Ändern Sie doch mal, was Sie ändern können: wie Sie Ihre Beziehung verbessern können, ohne gleich Ihren Partner umzumodeln, lesen Sie hier
Her mit der Formel für glückliche Beziehungen – am besten soll uns einfach der Partner unseres Lebens begegnen, mit dem nichts leichter ist als große Liebe. Aber muss es wirklich der perfekte Partner sein? Manchmal reichen clevere Veränderungen, um die Beziehung zu verbessern.
Was für eine herbe Enttäuschung: 72 Prozent aller Deutschen glauben an die große Liebe, aber nur 28 Prozent halten Ihre Beziehung für wirklich glücklich. Können wir nicht oder wollen wir nicht zufrieden sein mit der Liebe, die wir haben? Fragt man Wolfgang Krüger, würde die Antwort wohl lauten: Wir wissen es nicht besser. Der erfahrene Paartherapeut ist überzeugt, dass sich 90 Prozent aller Beziehungen verbessern lassen, wenn sich nur einer ändert. Das muss aber erstmal mindestens einer der Partner erkennen und dann muss einer auch noch den ersten Schritt wagen – und sich selbst entwickeln, beziehungsweise: verändern.
Zahlen, Daten und Wissenswertes
- Ändern geht schlecht: 72 Prozent der Frauen wollen den Partner ändern, 90 Prozent der Männer lehnen dies ab, schreibt Wolfgang Krüger.
- Schöner, schlanker, schicker – demnach sind: 46 Prozent der Befragten dazu bereit, ihr Aussehen dem Partner zuliebe zu verändern. 26 Prozent würde Frisur oder Haarfarbe nach dem Partnergeschmack umstylen, 23 Prozent würden abnehmen und 16 Prozent würden den eigenen Kleidungsstil an den Wünschen des Lovers ausrichten.
- Ja, wenn's der Traumpartner wäre... für ihn würde jeder Zweite sich ändern, das ergab eine Umfrage des Partnerportals FriendScout24 und dem Marktforschungsinstitut GfK.
DU musst Dich ändern – warum wir immer den anderen meinen
Seien Sie doch mal ehrlich: Wenn's bei Ihnen in der Beziehung nicht läuft, suchen Sie dann die Schuld erst bei sich? Oder finden Sie Beweise dafür, dass Ihr Partner durch sein Verhalten oder Wesen die Probleme verursacht?
Normal ist, dass wir unser positives Selbstbild möglichst aufrechterhalten wollen und in kritischen Situationen von uns weisen, was negativ auf uns abfärben würde. Außerdem sind wir anspruchsvoll, was uns selbst angeht: Der andere soll uns so lieben und schätzen, wie wir sind. Keiner möchte doch jemanden an seiner Seite, der ihn nur dann mag, wenn er voll und ganz seinen Vorstellungen entspricht. Im Gegenteil, unter wahrer Liebe verstehen viele, dass uns jemand gerade auch wegen all unseren Ecken und Kanten begehrt. Zudem sind wir in manchen Bereichen angeboren träge: Wer ändert sich schon gerne selbst ohne Not? Wer legt freiwillig bequeme Gewohnheiten ab und feilt an seiner Persönlichkeit? Dann arbeitet man schon lieber daran, den anderen zu ändern.
Ich will so bleiben, wie ich bin – Du aber nicht!
Das scheint das Credo vieler Menschen zu sein. Wer mich nicht so nimmt, wie ich bin, hat mich nicht verdient. Dabei liegt vielleicht gerade hier eines der Geheimnisse glücklicher Beziehungen: Die Partner entwickeln sich jeweils für sich, streben Veränderungen an, weil sie erkennen, dass diese für sie selbst vorteilhaft sind – und das wirkt sich dann positiv auf die Partnerschaft aus. Dieser Meinung ist zum Beispiel Wolfgang Krüger. In So gelingt die Liebe, auch wenn der Partner nicht perfekt ist , erläutert er, welche Liebesregeln glücklichen Beziehungen zugrunde liegen und welche Strategien wir anwenden können, um unsere Partnerschaft zu verbessern – auch dann, wenn der Partner alles andere als perfekt zu uns passt.
Unsere Partnerschaftsvorstellungen würden einen Grundfehler enthalten, schreibt Krüger. Wir alle wollen tiefgreifende Veränderungen, aber ohne große Anstrengung und bitte schnell. Dass jede Veränderung ein Prozess ist, verkennen wir. Am liebsten hätten wir es, dass der Partner endlich seine nervigen Angewohnheiten ablegt, endlich mehr redet und weniger trinkt, wenn der Sex ohne Mühe wieder herrlich aufregend und der Mensch an unserer Seite ein Quell steter Freude wird. Dafür wollen wir möglichst keinen Finger krümmen oder vielmehr nur das tun, was uns leicht fällt und Spaß macht.
Man muss den Partner schmieden, solange er heiß ist... Klartext am Beziehungsbeginn
Erinnern Sie sich noch an das Verliebtheitsgefühl am Anfang Ihrer Beziehung? Was war das schön – wie leicht fiel es Ihnen da, mit dem Rauchen aufzuhören (weil Ihre neue Freundin den Tabakgeruch beim Küssen nicht leiden konnte), wie einfach war es, mal ganz andere Klamotten zu tragen (weil Ihre aktuelle Flamme nunmal auf Röcke stand) und wie motiviert waren Sie, in Ihrer Bude vor dem hohen Liebesbesuch klar Schiff zu machen?
Wer liebt, ändert sich gerne – wenn er überhaupt merkt, dass er es tut. Oft müssen Freunde darauf hinweisen, dass man ja so anders geworden ist, seit man mit der oder dem zusammen ist. Für viele ist das ein vorübergehender Zustand, spätestens wenn die Beziehung in richtig trockenen Tüchern steckt, fällt man doch in alte Gewohnheiten zurück. Dann wird eben wieder zur Kippe gegriffen, die gute alte Jeans aus dem Schrank geholt und die Wohnung mutiert wieder zum Saustall.
Experten sprechen dann von der Liebesenttäuschung, weil wir uns nicht mehr 24 Stunden am Tag von unserer Schokoseite zeigen. Das können wir auch gar nicht: Immer so zu sein, wie man denkt, dass der andere einen gerne hätte, ist mächtig anstrengend und eigentlich gar nicht gut. Damit verleugnen wir doch unsere Persönlichkeit und werden jemand, der wir gar nicht sind. In der Kennenlernphase machen wir ordentlich Werbung für uns und gehen total auf den anderen ein, schließlich wollen wir ihn erobern. Ist das geschehen, können wir vom Gas runtergehen – und fallen zurück in altbekannte Verhaltensmuster. Darum raten Paarberater dazu, gleich zu Beginn einer Beziehung konkret zu werden und nicht einfach über störende Macken und lästige Angewohnheiten hinwegzusehen.
Denn auf lange Sicht trägt das dazu bei, dass unsere Enttäuschung gewaltig wird – auf beiden Seiten: Sie gestehen sich ein, dass Sie die Unordentlichkeit Ihres Freundes eigentlich total nervig finden und er ist irritiert, weil Sie das so ja noch nie gezeigt beziehungsweise gesagt haben.
So kann's gehen: 3 Regeln, mit denen Sie Ihren Partner positiv beeinflussen können
Darum sollten Sie nicht nur schon zu Beginn einer Beziehung Tacheles reden. Auch wenn Sie schon länger mit Ihrem Partner zusammen sind, empfiehlt es sich, bestimmte Punkte anzusprechen. Denn nur wer weiß, was Ihnen auf den Senkel geht, kann überhaupt darüber nachdenken, ob er das ändern will. Diese Regeln sollten Sie dabei beherzigen:
Regel 1: Geben Sie Ihrem Partner ein gutes Gefühl
Lob, Anerkennung, Bewunderung – wenn Sie das ehrlich rüberbringen, können Sie auch mit weniger erfreulichen Ansagen rausrücken. Wenn Sie Ihrem Partner ein gutes Gefühl geben, ihm wohlwollend gegenübertreten, haben Sie viel bessere Karten, falls Sie ihn dazu bringen wollen, endlich mal mehr zu unternehmen oder Ihnen besser zuzuhören. Damit bedienen Sie Ihren Partner nämlich narzisstisch, wie Psychologen das nennen. Sie streicheln sein Ego, gehen ihm charmant um den Bart. Dann können Sie Ihre bessere Hälfte eher auf kleine Vergehen ansprechen oder um den Gefallen bitten, bestimmte ätzende Gewohnheiten abzulegen.
Regel 2: Werden Sie nicht zum Erbsenzähler
Suchen Sie sich Ihre Motzbaustellen genau aus – wenn Sie an jeder Kleinigkeit rumnörgeln, nimmt Sie Ihr Partner erstens schnell nicht mehr ernst, zweitens schaltet er sicherlich des Öfteren auf Durchzug, sobald Sie loslegen. Dosieren Sie Ihre Kritikattacken, wählen Sie aus, was wirklich der Rede wert ist und was noch im akzeptablen Bereich liegt. Damit fahren Sie besser, als wenn Sie jede Kleinigkeit, die Ihnen aufstößt, zur Sprache bringen. Und legen Sie ein wenig Gnade an den Tag – gestatten Sie Ihrem Partner ein paar Ausrutscher, also Verhaltensweisen, die Sie billigen. Krüger rät, man solle dem anderen drei Fehler pro Tag zugestehen – diese Großzugügigkeit zahle sich aus, Liebe bedeute nämlich auch, vieles zu tolerieren und über manches hinwegzusehen.
Regel 3: Ran an das Verhalten, nicht an die Person
Immer bist Du so – damit ist die Diskussion gleich im falschen Fahrwasser. Und Sie werden mit Ihren Veränderungswünschen nicht sehr weit kommen. Mit diesen sollten Sie immer an der Beziehung ansetzen, nie an der Person. Wenn Ihr Partner ein Morgenmuffel ist, und vor 9 Uhr nur mit runtergezogenen Mundwinkel rumläuft, sollten Sie ihm das nicht vorwurfsvoll unter die Nase reiben. Besser ist, Sie sagen ihm, wie Sie sich das anders wünschen, beispielsweise, dass Sie gerne mit ihm bei einer morgendlichen Tasse Kaffee plaudern wollen. Damit gehen Sie die Sache von der positiven Seite an und machen gleich einen konstruktiven Vorschlag. Den kann Ihr Partner schlechter abwehren, als pauschale Kritik an seiner Person.
Fazit: Ändern, was geht – akzeptieren, was bleibt
Schauen Sie den Tatsachen ins Auge: Die meisten Menschen ändern sich im Laufe ihres Erwachsenenlebens eher weniger oder schwer. Wir alle entwickeln uns zwar weiter, machen neue Erfahrungen, legen manche Verhaltensweisen ab und gewöhnen uns andere an – in den Grundzügen unserer Persönlichkeit bleiben wir uns aber meist relativ treu.
Können Sie vielleicht ändern: Störende Gewohnheiten
Er pfeffert die schmutzigen Socken immer auf links gedreht in die Ecke? Das geht echt anders! Sie vergisst regelmäßig, dass Sie keinen Salat mögen? Muss wirklich nicht sein. Solche und andere lästige Angewohnheiten lassen sich aus der Welt räumen, wenn Sie es richtig ansprechen und Ihr Partner eine liebevolle Offenheit mitbringt. Alles, was auf der Gewohnheitsebene liegt, können Sie eventuell ändern, meint Krüger. Denn dabei handelt es sich oft um Dinge, die man sich mit ein bisschen gutem Willen abgewöhnen kann – dem Partner zuliebe.
Müssen Sie wahrscheinlich akzeptieren: Charaktereigenschaften
Anders verhält es sich da mit bestimmten Charaktereigenschaften. Auch hier kann sich jeder Mensch wandeln, das ist aber mit viel Anstrengung verbunden und ziemlich schwer. Einen Mann etwa, der einen tief verwurzelten Ordnungswahn hat, werden Sie kaum mit gutem Zureden zu einer Veränderung bewegen. Und eine Frau, die von Natur aus impulsiv ist, wird sicherlich nicht spontan Ihr Wesen ändern.
Aber nicht aus Bosheit oder Trotz, sondern weil er oder sie das nicht ohne Weiteres kann – Charakterzüge sind uns meist so in Fleisch und Blut übergegangen, dass wir sie nicht einfach ablegen können. Alle Eigenschaften, die tiefer in der Persönlichkeit verwurzelt sind, lassen sich nur schwer ändern, erklärt Krüger. Darum sollten Sie damit – sofern es nicht absolut inakzeptable oder bedrohende Eigenschaften sind – Ihren Frieden schließen. Und sich mal überlegen, ob vielleicht gerade diese Ecken und Kanten der Grund dafür war, warum Sie sich gerade in diesen Mann oder diese Frau verliebt haben.