Allein in Deutschland sind Schätzungen zufolge eine halbe Million Menschen sexsüchtig. Andere Statistiken schätzen sogar, dass rund 1% der Gesamtbevölkerung von dieser sexuelle Störung betroffen sind, in den USA sollen es sogar 3-5% sein. Charakteristisch ist der Ausbruch einer Sexsucht zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr, also genau in der sexuell aktivsten Zeit.
Sexsucht - keine Krankheit, aber alles andere als gesund
Das Fiese an der Sexsucht ist die fließende Grenze zwischen hochpotentem Genussverhalten und echtem Suchtverhalten. Genau das macht den Umgang mit Sexsucht so schwierig! Prominente Beispiele sind David Duchovny, Michael Douglas oder Lindsay Lohan. Natürlich fällt sofort auf, was alle drei verbindet: überdurchschnittliche Attraktivität. Aber auch weniger attraktive Männer wie Jack Nicholson oder Silvio Berlusconi gestehen öffentlich, sexsüchtig zu sein. Hier ist es vermutlich der Machtfaktor, der den Nachschub an potenziellen Sexpartnern nie abreißen lässt. Echte Sucht oder einfach ausschweifendes Leben?Nicht jeder, der viel Sex hat, ist sexsüchtig. Und nicht jeder Sexsüchtige hat ständig Sex. Entscheidend ist nicht die Zahl der Sexkontakte, sondern das dahinterstehende emotionale Erleben - und die Folgen der Suchtbefriedigung. Ob es sich um eine echte Verhaltenssucht handelt, kann letztendlich nur der Betroffene erkennen und formulieren. Und das ist meist erst möglich, wenn sich das Suchtverhalten zerstörerisch auf den Alltag auswirkt. Objektiv messen oder präventiv behandeln lässt sich Sexsucht nicht.
Wann wird die Grenze zur Sucht überschritten?
Spätestens, wenn berufliche und private Aktivitäten zugunsten der Sucht eingeschränkt oder aufgegeben werden und ein Doppelleben beginnt, liegt ein Suchtverhalten vor.Plakativstes Erkennungszeichen ist, dass Sex nicht mehr genussvoll erlebt werden kann, sondern nach und nach die Kontrolle über den Alltag erlangt. Was für andere Menschen vergnügliches Liebesspiel ist, geht bei Sexsüchtigen mit gänzlich unerotischen Empfindungen einher, z.B. Zwangshandlungen, Schuldgefühlen, Angst, Aggression, manchmal auch physischer Gewalt. Auch sind es bei einer Sexsucht die Partner austauschbar. Das emotionale Erleben des anderen spielt keine Rolle, ebenso wenig wie es einen Spielsüchtigen interessiert, gegen wen er gewinnt oder verliert.
Typisch sind Fälle, in denen die Betroffenen berufsbedingt viel reisen und ihre Sucht als Teil einer exzentrischen oder stressigen Lebensführung ausleben können. Künstler, Musiker, Sportler, Politiker... Bei »normalen Menschen« tritt das Suchtverhalten schneller zutage, weil es sich schwerer in den Alltag einbauen lässt. Geschäftsleute, die sich nachts auf der Suche nach schnellem Sex ins Milieu begeben, sind irgendwann ausgebrannt, pleite, ruinieren im Extremfall sogar die finanzielle Zukunft ihrer Familien. Studenten, die bis zum völligen Kontrollverlust mehrmals täglich aus Vorlesungen laufen, um auf der Toilette zu masturbieren, fallen durch Prüfungen, pflegen keine Freundschaften oder Beziehungen, vereinsamen.
Rund 75% aller Betroffenen sind übrigens Männer, wobei diese Zahl mit Vorsicht zu genießen ist. Denn Frauen leben ihre Sexsucht nicht in Bordellen, Pornokinos oder Rotlichtvierteln aus, sondern diskreter, da sich das Angebot ohnehin fast nur an Männer richtet. Auch lässt sich eine weibliche Sexsucht leichter kaschieren, als dies bei Männern möglich ist. Es wäre also möglich, dass weit mehr Frauen betroffen sind, als bisher bekannt.
Die letzte – und gefährlichste – Stufe einer Sexsucht ist der Schritt in die Kriminalität. Hierzu gehören Vergewaltigungen, Sex mit Kindern oder brutalste Praktiken mit Prostituierten in illegalen Bordellen.
Dieser Artikel hat 2 Seiten. Lesen Sie auch . . .Seite 1: Sexsucht – Eine Droge namens Sex
Seite 2: Hypersexualität – die Rolle des limbischen Systems