In vielen deutschen Schlafzimmern spielt sich genau das Abend für Abend ab, man hat's zwar nett miteinander, kann genau so rumlaufen und liegen wie man möchte, aber sexmäßig herrscht bei vielen nach einiger Zeit eher tote Hose. Auch wenn man sich prima versteht, den gleichen Geschmack hat und alles in allem mit dem Partner glücklich ist – ein bisschen mehr Aufregung im Bett wünschen sich viele Deutsche, das belegen Studien: Rund 61 Prozent der Männer und 50 Prozent der Frauen hätten gerne häufigeren Geschlechtsverkehr, jede zweite sexuell unzufriedene Frau würde sogar mit einem anderen Mann ausprobieren, ob er sich in erotischer Hinsicht mehr Mühe gibt und über 24 Prozent aller deutschen Männer vermissen Abwechslung in ihrem Liebesleben. Wer sich also selbst in einer festen Beziehung nach mehr Action im Schlafzimmer sehnt, ist zumindest in Deutschland keineswegs allein.
Bei Eva (36) war es nach drei Jahren soweit. »Wir hatten eine echt stürmische Anfangszeit, da konnten wir nicht mal 10 Minuten nebeneinander sitzen, ohne uns auszuziehen. Aber als wir zusammen gezogen waren, wurde es plötzlich langweiliger, es war irgendwie immer das gleiche«, erzählt die Bürokauffrau. Eine tiefe Verbundenheit sei zwar da gewesen, gemeinsame Hobbys und ein großer Freundeskreis sorgten für Abwechslung im Alltag. »Aber im Bett fehlte mir was«, gesteht Eva. Gespräche darüber mit ihrem Freund waren kaum hilfreich und auch der Versuch, durch aufregende Dessous mehr Erotik ins Spiel zu bringen, brachte wenig. Auf einem Mädchenabend in der Kneipe lernte Eva dann Mark kennen – und schlagartig war es da, das Kribbeln im Bauch. Und dann kam der Seitensprung, spontan, ungeplant und richtig gut. »Es war eine einmalige Sache, aber mich hat's beflügelt.« Das schlechte Gewissen war da, aber plötzlich auch wieder das erotische Interesse am Partner. »Ich habe meinen Freund auf einmal wieder mit anderen Augen gesehen, nicht mehr so selbstverständlich und langweilig.« Für Eva war der Ausrutscher, der Kick nebenbei ein erotischer Glücksfall, kein Trennungsgrund.
Erotischer Einheitsbrei versus sexuelle Kraftnahrung
Selbst in den besten Beziehungen kann es vorkommen, dass das tägliche Liebeseinerlei fade wird. Wer immer Champagner trinkt, bekommt auch irgendwann mal Lust auf ein ganz ordinäres Bier. Ein normales Sexleben schützt also auch nicht unbedingt vor ausscherenden Trieben. Das ist keineswegs auf jeden Fall und immer Zeichen einer schlechten Beziehung, das Bedürfnis nach Abwechslung im Bett ist eigentlich ganz natürlich. Mit der Zeit stumpfen wir auch in erotischer Hinsicht mit dem gleichen Partner ab, man gewöhnt sich an den regelmäßigen Verkehr, Gewohnheiten schlagen durch, Neues lässt sich schwer umsetzen. Man reagiert nicht mehr so aufeinander wie in der Anfangszeit, das Repertoire an Verführungskünsten ist längst ausgeschöpft, man entwickelt innerlich eine Art Fahrplan fürs Bett, wie man's wann gerne hat. Wer behauptet, noch nie sexuelle Phantasien gehabt zu haben und sich nie insgeheim vorgestellt zu haben, das Bett mit einem aufregenden Fremden zu teilen, lügt. Unsere diesbezügliche Vorstellungskraft ist ein regelrechter erotischer Motor, kann sogar altgedienten Beziehungen neues Feuer geben. Aber von der imaginierten Szene zum Seitensprung ist es ein weiter Weg, den sich viele zurecht scheuen zu gehen. Dieser Artikel hat 3 Seiten. Lesen Sie auch . . .Seite 1: Abwechslung im Bett: Raus aus der Gewohnheit – rein ins Abenteuer
Seite 2: Wieviel Sex braucht Liebe?
Seite 3: Wo endet der Ausrutscher und wo beginnt der Betrug?