Das wirkt reuig, zerknirscht, hilflos, fast rührend und zieht meist kein größeres Drama nach sich. Weil »Lust auf fremde Haut« oder »Geilheit« in Wirklichkeit nur Umschreibungen für ein stummes »aber es hat nichts mit dir zu tun, Schatz« darstellen. Schon ist das Thema wieder vom Tisch. Entspricht diese Schilderung der Wahrheit, können Sie guten Gewissens einen Haken an die Sache machen. Denn es stimmt: Jeder, wirklich jeder liebende Mensch, ob glücklich liiert oder nicht, kann in eine Situation geraten, in der ihn die Begegnung mit einem Anderen umhaut. Wie schon Oscar Wilde sagte: »I can resist everything but temptation«. Diese unwiderstehlichen Versuchungen gibt es nun mal.
Die blitzschnell entstehende, spontane sexuelle Anziehung zwischen zwei Menschen wirbelt den gesamten Gefühls- und Hormonhaushalt durcheinander und fühlt sich grandios an. Manchmal auch zwei- oder dreimal. Über den Zustand einer Ehe sagt das absolut nichts aus. Es bringt daher nichts, solch einen Seitensprung überzudramatisieren oder die Beziehung in Frage zu stellen.
Das Blöde: Handelt es sich um eine Verharmlosung um des lieben Friedens Willen, wird der nächste Seitensprung früher oder später stattfinden und sich womöglich zu einer handfesten Affaire entwickeln.
Was tun, wenn mehr dahintersteckt?
Natürlich kostet es ungeheure Überwindung, dem Partner zu sagen: »Du, es war nicht nur harmloser Sex. Mir fehlt in unserer Ehe dies und jenes, und ich glaube, ich möchte so nicht weitermachen.« Um das Unzufriedenfühlen in einer Beziehung ehrlich und offen anzusprechen, brauchen Sie Rückgrat, Feingefühl und starke Nerven. Die Reaktionen können nämlich extrem sein.Im harmlosesten Falle purzelt Ihr Partner nur aus allen Wolken und fragt, warum Sie nicht eher etwas gesagt hätten, statt sich klammheimlich in fremde Arme zu stürzen. Berechtigte Frage, unbequem, aber eine prima Gesprächsgrundlage für eine Kurskorrektur in Richtung erfüllendes Sexualleben im Ehebett.
Schlimmer wird’s, wenn Ihr Partner die Aussage als Angriff auffasst, als Kränkung oder Kritik. Hier haben Sie es in der Hand, durch Wortwahl und einen sanften, vorwurfsfreien Ton das Gesprächsklima entspannt zu halten. Tipp: Thematisieren Sie nicht den Seitensprung, sondern den Zustand Ihrer Beziehung. Stellen Sie Ihre Partnerschaft in den Fokus, nicht das Sex-Abenteuer. Da es sich in diesem Fall wirklich nur um ein Symptom handelt, dürfen Sie es auch als solches behandeln.
Ja, das bedeutet Arbeit, eventuell sogar unvermeidliche Konsequenzen. Und genau um dieser Situation aus dem Weg zu gehen, behaupten viele Seitenspringer lieber, nur der Verführung des Augenblicks verfallen zu sein. Damit lösen Sie das Thema aber nicht, Sie vetagen es nur.
Dieser Artikel hat 3 Seiten. Lesen Sie auch . . .Seite 1: Sind Affären ein Symptom für schlechte Beziehungen?
Seite 2: Tarnt sich das Ehefrust-Symptom als Ausrutscher?
Seite 3: Sind unglückliche Eheleute zum Fremdgehen prädestiniert?