sozusagen Erfahrungswerte, wie etwa: Paare, die sich früh trennten, kritisierten sich gegenseitig oft, begaben sich schnell in eine Verteidigungshaltung oder bauten Wälle auf, um die Gefühle und Argumente des anderen abzuwehren. Auch das Verhalten im Streitfall kann Indikator für die Haltbarkeit einer Partnerschaft sein. Zoff gibt es eigentlich bei allen Paaren, negative Gefühle sowieso. Auffällig sei aber, dass bei Paaren, die sich trennten, im Streit positive Gefühle oder freundliche Worte gänzlich fehlten.
Es kommt also tatsächlich auf das Wie beim Streiten an: Eine ordentliche Meinungsverschiedenheit kann auch mal gut tun, sofern man dem anderen gegenüber nicht ausschließlich verächtliche Gefühle hat und diese auch äußert. Streit bedeutet auch immer Stress, besonders Männer scheuen verbale Auseinandersetzungen, so Bartens. Denn es nervt sie, den Tiraden zu lauschen oder Kontra zu geben. Dabei ist diese Art des Beziehungsstresses ein gutes Zeichen – erklärt uns Bartens. Untersuchungen haben nämlich gezeigt, dass Frauen für Männner nur dann mit Stress verbunden sind, wenn sie die Frauen als attraktiv und aufregend empfinden.
Also: Sind Sie ein Mann und gestresst von Ihrer Langzeitpartnerin, dann ist das mitnichten als Abnutzungserscheinung und Alarmsignal zu verstehen. Es kann vielmehr auch bedeuten, dass Ihnen Ihre Frau noch immer ziemlich wichtig ist und Sie sie durchaus noch aufregend finden.
Von Affären und Untreue
Zum Schluss werfen wir noch mal einen Blick darauf, was Bartens so zum Thema Seitensprung und Untreue zusammengeträgt. Auch hier gibt es Untersuchungen, die plausible Erklärungen liefern. Letzlich sei aber noch wenig erforscht, welche Paare fürs Fremdgehen besonders anfällig seien, schreibt Bartens.
Auch hier gebe es aber Muster. Typische Persönlichkeitsmerkmale wie ausgeprägter Narzissmus oder geringes Selbstwertgefühl seien sicherlich als gefährlich einzustufen. Ebenso wie wiederkehrende Konfliktpunkte in der Beziehung, z. B. Sexfrust oder extreme Eifersucht. Und auch wenn sich die Partner hinsichtlich ihrer Attraktivität gewaltig unterscheiden, ist Untreue wahrscheinlicher: Wenn einer stets das Gefühl hat, unterlegen zu sein, hat er eher das Bedürfnis danach, sein Selbstwertgefühl durch Seitensprünge aufzupolieren. Zu bestätigen scheint die Forschung laut Bartens, dass Männer tatsächlich empfindlicher auf sexuelle Untreue reagieren und Frauen vor allem emotionalen Betrug verabscheuen. Aber es gibt auch neuere Untersuchungen, die belegen, dass es auf die Art der Beziehung ankommt, ob sexuelle oder emotionale Untreue mehr verletzt.
In jedem Fall, und das ist wohl das wichtigste Fazit aus diesem Buch, ist das mit Liebe und Beziehung so eine Sache, nämlich eine sehr individuelle. Theorien, Erkenntnisse, Untersuchungen und statistische Werte können als Anhaltspunkte für Erklärungen dienen – was letzlich zählt, ist die Umsetzung im Beziehungsalltag. Und für den spielt es ab einer gewissen Zeit wohl eher eine untergeordnete Rolle, ob man sich während des Eisprungs der Frau kennengelernt hat oder der Mann sich aufgrund seiner 1,69 m zum Date entschlossen hat und nicht aus purer Leidenschaft.
Wie individuell der Umgang mit Beziehungen ist, darauf weist Bartens immer wieder hin. Und bringt es am Ende auf den Punkt, indem er eine Liste von Warnsignalen, die jede Partnerschaft bedrohen, anteasert und seine Leser und Leserinnen dazu ermuntert, die Liste nach ganz eigenen Vorgaben fortzuführen.