Unser biologisches Programm
Mutter Natur hat Männlein und Weiblein mit unterschiedlichen Strategien ausgestattet. Ist der Mann theoretisch in der Lage tausende Nachkommen zu zeugen, können Frauen hingegen in der Regel ein Kind pro Jahr gebären. Die männliche sexuelle Motivation ist somit nach Ansicht von Dr. Dietrich Klusmann, Evolutionspsychologe an der Hamburger Universität, geprägt von den geringen "Kosten"einer Samenspende und der "Gefahr", nicht der Vater des Kindes zu sein bzw. der unterbewussten Angst, evtl. nicht selbst die eigenen Gene gestreut zu haben. »Die weibliche sexuelle Motivation ist dagegen geprägt vom Bedürfnis nach einem möglichst qualitativen Sexpartner, denn a) sollen die wenigen Schwangerschaftsmöglichkeiten dazu führen, dass der Nachwuchs beste genetische Voraussetzungen fürs Leben mit sich bringt und b) muss möglichst sichergestellt sein, dass ein hilfreicher Vater für die Unterstützung bei der Aufzucht zur Seite steht.« Daraus lässt sich ableiten, dass bei Männern die Quantität und für Frauen die Qualität zählt.Die Argumente der Wissenschaftler sind zwar unromantisch, aber bestechend logisch. Für die Evolutionsbiologen steht damit fest, dass selbst die romantischen Beziehungen des Menschen zum Teil aus genetischen Interessenkonflikten hervorgehen. Aus Sicht der Evolutionsforscher ist das kein Wunder. Es ist bewiesen, dass Beziehungen von zwei Menschen meist nur so lange gut funktionieren, wie es dauert, ein Kind aufzuziehen.
Bei Eisprung droht Seitensprung
So verlieren Frauen nach einigen hundert Runden in der heimischen Liebesgrotte die Lust. Entweder hat es mit dem Nachwuchs immer noch nicht geklappt oder er ist bereits da, und es macht Sinn, sich nach einem anderen Samenspender auf die Suche zu machen, der vielleicht einen überlebensfähigeren Nachwuchs zeugen kann.Dabei ist die Evolution der Frau besonders hilfreich: Der verdeckte Eisprung. Die meisten Frauen merken Ihren eigenen Eisprung nicht mal, aber unser Unterbewusstsein erkennt den Zeitpunkt sehr wohl. So belegen Studien, dass bei Frauen während ihrer fruchtbaren Tage ein wesentlich höheres Aufkommen an Fremdgeh-Fantasien zu registrieren ist als an unfruchtbaren Tagen . Das führe dazu, dass Frauen sich in der "fruchtbaren" Zeit besonders gern schick machen und etwas unternehmen. Männer, die den Duft einer Frau in den fruchtbaren Tagen anscheinend wahrnehmen können, sind in dieser Zeit anfälliger für deren Reize. So droht bei Eisprung also erhöhte Seitensprung-Sehnsucht.
»Mama's Baby - Papa's maybe«
Das bringt den Mann in eine verehrende Situation. Um sicherzustellen, dass der Nachwuchs von ihm selbst ist, versucht der Mann potenzielle Konkurrenten abzuschirmen, indem er z.B. möglichst oft mit seiner Partnerin Sex hat. Denn biologisch gesehen, kann sich der Mann selbst bei einer festen Partnerin nie sicher sein, ob er auch der Vater der Nachkommen ist. Für die Frau hingegen ergibt sich aus evolutionärer Sicht bei einer Schwangerschaft ein Vorteil, da Spermien verschiedener Männer im Körper der Frau konkurrieren. So gelangt nur jenes Spermium, das sich gegen die Spermien anderer Männer durchgesetzt hat, zur Befruchtung. Dies ist von Vorteil für die Frau, weil sie darauf vertrauen kann, dass das »beste« und offensichtlich gesündeste Spermium ihre neun Monate lange Schwangerschaft auslöst.Der Mann hingegen möchte vermeiden, dass Energie für Nachkommen eines Konkurrenten verschwendet wird. Während der Mann also vor allem bei der körperlichen sexuellen Untreue der Frau viel zu verlieren hat, hat die Frau eher bei der emotionalen Untreue des Mannes zu leiden. So sind einzelne Seitensprünge des Mannes - rein körperlich betrachtet - für die Frau verkraftbar. Gefährlich wird es jedoch, wenn aus einem Seitensprung eine Affäre wird, und der Mann als Versorger des eigenen Nachwuchses auszufallen droht.
Laut genetischen Studien sind bis zu zehn Prozent aller Kinder nicht von dem Mann, der der Vater zu sein glaubt. Der genetisch unbewusste Auftrag für den Mann lautet also wie festgestellt: oft mit der Partnerin kopulieren, um sich gegen das etwaige Samengut der Nebenbuhler durchzusetzen. Diese genetische Reaktion hat auch Auswirkungen auf den Sex der Partner. So hat eine Studie des Hamburger Wissenschaftler Dietrich Klusmann ergeben, dass bei 60 bis 80 Prozent der Männer die Lust nach Sex unabhängig von der Dauer der Beziehung konstant bleibt. 60 Prozent der Frauen hingegen wollen zu Beginn der Beziehung zwar ebenfalls häufig Sex, doch fällt der Wert nach 20 Jahren Beziehung auf 20 Prozent zurück.
Dieser Artikel hat 2 Seiten. Lesen Sie auch . . .Seite 1: Sind unsere Gene auf Geilheit programmiert und nur zur Treue erzogen?
Seite 2: Partnerwahl: Wählen Frauen nach Status und Männer nach Attraktivität?