Untreue: Die häufigsten Gründe fürs Fremdgehen

Streitgespräch über den Seitensprung

Mythos Fremdgehen entschlüsselt: 11 Gründe für den Ausbruch

Es gibt eine typische Situation, die sich zigtausendfach in Deutschland abspielt, über die aber kaum gesprochen wird. Dabei zeigt sie auf anschauliche Weise, worum es beim Thema Seitensprung geht. Er sagt zu seinem besten Kumpel: »Och Mist, meine Frau hat kein Interesse mehr an Sex.« Sie sagt zu ihrer besten Freundin: »Och Mist, mein Mann kapiert nicht, dass ich einfach nur mal wieder richtig gevögelt werden will.«

Huch, so einfach ist das? Keine mysteriösen Ursachen, die mit allerlei geheimen Sehnsüchten zusammenhängen? Doch, die gibt es natürlich auch. Wenn darüber zu wenig oder gar nicht kommuniziert wird, bleibt der Sex auf der Strecke. Und aus dem o.g. Missverständnis wird ein konkretes Alibi für einen Ausbruch aus der Beziehung.

Danach finden sich die meisten Fremdgeher und Betrogenen unversehens in einer emotionalen Ausnahmesituation wieder, verstricken sich in Schuldvorwürfe, Gewissensbisse oder Lügen und verschließen die Augen vor den wahren Gründe für den Ausbruch. Der oder die Betrogene ist verletzt, der Fremdgeher entweder frisch verliebt oder von Zweifeln geplagt, und der Vertrauensbruch tut weh. Dabei gibt es eine Frage, die diesen Zustand auflösen könnte. Es kostet aber Überwindung, sie zu stellen: Wurde der Vertrauensbruch wirklich durch das Fremdgehen verursacht? Oder bestand er schon vorher und führte überhaupt erst zum Seitensprung?

Betrachten wir uns einige typische Fremdgeh-Gründe

Grund Nr. 1: Guter Sex ist Timingsache

Die Studie des Projektes »Theratalk« an der Georg-August-Universität in Göttingen ergab, dass 76 Prozent der untreuen Männer und 84 Prozent der fremdgegangenen Frauen, die unerfüllte sexuelle Sehnsucht sie in die Arme eines Fremden getrieben habe. Hierzu muss man wissen: Rein biologisch gesehen erleben Männer ihre sexuell aktivste Phase um die 30 und bauen danach langsam, aber kontinuierlich ab. Frauen dagegen laufen oft Anfang bis Mitte 30 zur sexuellen Höchstform auf und stürzen erst mit dem Beginn der Wechseljahre in eine vorübergehende »Trockenphase«. Bleibt ein gemeinsames Zeitfenster von? Genau: wenigen Jahren, in denen männliche sexuelle Aktivität und rasant steigende weibliche Lust ungefähr gleich intensiv sind. Das Problem ist, dass Männer oft nicht damit klarkommen, ihre Libido sachte schwächeln zu sehen, während die Partnerin gleichzeitig zum unersättlichen Vamp wird. Das Gefühl von Unzulänglichkeit und allerlei Selbstzweifel stellen sich ein. Und statt darüber mit der Partnerin zu kommunizieren, verlagert »Mann« das Problem nach außen und kompensiert es mit Seitensprüngen. Ohne es zu lösen, versteht sich.

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Grund 2: Kleine Aufmerksamkeiten erhalten die Lust!

Für 53% aller befragten Frauen und 50% aller Männer steht fehlende Aufmerksamkeit des Partners bzw. der Partnerin ganz oben auf der Hitliste der Fremdgeh-Gründe. Das klingt so banal, dass man es kaum glauben möchte, ist aber wahr. Komplimente, kleine Geschenke, Bewunderung, klar formulierter Respekt, all das erzeugt ein Gefühl von Anerkennung und Begehrtwerden, von Umworbenwerden. Genau das wirkt zu Beginn einer Beziehung oder einer Affäre wie ein starkes Aphrodisiakum. Was man einer Neuerwerbung im Überfluss schenken kann, sollte doch für den eigenen Partner nicht zu schade sein, oder?

Grund 3: »Liebling, ich kann einfach nicht anders«

Mitnehmen was geht. Jagdinstinkt. Trophäensammlung. Sexsucht. Es gibt allerlei Bezeichnungen für notorisches Fremdgehen, aber nur eine einzige Ursache: extreme Unsicherheit. Bei Männern und bei Frauen gleichermaßen. Die Gier nach sexueller Bestätigung durch immer neue Sexpartner ist in fast allen Fällen kein Symptom eines Beziehungs-Defizits, sondern deutet auf mangelndes Selbstwertgefühl des Seitenspringers hin. Erstaunlicherweise merkt man ihm das im Alltag gar nicht an. Hier hilft keine Beziehungsarbeit, sondern nur fachkundige Hilfe – oder eine Trennung, wenn die Vorstellungen von Beziehung und Treue gar zu weit auseinander liegen.

Grund 4: Zärtlichkeit im Alltag? Nö, keine Zeit

Manche Beziehungen entwickeln sich aufgrund von Alltagsproblemen langsam zu einer Art Krisenbewältigungs GmbH. Man redet zwar viel, aber es findet kein liebevolles Miteinander statt. Kein Streicheln, Kuscheln, keine körperliche Nähe. Ganz großer Fehler – und der Keim für wachsende Sehnsucht nach einem Ersatzpartner! Diese kleinen Zärtlichkeiten haben zwar auf den ersten Blick nichts mit Sex zu tun, sie erzeugen aber eine wohlige Herzenswärme, eine Vertrautheit und Intimität, aus der guter, partnerschaftlicher Sex überhaupt erst entstehen kann! Zärtliche Berührungen im Vorbeigehen, eine Fußmassage beim gemeinsamen DVD-Gucken, Kitzeln in der Küche, Kissenschlacht am Samstagmorgen...

Grund 5: »Ach Schatz, es ist irgendwie einfach passiert«

Ob rauschende Party mit alkoholbedingtem One-Night-Stand oder spontaner Sex-Chat im Cyberspace, die Grenze zwischen harmlosem Flirt und Seitensprung lässt sich manchmal innerhalb von Sekunden überschreiten. Und schon wird aus Smalltalk über Job, Filme oder Musik ein Austausch erotischer Phantasien, der bei fehlender Hemmschwelle ruckzuck in die Tat umgesetzt wird. Hinterher fragt sich so mancher Seitenspringer entgeistert, wie es dazu kommen konnte. Auch diese Art Seitensprung deutet nicht auf ein Defizit in der bestehenden Beziehung hin, sondern auf mangelnde Impulskontrolle beim Fremdgänger.

Grund 6: »Woher soll ich denn wissen, dass du darauf stehst?«

Der heimliche Blowjob im Flugzeug. Der wilde Sex in einer Umkleidekabine. Vergewaltigungsphantasien im Schlafzimmer. Fessel- und Rollenspiele. Jeder hat andere heimliche Sexphantasien, nur wenige sprechen offen darüber. Aus Angst, den Partner zu verschrecken oder gar als »abartig« dazustehen. Und weichen lieber auf eine diskrete Außenbeziehung aus, statt sich dem Partner zu öffnen. So äußerte z.B. ein verheirateter Mann bei einer BSDM-Party auf die Frage, ob er seine Sehnsüchte nicht lieber mit seiner Frau ausleben wolle: »Doch nicht mit der künftigen Mutter meiner Kinder, das ist eine anständige Frau!« und tätschelt dabei die blanken Brüste seiner Geliebten, an denen Nippelklemmen prangen. Was für eine dämliche Doppelmoral, oder? Newsflash: Der Dialog über Sexphantasien und das gemeinsame Ausleben dieser Wünsche ist ein wahrer Jungbrunnen für jede Beziehung!

Grund 7: Wenn die Schmetterlinge fliegen...

Gegen leidenschaftliches Verliebtsein und das Kopfkino »wie wird es wohl mit ihm/mit ihr sein?« wirkt die vertraute partnerschaftliche Erotik unter Umständen wenig spektakulär. Frauen und Männer werden von dem Hormoncocktail »Lust auf fremde Haut« übrigens gleichermaßen überwältigt. Sich dagegen zu wehren, vor allem, wenn die Anziehungskraft auf Gegenseitigkeit beruht, erfordert schon fast übermenschliche Selbstbeherrschung. Wenn es passiert ist, hilft nur Fairness. Ehrliche Gespräche darüber, ob aus dem Seitensprung eine neue Beziehung, eine Affäre oder ein einmaliges Ereignis werden soll. Mit allen Beteiligten. Außenpartner und betrogenem Partner über Wochen hinzuhalten und aus Feigheit anzulügen, ist das größte Beziehungs-No-Go. Und es zerstört fast immer sowohl die bestehende Partnerschaft als auch das vermeintliche neue Glück.

Grund 8: Habe ich etwas verpasst?

Paare, die seit ihrer Schulzeit zusammen sind und drei oder vier Jahrzehnte miteinander verbracht haben, werden von vielen Singles beneidet. Wenn da nicht... Die Angst, etwas zu verpassen, kann eine Beziehung von innen zerfressen und zerstören, wenn sie nicht offen diskutiert wird! Klassiker: Der Ehemann geht immer wieder fremd, um seinen Marktwert zu testen und fehlende Sturm- und Drangjahre nachzuholen, und die Ehefrau zieht sich stillschweigend zurück. Aus der heißen und guten Ehe wird eine sexlose Bruder-Schwester-Beziehung. Viele Ehepaare arrangieren sich damit und feiern gemütlich Silberhochzeit. Von außen betrachtet wirkt das oft harmonisch, weshalb sich auch keiner der beiden aus der Konstellation verabschiedet. Die einzig Leidtragenden in solch erkalteten, aber unzertrennlichen Ehen sind die Geliebten. Denen gegenüber lügt nämlich der fremdgehende Mann klassischerweise das Blaue vom Himmel herunter, erzählt von unglücklicher Ehe, von Scheidungsplänen und Neuanfang mit der Geliebten, nur um zu bekommen was er will: Sex, Streicheleinheiten und Egopolitur in der Außenbeziehung – und das vertraute Zuhause mit der Gattin.

Grund 9: »Wie du mir, so ich dir!«

Zugegeben, der Seitensprung aus Rache fürs Betrogenwerden löst keine Probleme. Aber er verschafft mehr Genugtuung als zerstörerische Rache-Aktionen wie z.B. aufgeschlitzte Autoreifen. Der Rache-Seitensprung ist übrigens eine weibliche Erfindung. Nur 22% aller betrogenen Männer würden es ihrer Partnerin mit gleicher Münze heimzahlen, nur 9% tun es tatsächlich. Während immerhin 40% aller betrogenen Frauen davon phantasieren – und 30% es sogar tun! Nach dem Motto »gleiches Recht für alle« gestattet sich Frau, ihren verletzten weiblichen Stolz durch eine lustvolle Sexnacht wieder ein wenig aufzubauen. Meist mit einer Vertrauensperson, die zwar keine besondere emotionale Bedeutung im Alltag hat, mit der es aber in der Vergangenheit öfter mal im Verborgenen geknistert hat. Hier bleibt dem betrogenen Seitenspringer nur eins: Augen zu und durch. Wer selbst fremdgeht, muss das Echo vertragen können.

Grund 10: Oh Baby!

Kind da, Lust weg –  eine frischgebackene Mutter mit Wochenbett-Depressionen. Ein schreiendes Baby. Schlaflose Nächte. Vielleicht noch eine unfertige Hausbaustelle. Millionen Dinge zu organisieren. Schwiegereltern, die alles besser wissen... Wo den Mann früher nach einem harten Arbeitstag die Vorfreude auf traute Zweisamkeit nach Hause lockte, tobt jetzt das Jungfamilienchaos. Vorbei die Zeiten, in denen man abends auf dem Balkon kuschelte und beim erotischen Sternschnuppen-Gucken höchstens von ein paar Glühwürmchen gestört wurde. Ausgerechnet jetzt will die attraktive Chefin nach der Arbeit was trinken gehen. Eine starke, sexy Schulter zum Anlehnen, die signalisiert, bei mir geht noch mehr. Standhaft bleiben und Nein sagen, oder eine Affäre im Büro riskieren? Oder sich eine Auszeit, nehmen, die Vater- und Ehemannpflichten vergessen? Die Partnerin nebst Baby mal für eine Nacht im Stich lassen? Besser nicht! Denn wer seine Frau ausgerechnet in solch einer Krisensituation betrügt, darf sich nicht wundern, wenn diese ihn später für einen charakterschwachen Waschlappen hält und vor die Tür setzt!

Grund 11: Wenn das Ehebett zum Krisenparlament mutiert

In langjährigen Ehen kann es knistern wie bei frisch Verliebten. Doch diese Beziehungen sind leider die große Ausnahme. Was meist daran liegt, dass der Sex in der Ehe nicht mehr unbefangen stattfindet, sondern mit allerlei emotionalen, familiären oder finanziellen Problemthemen assoziiert und »entspaßt« wird. Man stelle sich das mal bildlich vor: Da liegen zwei Menschen nebeneinander, die eigentlich scharf aufeinander sind, und diskutieren über Strompreiserhöhungen oder Darmprobleme der Schwiegermutter. Was für ein Abtörner! Wer sich das erotische Feuerwerk zurückholen will, sollte alle Stimmungskiller-Themen nur außerhalb des Schlafzimmers diskutieren und das Bett als exklusiven Schauplatz für heißen Sex reservieren!

Die Gründe für einen Seitensprung sind vielfältig

Manchmal steckt hinter einem Seitensprung ein Defizit in der Partnerschaft. Manchmal allerdings auch eine Charakterschwäche oder eine persönliche Krise, die nichts mit dem Partner zu tun hat. Wer selbstkritisch und mutig genug ist, die Gründe fürs Fremdgehen unter die Lupe zu nehmen, kann mit dem Thema Seitensprung vielleicht nicht unbedingt entspannter umgehen, aber auf jeden Fall bewusst und konstruktiv über den Status Quo der Beziehung nachdenken. Im Idealfall natürlich zu zweit...



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