Nach der Untreue ist mitten im Liebesdurcheinander: Unser ABC der Chaosgefühle
Eins, zwei...Sie sind dran – mehr als die Hälfte aller Menschen werden in Ihrem Liebesleben mit dem Thema Fremdgehen konfrontiert. Nach der Untreue ist oft direkt im absoluten Gefühlswirrwarr. Vielleicht sorgt unser ABC der Chaosgefühle für etwas Ordnung.
Info kompakt
- Lügen sind unverzeihlich: Für 71 Prozent ist es ein Liebes-No-Go, wenn der Partner unehrlich ist, etwas verheimlicht oder lügt, so eine Studie von ElitePartner.
- Liebe trotz Untreue: Laut Theratalk-Studie geben mehr als 80 Prozent aller untreuen Männer und Frauen an, ihren Partner zu lieben.
- Schlechte Gefühle inklusive: 60 Prozent der betrogenen Männer und 65 Prozent der Frauen leiden darunter, dass sie sich zwanghaft vorstellen, wie ihr Partner sie (wieder) betrügt.
- Worunter Betrogene nach einem Seitensprung leiden : Das Theratalk-Projekt fand heraus, dass Betrogene unter ähnlichen Symptomen leiden wie Menschen, die nach einem Unfall traumatisiert sind. Dazu gehören Schlafstörungen, Reizbarkeit, Wutausbrüche oder Konzentrationsschwierigkeiten.
- Totale Verwirrung: »Meine Gefühle in Bezug auf den Seitensprung meines Partners verwirren mich.«, das gaben in der Theratalk-Studie 73 Prozent der Männer und 79 Prozent der Frauen an.
- Wut im Bauch: 70 Prozent der betrogenen Männer sind wütend auf den Nebenbuhler, 47 Prozent sind sauer auf ihre Partnerin. 70 Prozent der betrogenen Frauen sind wütend auf die andere, aber auch 68 Prozent auf den eigenen Mann.
50 Prozent der Affären dauern über ein Jahr, davon sieben Prozent mehr als fünf und vier Prozent sogar mehr als zehn Jahre 1
1 Umfrage unter 1.224 Webseitenbesucher der Seitensprung-Fibel. Erhebungszeitraum KW31, 2014. Infografik anzeigen
Gehen oder bleiben? Verzeihen oder übel nehmen? Heulen oder schimpfen? Rausschmeißen oder verstehen? Wer von der Affäre seines Partners erfährt, steht oft vor widersprüchlichen Empfindungen. Ausbrüche und Szenen sind manchmal kaum zu vermeiden, bisweilen gehören sie zum Bewältigungsprozess gerade auf Seiten der Betrogenen dazu. Experten raten auch dazu, Gefühle nicht gänzlich zu unterdrücken. Denn sie haben oft ihre Berechtigung und verhindern eine sachliche Aufarbeitung, wenn sie verdrängt werden. Der Heidelberger Psychologe Roland Kopp-Wichmann hat in seinem eBook Fremdgegangen – Wege aus dem Chaos Anregungen zur ersten Hilfe bei einer Untreuekrise gesammelt. Wir haben uns die beteiligten Gefühle mal näher angesehen.
SOS Seitensprung: alleingelassen bis zerrüttet
A wie alleingelassen
Der Seitensprung Ihres Partners ist aufgeflogen, nun fühlen Sie sich hundsmiserabel und allein auf weiter Flur? Sind Sie nicht: Es geht sehr vielen Menschen gerade genauso wie Ihnen. Vielleicht fühlen Sie sich alleingelassen von Ihrem untreuem Partner oder von anderen, die Sie nicht gewarnt haben. Werden Sie aktiv und machen Sie sich klar: Sie sind nicht allein, Ihren Partner betrifft die Sache mindestens ebenso wie Sie selbst!
B wie belogen
Das tut richtig weh: Für viele Menschen, das ermittelte Theratalk, ist der Vertrauensbruch, der durch die Lüge entsteht, schlimmer als die Untreuetat an sich. Macht es Sie fertig, dass Ihr Partner Sie ziemlich einfallsreich belogen hat, um sein Fremdgehen zu verheimlichen? Versuchen Sie, sich damit nicht das Herz schwer zu machen – die Lüge mag schwerwiegend sein, wenn Sie Ihren Partner aber noch lieben, sollten Sie sich nicht darauf versteifen, dass der andere sich durch Lügen schuldig gemacht hat.
C wie chaotisch
Jetzt geht erstmal alles drunter und drüber. Vermutlich erleben Sie eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Nun heißt es: Ordnung reinbringen. Das bedeutet auch, dass Sie sich überlegen, was und wie viel Sie wissen wollen, ob Ihnen noch etwas an Ihrer Beziehung liegt. Wie wär's erstmal mit Abstand? Geben Sie sich Zeit, die Untreuefakten zu verdauen.
D wie dämlich
Waren Sie die letzte Person, die von der Untreue Ihres Partners erfahren hat? Wie konnten Sie so dämlich sein, fragen Sie sich vielleicht. Jetzt machen Sie mal halblang: Kummer haben Sie vermutlich genug, quälen Sie sich nicht zusätzlich mit Selbstvorwürfen à la »Ich war zu blöd, es zu sehen«.
E wie eifersüchtig
»Was hat der andere, was ich nicht habe?« Eifersucht empfinden die meisten von uns von Zeit zu Zeit, wenn einer fremdgegangen ist, kann diese Emotion überwältigend werden. Moderate Eifersucht, meint Paartherapeut Wolfgang Krüger, ist okay, zuviel blockiert uns aber. In Ausnahmesituationen wie bei Untreue kann die Eifersucht auf die Person, mit der Ihr Partner eine Affäre hatte, andere Gefühle überlagern. Überlegen Sie mal, ob es wirklich einen Grund gibt, auf den Affärenpartner eifersüchtig zu sein.
F wie fremd
Nähe gab's schon lang kaum mehr, jetzt ist die Distanz zwischen Ihnen und Ihrem Partner größer denn je? Oft ist eine Affäre das Resultat einer allmählichen Entwicklung: Man ist sich fremd geworden, hat sich aus dem Augen verloren. Ein Seitensprung fördert da nicht unbedingt neue Nähe. Aber bisweilen, so Kopp-Wichmann, bringt eine entdeckte Affäre endlich ans Tageslicht, wie sehr sich die Partner bereits voneinander entfernt haben. Und bietet damit Ansatzpunkte für eine Veränderung.
G wie gefährdet
Eine Affäre sei immer eine starke Bedrohung für die Partnerschaft, schreibt Kopp-Wichmann. Schließlich stellt sie Treue und damit eine Basis der Liebe in Frage. Angst vor dem Beziehungsaus ist da ein schlechter Ratgeber, auch wenn nachvollziehbar ist, dass Sie Ihre Partnerschaft als gefährdet betrachten. Natürlich kann es diese daran scheitern – vermeiden Sie aber, die Gefahr zu überschätzen. Kopp-Wichmann definiert 6 Affärentypen, die sich durch unterschiedliche Schwergrade auszeichnen. Anhand derer können Sie vielleicht die Gefährdung sachlicher einstufen.
H wie hilflos
Auch wenn Sie sich so fühlen: Hilflos sind Sie nicht. Natürlich können Sie die Affäre nicht ungeschehen machen beziehungsweise die Liebe Ihres untreuen Partners erzwingen. Aber Sie können Entscheidungen treffen, um sich aus der als unkontrollierbar empfundenen Situation befreien. Sie sind nicht Spielball der Gefühle – es sei denn, Sie lassen sich dazu machen...
I wie irregeführt
Ein One-Night-Stand ist manchmal leichter zu verarbeiten als eine längere Affäre, meint Kopp-Wichmann. Das ist zwar nicht immer so, manch einer macht schon bei einem leichten Treuevergehen kurzen Prozess. Aber oft fällt erschwerend ins Gewicht, wenn der andere seinen Seitensprung raffiniert geplant und geheimgehalten hat. Dann fühlen Sie sich irregeführt. Aber Moment: Hatten Sie denn eine reelle Chance, die Untreue zu erkennen? Weg mit dem Gefühl – denn zumindest jetzt kennen Sie ja die Wahrheit.
J wie jämmerlich
Der Schmerz ist groß, der Jammer riesig: Die Untreue Ihres Partners nagt sicher an Ihrem Selbstwertgefühl. Steigern Sie sich nicht hinein, damit ziehen Sie sich nur tiefer runter. Gehen Sie besser in die Offensive und stärken Sie Ihr Selbstbewusstsein, etwa, indem Sie Unterstützung bei Freunden suchen.
K wie kläglich
Dieses Gefühl kommt gleich nach jämmerlich: Sie fühlen sich bemitleidenswert, beklagenswert und so klein mit Hut. Immerhin sind Sie Opfer eines Liebesbetrugs geworden. Regel Nummer eins: Kommen Sie schleunigst raus aus Ihrer Opferhaltung, kläglich sind Sie mitnichten – es sei denn, Sie verschanzen sich hinter dem Gefühl, arm dran zu sein.
L wie liebeskrank
Auch wenn Sie selbst schon länger unzufrieden mit Ihrer Partnerschaft waren, kann es sein, dass diese Ihnen nach dem Seitensprung wieder besonders kostbar erscheint. Viele Betrogene meinen angesichts ihrer Verlustängste, ohne den anderen nicht leben zu können. Aber Vorsicht: Wer Panik hat, etwas zu verlieren, überreagiert manchmal. Es kann sein, dass neu aufflammende Leidenschaft vorübergehender Natur ist – finden Sie es heraus!
M wie misstrauisch
Sicher zweifeln Sie an der Aufrichtigkeit Ihres Partners. Viele Menschen kontrollieren den anderen oder spionieren ihm hinterher. Das Misstrauen bekämpft das sicherlich nicht, denn es gibt keine Sicherheiten in der Liebe, eine Garantie für Treue auch nicht. Sie müssen wieder lernen, dem Partner zu vertrauen. Und das ist ein Prozess, der sich mit Kontrolle bestimmt nicht erzwingen lässt.
N wie nachtragend
Klar, dass eine Entschuldigung nicht ausreicht – Worte können einen Seitensprung nicht ungeschehen machen. Sie haben das Recht, Ihrem Partner die Untreue übelzunehmen, machen Sie daraus aber bloß keine Strategie: Wenn Sie dem anderen gebetsmühlenartig vorhalten, was er getan hat und sich hinter der Ich-hab-Recht-Mauer verschanzen, verschenken Sie Chancen auf echte Versöhnung.
O wie optimistisch
Hallo? Sie sind jetzt tatsächlich optimistisch? Wenn Sie sich da mal nicht täuschen.... dann ist das ein Spitzengefühl. Vielleicht ist die Affäre Ihres Partners ja der längst überfällige Paukenschlag für Ihre Liebe – und Sie können noch mal gemeinsam neu auf Start gehen. Oder die Untreue ist der berühmte Tropfen, der das Fass endlich zum Überlaufen bringt und Ihnen damit zeigt, dass Sie nun wirklich Schluss machen sollten. In jedem Fall kann sich eine optimistische Einstellung, die nicht Fakten verklärt oder die Realität wegdenkt, positiv auf Ihre Liebeszukunft auswirken. An diesem Gefühl sollten Sie unbedingt dranbleiben!
P wie perplex
Kommt der Liebesbetrug raus, stehen Sie vielleicht erstmal unter Schock – die Panik stellt sich dann manchmal automatisch ein. Sie haben eine Heidenangst vor einer Trennung, fürchten sich vor schlimmen Auseinandersetzungen und haben mächtigen Bammel vor den Erklärungen Ihres Partners. Da kann es schon mal zu kopflosen Reaktionen kommen. Atmen Sie dann lieber erstmal richtig durch: Panik ist die ungute Steigerung von Angst, durch eine plötzliche Bedrohung wie einen Seitensprung ausgelöst, kann sie das Denken lähmen. Geben Sie Panikgefühlen keinen Raum – nur so bleiben Sie in der Lage, überlegt handeln zu können.
Q wie quengelig
Sie lieben Ihren Partner, ist Ihnen das gerade jetzt bewusster als je zuvor? Nun gut, damit ist Ihre Seite ja schon mal geklärt. Aber verlegen Sie sich bloß nicht aufs Quengeln, wenn Sie merken, dass Ihr Partner sich nicht ganz so sicher ist, dass es mit Ihrer Beziehung weitergeht. Weinerliche Klagesalven wirken abschreckend und können für Ihren Partner das Zünglein an der Waage sein, wenn es um eine Entscheidung geht. Bewahren Sie Haltung, vermeiden Sie quengelige Attacken, sonst machen Sie sich unattraktiv – und verschlechtern damit Ihre Chancen auf eine Liebeszukunft beträchtlich.
R wie rachsüchtig
»Das zahl ich Dir heim!« Ist das Ihr erster Impuls? Wenn Sie damit Ihre Wutgefühle in den Griff bekommen und sich durch die Vorstellung, den Seitensprung zu rächen, Luft machen - okay. Aber bevor Sie Ihre Rachegelüste in die Tat umsetzen, sollten Sie bedenken, dass eine Retourkutsche wenig bringt. Auch wenn Sie nach einem Vergeltungsschlag quitt sind. Auf Kränkung mit Rache zu reagieren, sei in einer Beziehung nie eine gute Idee, meint Roland Kopp-Wichmann. Das führt letztlich zu verhärteten Fronten – aber nicht zu einer guten Lösung.
S wie schuldlos
Es mag ja sein, dass der Seitenspringer aktiv gehandelt hat, aber eine Beziehung ist immer eine Sache von zwei Menschen. Die Schuldfrage bringe kein Paar weiter, findet Kopp-Wichmann. Besser sei es, der Beziehungsform, nämlich der Monogamie, die Schuld zu geben. Denn die suggeriert uns, dass es Sicherheit und Erregung in einer Beziehung gibt. Das tut es aber nicht. Entlasten Sie sich und Ihren Partner, indem Sie die Frage nach der Schuld außen vor lassen.
T wie traurig
Trauer gehört zum Verarbeitungsprozess – sollte Sie aber nicht lähmen. Denn damit zementieren Sie einen negativen Zustand, ein Ausweg wird dann schwieriger. Erlauben Sie sich, traurig zu sein, dass es zum Seitensprung gekommen ist. Aber blicken Sie nach vorne: Das Leben wird Sie weitertragen, verspricht Kopp-Wichmann.
U wie unentschlossen
Sollen Sie die Beziehung kitten und fortführen oder sich trennen? Die Entscheidung kann Ihnen niemand abnehmen. Machen Sie sich klar, dass Sie sich nicht nicht entscheiden können. Auch ein Ausharren in einer offenen Affärensituation bedeutet ein Statement. Wägen Sie ab, und denken Sie daran: Wählen ohne Verzicht geht nicht.
V wie verletzt
Ein Seitensprung verletzt. Der andere entzieht einem Liebe, nimmt keine Rücksicht auf Ihre Gefühle und ist womöglich dabei, die Beziehung aufzugeben. Es ist eine Herausforderung, in dieser Situation die Nerven zu behalten – trotzdem empfiehlt es sich, Untreue nicht persönlich zu nehmen und als bewusste Verletzung zu werten. Die Gründe, warum jemand untreu wird, sind meist vielfältig, vielleicht haben sie gar nicht so viel mit Ihnen zu tun. Zweifeln Sie nicht gleich total an sich!
W wie wütend
Wie konnte Ihr Partner nur?! Klar, sind Sie stinksauer. Dieses Gefühl sollten Sie nicht gleich unterdrücken, lassen Sie es raus. Aber ruhig Blut: Finger weg von übereilten Aktionen im Wutrausch! Ärger ist evolutionsbiologisch gesehen gut, er kann Sinne schärfen und kampfbereit machen. Aber brauchen Sie das? Wenn Sie den Kampf eröffnen, müssen Sie mit Gegenwehr rechnen. Besser: Laden Sie Ihre Wut in Gesprächen mit anderen ab.
XY wie verwirrt
Himmel, sind da viele Gefühle involviert: Wen wundert's, wenn Sie erstmal komplett verwirrt dastehen. Immerhin ist da eine Situation, für die es vermutlich keine einfache Lösung gibt. Überstürzen Sie trotzdem keine Entscheidungen, schmeißen Sie nicht gleich alles hin im ersten Chaos. Denn, das sagt auch Kopp-Wichmann, Sie haben gute Chancen, den Untreuefall zu lösen – gemeinsam.
Z wie zerrüttet
Manchmal ist Untreue Folge einer schleichenden Zerrüttung innerhalb einer Partnerschaft: Man lebt sich auseinander, verbringt wenig Zeit zusammen und reibt sich an kleinen Konflikten auf. Zerrüttung kann aber auch die Folge sein – Fremdgehen trägt nicht gerade zu Liebesglück bei. Gut, wenn Sie hier das eine vom anderen unterscheiden können. Versuchen Sie, herauszufinden, was mit Ihrer Beziehung passiert ist – vor dem Seitensprung und danach.
Fazit: Ran an die Gefühle!
Seien Sie wütend, schimpfen Sie, halten Sie Tränen nicht zurück und zerschlagen Sie ruhig ein bisschen Porzellan – aber dann ist auch gut. Wenn Ihr Partner fremdgegangen ist, haben Sie das Recht darauf, wütend zu sein. Aber bitte bleiben Sie auf dem Teppich, sprich: Verschanzen Sie sich nicht hinter negativen Gefühlen. Es gibt kein Patentrezept dafür, wie Sie am besten mit Untreue umgehen. Wie Sie diese erleben, hat sehr viel damit zu tun, wie Sie die Untreuetat persönlich bewerten. Sehen Sie den Seitensprung Ihres Partners als Beweis für Ihre Unattraktivität oder ist er die Bestätigung Ihrer Selbstzweifel? Werten Sie die Untreue als Versuch Ihres Partners, Sie zu bestrafen oder zu mehr Sex zu zwingen? Oder erkennen Sie, dass in Ihrer Beziehung lange schon etwas schieflief und die Untreue traurige Konsequenz davon ist? Sortieren Sie Ihre Gefühle, schaffen Sie Klarheit für sich selbst, unterscheiden Sie zwischen berechtigten Emotionen wie Trauer und Wut und solchen, die auf ein totes Gleis führen, wie Rache und Misstrauen. Wagen Sie sich an Ihre Gefühle heran – das ist der erste Schritt der Bewältigung!