Unserer Buchtipp der Autorin Catherine Herriger
Wandervögler: Warum Männer unbedachter fremdgehen
Kurzbeschreibung
Woran denken Sie, wenn Sie den Namen Dominique Strauss-Kahn hören? An den Währungsfond etwa? Catherine Herriger jedenfalls fällt da erstmal die äußerst pikante außereheliche Affäre dieses Herrn ein. Nicht die Tatsache, dass er einer Liebesversuchung erlag, prangert Catherine Herringer an. Sie stört eher die Art, wie Männer seines Kalibers nach begangenem Seitensprung reagieren: verdattert ob der bisweilen unschönen Folgen. Warum eigentlich? Die Schweizer Psychologin und Publizistin hat nachgeforscht.
Hier geht es zur AUSFÜHRLICHEN Buchrezension
Erkenntnisse aus diesem Sachbuch
Nicht um das »Warum« geht es Catherine Herriger. Vielmehr interessiert sie das »Wie« beim Fremgehen. Und zwar bei dem der Männer. Einige von Ihnen, schreibt sie, würden geradezu kamikazehaft Ehe, Familie und Karriere aufs Spiel setzen für eine außereheleiche Affäre. Wer gedankenlos fremdgeht, findet sie, muss mit Konsequenzen rechnen. Und mit diesen dann auch leben. Herriger geht mit unbedachten Seitenspringern recht hart ins Gericht – will letzlich aber mit ihrer (bisweilen sehr eindimensionalen) Betrachtungsweise die Liebesqualität befördern. Dazu soll auch ihre Checkliste für den männlichen SexQ sorgen.
Produktinformationen
- Titel: Wandervögler: Warum Männer unbedachter fremdgehen
- Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
- Verlag: Kösel-Verlag (25. Juli 2011)
- ISBN-10: 3466308984
- ISBN-13: 978-3466308989
- Preis: EUR 17,99
Ausführliche Beschreibung
Die Sache mit dem männlichen Fremdgehen
Ein Wort zum Geleit: In diesem Buch geht es um Männer. Und es geht um eine Sicht der Dinge. Und zwar eine ziemlich spezielle. Catherine Herriger greift das Phänomen des »unbedachten« männlichen Fremdgehens aus dem unendlich weiten Beziehungsfeld der Geschlechter heraus.
Herrigers Anliegen ist es dabei laut eigenem Bekunden, den Gründen männlicher Unbedachtheit und einer damit oft einhergehenden mangelnden Einfühlsamkeit auf die Spur zu kommen. Was aber trotz der deutlichen Worte an Männer keineswegs Frauen aus ihrer ganz persönlichen Beziehungsverantwortung entlassen soll. Sondern vielmehr als »beziehungsanregende« Lektüre männliche und weibliche Leser zum intensiven Nachdenken anregen soll.
Jahrelang, schreibt Herriger, konnte sie nicht verstehen, warum selbst blitzgescheite Männer fremdgehen und es so weit kommen lassen, dass ein für sie eigentlich unwichtiger Seitensprung auffliegt. Freunde, Bekannte, Patienten – immer wieder erlebte sie Männer, die fassungslos vor den Trümmern ihrer Beziehung standen und nicht begreifen konnten (oder wollten), warum ihre Partnerin unglaublich verletzt auf eine »völlig unbedeutende Sexgeschichte« reagierte.
»Wandervögler« nennt Herriger provokativ Männer, die glauben, ganz unverbindlich von Frau zu Frau huschen zu können, ohne dass sie (oder die Beziehung) Schaden davon tragen. Ob Prominenter oder Politiker, ob Freund der Freundin oder Mann der Mutter, ob Schönling oder Schlawiner – viele tun es, ohne vor dem Seitensprung überdessen Konsequenzen nachzudenken.
Warum, fragt die Autorin Herriger, setzt ein gutaussehender, vermögender, erfolgreicher und prominenter Mann für ein kurzes Sexabenteuer alles aufs Spiel? Ist das Dummheit, Eitelkeit, (Lebens-)Lust oder mangelnde Triebkontrolle? Was wirklich dahinter steckt, ist sicherlich von Fall zu Fall verschieden. Vermutlich ist es aber meist eine Kombination aus allem, verstärkt noch durch andere, der Situation oder der Persönlichkeit geschuldete Umstände.
Absicht oder Versehen – auf den Spuren unbedachter Männer
Dominique Strauss-Kahn zum Beispiel. Der Direktor des Internationalen Währungsfonds galt als einer der einflussreichsten Männer der Welt – bis zum Mai 2011. Da wurde er nämlich direktemang von der New Yorker Staatsanwaltschaft aus dem Verkehr gezogen. Und das sozusagen wegen genau dem: wegen versuchter Vergewaltigung eines Zimmermädchens in einem Hotel.Unrühmlich war, resümiert Herriger, die Sache ja an sich schon. Was ihrer Meinung nach aber besonders schwer ins Gewicht fiel, war die Tatsache, dass DSK wohl glaubte, seine Tat käme nicht ans Licht oder würde zumindest als Kavaliersdelikt durchgehen.
Eine ähnliche Haltung will Herriger öfter beim männlichen Geschlecht beobachtet haben. Nämlich eine gewisse Nachlässigkeit bei der Handhabung der Treue. Das wirft ihrer Meinung nach ziemlich viele Fragen auf. Vornehmlich solche, die sich mit möglichen Gründen für Seitensprünge befassen.
Männer, konstatiert Herriger, gehen bisweilen recht locker mit Seitensprüngen und Co. um. Ob in aller Öffentlichkeit oder klammheimlich: Viele werden schwach, gönnen sich einen (oder mehrere) Momente der zügellosen Lust und wundern sich dann, wenn ihre Beziehungsausrutscher unangenehme Folgen haben. Irgendwie, meint Herriger, scheinen sie für sich besondere sexuelle Freiräume, manchmal gar eine Art erotische Narrenfreiheit zu beanspruchen. Als plumpes Ausbüxen aus einer Beziehung, als Form spezifisch männlicher »Dummheit« bezeichnet Herriger ein derartiges Verhalten. Das Mann nicht selten durch Liebesschwüre (Ich liebe doch nur dich!), Hormone (Es war doch nur Sex!) oder Treuebekenntnisse (Das mit der war doch nix Ernstes!) wieder gut machen zu können glaubt.
Triftige Gründe oder tapsige Ausreden?
Woher rührt das Unbedachte, das Gedankenlose, das beziehungsmäßig Rücksichtslose, fragt Herriger. Männer, so ihr Verdacht, glaubten bisweilen, sie hätten das Recht, ihre Ehe, Beziehung oder dergleichen durch Sexaktionen im kleinen oder auch großen Stil aufs Spiel setzen zu dürfen.
Warum eigentlich? Dass Männer auch im 21. Jahrhundert noch dem evolutionären Drang massenhafter Nachkommenzeugung nachgeben müssen, kann es nicht sein. Ebenso wenig behagt Herriger die Erklärung, Männer litten unter hormonellen Zwängen, die ihnen ein ganz spezielles sexuelles Gebaren auferlegten: Ein behauptetes Zuviel oder gar Zuwenig an bestimmten Hormonen ist ihrer Meinung nach eine ziemlich faule Ausrede. Die Gründe für das männliche zu-weit-Gehen und zu-kurz-Denken müsse woanders liegen als in einem Zuviel an Testosteron, vermutet Herriger. Schon eher lässt die Autorin die moderne Sozialisation durchgehen. Denn die liege bei kleinen Jungs beinah durchweg in Frauenhänden.
Die ansteigende Femininisierung der nachwachsenden Männergenerationen bewirke langfristig, dass Jungen schon frühzeitig das gefühlvolle Denken abgenommen werde – denn das beherrschen Frauen bekanntlich aus dem Effeff. Vereinfacht ausgedrückt heißt das: Ein Junge, der in Kindheit und Jugend hauptsächlich von weiblichen Bezugspersonen (Mama, Kindergärtnerin, Lehrerin...) umgeben ist, wird vermutlich eine besondere männliche Identität herausbilden – und sich eher weniger spezifisch weibliche Seiten aneignen.
Vorsicht ist die Mutter des Beziehungsglücks: Bonitätsprüfung für potenzielle Partner
Männer ticken anders als Frauen – so ist es und so wird es bleiben. Darum rät Herriger Frauen, sicherheitshalber schon zu Beginn einer Beziehung den möglichen Partner einer »Bonitätsprüfung« zu unterziehen. Und sagt, wie das geht: Anhand einer Beziehungscheckliste können Frauen überprüfen, ob sie das Startsignal für eine Beziehung guten Gewissens geben können oder ob womöglich Verbesserungsbedarf besteht.
Auch für Frauen, die nach einigen Paarjahren den Status quo ihrer Beziehung etwas genauer unter die Lupe nehmen möchten, hat Herriger eine Anregung: Die Beziehungscheckliste für sie und ihn geht Punkt für Punkt möglichen Liebesübeln auf den Grund und animiert zur Veränderung.
Nur für ganze Männer: Testen Sie Ihren Sex-Quotienten!
Frauen wünschen sich eigenständige, selbstbewusste und reife Männer – also erotische Typen mit Grips im Kopf. So lautet ein Fazit von Catherine Herriger. Wenn Sie sich nun fragen, in welche Kategorie Mann sie eigentlich passen, können Sie sich selbst testen. Und zwar wiederum mit einer Checkliste, nämlich der für Ihren SexQ. Sofern Sie ein Mann sind. Ein Pendant für Frauen bietet Herriger leider nicht.
Der SexQ für Männer ist nicht das Maß aller Dinge, aber ein Indikator für Stärken und Schwächen. Der Sex-Quotient funktioniere wie eine Art Rundum-Spiegel für spezifisch männliche Persönlichkeitsmerkmale und werfe ein recht klares Bild zurück, verspricht Herriger.
Der ultimative Traummann, so resümiert sie, sei ein gediegener Mix aus den drei Grundtypen: dem Gentleman (also dem Mann, der die Frau achtet und entsprechend charmant umgarnt), dem Felsen (also dem starken Typ, der die Frau beschützt) und dem Macho (also dem echten Kerl, der seine Männlichkeit gerne zur Schau stellt).
Ein Wort zum Schluss: Schön wär's, wenn Frau sich einfach einen Mann nach Geschmack backen könnte. Und umgekehrt. So ist es nun mal aber nicht. Eine Beziehung ist eine Sache von zwei Personen, die beide ihre Stärken und Schwächen in die Liebeswaagschale werfen. Und auch Männer haben den ein oder anderen Wunsch an die ideale Partnerin. Ob SexQ oder Bonitätsprüfung – bleiben wir doch realistisch: Die Liebe geht viele verschiedene Wege. Den goldenen müssen Paare – mit oder ohne Seitensprungerfahrung – stets ganz alleine gemeinsam für sich finden.