#1 ANTWORT
Das Bestreben, den Mangel an sexueller Befriedigung in einer festen Partnerschaft außerhalb dieser Beziehung zu kompensieren, ist ein uraltes und keineswegs veraltetes Thema findet Andrea Bräu. Aber die Erklärung Es war doch nur Sex, so der Titel ihres Buches zum Thema, ist dann doch zu eindimensional, um das weit verbreitete Phänomen des Seitensprungs richtig beurteilen zu können. Denn, erklärt die Paartherapeutin, meist sei sexuelle Unzufriedenheit ein Resultat ganz verschiedener Fehlentwicklungen in einer Beziehung. Natürlich gebe es das, dass es nur sexuell nicht klappt bei einem Paar. Aber viel häufiger gehe es bei Seitensprüngen um ein sehr komplexes Geschehen. Andrea Bräu bezweifelt so denn auch, dass es möglich ist, bei einer Affäre den Körper von Seele und Geist zu trennen und ausschließlich körperlich-sexuell untreu zu werden. Alles, was über einen reinen One-night-stand hinausgehe, könne man wohl kaum als nur sexuell bezeichnen. Dann kommen nämlich doch eigentlich immer Gefühle ins Spiel.
#2 ANTWORT
Ja, es gebe sicherlich gewichtige Gründe für eine kurzzeitige Untreue, findet Wolfgang Krüger. Zum Beispiel eben Sex. Aber der Psychologe sieht Untreue immer in Zusammenhang mit der gesamten Lebenseinstellung. Und es müssten dann immer auch dramatische innere Konflikte und auch Spannungen innerhalb der Beziehung vorliegen, schreibt er in Das Geheimnis der Treue. Nur Sexfrust kann es nicht sein, also kann es beim Fremdgehen auch nicht nur um Sex gehen. Auslöser können auch mangelnde Selbstwertgefühle sein, eine Lebenskrise, die Alltagsbelastung durch Kinder und Job oder einfach die Langeweile, die sich in langjährigen Partnerschaften häufig einstellt. All diese möglichen Ursachen für Seitensprünge weisen doch darauf hin, dass es nicht immer ausschließlich nur um Sex geht.
#3 ANTWORT
Tatsache ist, dass die sexuelle Triebkraft in Beziehungen, das Verlangen nach und die Lust aufeinander nur im ersten Jahr einer Beziehung konstant hoch sei. Das schreibt Gerti Senger in Schattenliebe – Nie mehr Zweiter(r) sein. Danach pendelt sich das mit dem Sex in der festen Partnerschaft im Idealfall ein, wobei es mit der Libido allerdings kontinuierlich bergab gehe. Zwischen dem 6. und 9. Beziehungsjahr erreicht die erotische Anziehungskraft einer Partnerin einen Tiefpunkt, ernüchtert uns Gerti Senger. Frauen verlören das Interesse am Partner etwas später, erst so ab dem 10. Beziehungsjahr schläft auch ihr Verlangen spürbar ein. Dann sind natürlich dem Seitensprung Tür und Tor geöffnet. Als Hauptursachen geben Menschen mit Schattenlieben an, der Partner rufe keine emotionale Resonanz mehr bei ihnen hervor und sie wollten noch einmal das Gefühl frischen Verliebtseins spüren. Zwei Drittel der zur Sache befragten Männer und Frauen zogen aber tatsächlich Sex als Begründung für einen Seitensprung heran: Sie erlebten die einstige sexuelle Kür ihrer Beziehung nur mehr als Pflichtübung, und das leidenschaftliche Begehren habe mit den Jahren deutlich nachgelassen. Also doch nur Sex? Nein, meint Gerti Senger. Nicht nur, aber auch ein Faktor, der beim Seitenspringen ziemlich stark ins Gewicht fallen kann.
#4 ANTWORT
Sex, schreibt Ulrich Clement, sei nie wirklich nur Sex. Beim Sex werden nämlich immer auch andere – nicht rein sexuelle Motive und Bedeutungen – aktiviert und gelebt, schreibt der Paartherapeut in Wenn Liebe fremdgeht. Zum Beispiel die Bestätigung der eigenen Attraktivität, die Wohltat für das Selbstwertgefühl, Trost in einer bedrückenden Lebenslage oder die Selbstvergewisserung der eigenen Körperlichkeit. Nicht jede Affäre sei zwar gleich eine Liebesaffäre – aber Tatsache sei, dass Sex doch den Unterschied macht. Um es mal ganz unromantisch auf den Punkt zu bringen: Erst wenn die körperliche Vereinigung stattgefunden hat, wissen die Beteiligten, dass die Sache gilt. Es mag wohl platonische Affären geben, dabei fragt sich Clement aber, ob nicht der Sex dabei durch seine Vermeidung erst recht eine entscheidende Bedeutung zugesprochen bekommt. Auch wenn man objektiv in Affären mehr Zeit mit heimlichem Telefonieren, SMS-Schreiben und mit E-Mailen verbringt, als mit lustvollen Sex – ohne diese Komponente wäre das Thema Seitensprung sicherlich nicht ganz so pikant...
#5 ANTWORT
Sex und Liebe sind nicht unbedingt aneinander gekoppelt und Erotik wird zerredet – meint Maja Langsdorff. In Die Geliebte befasst sie sich mit den Frauen, die als Zweitbeziehung eines verheirateten Mannes ein Schattendasein fristen. Für diese Frauen, schreibt Langsdorff, sei sexuelle Harmonie nicht die Wurzel der intensiven Verbdundenheit, sondern vielmehr ihre Folge davon. Anders ausgedrückt: Geliebte sehen den (guten) Sex oftmals nicht als Auslöser für die Affäre, sie interpretieren ihn vielmehr als Kennzeichen einer...nun ja...doch romantischen Liebe. Wird aus einem kurzen Erotik-Stelldichein dann eine Langzeitgeschichte – was Maja Langsdorff zufolge häufiger der Fall ist, als uns Glauben gemacht wird – ist es natürlich nicht nur Sex, dafür wäre der Preis zu hoch, den eine heimliche Liebe fodert. Für den Beginn derselben allerdings gehört die sexuell-erotische Anziehungskraft dazu, was daraus wird, geht dann immer darüber hinaus.
#6 ANTWORT
Je uninteressanter der Partner wird, je unlebendiger und starrer die Beziehung verläuft, umso reizvoller wird das Unbekannte, das uns in anderen Menschen begegnet, schreibt Robert Betz in Wahre Liebe lässt frei. Und hier kommt der Sex ins Spiel, denn er ist wesentlicher Bestandteil einer lebendigen Beziehung: Je unbefriedigender die sexuelle Beziehung wird, schreibt Betz, umso attraktiver wird die Möglichkeit, sich mit einem dritten Menschen zu treffen, zu dem man eine erotische Anziehungskraft spürt. Sex kann also seiner Meinung nach durchaus ein Grund für den Seitensprung sein – bei dem es dann demzufolge natürlich schon, zumindest am Anfang, um körperliche Liebe geht.
DAS SAGT DIE STATISTIK
Mit der Länge der Beziehung nimmt bei Frauen das Bedürfnis nach außerehelichem Sex ab, bei Männern dagegen weniger: Sie gehen häufiger in jungen und in sehr langandauernden Ehen fremd. Aha. Nun müsste man eigentlich das Alter der Fremdgeher dagegen halten und schauen, was unterm Strich herauskommt. Kann man aber schlecht machen. Denn, und das sollte man bei all den Statisken bedenken, es handelt sich bei dem heiklen Thema immer um Selbstauskünfte, bei denen man ja trotz der Untreue ein gutes Bild abgeben möchte. Manch einer wird also im Nachhinein sagen, es sei nur um Sex gegangen – etwa dann, wenn die Affäre unschön in die Binsen ging. Und andere, deren Seitensprung zunächst aus purer Lust initiiert wurde, dann aber in eine Beziehung überlief, werden wohl eher verschweigen, dass es erstmal nur der Sex war, der sie in die ehefremden Arme trieb. Bleibt festzuhalten: Sexuelle Anziehungskraft spielt bei Affären eine ziemlich große Rolle, ist aber nicht grundsätzlich Sinn und Zweck derselben.
Ich liebe einen vergebenen Mann – meint er es ernst mit mir oder bin ich nur ein Abenteuer
Ist Ihre Beziehung zu ihm wahre Liebe oder nur ein leidenschaftliches Strohfeuer?
Expertenantworten: 5 | Thema: Ich bin Geliebte
Von der heimlichen Affäre zur Beziehung
Müssen Sie nun ständig auf der Hut sein und misstrauisch das Verhalten des anderen unter die Lupe nehmen? Und was ist mit der Moral: Kann man sein Glück auf dem Unglück anderer aufbauen?
Expertenantworten: 5 | Thema: Ich habe eine Affäre
Unter welchen Umständen sollte ich meinen Seitensprung für mich behalten?
Wann ist es ratsam reinen Tisch zu machen und dem Partner von der Affäre beichten und unter welchen Umständen ist es klüger, den Seitensprung mit sich selbst auszumachen?
Expertenantworten: 6 | Thema: Ich habe eine Affäre