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Seitensprung verarbeiten – Die 7 Phasen nach der Untreue

In den meisten Beziehungen passiert es irgendwann einmal. Aber wie kommt es zu einem Seitensprung – und wie geht man damit um? Gründe gibt es viele: Wir gehen fremd, um zu sagen »schau auf meine Bedürfnisse«, um uns zu beweisen, dass wir attraktiv sind, um einfach mal etwas anderes auszuprobieren, um uns für die Untreue des Anderen zu rächen, weil wir hineinschlittern oder weil wir die Beziehung beenden wollen.

Dahinter steckt aber immer ein auslösendes Problem innerhalb oder außerhalb der Partnerschaft wie »Sich-ungeliebt-fühlen« über das mit dem Partner nicht gesprochen wird. Wenn dann noch eine Versuchung in Form eines verständnisvollen Menschen dazu kommt, sind alle Voraussetzungen zum Fremdgehen gegeben.

Der britische Paartherapeut Andrew G. Marshall beschreibt in seinem 2011 auf Deutsch erschienenen Buch Kann ich dir jemals wieder vertrauen? So verarbeiten Sie den Seitensprung Ihres Partners« sieben Phasen, die das betroffene Paar gewöhnlich durchlaufen muss, damit die Beziehung nicht nur gerettet, sondern auf eine neue, stabilere Basis mit besserer Kommunikation gestellt werden kann.

Das sind die 7 Phasen, die es laut Paarexperte Andrew G. Marshall braucht, um einen Seitensprung zu verarbeiten. Hier können Sie selbst feststellen, in welcher Phase Sie sich befinden:

1. Phase: Schock und Unglauben

Die Affäre ist aufgeflogen, der Untreue gerät ebenso wie der Betrogene in einen Schockzustand. Rund 48 Stunden hält dieser an, er kann mit körperlichen Symptomen wie Herzrasen, Unruhe und Übelkeit einhergehen. Zum Schock kommt der Unglauben: Das kann doch nicht wahr sein? Dann folgt allmählich das Begreifen.

  • Versuchen Sie, ruhig zu bleiben.
  • Werfen Sie Ihrem Partner nicht einfach vor, eine Affäre zu haben. Fragen Sie ihn offen und direkt danach.

2. Phase: Intensives Fragen

Warum ist es passiert? Was hat der Betrogene getan, wo ist er mit seiner Affäre gewesen? Wer ist die dritte Person? Diese und andere Fragen tauchen gebetsmühlenartig auf. Denn es geht hier darum, die Wahrheit herauszufinden. In den ersten sechs Monaten nach Aufdeckung des Seitensprungs stehen sie im Vordergrund.

  • Geraten Sie nicht in Panik, brechen Sie keine Entscheidungen übers Knie.
  • Versuchen Sie zu verstehen, warum Ihr Partner in Versuchung geriet.

3. Phase: Zeit der Entscheidung

Gehen oder bleiben? Kann ich die Affäre verzeihen oder wird sie immer zwischen uns stehen? In dieser Phase müssen Sie einen Schritt zurücktreten, vernünftiger reagieren und für sich klären, wie viel Ihnen die Beziehung wert ist. Hat Ihr Partner einen Schlussstrich gezogen, müssen Sie entscheiden, ob Sie das akzeptieren oder um Ihre Beziehung kämpfen wollen.

  • Stellen Sie sicher, dass Sie alle nötigen Informationen haben, um die Bedeutung der Affäre zu bewerten.
  • Konzentrieren Sie sich auf das Ergebnis, das für Sie ideal ist. Denken Sie daran: Es ist besser, zu kämpfen und zu verlieren, als aufzugeben, ohne es versucht zu haben.

4. Phase: Hoffnung

Die ersten drei Phasen sind von Gefühlschaos geprägt. Hier werden sie abgelöst von einer Zeit, in der die Hoffnung auf einen guten Ausgang, also die gemeinsame Bewältigung der Untreue, stärker wird. Sie ist die kürzeste und kostbarste Phase. Laut Marshall empfinden etwa 83 % der von Untreue betroffenen Paare in dieser Phase eine signifikante Verbesserung ihres Liebeslebens.

  • Leben Sie die Gegenwart. Die schmerzliche Vergangenheit könnte Sie deprimieren, die ungewisse Zukunft kann Angst erzeugen.
  • Denken Sie daran, was Sie brauchen und scheuen Sie nicht davor zurück, darum zu bitten.

5. Phase: Versuch der Normalität

Jetzt heißt es: Aufatmen. Eine gewisse Normalität stellt sich ein und Sie glauben, dass das Drama der Affäre hinter Ihnen liegt. Denn Ihr Partner hat sich entschieden, bei Ihnen zu bleiben und der Beziehung noch eine Chance zu geben. Sie wünschen sich vertraute Muster zurück, aber wahres Vertrauen ist noch nicht wieder aufgebaut. Nachbeben und Rückfälle sind jetzt möglich, Stress und Misstrauen gefährden die allmähliche Heilung.

  • Es braucht Monate, nicht Wochen, um sich von einer Affäre zu erholen.
  • Betrachten Sie Ihr eigenes Verhalten, um herauszufinden, ob es etwas gibt, das Ihren Partner davon abhalten könnte, sich Ihnen zu öffnen.

6. Phase: Verzweiflung

Gefahr oder Chance – in dieser Phase des Heilungsprozesses befinden sich beide Möglichkeiten in einem fragilen Verhältnis. Jetzt ist es Zeit, sich den Problemen zu stellen, die Untreue möglich gemacht haben. Drei Kategorien können auftreten: langjährige, scheinbar unlösbare Probleme, Probleme, die durch Untreue entstanden sind und versteckte Probleme, die im Unterbewusstsein beider Partner vergraben sind.

  • Das ist die Gelegenheit, Ihre Beziehung wirklich zum Besseren zu wenden.
  • Hören Sie Ihrem Partner aufmerksam zu und versetzen Sie sich in seine Lage.

7. Phase: Intensives Lernen

Die Liebe ist wieder erstarkt, Ursachen und Folgen des Seitensprungs soweit möglich geklärt und Sie haben zu einer neuen, intensiveren Nähe gefunden. Der Zustand ist stabil und gibt Ihnen die Gelegenheit, auf Dauer positive Veränderungen in Ihrer Beziehung zu etablieren. Die Affäre Ihres Partners ist nicht vergessen, aber Sie entwickeln langsam wieder ein echtes Vertrauen in ihn – und Ihre Beziehung.

  • Sorgen Sie für einen Ausgleich in Ihrer Partnerschaft, indem Sie anerkennen, dass Ihr Partner Sie mit seinen Fähigkeiten ergänzt.
  • Vergebung ist der beste Weg, einen Schlussstrich unter die Vergangenheit zu ziehen.

1. Phase: Schock und Unglauben

Eine Beziehung basiert auf Vertrauen, Ehrlichkeit und Mitgefühl, normalerweise halten wir Kontrolle für unnötig. Untreue aber kann uns daran zweifeln lassen, ob wir dem Partner jemals wieder vertrauen können. Die Beziehung scheint nach einem Seitensprung irreparabel geschädigt – jedoch gibt es nach Andrew G. Marshall die Chance, diese durch die Verarbeitung des Seitensprungs sogar zu stärken. Der Grundgedanke: Wenn Sie Ihre Kommunikation verbessern und ehrlich zueinander sind, können Sie allmählich Verständnis für die Situation Ihres Partners entwickeln und mehr über ihn oder sie erfahren, als Sie je für möglich hielten, und dadurch das Vertrauen erneuern.

Erste Signale erkennen

Für Untreue gibt es immer Anzeichen. Das kann grundlose Reizbarkeit des Partners sein, Geistesabwesenheit oder Euphorie, wiederholte Verspätungen, gesteigertes Interesse am eigenen Aussehen. All dies kann aber auch eine Million anderer Gründe haben. Woran merke ich, ob mein Partner fremdgeht?

Fragen Sie sich, ob die Atmosphäre der Beziehung sich in der letzten Zeit verändert hat. Fragen Sie Ihren Partner: »Bist du glücklich?« oder »Hast du Stress? Wie gehst du damit um, und wie kann ich dich unterstützen?«, das ist besser als mit »Wir müssen reden!« Abwehrmechanismen auszulösen. Hören Sie zu. Prüfen Sie, ob Sie generell besonders misstrauisch sind. Eventuell ist das Problem nur Stress oder zu wenig gemeinsame Zeit. Schreiben Sie alle vermeintlichen »Beweise« auf, statt stundenlang drüber nachzugrübeln. Lesen Sie ein zweites Mal und streichen die unbedeutenden. Lesen Sie ein drittes Mal als Anwalt der Gegenseite und streichen weitere. Meist sind danach nur noch ein bis zwei Punkte übrig, die Sie mit Ihrem Partner besprechen sollten.

Nutzen Sie dabei eher Aussagen wie »ich wünsche mir« als »du musst« und »immer«, die unweigerlich hitzige Reaktionen auslösen. Wie reagiert Ihr Partner? Herablassend und aggressiv? Das wäre Grund zur Sorge. Hört er oder sie zu? Dann können Sie etwas verändern. Schließlich sind die meisten Seitensprünge von sehr kurzer Dauer, und die untreuen Partner scheinen es fast darauf anzulegen, dass sie entdeckt werden. Wenn Sie den Verdacht nicht loswerden, ist es besser, mit ihm oder ihr über Ihre Ängste zu sprechen, als das Haus nach Beweisen zu durchsuchen um den Seitensprung zu enttarnen. Eine ehrenhafte Beichte erhöht die Chance, dass die Beziehung nicht nur überlebt, sondern sich sogar verbessert.

Freundschaft oder Seitensprung – die Grenzen sind fließend

Es ist möglich, dass Sie sehr vertraute Textbotschaften Ihres Partners an jemand anderen finden und zu hören bekommen, dies sei völlig harmlos und der andere ein guter Freund, nichts weiter. Was aber bedeutet das? Die Grenzen zwischen Fremdgehen und Freundschaft sind fließend. Bei der Unterscheidung zwischen »harmloser« und »unangemessener« Freundschaft hilft das Maß der Geheimhaltung. Kann über Zahl und Art der Treffen offen und ohne Beschönigungen berichtet werden? Wird die Privatsphäre des Partners dem Dritten gegenüber gewahrt? In unangemessenen Freundschaften werden oft vertrauliche Informationen ausgetauscht, um die Bindung zu vertiefen. Aus einer unangemessenen Freundschaft kann sich schnell eine heimliche Affäre entwickeln. Das Gefühl des Betrogenseins ist oft genauso stark wie bei einer Affäre, und es braucht dieselben sieben Phasen zur Heilung.

Der erste Schock: Körperliche Symptome inklusive

Die erste Reaktion auf das Fremdgehen des Partners besteht häufig in Schock und Unglauben, oft begleitet von starken körperlichen Symptomen durch die Ausschüttung von Stresshormonen. Herzrasen, Schreckhaftigkeit, Schmerzen, die Unfähigkeit, sich zu konzentrieren zählen u.a. dazu. Dieser akute Zustand hält meist etwa 48 Stunden an, kann jedoch durch neue »Erkenntnisse« und andere Erinnerungen an das Trauma wieder ausgelöst werden.

Untreue ist deshalb so ein Schock, weil sie drei Grundüberzeugungen unseres Lebens untergräbt:

  • Die Welt meint es gut mit uns
  • Die Welt hat einen Sinn, nichts geschieht grundlos
  • Ich bin wertvoll, darum widerfährt mir nur Gutes

Und jetzt müssen wir plötzlich erkennen: Auch wenn ich immer gut für die Familie gesorgt habe, reicht das nicht aus, damit mein Partner mir treu ist. Es können grundlos schlimme Dinge passieren. Wenn nicht einmal meine Beziehung sicher war, was ist mit Job, Freundschaften etc.? Um damit umgehen zu können, müssen wir unsere Sichtweise erweitern.

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