Wer seinen Partner liebt, ändert ihn – aber positiv!
Verändern, was geht – akzeptieren, was bleibt: Dieses Motto könnte man Christian Thiels Buch voranstellen. Er serviert uns darin die kühne These, dass sich niemand in einer Beziehung mit dem abfinden muss, was er bekommt. Bei jedem ist mehr drin.
Muss man den Partner so lieben, wie er ist? Mit all seinen schlechten Angewohnheiten und nervigen Verhaltensweisen? Nein, sagt Christian Thiel, niemand ist dazu verdammt, den anderen so zu nehmen. Liebe bedeutet nicht, Störendes zu ignorieren, Verletzendes hinzunehmen und sich an Unakzeptables zu gewöhnen. Liebe ist, wenn man den Partner ändert – wo dies möglich ist. Und der Beziehungsexperte geht noch weiter: Es sei nicht nur möglich, den Partner zu ändern, behauptet er. Es sei sogar Ihre Pflicht. Denn in einer Beziehung müssen Sie für Ihre eigenen Bedürfnisse einstehen und dafür sorgen, dass Sie bekommen, was Sie brauchen.
Die große Frage ist natürlich, wie das geht, wie kann ich meinen Partner wirklich ändern? Zu Antworten darauf führt uns Thiel wortgewandt und überaus unterhaltsam. Vergessen Sie herkömmliche Methoden wie das berühmt-berüchtigte Beziehungsgespräch und gehen Sie die Sache positiv an – indem Sie Ihrem Partner ein gutes Gefühl geben. Positivität und positive Bestärkung sind laut Thiel die zentralen Bausteine einer glücklichen Beziehung. Wenn Sie das beherzigen, dann klappt das auch mit den Änderungen. Das Schöne an diesem Buch ist, dass Thiel Theorie und Praxis eloquent verbindet: Während er noch erklärt, hat er uns schon einen richtig guten Rat untergejubelt. Das zu lesen, macht Freude – und vermittelt genau das positive Gefühl, das Thiel für Beziehungsveränderungen fordert.
Buchvorstellung: Liebe ist, den Partner nicht so zu nehmen, wie er ist.
Darum geht's:
Er hört nie richtig zu, findet sein Smartphone wichtiger als Sie, sie ist chaotisch und macht nie den Anfang beim Sex – das nervt Sie gewaltig, ist ständiger Streitpunkt? Tausend Mal haben Sie das Thema schon angeschnitten, unzählige Male versucht, Ihren Partner zu ändern. Aber nie hat sich etwas geändert. Im Gegenteil: Bei bestimmten Dingen scheinen die Fronten verhärtet. Sie haben insgeheim schon aufgegeben, weil Sie Ihre bisherigen Erfahrungen gelehrt haben, dass es sowieso zwecklos ist, dagegen anzugehen. Dann sind Sie nicht allein. Vielen Paaren geht es so: Sie leben mit einem faulen Kompromiss, weil sie denken, es stehe ihnen nicht zu, Wünsche einzufordern und Bedürfnisse durchzusetzen. Sie könnten ohnehin nichts ausrichten gegen die störenden Seiten des Partners. Oder dürften das auch überhaupt nicht tun – weil das ja so gar nicht unserer Auffassung von Liebe entspricht. Die muss bedingungslos sein, da stellt man keine Ansprüche oder will den anderen verändern.
Völlig falsch, schreibt Thiel. Partner müssen sich in einer Beziehung verändern, sie müssen bereit sein, diese Mühe auf sich zu nehmen, damit ihre Liebe bleibt. Wenn Ihre Versuche, den anderen zu verändern, fehlgeschlagen sind, liegt das keineswegs daran, dass der Versuch grundsätzlich falsch ist. Sie sind es bisher nur aus der falschen Richtung angegangen. Positivismus, also eine grundsätzlich liebevoll zugewandte Einstellung im Denken und Verhalten dem Partner gegenüber, lernen wir nicht automatisch. Wir müssen es uns erarbeiten – indem wir unsere Sicht- und Verhaltensweisen in der Beziehung kritisch überdenken und ändern. Dazu regt dieses Buch an.
So ist der Inhalt strukturiert:
In zehn knackigen Kapiteln bringt Thiel sein Thema auf den Punkt. Dabei gibt es inhaltlich betrachtet zwei Teile:
In Kapitel eins bis sechs erklärt Thiel unter anderem,
- warum es mehr als legitim ist, den Partner zu verändern
- was in modernen Beziehungen heutzutage falsch beziehungsweise nicht optimal läuft.
- warum es in der Regel die Frauen sind, die in Partnerschaften unglücklich werden und versuchen, etwas daran zu ändern.
- warum die herkömmlichen Strategien, das Verhalten des Partners zu ändern, nicht funktionieren.
- wieso Beziehungsgespräche Beziehungen ruinieren können.
- was das Gefährliche an Kritik am Partner ist.
- wie schlimm sich Wut auf die Liebe auswirken kann.
In Kapitel sieben bis zehn rät Thiel unter anderem,
- Positivität zu nutzen,
- klar und deutlich zu sagen, was man will.
- Zuneigung oder Sympathie gegenüber dem anderen immer durchblicken zu lassen.
- sich gegenseitig zu belohnen.
Das steckt im Buch:
Positivität sei die Zukunft der Liebe, betont Thiel. Belohnung, klare Ansagen und Sympathie – das sind seiner Aussage nach die Erfolgsgaranten für positive Veränderungen. Wenn Sie diese Strategie einsetzen, werden Sie Ihren Partner ändern, und zwar richtig gut. Thiel liefert dafür die theoretische Basis, indem er viele Erkenntnisse der Psychologie erläutert, und macht das anschaulich durch viele konkrete Fallbeispiele aus dem Partnerschaftsleben. Und er komprimiert die Fülle der Informationen auf eine Liste von insgesamt 14 griffigen Regeln, mit denen Sie Ihr Beziehungsleben zum Guten verändern können.
Drei wichtige Antworten, die das Buch gibt
1) Was kann man am Partner überhaupt verändern? Verhaltensweisen und Angewohnheiten können Sie ändern. Den Charakter, die innerliche Haltung, Lebensziele und Wertvorstellungen Ihres Partners aber nicht. Und die sollten auch tabu sein, weil sie zur Persönlichkeit dieses Menschen gehören und seine Authentizität ausmachen. Gut, wenn Sie sich diese Frage überhaupt stellen. Sehr viele Paare würden nämlich sehr viel Zeit und Energie darauf verwenden, Dinge am anderen ändern zu wollen, die sie gar nicht ändern können, schreibt Thiel. Sparen Sie sich also Diskussionen über Unveränderliches, konzentrieren Sie sich auf das, was geändert werden kann: der Umgang miteinander, Gewohnheiten, das Sexleben und die Kommunikation etwa.
2) Warum klappt das bei vielen Paaren trotz großer Bemühungen nicht? Weil Sie es aus den vermeintlich richtigen Gründen falsch angehen, schreibt Thiel. Das Beziehungsveränderungsrepertoire der meisten Menschen bestehe aus ziemlich inadäquaten Methoden, als da wären: Beziehungsgespräche vergrößern die Distanz zwischen Partnern, weil a) Reden keine Lösungen bringt, und b) immer einer der Ankläger und der andere sein eigener Verteidiger ist. Kritik (wenn auch nette) bewirkt selten wirkliche Veränderungen. Denn a) ist es zu viel vom anderen verlangt, dass er Fehler einfach so zu- und gleich ganz kleinbeigibt und b) provoziert Kritik oft Gegenwehr – wie soll sich da etwas verändern? Wut ist eine mögliche Folge, wenn sich nichts ändert – so manch ein Partner schlägt dann um sich. Diese von Thiel »Rumpelstilzchen-Methode« genannte Strategie ist ihm zufolge gefährlich. a) Gewalt hat immer eine destruktive Macht in einer Beziehung, und b) mit Wut erreicht man lediglich, dass der andere kuscht, weil er den Zorn fürchtet, oder ebenfalls wütend wird – was zu einer Eskalation führen kann.
3) Wie schafft man es, den Partner zu ändern? Indem man Beziehungsgespräche, Kritik und Wut aus seinem beziehungsinternen Verhaltensrepertoire streicht. Und sich stattdessen die Trias der Positivität zunutze macht: Belohnen Sie wünschenswertes Verhalten – anstatt unerwünschtes zu kritisieren, in der Hoffnung, der andere nimmt sich das zu Herzen und ändert sein Verhalten. Machen Sie klare Ansagen, stehen Sie für Ihre Bedürfnisse und Wünsche ein, indem Sie diese deutlich benennen – anstatt zu erwarten, dass der andere selbst darauf kommt und es womöglich genau so sehr wünscht wie Sie. Kultivieren Sie Sympathie in Ihrer Partnerschaft, indem Sie negatives Denken über den anderen kategorisch abstellen – anstatt den gewohnten Partner als eine Art Gegner zu empfinden, den Sie liebevoll überwältigen müssen.
3 bemerkenswerte Zitate aus dem Buch
Es ist nicht möglich, das Verhalten eines Menschen zu verändern, den Sie nicht aufrichtig mögen und schätzen.
Viele Paare versuchen einander davon zu überzeugen, dass das, was sie sich wünschen, in irgendeiner Form `richtig' ist. Sie argumentieren. Dabei geraten sie in eine Falle. Sie kommen nicht umhin, den Partner für seine Sicht der Dinge – die `falsche` nämlich – zu kritisieren.
Wenn Partner sich ernsthaft bemühen, den anderen zu verändern, sind sie einige Jahre später mit einer größeren Wahrscheinlichkeit noch immer zusammen, als die Paare, die einander einfach so lassen, wie sie sind und sich nicht auseinandersetzen.
Fazit: Das bringt die Lektüre
…aber durchaus mehr als nur eine Seite – das zeigt dieses Buch. Männer, die bereit sind, sich mit ihren Schattenseiten auseinanderzusetzten und sich einzugestehen, dass auch sie manchmal einfach nur ein Pascha sein wollen, können mit dieser Ehrlichkeit zu einer neuen Authentizität finden. Die kann sich in Selbstbewusstsein niederschlagen, das auch attraktiver macht.
Männer werden hier ermutigt, nicht immer einen auf anpassungsfähig und brav zu machen, um Frauen zu gefallen. Sondern auch mal selbstbewusst auf den Tisch zu hauen und den Willen durchzuboxen. Wem es gelingt, diese beiden Seiten in der Persönlichkeit zu vereinen, der kann zu einer neuen Beziehungsqualität beitragen. Rambo ist wohl ebenso wenig geeignet als Vorbild wie Willy aus der Biene Maja. Aber einer, der da einen guten Mittelweg findet, wird vielleicht auch glücklicher mit einer starken Frau, die manchmal ihre Tussi raushängen lässt.