Unserer Buchtipp des Paartherapeuten Prof. Dr. Ulrich Clement
Wenn Liebe fremdgeht. Vom richtigen Umgang mit Affären
Kurzbeschreibung
Eine Affäre ist weder eindeutiges Indiz für eine unglückliche Beziehung. Noch bedeutet sie zwangsläufig das Ende der Zweisamkeit. Diese gewagte These stellt der prominente Paar- und Sexualtherapeut Ulrich Clement auf. Treue hat in Zeiten der seriellen Monogamie einen anderen Stellenwert. Das sei aber keinem Werteverlust in der Liebe geschuldet, behauptet Clement. Es sei vielmehr ein wichtiger Entwicklungsschritt auf dem Weg zu einem neuen Verständnis der Paarbeziehung.
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An wen richtet sich die Buchempfehlung?
Für Paare, die trotz Affäre zusammenbleiben wollen – aber nicht so genau wissen, wie sie das bewerkstelligen können. Und für solche Paare, die mit einem Seitensprung fertig werden müssen oder wollen. Wer seinen Partner betrogen hat oder betrogen wurde, steht immer vor der Frage: Wie geht es weiter? Anregungen, Möglichkeiten und Auswege vermittelt Ulrich Clements Sachbuch. Fremdgeher und Betrogene, aber auch Geliebte finden hier allerhand Ratsames in Sachen Liebesaffären.
Erkenntnisse aus diesem Sachbuch
Ist das Kind in den Brunnen gefallen, hilft Lamentieren nicht viel – nach einem Beziehungsbetrug muss man das Beste daraus machen. Man kann als Paar auch eine Partnerschaft leben, in der sich Affäre und feste Beziehung nicht per se ausschließen – das behauptet Ulrich Clement. Es kommt darauf an, klug mit der Liebesabweichung umzugehen. Untreue hat nämlich viele Gründe und ist nicht immer Symptom einer schlechten Beziehung. Respekt und Verständnis für alle Beteiligten ist nötig. Dann kann selbst der Liebesbetrug in der Beziehung erträglich werden.
Produktinformationen
- Titel: Wenn Liebe fremdgeht. Vom richtigen Umgang mit Affären
- Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
- Verlag: Ullstein Taschenbuch (12. Mail 2010)
- ISBN-10: 3548373364
- ISBN-13: 978-3548373362
- Preis: EUR 9,99
Ausführliche Beschreibung
Gut leben mit der Untreue
Sexuelle Untreue ist universell. Sie kommt in allen Schichten, Kulturen und Gesellschaften vor. Und fast überall wird sie sanktioniert. Dennoch, sagt Ulrich Clemens, ist die Untreue unausrottbar: Trotz aller Risiken und trotz der hohen emotionalen Kosten für alle Beteiligten lebt sie weiter.
Kein Grund zum Trübsalblasen, findet Ulrich Clement. Die Zahlen belegen nun mal, dass das Thema Untreue heutzutage äußerst relevant ist. Die Kunst bestehe nicht darin, Untreue kategorisch zu verteufeln. Sondern sie mit Anstand, Würde und Stil zu leben, wenn sie denn passiere. Sein Buch gibt hierfür Anregungen auf sehr hohem Niveau. Es ist weder Empfehlung zum Fremdzugehen, noch Aufforderung zu außerehelichen Seitensprüngen. Clements Ausführungen sollen vielmehr die Sicht von Betrügern und Betrogenen schärfen und zu einer sachlichen Auseinandersetzung mit einem zumeist recht unsachlichen Phänomen anregen.
Wer's glaubt: Scheinwahrheiten über Untreue
Zunächst räumt Clement mit einigem Unfug über Untreue auf. Dieser hätte häufig Mythencharakter und vereinfache ein sehr komplexes Geschehen. Seiner Erfahrung nach sind Affären mitnichten immer ein Beweis dafür, dass in der Kernbeziehung etwas nicht stimmt. Auch glückliche Ehepartner kann die Versuchung einer heißen Affäre treffen. Wer in einer zufriedenen Beziehung lebt, ist nicht pauschal vor Untreue sicher. Denn die Motive für Untreue sind so zahlreich wie wir Menschen individuell, nicht immer ist es Ehefrust.
Eine gelegentliche Affäre tut einer öden Ehe auch nicht unbedingt gut. Wer denkt, der ein oder andere Treueausrutscher schade nicht, irrt sich unter Umständen gewaltig. Denn wer sich durch eine Affäre einen aufregenden Ehe-Kick erhofft, geht ein saftiges Risiko ein. Er spielt mit mindestens einer Unbekannten – dem betrogenen Partner.
Die Untreue liegt den Männern in den Genen – auch dieses Liebesklischee hält sich hartnäckig. Obwohl es längst wiederlegt ist. Frauen sind mindestens ebenso gefährdet wie Männer, jede Spezies kennt promiske und treue Exemplare. Genauso wenig stimmt die Vermutung, der Betrogene trage eine Mitschuld, wenn sein Partner untreu wird.
Ulrich Clement warnt davor, zwischen guten und schlechten Motiven für Seitensprünge zu unterscheiden. Denn auch Treue könne niederträchtige Ursachen haben. Viel lohnender ist es aber, einen genaueren Blick auf die Phasen der Affäre zu werfen.
Das Dilemma der Monogamie
Vergessen Sie also die üblichen Meinungen über Untreue. Und schärfen Sie Ihren Blick für dieses komplexe Phänomen. Clements gute Nachricht lautet: Eine Affäre bedeutet nicht immer das Aus für die Liebe. Ganz im Gegenteil, sie kann auch den Weg ebnen für eine neue Qualität in der Kernbeziehung. Das erfordert jedoch ganz schon viel Mut, Einsicht und Verständnis.
Letzteres erweckt Clement mit seinen Ausführungen über die vermaledeite Monogamie. Unser Bedürfnis nach Geborgenheit und Sicherheit in einer exklusiven Zweisamkeit widerspricht dem tiefen Wunsch nach der Spannung und Fasziniation neuer Gefühle. Wir leben in einer Zeit der Endlichkeit, Paarbeziehungen sind zeitlich, inhaltlich und auch emotional begrenzt. Früher war das zwar auch so, sagt Clement. Da galten aber andere moralische Konventionen. Die Erfahrung, dass eine Liebe sich im Laufe des Lebens verändert und auch verschwinden kann, haben frühere Generationen auch gemacht. Der Unterschied ist, dass wir heute andere Konsequenzen daraus ziehen. Heute gilt nicht mehr »Bis dass der Tod euch scheidet.« Heute passt eher »Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben«.
Clement sieht darin keinen generellen Sittenverfall. Für ihn ist unser Bestreben, eine erfüllte Beziehung zu leben, eher Ausdruck einer lebensbejahenden Sehnsucht, die Trennungsschmerz in Kauf nimmt, um das Glück zu finden.