#1 ANTWORT
Ist Geliebte sein typisch weiblich? Das wollte auch die Psychotherapeutin Gerti Senger wissen. Ja, behauptet sie in ihrem Buch »Schattenliebe – Nie mehr Zweiter(r) sein«.Männer sehnten sich zwar ebenso wie Frauen nach sexueller Abwechslung und intensiven erotischen Erlebnissen. Aber das Phänomen der Schattenliebe sei weiblich. Den Grund dafür sieht Senger in den Geschlechterunterschieden biologischer aber auch soziologischer Art. Frauen seien abhängiger und gezwungenermaßen zu Beziehungsinvestitionen bereiter. Seine Wurzeln habe diese Grundprogrammierung auch in unserem evolutionären Erbe: Frauen bekommen die Kinder, sie sind während der Aufzucht der Kinder schlicht und ergreifend mehr auf eine stabile Beziehung angewiesen. Zudem würde ein Großteil der Frauen, die sexuelle Abwechslung suchen, zumindest unbewusst an die Möglichkeit einer Schwangerschaft denken. Die weibliche Koppelung zwischen sexueller Lust und Lust an der Fruchtbarkeit bringt eine Frau zwangsläufig in eine abhängige Position. Außerdem seien Frauen von Natur aus leidensfähiger als Männer, sie haben eine emotionale Opferbereitschaft, die sich auch in ihrer Bereitschaft, auf den Geliebten zu warten, niederschlägt. Zudem habe das Geliebtendasein auch etwas mit Unterwerfung zu tun: Der oder die Geliebte muss sich dem Zeitplan des anderen unerwerfen. Denn der (oder die) muss schließlich das Doppelleben auf die Reihe bekommen. Auch hier sind Frauen evolutionär vorbelastet: Sie sind eher bereit und vor allem fähig, ihre Bedüfnisse denen anderer unterzuordnen. Ein weiterer Grund dafür, dass Männer seltener als Geliebte ausharren, sieht Gerti Senger im männlichen Stolz begründet: Vorausgesetzt, ein Schattenmann liebt wirklich, dann verletzt es seinen Stolz, die Geliebte mit einem anderen teilen zu müssen. Während Frauen einen Mann für sich alleine wollen, weil es ihnen primär um die Beziehung geht, spielt bei Männern laut Senger das narzisstische Motiv eine größere Rolle: Sie wollen der Stärkere, das Alpha-Tierchen sein. Und nicht hinter dem Ehemann in zweiter Liebesreihe stehen.
#2 ANTWORT
Auch Maja Langsdorff sieht öfter die Frau in der Rolle der Geliebten. Nicht umsonst heißt ihr Buch zum Thema auch schlicht »Die Geliebte«. Als heimliche Dritte im Bunde, schreibt die Journalistin, gelte sie als bedrohliches Unwesen, dass einen Keil zwischen Eheleute treibt und Familien zerstört. Dass meistens Frauen im Schatten einer Ehe landen, führt Langsdorff darauf zurück, dass von alters her dem Mann außerehelichen Beziehungen eher zugestanden wurden als den Frauen. Außereheliche Techtelmechtel würden unter Männern mal als Kavaliersdelikt, mal als Potenzbeweis gehandelt. Nur in extrem konservativen Kreisen, so die Journalistin, seien auch beim Mann Affären Stein des moralischen Anstoßes. Frauen dagegen haben auch hier einen höheren Preis zu zahlen: Nimmt sich eine verheiratete Frau einen Lover, dann sei das in unserem staatlich verordneten System der Monogamie unentschuldbar. Ein Mann dagegen, der treu und ergeben als Geliebter darauf wartet, dass die Angebetete für ihn frei wird, macht sich in unserer männlich dominierten Gesellschaft eher ein wenig lächerlich. Denn er entspricht damit so gar nicht den üblichen Geschlechterklischees, die sich hartnäckig halten.
#3 ANTWORT
Frauen kennen es nicht anders. Darum sind sie auch, anders als Männer, bereit, aus Liebe zu leiden, etwa als langjährige Geliebte. Das schreibt Julia Kathan. Auch wenn Adam seiner Eva alles vorenthalte, was sie von ihm will, bleibt sie ihm treu und nimmt es hin, am ausgestreckten Arm zu verhungern. Das kann auch süchtig machen, weiß Julia Kathan. Das Bedürfnis danach, »Alles für ein bisschen Liebe«, so der Titel ihres Buches, zu geben, ist gerade bei Frauen recht ausgeprägt. Und hängt mit deren mangelndem Selbstwertgefühl zusammen. Denn Frauen, so Kathan, seien sich selbst oft keine Freundin, sie suchten masochistische Beziehung und die Liebe dort, wo sie eigentlich gar nicht zu finden ist.
#4 ANTWORT
Es gebe Frauen, die durchaus zufrieden in der Rolle der Geliebten sind, meint Wolfgang Krüger in »Das Geheimnis der Treue«. Oft handele es sich um Frauen, die ihre Freiheit lieben und sie nicht opfern wollen für eine Beziehung. Aber das prädestiniert Frauen ja nicht gleich für das Geliebtendasein. Vor allem Frauen, die über 45 Jahre alt sind, blieben oft freiwillig in der Zweitposition neben einem verheirateten Mann. Aber neben diesen Damen, die augenscheinlich mit der Sitaution zufrieden sind, gibt es eben auch jene, die unversehens in die Lage geraten. Und da seien Frauen, so Krüger, eindeutig gefährdeter als Männer: nämlich die Rolle der Nr. 2 auszuhalten. Einen möglichen Grund sieht Dr. Wolfgang Krüger in der weiblichen Fähigkeit, Kränkungen zu ertragen und auch dort mit voller Leidenschaft zu lieben, wo der Mann offensichtlich zögert. Die Geliebte ist bereit, immer mehr zu investieren, als sie letzlich bekommt. Männern fehlt diese emotionale Freigiebigkeit eher – sie wollen irgendwann auch wirklich etwas zurückhaben und sind bisweilen in Liebessituationen, auch als Geliebter, pragmatischer.
#5 ANTWORT
Vielleicht hängt es ja auch damit zusammen, dass Frauen mit Kränkungen anders umgehen als Männer. Eine der großen Kränkungen, schreibt die Psychologin Bärbel Wardetzki in »Ohrfeige für die Seele«, erleben wir, wenn unsere Liebe von anderen zurückgewiesen wird. Wer in der Rolle der oder des Geliebten ist, erfährt ständig solche Zurückweisungen: Er oder sie muss sich mit wenig Zeit, wenig Aufmerksamkeit und der Rolle des illegitimen Zweitpartners begnügen. Auch wenn es sich nicht verallgemeinern lässt, gibt es hier bisweilen einen Unterschied zwischen den Geschlechtern: Männer sind durch Erziehung und Geschlechterrolle eher auf Kampf programmiert und reagieren auf Kränkungen mit Wut – sie können ihre Situation als zurückgesetzter Geliebter eher beenden, weil sie dem als Kränkung erlebten Liebesverhältnis aktiv entgegentreten. Frauen neigen eher dazu, den Grund bei sich zu suchen: Ich bin nur seine Geliebte, weil ich nicht attraktiv genug, intelligent genug oder häuslich genug bin. Diese bei Frauen häufiger vorkommenden Selbstzweifel können auch eine Erklärung dafür sein, dass es mehr weibliche Geliebte gibt: Sie begnügen sich eher mit dem Status als Zweitfrau, weil sie glauben, etwas anderes stünde ihnen nicht zu.
DAS SAGT DIE STATISTIK
Gesicherte Zahlen über die Geliebte gibt es kaum. Eine Statistik der Gesellschaft für erfahrungswissenschaftliche Sozialforschung (Gewis) zählt jedoch drei Millionen in Deutschland. Auch in der Literatur, in Film und Fernsehen sind die weiblichen Geliebten überrepräsentiert. Das mag viele Gründe haben, einer liegt sicherlich darin, dass Frauen gemeinhin mit ihren Gefühlen anders umgehen als Männer. Die sind offensichtlich seltener bereit, als aussichtslos Liebende eine Beziehung im Abseits zu führen. Weil ihr Selbswertgefühl ausgeprägter ist, weil sie stolzer sind, weil ihre Opferbereitschaft nicht so groß ist wie die der Frauen. Pauschalisierungen verbieten sich auch hier – bedenkt man vor allem, dass Männer insgesamt auch etwas weniger mitteilsam sind. Frauen sprechen offener über ihr Liebesleben und geben eher zu, dass sie nur Geliebte sind. Ein Mann wird diesbezüglich vielleicht ein wenig zurückhaltender sein. Denn das Geständnis, Geliebter einer vergebeben Frau zu sein, mag doch am männlichen Ego kratzen.
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