Unser Buchtipp des Autors Arnold Retzer
Lob der Vernunftehe: Eine Streitschrift für mehr Realismus in der Liebe
Kurzbeschreibung
Meine Güte, wofür die Ehe alles herhalten muss: Glücklich soll sie uns machen, uns allzeit Freude und endlose Liebe bescheren, inklusive aufregenden Sex bis wir ins Gras beißen. Wie soll die arme Ehe das alles bloß unter einen Hut bringen? Arnold Retzer sagt: Geht sowieso nicht. Je früher wir uns klarmachen, dass Liebe und Ehe eigentlich unvereinbar sind, um so glücklicher können wir werden. Wer Vernunft in der Ehe walten lässt und Liebe als wichtige Dreingabe hinnimmt, muss beziehungstechnisch nicht scheitern – Arnold Retzer erklärt warum.
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An wen richtet sich die Buchempfehlung?
Für Verlobte, Verheiratete, Getrennte – kurzum: Für alle, in deren Leben das Thema Ehe eine Rolle spielt. Ehe ist dabei für Arnold Retzer ein weiter Begriff. Ganz gleich, welche Paarkonstellation Sie gewählt haben, ob Ihre Beziehung den standesamtlichen Segen hat oder wild ist, ob heterosexuell oder homosexuell; diese Streitschrift für mehr Beziehungsrealismus ist für alle geeignet, die sich das Lieben auf Dauer leichter machen wollen.
Erkenntnisse aus diesem Sachbuch
Leute, liebt realistisch! Das ist eine der Beschwörungsformeln, die Arnold Retzer einsetzt. Das tut er nur zu unserem Besten. Denn als langjähriger Paartherapeut und Ehemann weiß er, dass viele Menschen an der Ehe zweifeln, weil sie ihr zu viel abverlangen. Oft scheitert die Liebe an zu hohen Erwartungen. Wie man diese in einer Zweierbeziehung herunterschraubt, ohne in den Gefühlskeller zu fallen, verrät Arnold Retzer in seinem Buch – ein Muss für alle, die Liebe und Ehe vereinbaren wollen.
Produktinformationen
- Titel: Lob der Vernunftehe: Eine Streitschrift für mehr Realismus in der Liebe
- Gebundene Ausgabe: 304 Seiten
- Verlag: FISCHER Taschenbuch; Auflage: 3 (12. Januar 2011)
- ISBN-10: 3596185270
- ISBN-13: 978-3596185276
- Preis: EUR 9,95
Ausführliche Beschreibung
Die Vernunftehe: Liebe leben – aber bitte schön vernünftig!
Sie soll uns frei machen, aber auch fesseln. Sie soll uns berreichern, aber nicht zu viel wegnehmen – wir erwarten unendlich viel von der Liebe. Wir fordern zugleich unvereinbare Dinge. Das ist das Dilemma heutiger Beziehungen, sagt Arnold Retzer. Kommt dann auch noch die Ehe ins Spiel, scheitern wir zwangsläufig an unseren Erwartungen. Denn die Liebe ist frei und leidenschaftlich. Ehe dagegen bedeutet Gebundensein und Gleichförmigkeit. Dass Liebe und Ehe Aufgaben sind, die wir vernünftig und realistisch angehen müssen, können die Wenigsten akzeptieren. Wir träumen schließlich alle vom großen Liebesglück.
Schauen Sie sich doch mal um: Kuschelnde Paare auf Werbeplakaten, pizzaessende Turteltäubchen im Fernsehen und Kinoschmonzetten über die große Liebe – Love is all arround us. Und zwar die unrealistische Variante davon. Sehen wir den Tatsachen ins Auge: Wir sind verblendet durch übertriebene Vorstellungen vom Liebesglück und unrealistischen Darstellungen von Partnerschaft. Sagt Arnold Retzer und erklärt, wie das geht: vernünftiger lieben.
Kampf der Giganten: Vernunftehe versus Ehewunder
Glauben Sie an die große Liebe? Denken Sie, irgendwo auf dieser Welt spaziert das passende Pendant für Sie herum und Sie haben es nur noch nicht gefunden? Träumen Sie weiter – oder werden Sie endlich vernünftig. Volltreffer in der Liebe gibt’s nämlich nicht, sagt der Arnold Retzer, einer der führenden deutschen Paartherapeuten. Wir sind kulturell verbildet, man will uns in Filmen, Büchern und Werbung weiß machen, es gäbe so etwas wie die ultimative große Liebe. In Wirklichkeit ist es ziemlich anders. Wir verlieben uns in jemanden, beginnen eine Beziehung – und zack: Weg ist die heiße Liebe. Liebe und Ehe – das sind nämlich zwei Paar Schuhe. In einer Beziehung glücklich werden kann man, wenn man es wagt statt auf Ehewunder zu hoffen auf Vernunftehe zu setzen. Letztere verzichtet natürlich nicht auf Liebe. Die ist schließlich wichtigste Triebfeder für die Beziehung und sollte wohldosiert immer wieder zum Einsatz kommen.
Die Sache mit dem (Ehe-)Glück
Erstens ist es zufällig, zweitens ist es flüchtig: Glück kommt und geht, wie es ihm passt – nicht wie es uns passt. Das verkennen wir oft, behauptet Retzer. Wir halten Glück für etwas, das uns nicht einfach widerfährt, sondern das wir durch eigene Anstrengung erreichen können. Also hat eigentlich jeder Mensch das gleiche Anrecht und die gleiche Chance auf Glück. Er muss sich halt nur richtig bemühen. Im Umkehrschluss bedeutet das aber: Unglück ist auch selbst verschuldet. Dabei ist eine wesentliche Eigenart des Glückes eben, dass es nicht planbar ist. Ebensowenig wie Pech vermeidbar ist.
Das gilt auch für die Ehe. Man kann sich noch so sehr anstrengen, vieles ist doch dem Zufall beziehungsweise dem Glück, geschuldet. Machen wir uns also nichts vor und bleiben wir liebeslocker. Denn es liegt eben nicht vollständig in unserer Hand: Ob eine Beziehung gelingt oder scheitert, ist auch Glücksfrage. Eines ist aber klar: Wenn wir auch nicht am Schicksalschräubchen drehen können – in der Beziehung können wir es schon.
Versuch's mal mit Gelassenheit
Eigentlich ist die klassische Langehe ein Auslaufmodell in einer Zeit, in der für alles und jedes ständig neue Versionen verfügbar sind. Was nicht mehr so recht funktioniert, kann relativ problemlos ausgetauscht werden. Zumindest wird uns nahegelegt, durch ein Upgrade bestehende Zustände zu optimieren. Diese Austauschmentalität beeinflusst natürlich auch unsere Vorstellungen von der Ehe. Warum sollte man an etwas festhalten, was nur holprig funktioniert, wenn man es jederzeit gegen etwas Neues, gar Besseres austauschen kann? Wer mit seiner Ehe nicht richtig zufrieden oder ihrer nach Jahren schlicht überdrüssig ist, der kann sich doch einfach umorientieren – das werde einem suggeriert, bemängelt Retzer. Dass es sich aber lohnt, auch mal die zweitgrößte Liebe zu akzeptieren, ist eher verpönt. Eigentlich wollen wir alle doch lieber ganz großes Kino.
Warum keine Lösung oft die Lösung ist
Stellen Sie sich Folgendes vor: Sie haben eine Heizung, deren Thermostat einen Soll-Wert von 20 Grad Celsius anzeigt. Aber die Heizung bringt es nur auf schlappe 15 Grad. Nun haben Sie zwei Möglichkeiten: Sie versuchen auf Teufel-komm-raus die Soll-Temperatur zu erreichen. Sie schrauben am Ventil, sie tauschen Einzelteile aus, um das »Problem« der Temperaturdifferenz zu lösen. Wenn Sie Glück haben, bringen Ihre Anstrengungen den gewünschten Erfolg. Oder aber auch nicht.
Weniger aufwendig, dafür effektiver ist es, wenn Sie Ihre Einstellung verändern, indem Sie sich an die niedrigere Temperatur gewöhnen. Der Verzicht auf das Problem ist hier die Lösung. In Beziehungen ist es ebenso: Wir haben einen Soll-Wert vor Augen, nämlich unsere vielfältigen Erwartungen. Normalerweise wenden wir auch hier die übliche Problemlösungsstrategie an: Der mickrige Ist-Wert muss dem Soll-Wert angeglichen werden.
Die meisten Probleme in der Ehe entstehen durch derartige Denkfehler, behauptet Retzer. Dauerhafte Beziehungen haben dauerhafte Probleme, Konflikte und Themen. Wir suchen einen Langzeitpartner und damit zugleich ein Bündel an Langzeitproblemen. Des Rätsels Lösung ist nicht die Lösung aller Probleme. Sondern der Verzicht darauf: Entscheidend für den Erfolg oder Misserfolg von Beziehungen ist die Art des Umgangs mit Konflikten.
Einigermaßen glückliche Paare, erläutert Retzer, lösen Spannungen nicht durch Verletzung und Verächtlichmachung. Sondern mit Humor, Ablenkung und Respekt. Letzlich kommt es nämlich nicht darauf an, sich zu vertragen und jedes Problemfitzelchen zu beseitigen. Man muss vielmehr lernen, sich gegenseitig zu ertragen und mit Liebesbeschränkungen zu leben.