Umgekehrt scheint das zu bedeuten, dass Untreue ein immenser Vertrauensbruch ist, so dass ein Seitensprung in vielen Fällen das Ende einer Partnerschaft bedeutet. Bei verheirateten Partnern folgt auf den Ehebruch heute in vielen Fällen der Gang zum Scheidungsrichter. Das gilt vor allem, wenn die Beziehung »als Einschränkung des eigenen Erlebens- und Handlungsspielraums« gesehen wird oder »die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllt«, sagt Guy Bodenmann von der Universität Freiburg.
Viele Psychologen dagegen warnen davor, dass die Gesellschaft derart auf das ICH bezogen sein sollte. Ein Seitensprung sollte vielmehr als ein Anzeichen dafür gesehen werden, dass es in der Partnerschaft Probleme gibt, über die beide Partner miteinander reden müssen. Natürlich kann der Ehebruch nicht die Lösung dieser Probleme sein – unbewusst versuchen jedoch viele Männer und Frauen, die in einer festen Beziehung oder sogar verheiratet sind, die Probleme auf diese Art und Weise zu lösen. Nicht umsonst gehen viele Menschen fremd, obwohl sie Untreue eigentlich grundsätzlich ablehnen.
Welche Gründe führen zum Ehebruch?
Sowohl in einer Ehe als auch in einer langfristigen Beziehung ohne Trauschein kommen sich die Partner in der Regel immer näher. Nicht selten stellt wenigstens einer der beiden dabei fest, dass er eine bestimmte Idealvorstellung vom Partner hat, die dieser jedoch nicht erfüllen kann. Dieser wichtige Unterschied führt dann häufig zum Ehebruch: Außerhalb der Partnerschaft könnte es schließlich diesen idealisierten Partner geben. Theoretisch ist das zwar sehr unwahrscheinlich, praktisch ist es aber viel einfach, das Idealbild auf einen Menschen zu projizieren, mit dem man noch nicht viele Jahre lang zusammengelebt hat.
Um dieser Ursache für Untreue zu begegnen, müssen Paare gemeinsam lernen, Konflikte zu bewältigen. Kommunikation miteinander ist wichtig, auch wenn diese zum Streit führt und damit die Harmonie stört. Dabei sollte man sich immer vor Augen halten, dass oberflächliche Harmonie die darunter liegenden Probleme leicht verdecken kann.
Die Fähigkeit, solche Konflikte offen anzusprechen und gemeinsam zu bewältigen, scheint allerdings nicht besonders weit verbreitet zu sein. So hat eine Hamburg-Leipziger Forschergruppe um Kurt Starke und Gunter Schmidt herausgefunden, dass 30-jährige Männer und Frauen heute im Durchschnitt bereits 3,6 feste Partnerschaften hatten. Im Klartext heißt das, dass die Idee der lebenslangen Monogamie längst von einer so genannten seriellen Monogamie abgelöst wurde; eine Partnerschaft geht zu Ende, darauf folgt die nächste. Hohe Scheidungsraten von um die 50 Prozent belegen, dass Ehen oft nicht mehr durch den Tod geschieden, sondern durch einen oder beide Partner beendet werden.
Dieser Artikel hat 4 Seiten. Lesen Sie auch . . .Seite 1: Ehebruch – wenn der Partner fremdgeht
Seite 2: Worin liegt die WAHRE Treue zwischen Mann und Frau?
Seite 3: Das Ideal der Monogamie: Zwischen Wunsch und Wirklichkeit
Seite 4: Der Partner, mein Besitz: Von Eifersucht und Besitzansprüchen