Vier Liebesformeln für eine glückliche Beziehung
Sie wissen bereits was Kritik und Verachtung, Rückzug und Machtdemonstration bewirken können. In vielen Beziehungen spioniert einer dieser apokalyptischen Reiter sogar innerhalb der ersten Monate schon mal vorsichtig und lotet unbemerkt aus, wie anfällig Ihre Beziehung für spätere Zerstörungsattacken ist.
Erinnern Sie sich z.B. an erbitterte Streitsituationen am Anfang? Vielleicht wegen eines Ex-Partners oder anderer Eifersuchtsthemen? Gab es Streitereien über Ihre Berufe? Den Freundeskreis? Die Eltern bzw. Schwiegereltern? Haben Sie das Thema zwischenzeitlich aufgelöst? Wenn ja: prima, dann können Sie den Abschnitt überspringen. Aber wenn nicht, besitzt Ihre Beziehung ein empfindliches Ziel für die berittene Zerstörungstruppe.
Wenn Sie den apokalyptischen Reitern keine Angriffsfläche bieten wollen, sollten Sie sich um Ihre Altlasten kümmern. Auch wenn es sich um unbequeme Themen handelt oder Sie der Meinung sind, das seien olle Kamellen, die man ruhen lassen sollte – tun Sie’s trotzdem! Sie werden spüren, wie befreiend es ist, die angegammelten »Kamellen« noch einmal zu betrachten und anschließend gemeinsam zu entsorgen.
Und bitte: Springen Sie über Ihren Schatten, wenn es um’s Aufrechnen der begangenen Fehler geht. Das Motto: »zur Liebe gehören aber zwei, und ich ändere mich erst, wenn das auch mein Partner tut« ist zwar nachvollziehbar, aber nicht konstruktiv. Manchmal muss einer anfangen. Warum sollten das nicht Sie sein?
Liebesformeln und andere Glücklichmacher
Paarforscher und Mathematiker Gottmann, der die apokalyptischen Reiter demaskierte, fand noch etwas Wertvolles heraus: die vier Liebesformeln für eine glückliche Partnerschaft. Formel Nr. 1 ist, wie könnte es anders sein, die Romantik. Aber anders, als Sie es vielleicht vermuten!
Wussten Sie, dass wahre Romantik zwischen zwei Menschen aus Kleinigkeiten besteht? Nicht aus hollywoodreifen Liebeserklärungen und schwülstigen Pilchertexten, sondern aus Alltäglichem. Einer Unterhaltung über einen Film, gemeinsamem Einkaufszettel schreiben. Zuhören, wenn der Andere zum x-ten Mal über ein Problem am Arbeitslatz klagt, statt genervt mit den Augen zu rollen. Beim Pizzabestellen ungefragt extra Artischocken verlangen, weil der Andere sie mag. Zeigen Sie sich gegenseitig Ihre Zuneigung! Gerade in einer Phase, in der Sie über Beziehungsprobleme reden, wirkt so ein »Du bist mir wichtig« tröstend und heilend.
Die zweite Formel und das wichtigste Wort: WIR.
Apokalyptische Reiter sind Isolatoren. Den Begriff kennen Sie aus der Technik. Nur dass hier Sie und Ihr Partner gemeint sind. Achten Sie also darauf, wie es um Ihr Wir-Gefühl bestellt ist.
Paartherapeuten bezeichnen dieses Gefühl gerne als »Beziehungs-Konto«. Sie und Ihr Partner zahlen darauf ein und heben ab, je nach Bedarf. Gefüttert wird das Guthaben durch Aufmerksamkeit, durch ein liebevolles Aufeinander reagieren. Ob eine neue Band, ein Restaurant, ein Teppich für’s Wohnzimmer, Tratsch aus der Firma, Lampenfieber wegen eines Bewerbungsgespräches: interessieren Sie sich füreinander. Hören Sie sich aktiv zu, stellen Sie Zwischenfragen, zeigen Sie sich, dass Sie Interesse an den Befindlichkeiten des Anderen haben! Tun Sie Ihre Alltags-Wichtigkeiten nicht desinteressiert ab, denn genau hinter diesem Wegwischen verstecken sich die apokalyptischen Reiter!
Indem Sie zeigen, dass Sie sich nicht egal sind, entsteht Guthaben auf Ihrem Beziehungskonto. Das in stürmischen Zeiten wie ein Sprungtuch wirken kann und bei einem Streit dafür sorgt, dass die Wut aufeinander schnell wieder verraucht. Ohne Guthaben wirkt jeder Ministreit gleich destruktiv, weil es keine emotionale Sicherheit mehr gibt und jedes Mal gleich die ganze Beziehung auf dem Spiel steht.
Ein gesundes Wir-Gefühl bedeutet auch, dass Sie alles, was Sie Ihrem Partner Gutes tun, nicht als aufopfernd empfinden, sondern vielmehr spüren, dass es auch Ihnen zugute kommt. Wenn Sie sich als ein Wir betrachten, sind Sie automatisch nett zu sich selbst. Ja, der Gedanke braucht ein wenig Zeit, bis er sich festgesetzt hat, aber dann entwickelt er ein Eigenleben. Lassen Sie sich drauf ein.
Formel Nr. 3: Akzeptieren Sie sich!
Niemand ist perfekt. Natürlich gibt es Paare, die einfach nicht zusammenpassen. Hier hilft keine noch so große Akzeptanz, sondern tatsächlich nur eine saubere Trennung. Aber wenn Sie schon eine Weile zusammen sind und wissen, dass Sie harmonieren, dann gönnen Sie sich fünf Minuten und rufen Sie sich bewusst alle vermeintlichen Fehler Ihres Partners ins Gedächtnis. Spüren Sie dem Gefühl nach, das Sie dabei haben. Sind es nicht genau die Dinge, die Ihren Partner einzigartig machen und von anderen, vermeintlich pflegeleichteren Alternativpartnern unterscheiden? Die Macken, in die Sie sich einmal verliebten? Der amerikanische Paartherapeut Daniel Wile sagt: »In gewissem Sinne ist eine Beziehung der Versuch, mit den negativen Seiten einer Münze zurechtzukommen, deren positive Seiten man liebt und bewundert.«
Formel Nr. 4 und die Sache mit den Illusionen
Überraschung: Schönfärberei kann gut sein! Diese Liebesformel korrespondiert mit Nr. 3 und besagt, dass Sie sich gegenseitig im Alltag wohlwollend betrachten sollten. Das heißt nicht, eine rosa Brille aufzusetzen und alles zu verdrängen, was Sie an Ihrem Partner stört! Aber versuchen Sie, es in einen positiven Zusammenhang zu setzen. Ihr Partner will über jede Kleinigkeit diskutieren? Das nervt. Aber es verhindert, dass sich Leichen im Keller ansammeln. Also freuen Sie sich, dass Sie so ein reflektierfreudiges Pendant gefunden haben. Liebe ist schließlich kein hormonvernebeltes Gefühl, sondern eine Kombination aus Freundschaft und Erotik. Versuchen Sie, sich gegenseitig als beste Freunde, Sexpartner und Verbündete im Alltag zu begreifen und werten Sie nicht jede individuelle Macke als Kapitalverbrechen.
Worauf warten Sie?
Erinnern Sie sich, wie Sie sich fühlten, als Sie frisch verliebt waren? Dieses Gefühl lässt sich leider nicht konservieren oder wiederbeleben. Aber Sie können eine »Verliebtheit light« in ihre Beziehung zurückholen. Durchbrechen Sie eingefahrene Muster, verändern Sie Ihre Kommunikation, stehen Sie früher auf, integrieren Sie »Auszeiten« in Ihrem Tagesablauf, räumen Sie die Wohnung um. Und wenn Sie partout keine Lust haben, sich die letzten Tage des Jahres mit Pflichtterminen vermiesen zu lassen: Warum brennen Sie nicht einfach zu zweit durch und feiern Silvester an einem Strand? Oder in Ihrer Lieblingsstadt? Oder Sie stöpseln das Telefon aus, lassen Verpflichtungen platzen, kümmern sich nur umeinander und sind für die Außenwelt nicht zu sprechen?
Schaffen Sie kleine Veränderungen und nehmen Sie sich Zeit füreinander. Der Jahreswechsel ist ideal dafür, weil ja die normale Routine ohnehin durchbrochen wird. Und lassen Sie sich von niemandem Schuldgefühle einreden, wenn Sie Ihre Beziehung ganz oben auf die Prioritätenliste setzen! Schließlich gibt es nichts Wichtigeres als Ihre Liebe ...