Viele haben sie, nicht alle verwirklichen sie – was tun, wenn die Lust auf Fremdsex kommt? Pro und Contra gibt's hier, wir haben wichtige Argumente gesammelt.

Ehemann ruft an

Heimlich, offen oder gar nicht?
3 Arten, mit der Lust auf Fremdgehen umzugehen

Zwei Drittel aller Deutschen können es sich vorstellen, jeder Zweite tut's sogar: Fremdgehen ist in Beziehungen ein großes Thema. Wer trotz Partnerschaft Lust auf fremde Haut hat, steht vor der schwierigen Frage, wie er mit dieser Sehnsucht umgehen soll.

Wer von sich sagt, er habe in einer festen Beziehung noch niemals die Sehnsucht nach Fremdsex verspürt, ist zu beneiden – oder ein Schwindler. Das zumindest behauptete die französische Psychologin Maryse Vaillant, † 2013. In ihrem Buch »Les hommes, l'amour, la fidélité« (Die Männer, die Liebe, die Treue) schreibt sie, Männer zumindest seien von Natur aus darauf gepolt, mit anderen Frauen zu schlafen – in der Fantasie aber auch in der Realität. Nur ein polygames sei auch ein gesundes Leben für den Mann.

Und was sagen die Männer selbst dazu? 20 Prozent der Befragten gaben in einer GfK-Umfrage für die »Apotheken Umschau« zu, sie könnten sich einen Seitensprung in einer festen Beziehung vorstellen. Diesen Geständigen stehen also nach Ansicht von Maryse Vaillant rein theoretisch 80 Prozent gegenüber, die nicht ganz aufrichtig sind, was ihre Lust auf Sex mit einer anderen Person anbetrifft. Die Frage ist für viele vielleicht weniger, ob sie das Bedürfnis nach einem sexuellen Abenteuer haben, sondern vielmehr, wie sie es irgendwann in die Tat umsetzen: heimlich, offen? Oder doch besser gar nicht? Wir beleuchten mal Pro und Contra.

1. Art: heimlich fremdgehen
Psst… Genießen und schweigen –

Es passiert, es macht Spaß, es bedeutet nichts weiter – Seitensprünge, die so ablaufen, sind vielleicht wirklich besser in Ihrer Geheimnisschatulle aufgehoben. Ebenso wie Ausrutscher, in die Sie nach einer feuchtfröhlichen Party schlittern, oder kleinere Knutschaffären. Wer in einem Ausnahmemoment schwach geworden ist, hat zwar (wie alle anderen auch) nicht automatisch das moralische Recht auf seiner Seite, aber reichlich triftige Gründe, den Seitensprung vor dem Partner geheimzuhalten. Oder etwa nicht?

Pro: Verschweigen kann die respektvollere Art sein

Buchcover: Wenn Liebe fremdgehtEs gibt Untreuefälle, in denen es sehr gut sein kann, den Mund zu halten. Ulrich Clement etwa ist ein Verfechter der Verschwiegenheit. Packt der Seitenspringer aus, bringt er dadurch alle Beteiligten in eine schwierige Situation, schreibt Clement in Wenn Liebe fremdgeht. Offenheit könne manchmal mehr schaden als nutzen. Wer meint, dem anderen alles beichten zu müssen, nimmt nicht nur Ärger und Kummer in Kauf, sondern verletzt seinen Partner auch gewaltig. Denn der muss die Details erstmal verdauen.

Und warum wollen Sie den Seitensprung überhaupt gestehen? Manche, so Clements Vermutung, tun dies auch aus nicht besonders edlen Beweggründen. Etwa, um das schlechte Gewissen zu erleichtern, Vergebung für den Seitensprung zu kassieren oder dem anderen bewusst weh zu tun, um ihm ein Liebesvergehen heimzuzahlen.

Die Schweigeoption sollten Sie auch in Erwägung ziehen, wenn Sie Ihren Partner aufrichtig lieben – auch wenn er Ihnen nicht die komplette Sexerfüllung bringt. Auf Verständnis können Sie schlecht bauen, eine Beichte könnte Ihre Beziehung zerstören. Clements Rat: Wägen Sie vor einem Geständnis genau ab, was es bringt. Würdevoll zu lügen, kann besser sein als brutal zu gestehen. Und: Es kann rücksichtsvoller und sogar liebevoller sein, dem Partner die Affäre ganz zu verschweigen. Mal abgesehen davon, dass es entscheidend für den Fortgang Ihrer Beziehung sein könnte.

Contra: Ganz heimlich? Geht nicht immer gut

Buchcover: Das Geheimnis der TreueVorsichtig sei der Mensch, verschwiegen – und gut ist? So einfach ist die Sache nicht. Dr. Wolfgang Krüger etwa behauptet, ein Seitensprung würde immer etwas verändern, ganz gleich, wie unbemerkt er abläuft. Auch eine heimliche Affäre wäre immer eine Belastung für eine Liebesbeziehung, schreibt er in Das Geheimnis der Treue. Denn kleine und mittlere Risse würden sich durch den Seitensprung vertiefen, man ziehe Energien von der Beziehung ab, investiere weniger. Das merkt dann auch der andere – laut Krüger ist das dann nämlich so, als würde man neben dem Job im eigenen Betrieb noch parallel ein Konkurrenzunternehmen aufbauen. Meist fliege der Seitensprung dann sowieso auf, meint Krüger, selbst wenn der untreue Partner alles dafür tut, ihn zu vertuschen.

Dafür sprechen auch die Ergebnisse der Theratalk-Studie: Sie ermittelte, dass 48 Prozent der Männer und 53 Prozent der Frauen die Untreue ihres Partnerns bereits geahnt haben. Das Verhalten des Partners, sein Auftreten, sein Aussehen – irgendetwas hat Hinweise darauf geliefert, dass was im Busch ist. Selbst beim intensiven Bestreben, Geheimhaltung zu wahren, kann immer etwas durchsickern. Und wenn wer vermutet, dass der andere eine Affäre hat, findet demzufolge die Untreue auch mit größerer Wahrscheinlichkeit selbst heraus – das wiederum bleibt ebenfalls nicht ohne Konsequenzen. Denn, so die Theratalk-Studie, Betrogene vertrauen dem fremdgehenden Partner deutlich mehr, wenn er den Seitensprung selbst gebeichtet hat. Kam er auf andere Art heraus, ist der Schaden für die Beziehung meist sehr groß.

Gefangen in einer sexlosen Ehe?
Hier finden Sie prickelnde Abwechslung mit Hilfe von
Seitensprungagenturen

2. Art: offen fremdgehen
Raus damit… das Recht auf Fremdgehen

Nach einigen Jahren lässt die sexuelle Anziehungskraft nach, Gewohnheit und Alltag lassen das Sexleben verkümmern, ewige Leidenschaft ist ein Mythos – jaja, wir kennen diese Unkenrufe. Und auch die Folgen: Viele Menschen gehen fremd, um Ihr Bedürfnis nach leidenschaftlichen Begegnungen zu befriedigen. Klingt das vielleicht egoistischer, als es eigentlich ist? Und trägt nicht jeder Mensch die Verantwortung für seine eigenen Wünsche und Sehnsüchte? Ob ihm das gleich das Recht gibt, sich woanders das zu holen, was er in der Beziehung nicht bekommt, sei mal dahingestellt. In einer Partnerschaft trägt man ja auch irgendwie Verantwortung für den anderen. Schwierige Sache.

PRO: Wer den anderen liebt, gönnt ihm Fremdsex

Buchcover: Lob der offenen BeziehungWarum eigentlich soll man einem Menschen, den man liebt, missgönnen oder sogar verbieten, mit anderen Menschen aufregende Erotikerlebnisse zu haben? Das fragt sich der Philosoph Oliver Schott. In seinem Buch Lob der offenen Beziehung stellt er Monogamie grundsätzlich infrage. Dieses Treuemodell findet er sogar verlogen: Die wenigsten von uns sind doch wirklich monogam, die meisten haben mehrere Beziehungen, nur eben hintereinander.

Dass man nur eine Person zur gleichen Zeit lieben könne, sei keine These, sondern eine gesellschaftlich vorgegebene Regel. Treue wird so zum Liebesverhinderer, Monogamie beschränkt uns, indem sie uns andere Erfahrungen als die mit dem eigenen (aktuellen) Partner unertsagt. Außerdem macht sie uns unfrei, meint Schott. Vor allem in Bezug auf Sex: Ist der in der monogamen Beziehungen mies, müssen wir das hinnehmen, oder diese Liebe halt beenden. Schott spricht sich hier für ein Umdenken aus: Offene Beziehungen seien eine Alternative, darin könne man auf ehrliche und angemessene Art Bedürfnisse ausleben – ohne den Partner verlassen, belügen oder betrügen zu müssen.

Buchcover: Was Paare zusammenhält: Warum man sich riechen können muss und Sex überschätzt wird von Werner BartensLügen ziehen sowieso weitere Lügen nach sich, wer eine Affäre verheimlichen will, geht einige Risiken ein – und tut sich und dem Partner damit womöglich nicht besonders gut. Werner Bartens etwa verweist in »Was Paare zusammenhält« auf Untersuchungen, die belegen: Wer den Partner heimlich betrügt, legt ein anderes Risikoverhalten an den Tag. Solche Fremdgeher haben wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge häufiger ungeschützten Sex. Wer sich gegenseitige Treue geschworen und dann eine Affäre habe, sei anfälliger für Infektionen, als Menschen, die in offenen Beziehungen leben – ihr Bedürfnis nach Fremdsex also ehrlich ausleben.

Contra: Untreue mit Ansage ist auch keine Lösung

Buchcover: Das Geheimnis der TreueWolfgang Krüger hält offene Beziehungen für kein wirklich glückselig machendes Modell. Theoretisch klinge das ja ganz gut, praktisch werde ein Arrangement, bei dem beide einander sexuelle Außenbeziehungen zugestehen, oft problematisch. Weil es eine der Kernfragen der Liebe berühre, schreibt Krüger in Das Geheimnis der Treue: nämlich wie Partnerschaft und Sex zusammengehören. Wird Sex ausgelagert, kommt es diesbezüglich zu einer komplizierten Trennung – dabei wollen die meisten Menschen Erotik erleben mit dem Menschen, den sie lieben. Ohnehin hält Krüger die Gefahr für gegeben, dass bei offenen Beziehungen einer auf der Stecke bleibt, weil er oder sie nicht ganz so locker mit der Situation umgehen kann.

Außerdem, darauf weist Krüger hin, spiele hier Eifersucht eine nicht zu unterschätzende Rolle. Die offene Ehe hält Krüger für sehr instabil – fast immer sei in dem Beziehungsdreieck ein Beteiligter sehr unzufrieden.

Buchcover: Emotionale ErpressungNatürlich können Sie Ihrem Partner einfach offen mitteilen, dass Sie erotische Abwechslung außerhalb der Kernbeziehung suchen – ganz gleich, ob der andere auch das Bedürfnis danach verspürt. Wenn Sie so ein offenes Fremdgehen anpeilen, müssen Sie gewaltig aufpassen, nicht zum emotionalen Erpresser zu werden. Das sind Sie der amerikanischen Psychologin Susan Forward zufolge dann, wenn Sie mit Untreue drohen, weil Ihr Partner Ihnen nicht genug Sex gibt oder Sie innerhalb der Beziehung unbefriedigt sind. Zwar mögen Sie das dann als faire Nummer sehen – schließlich haben Sie Ihrem Partner ja vorab reinen Wein eingeschenkt –, der andere könnte dies aber in der Tat als Erpressungsversuch verstehen, schreibt Forward in Emotionale Erpressung.

3. Art: gar nicht fremdgehen
Verkneifen Sie es sich

Manchmal, da würde ich schon ganz gerne….gehören auch Sie zu den Menschen, die in ihrer Fantasie attraktive Fremde antreten lassen, um mit diesen verführerische Gestalten ganz neue sexuelle Höhen zu erreichen? Dann sind Sie in bester Gesellschaft: Umfragen bestätigen, dass die Mehrzahl aller Deutschen Sexfantasien haben – aber nicht jeder lässt sie Wirklichkeit werden. Wer sich die Lust auf Fremdsex verkneift, hat seine Gründe: Mancher traut sich einfach nicht, fremdzugehen, ein anderer hat moralische Skrupel, dem nächsten fehlt schlicht und ergreifend die Gelegenheit dazu. Aber ist es wirklich eine Möglichkeit, mit erotischen Sehnsüchten umzugehen?

Pro: Nicht jeder Wunsch muss Wirklichkeit werden

Vorstellen können Sie sich vieles – aber machen müssen Sie es deswegen noch lange nicht. Wer seinen Partner liebt, der macht sich schöne Gedanken, lässt es aber dabei bleiben. Auch wenn das in gewisser Weise Verzicht bedeutet. Vielleicht ist es ja ein Trost, zu wissen, dass die wenigsten Paare mit ihrem Sexleben rundum zufrieden sind. Die Paartherapeutin Julia Onken hat per Umfrage herausgefunden, dass nur läppische 9 Prozent der Frauen und 7,5 Prozent der Männer finden, dass der Beziehungssex ihren Wünschen und Erwartungen entspricht. Der Rest bleibt unbefriedigt und sehnt sich nach erotischer Abwechslung, ungeachtet der eigentlichen Beziehungsqualität.

Buchcover: Die Kirschen in Nachbars Garten Aber auch wenn das Sexleben zufriedenstellend ist, kann der Wunsch nach erotischen Erlebnissen mit anderen bestehen. Onken schreibt in Die Kirschen in Nachbars Garten, die meisten Menschen hätten irgendwann Lust auf Fremdsex. Ihren Recherchen zufolge fantasieren 30,5 Prozent der Männer und 15,5 Prozent der Frauen oft ihre sexuellen Wünsche mit anderen Personen. Dabei belassen sie es dann aber auch – denn man muss nicht jedem Impuls nachgeben. Zumal es mit Wünschen so eine Sache ist: Nicht jeder, der in Erfüllung geht, wird auch zu einer Erfüllung. Das Risiko, dass Sie für eine Fantasie Ihre reale Beziehung opfern, müssen Sie einkalkulieren.

Contra: Ein Seitensprung kann Wichtiges in Gang setzen

Buchcover: Der Schlüssel zur TreueUntreue ist immer ein Problem in einer Beziehung, egal, wie Sie damit umgehen. Das meint Hans Jellouschek. Wenn Sie mit Ihrem Partner in Ihrer Beziehung in einem konstruktiven Prozess geblieben seien, dann hält Jellouschek die Wahrscheinlichkeit, dass Ihnen eine dritte Person sexuell zur Versuchung wird, für eher gering, wie er in seinem Buch Der Schlüssel zur Treue schreibt.

Aber der unbedingte Wille zur Treue kann auch zum Fallstrick werden – weil das Bedürfnis nach Fremdsex vielleicht Folge von massiven Beziehungsdefiziten ist, die sich so Ausdruck verschaffen. Manchmal könnte ein Seitensprung so auch eine Art Ausbruchsversuch sein, weil der Wunsch nach unbedingter Treue mit dem Wunsch nach Selbstverwirklichung, auch in sexuller Hinsicht, in Konflikt gerate.

Die kompromisslose Einhaltung der Treue sei manchmal sogar geradezu fehl am Platze, schreibt Jellouschek. Denn dies würde eine weitere Entwicklung der Partner und ihrer Beziehung unmöglich machen. Dagegen erweise sich das Brechen des Treuegelübdes im Nachhinein bisweilen als hilfreich oder sogar notwendig: Damit Entwicklung aus Stagnation und Erstarrung wieder in Gang komme.

Fazit: Verheimlichen oder auspacken? Sie müssen entscheiden!

Es gibt sie, die Lust auf Fremdsex. Und vielleicht ist die Sehnsucht nach erotischer Abwechslung grundnormal in Beziehungen. Womöglich müssen wir uns damit abfinden. Vielleicht aber auch nicht. Und wenn wir nicht bereit sind, auf guten aufregenden Sex zu verzichten, müssen wir das selbst verantworten – und auch die Folgen bedenken, die unser Umgang mit Seitensprüngen hat.

Buchcover: Lob der Untreue Liebesbetrug, der gebeichtet wird, mag zwar ein Akt der Ehrlichkeit sein, aber zugleich auch ein wahrer Dolchstoß – wer erfährt schon gerne, dass der andere Fremdsex hatte? Wahrhaftigkeit, so sieht es der Philosoph Franz-Josef Wetz, sei für zwischenmenschliche Beziehungen zwar ohne Frage unverzichtbar. Aber manchmal seien eben auch Lügen gerechtfertigt, schreibt er in Lob der Untreue.

Wann was angebracht ist, müssen Sie selbst entscheiden. Als Entscheidungshilfe sind hier noch mal zusammengefasst wichtige Argumente:

  • Bedeutungslose One-Night-Stands sollten besser verschwiegen werden
  • Viele Menschen ahnen die Untreue Ihres Partners – auch wenn der sie geheimhält.
  • Heimliche Liebschaften machen sich meistens irgendwie bemerkbar – am Verhalten oder Aussehen des Untreuen.
  • Wer seinen Seitensprung selbst gesteht, hat bessere Chancen, das Vertrauen des Partners wiederzugewinnen.
  • Nicht jede kleine Affäre bedeutet das Beziehungsaus.
  • Beichten aus schlechtem Gewissen ist für den betrogenen Partner eine große Belastung.

Lesen Sie auch ...

Verlaufen – Seitensprung gesucht? Wir haben es im Laufe der Jahre aufgegeben, Suchende aufhalten zu wollen. Hier geht es zum Vergleich der TOP-Fremdgeh-Portale