Sexuelle Frustration trotz Liebe und Beziehungsglück

Ehepaar mittleren Alters ist unzufrieden mit ihrem Sexleben

Libidomangel: Ursachen für sexuelle Unlust

Es scheint ja etwas dran zu sein: Ein bisschen spielt die genetische Veranlagung offenbar mit, wenn es um das Sexualverhalten geht. Und vor allem die gesellschaftlichen Bedingungen, in denen wir leben, die Art und Weise, wie wir aufgewachsen sind und erzogen wurden: All dies spielt bei unserer individuellen Entwicklung eine Rolle.

Langeweile beim Sex mit dem Partner oder mangelnde sexuelle Lust kann aber noch ganz andere Gründe haben: Stress – ob im Beruf oder mit anderen Menschen (Kinder, Freunde, Partner, Eltern) –, Überlastung und Sorgen im Allgemeinen. All dies beschäftigt uns, lenkt ab und verhindert, dass im Kopfkino Erotikfilme laufen. Wer müde und abgespannt von der Arbeit nach Hause kommt und sich einfach nur noch nach seiner Couch und einem belegten Brot sehnt, dem ist selten nach sexueller Aktivität zumute. Wer ständig Probleme wälzt, kann nur sehr schwer relaxen und den Alltag loslassen. Obwohl guter Sex wiederum wunderbar entspannend wirkt und eigentlich das perfekte Anti-Stress-Mittel ist!

So haben Wissenschaftler herausgefunden, dass ein Orgasmus beruhigender wirkt als eine zehnfache Dosis Valium! Sex kann sehr befreiend sein und dazu beitragen, dass sich die angestaute Energie entlädt. Aber es ist eben nicht immer einfach, im Alltagsstress überhaupt erst einmal auf Touren zu kommen. Gerade Frauen können ein Lied davon singen – denn bei ihnen ist die Lust auf Sex noch viel mehr Kopfsache als bei Männern. Wenn also Sie oder Ihr Partner kein Interesse am Sex mit dem jeweils anderen haben, kann dies also auch am Stresslevel liegen.

Wie viel gemeinsame Zeit ist gut?

Eine Folge von Hektik und Stress ist natürlich auch, dass viele Menschen immer weniger Zeit bewusst mit dem Partner verbringen. Gespräche kommen dann zu kurz, oft wird nur noch das Nötigste miteinander besprochen. Und auch der Sex läuft nur noch nebenher mit: hin und wieder, wenn man sich mal gerade nackt im Schlafzimmer begegnet, oder an einem der raren Wochenendmorgen, an denen die Kinder vielleicht mal etwas länger oder bei der Oma schlafen und nicht ins Schlafzimmer platzen. Die Zeitfalle schnappt fast in jeder Beziehung über kurz oder lang zu – aber es gibt einige einfache und wirkungsvolle Möglichkeiten, ihr ein Schnippchen zu schlagen. So merkwürdig es auch klingt: Nehmen Sie beide sich feste Zeiten vor für Ihre Schäferstündchen! Sie meinen, Sex nach dem Terminkalender klingt wirklich seltsam? Aber warum eigentlich?

Allen Dingen, die uns wichtig sind und die wir auch wirklich durchführen wollen, räumen wir einen festen Platz in unserem Kalender ein. Weil wir wissen, dass sonst eh nichts draus wird. Verabredungen mit Freunden, der Squash-Termin, das Date mit dem Arzt – alles wird geplant. Gönnen Sie sich und Ihrem Partner ruhig auch feste Termine, die dann nur Ihnen gehören! Nehmen Sie sich bewusst Zeit, um gemeinsam mit ihm oder ihr etwas zu unternehmen oder einfach zu zweit zu sein, um das Vertrauen in den jeweils anderen und die Nähe zueinander zu steigern. Lassen Sie sich gegenseitig an Ihrem Leben teilhaben.

Gewohnheit: eine trügerische Sicherheit

Ein weiterer Grund für sexuelle Unlust kann die Gewohnheit sein: Zwar gibt uns der Alltagstrott einer Beziehung viel Geborgenheit, wir wissen was auf uns zukommt, was wir vom Tag und von unserem Partner erwarten können. Doch hierin liegt auch eine große Gefahr: Wir fühlen uns in unserer Beziehung sicher, wir machen uns keine Gedanken mehr darüber, wie wir unseren Partner erfreuen und anregen können, wir nehmen vieles als selbstverständlich hin. Routine beginnt sich einzuschleichen. Und dabei geht auch ein großer Teil an gegenseitiger Wertschätzung verloren oder zumindest unter. Wir glauben unseren Partner in- und auswendig zu kennen. Er überrascht uns nicht mehr, regt uns nicht mehr an.

Dann erwacht irgendwann vielleicht der Gedanke, an ein Seitensprung, eine neue Liebe, an den Kick, der damit verbunden ist. Hierin finden sich oftmals auch Gründe für Seitensprünge. Man möchte die Sicherheit und Geborgenheit, die uns eine langjährige Beziehung gibt, nicht aufgeben. Und sucht sich die fehlende Spannung und den Reiz des Neuen dann anderswo. Aber lässt sich dieses Problem nicht auch anders lösen? Der Paartherapeut John Gottman betont, dass eine Partnerschaft Pflege braucht, wenn sie über viele Jahre gedeihen und blühen soll. Eine wichtige Maßnahme sei dabei, wertschätzend und liebevoll miteinander umzugehen. Jeden Tag. Sich immer wieder neu zu zeigen, dass man sich mag, dem anderen positive Botschaften senden, das »emotionale Gefühlskonto« der Partnerschaft ins Plus bringen. Dies sind wichtige Schritte, um den Kampf gegen Alltagstrott und Gewohnheit zu gewinnen.

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