Psst! Wie eine Affäre dauerhaft geheim bleiben kann
Einen One-Night-Stand kann man vielleicht noch ganz gut vertuschen. Schließlich hinterlässt man dabei normalerweise wenige Spuren. Schwieriger wird es aber, wenn sich aus einem Seitensprung eine längere Affäre entwickelt. Kann man so etwas auf Dauer vor dem Partner verbergen? Oder fliegt man zwangsläufig irgendwann auf?
Da wird eine Affäre aufgedeckt – und dann kommt raus, dass die Sache schon ewig lief, bevor der Partner Wind davon bekam. Fast jeder kennt so eine Geschichte. Und es gibt etliche prominente Beispiele: Prinz Charles beispielweise liebte ewig seine Camilla trotz standesgemäßer Ehe mit Lady Diana, Brad Pitt bandelte hinter dem Rücken seiner Gattin Jennifer Aniston mit Angelina Jolie an und Arnold Schwarzenegger zeugte sogar ein Kind mit seiner heimlichen Liebschaft. Kann es denn wirklich sein, dass die jeweiligen Partner keine Untreuelunte gerochen haben und derartige Affären lange unentdeckt bleiben?
Langzeitaffären sind keine Seltenheit
Die Göttinger Theratalk-Studie etwa ermittelte, dass 41 Prozent der Affären zwischen einem und sechs Monaten dauerten, bei 29 Prozent ging sie länger als ein halbes Jahr. Nur für sechs Prozent war die Sache nach einem bis sechs Tagen beendet. Bekannt gewordene Langzeitaffären zeugen davon, auch Paartherapeuten halten es für möglich, dass eine Liebschaft dauerhaft verheimlicht werden kann:
Wolfgang Hantel-Quitmann schreibt in Liebesaffären, Partner, die in festen Beziehungen leben und sich dann verlieben, würden eine Weile in Paralellwelten leben, die nichts miteinander zu tun haben dürfen, damit das Geheimnis gewahrt bleibt. Das erfordere vom Liebesuntreuen eine Art Spaltungsfähigkeit – er muss die beiden Beziehungen voneinander getrennt halten. Gerade weil viele Liebesaffären sich im Lebensumfeld, etwa bei der Arbeit, anbahnen, sei es durchaus möglich, dass so etwas dem Partner lange verborgen bleibt.
Auch der Philosoph Franz Josef Wetz hält Verheimlichung für möglich, wenn nicht gar in vielen Fällen für angebracht: Manch eine Partnerschaft werde durch Verschweigen einer außerehelichen Episode sogar vor dem Scheitern gerettet, weil der fremdgehende Partner Bedürfnisse woanders stillt und damit die Kernbeziehung entlastet, schreibt er in Lob der Untreue.
Ohne Lügen lasse sich eine Affäre nur kurzzeitig geheimhalten, schreibt Ulrich Clement in Wenn Liebe fremdgeht. Wer sein Geheimnis wahren wolle, müsse die Bereitschaft mitbringen, die Wahrheit zu verschleiern. Eine Affäre durchbreche immer Gewohnheiten und bewirke Veränderungen, die nur ein desinteressierter Partner nicht bemerke, so Clement. Entweder müsse der Fremdgeher dann das Ende der Heimlichkeiten oder eben den Beginn der Lüge billigen.
Wenn jemand eine Affäre hat, hinterlässt er immer Spuren, meint Wolfgang Krüger. Nur 12 Prozent aller Seitensprünge seien einmalige Angelegenheiten, fast alle dauerten einige Wochen, 60 Prozent sogar länger als einen Monat, schreibt er in Das Geheimnis der Treue. Dann gebe es immer Konflikte. Man müsse Zeit und Gefühle investieren, Liebe an zwei Fronten, was cleveres Verhalten erfordere – und sehr nervenaufreibend sei. Aber es kann gelingen, bei 40 Prozent der fremdgehenden Frauen etwa, ermittelte Krüger per Umfrage, dauerte die Affäre länger als ein ganzes Jahr.
Über die Moral: Warum verschweigen manchmal edler ist als gestehen
Lügen hat ein denkbar schlechtes Image. Schon Kindern wird eingebläut, dass sie schön bei der Wahrheit bleiben sollen – obwohl das zweischneidig ist. Wenn wir nämlich alle immer die volle Wahrheit aussprechen würden, ginge vermutlich unser gesamtes Sozialleben in Flammen auf. Denn zum friedlichen Zusammenleben gehört, dass wir die Wahrheit manchmal ein wenig aufhübschen, um etwa andere nicht zu verletzen, zu schockieren oder bloßzustellen.
Überlegen Sie doch mal, wie oft Sie tagtäglich bewusst oder unbewusst schwindeln. Wenn Sie die neue Brille Ihrer Freundin ganz grausig finden, werden Sie Ihr negatives Urteil sicherlich ein wenig abmildern. Und wenn Ihr bester Kumpel stolz auf sein Auto ist, werden Sie ihm bestimmt nicht unter die Nase reiben, dass Sie Suzuki ganz schrecklich finden.
Vielleicht, so vermutet auch Franz Josef Wetz in Lob der Untreue, verfügen wir ja über die Fähigkeit zu lügen, damit wir nicht an der Wahrheit zugrunde gehen. Lügen, so Wetz, helfe uns auch dabei, mit Problemen, Unsicherheiten und Schmerzen umzugehen. Zweifelsohne sei Wahrhaftigkeit für Beziehungen fundamental, es gebe aber Situationen, in denen die Lüge unvermeidbar, wenn nicht sogar gerechtfertigt sei. Nicht alle Lügen seien boshaft, nicht immer dienen sie dazu, den anderen gemein zu täuschen, meint Wetz. Oft sollen sie ihn eher schonen.
Man könne jemanden aufrichtig lieben und trotzem eine Parallelbeziehung führen – etwa, wenn in der heimlichen Affäre sexuelle Bedürfnisse ausgelebt werden, die in der Partnerschaft nie erfüllt werden können. Moralisch muss jeder seine eigene Sichtweise vertreten. Tatsache ist aber, dass bisweilen eine Lüge besser für die Beziehung ist als vollkommene Aufrichtigkeit. Zumal Affären ja auch von der Geheimhaltung leben, ihr Zauber ergibt sich aus dem Reiz des Unentdeckten. Und deshalb, so Wetz, sei es manchmal falsch, seinen Langzeitpartner zu verlassen, anstatt ihn heimlich zu betrügen.
Warum Ihre Affäre ein Geheimnis bleiben sollte
Manchmal ist es klüger, eine Affäre zu verheimlichen als sie zu beichten, meint auch Ulrich Clement. Der Paartherapeut kommt in Wenn Liebe fremdgeht zum Schluss, dass es oft liebevoller sein kann, den Seitensprung zu verheimlichen. Kommt eine Affäre nämlich ans Tageslicht, ist für viele Betrogene der Vertrauensmissbrauch schlimmer als die sexuelle Untreue selbst. Darum ist es meist unmöglich, durch aufrichtiges Bedauern das Fremdgehen wiedergutzumachen. Wenn Sie Ihren Partner lieben, aber dennoch Erotik auch außerhalb Ihrer Beziehung suchen, dann tun Sie dem anderen keinen Gefallen, indem Sie reinen Tisch machen.
Ein Großteil der Fremdgeher liebt laut Theratalk-Studie auch den Partner aufrichtig – außergewöhnlich ist das scheinbar nicht. Ein Beweggrund, sich in diskretes Schweigen zu hüllen, kann die Liebe zum Partner sein, den Sie durch eine lustvolle Nebenromanze nicht verletzen, geschweige denn verlieren wollen. Auch unterschiedliche Sexbedürfnisse können Geheimhaltungsanlass sein, etwa, wenn Ihr Partner aus gesundheitlichen Gründen keinen Sex mehr praktizieren kann.
Ebenso nachvollziehbar ist Stillschweigen, wenn Ihre Gefühle noch frisch, Sie genussvoll verwirrt sind, aber noch nicht wissen, ob aus dem Seitensprung mehr werden kann als ein spannendes Strohfeuer. Vielleicht sollten Sie das Ganze erstmal ausprobieren, ehe Sie die Bombe platzen lassen. Sonst machen Sie womöglich unnötig die Pferde scheu und setzen alles aufs Spiel.
6 Stolpersteine bei der Affären-Geheimhaltung
Wenn Sie von einer heimlichen Affäre träumen oder sich ein erotisches Abenteuer herbeiwünschen, sollten Sie sich darüber im Klaren sein, dass eine Affäre nicht nur Spaß, Abenteuer und Freude bereitet, sondern auch mit Stresse verbunden sein kann. Denn Sie müssen der heimlichen Affäre mit all seinen Konsequenzen gewachsen sein – dem zeitlichen und organisatorischen Aufwand, den Lügen und den Gewissensbissen.
Regel Nummer 1 ist ohne Frage: Lügen Sie geschickt und merken Sie sich Ihre Ausreden – Ihr Partner kommt Ihnen schnell auf die Schliche, wenn Sie sich in unlogischen Erzählungen verstricken. Auch bei diesen Stolpersteinen sollten Sie aufpassen:
- Neuer Look? Veränderungen machen misstrauisch!
Anderer Haarschnitt, schmalere Silhouette, neue Klamotten? Laut Wolfgang Krüger sind das ziemlich untrügliche Zeichen für Fremdgehen. Auch wenn Sie im Rausch der Gefühle Lust auf Veränderungen haben, sollten Sie darauf möglichst verzichten. Denn das macht Ihren Partner garantiert misstrauisch. - Kein Sex mehr? Lustlosigkeit fällt auf!
Vorher mussten Sie Ihre Frau zum Sex überreden, jetzt haben Sie selbst keinen Bock mehr? Verständlich ist das, schließlich gibt Ihnen Ihre Affäre ja das, was Sie wollen. Aber Vorsicht: Je krasser Ihr Sexappetit urplötzlich nachlässt und je seltsamer Ihre Ausflüchte, umso eher kommt Ihre schlaue bessere Hälfte Ihnen auf die Schliche. - Häufige SMS und Flüstertelefonate? Kommunikation ist gefährlich!
Ihr Handy lag bisher immer offen herum, Nachrichten bekamen Sie selten und wenn, dann machten Sie kein Geheimnis daraus? Am besten machen Sie weiter so – offensichtliche Verhaltensänderungen in Ihrer Telekommunikation sind ein Hinweis, den Ihr Partner bestimmt registrieren wird. - Lippenstift am Kragen und der Hauch eines unbekannten Parfüms?Typische Betrugsklassiker!
Verrätererische Spuren bergen ein hohes Entdeckungsrisiko. Sagen Sie das Ihrem Affärenpendant: Stark parfümiert und geschminkt sollten Sie sich besser nicht gegenübertreten. Wie wollen Sie das vor Ihrem Partner rechtfertigen? Dass Sie Ihrer Kollegin zum Geburtstag mit harmlosem Küsschen gratuliert haben, nimmt Ihnen Ihre Frau sicherlich genau ein einziges Mal ab. - Spontane Geschäftsreisen und extra Überstunden? Behalten Sie Ihr Zeitbudget im Auge!
Manager, Piloten und auch Ärzte haben Jobumfeld und Arbeitszeiten, die besondere Freiräume für Untreue bieten. Sollten Sie allerdings zu einer Berufsgruppe mit regelmäßigen Schichten gehören, sollten Sie mit Ihrem Zeitkontingent haushalten: Mogeln Sie nicht unrealistische Überstunden hinzu, geben Sie keine Jobverpflichtungen vor, wenn weder Geschäftsreise, noch Aufenthaltsort stimmen. Bauen Sie lieber plausible Freizeiten ein. - Kumpel einweihen und Freundin als Alibi einsetzen? Mitwisser bringen Ihre Affäre in Gefahr!
Angebereien vor dem Kumpel oder Ratsuche bei der Freundin sind brandgefährlich. Wie schnell spricht sich Ihre Eskapade herum. Auch der beste Freund ist nur ein Mensch, der sich verplappern kann oder womöglich Ihr Alibi platzen lässt, weil er vergessen hat, wann Sie gemeinsam die ganze Nacht auf Tour waren. Weihen Sie möglichst keine Dritten ein, bleiben Sie allen gegenüber bei Ihrer Unwahrheit.
Fazit: Stillschweigen hat seinen Preis – Sie müssen wissen, ob er sich lohnt
Es braucht Fantasie, Nervenstärke und Einfallsreichtum, um eine Affäre längere Zeit geheimzuhalten. Und Sie müssen mit den Gewissenbissen klarkommen. Viele Erfahrungsberichte zeigen: Man kann eine feste Langzeitbeziehung haben und zugleich heimlich per Affäre sexuelle Freiheiten genießen. Eine heikle Sache ist das aber meistens. Denn Sie können nicht davon ausgehen, dass Ihr Abenteuer niemals entdeckt wird.
Zumal viele Betrogene nicht völlig ahnungslos sind: Theratalk fand heraus, dass 48 Prozent der Männer und 53 Prozent der Frauen die Untreue ihres Partnerns geahnt haben. Mit Folgen: Wer schon vermutet, dass da was nebenher läuft, findet demzufolge die Untreue mit höherer Wahrscheinlichkeit selbst heraus. Damit sinkt natürlich für die Untreuen die Wahrscheinlichkeit, die Affäre selbst beichten zu können.
Auch das wiederum bleibt nicht ohne Konsequenzen. Denn, das belegt die Theratalk-Studie, Betrogene vertrauen dem fremdgehenden Partner deutlich mehr, wenn er den Seitensprung selbst gebeichtet hat. Kam er auf andere Art heraus, etwa durch Dritte oder einfach per Zufall, ist der Schaden für die Beziehung meist sehr groß. Genau das sollten Sie im Hinterkopf behalten.