Advent, Advent die Beziehung brennt: Vorweihnachtszeit ist Streitzeit
Weihnachten, das Fest der Liebe? Nichts da: Offensichtlich kracht es in deutschen Beziehungen besonders laut am Fest der Feste. Und je nerviger das Paartreiben in der Vorweihnachtszeit sich gestaltet, umso größer wird das Fremdgeh-Bedürfnis. So verzeichnen wir seit Jahren nach den Feiertagen ein um 30 Prozent höheres Fremdgeh-Interesse als sonst. Was hat es damit auf sich?
60 Prozent aller Deutschen freuen sich laut einer Allensbach-Umfrage aufs Fest – aber das steht auf Platz 12 einer Stress-Skala von 1 bis 100. Also ziemlich weit oben. Weihnachten ist bei vielen kein Grund für Friede, Freude, Eierkuchen, sondern vielmehr Auslöser für den ein oder anderen Streit an den Feiertagen:
- In jeder sechsten deutschen Beziehung herrscht eine angespannte Stimmung unterm Baum
- 5 Prozent der Paare zoffen alle Jahre wieder gewaltig an Weihnachten
- 34 Prozent der Deutschen schlagen drei Kreuze, wenn Weihnachten endlich vorbei ist
- Dann ist für viele allerdings nicht nur Schluss mit dem konfliktträchtigen Festtagstrubel. Sondern auch mit der Beziehung: Ein Drittel aller Trennungen erfolgt direkt nach Weihnachten
Was Paare an Weihnachten auf die Palme bringt
An Weihnachten sehnen sich die meisten Menschen nach Harmonie im Kreise ihrer Lieben. Konflikte sollen zumindest dann kein Thema sein, das Fest soll ganz im Zeichen der Liebe stehen. Dass es oft überhaupt nicht so ist, kennen Sie sicher aus eigener Erfahrung. Es soll alles schön sein, die Erwartungen sind extrem hoch – umso höher ist das Risiko enttäuscht zu werden.
Denn sind wir mal ehrlich: Die Adventszeit mit all ihrer Hektik, dem Geschenkestress und dem Vorbereitungsmarathon fordert ihren Tribut. Und dann soll man auch noch drei Tage aufeinanderhocken und familiäre Besinnlichkeit zelebrieren. Kein Wunder, dass vielen von uns da irgendwann die Puste ausgeht – und dann kommt es gerade in Beziehungen zum Superkrach.
Die Top 3 der weihnachtlichen Streitthemen bei Paaren
Man ist grundgenervt, verbringt viel Zeit miteinander und kommt kaum zur Ruhe. Selbst Banalitäten taugen dann als Auslöser für ziemlich unfestliche Auseinandersetzungen. Was glauben Sie. Welche Themen landen bei den meisten auf dem Festtagstisch? Das Marktforschungs-Panel Toluna fragte mal im Auftrag der Seitensprung-Fibel.de in einer Online-Umfrage nach.
- Platz: Stress in der Vorweihnachtszeit – Bei 36 Prozent der Befragten gibt das nervige Vorbereitunsgpipapo Anlass für Zank
- Platz: Hin- und Herfahrerei zwischen den Verwandten – Zu Dir oder zu mir?! Das obligatorische Festtagspendeln zu den mehr oder minder lieben Angehörigen finden 29 Prozent einen Clinch wert
- Platz: Familienkonflikte – Weitere 27 Prozent nerven die schwelenden Familienkonflikte, die gerne zum Fest ausgepackt werden
Der kleine Stressunterschied – worüber sich Frauen und Männer besonders ärgern
- Weihnachtsdeko ist Weiberkram? Mitnichten, für Männer ist laut der Umfrage die Weihnachtsdeko dreimal häufiger ein Grund für Streit an den Feiertagen als für Frauen: Jeder 8. Mann, aber nur jede 21. Frau zankt um die Weihnachtsdeko.
- Fensterschmuck anbringen und das Wohnzimmer aufhübschen – das lassen sich die Damen ja noch gefallen. Aber bei der Festagsgestaltung ist Sense: Frauen streiten doppelt so häufig wie Männer darüber, dass sie sich mit der ganzen Festtagsgestaltung allein gelassen fühlen. Fast jede 5. Frau fühlt sich von ihrem Mann im Stich gelassen.
- Was auf den Tisch kommt, ist für jeden vierten Mann so wichtig, dass er darüber einen Streit vom Zaun bricht. Erstaunlicherweise fetzen sich nur 10 Prozent der Frauen darüber, was gekocht und wie geschmückt wird.
Festfrust mit Folgen: Wenn das Liebesleben Winterschlaf hält
So manch einer wünscht sich keine neuen Socken im Geschenkpaket, sondern eine neue Partnerin. Oder besser eine nette erotische Abwechslung – stressfrei, konfliktlos und unkompliziert. Dafür spricht auch das rege Fremdgeh-Interesse nach den Feiertagen: Dieses ist in den vergangenen Jahren um runde 30 Prozent angestiegen. Am ersten Weihnachtsfeiertag herrscht in der Regel noch durchschnittliches Interesse – vermutlich da an diesem Tag die meisten Familienfeiern stattfinden. Aber schon ab dem zweiten Weihnachtsfeiertag steigt das Seitensprung-Interesse durchschnittlich um 20 Prozent an, zwischen den Jahren auf durchschnittlich über 40 Prozent und erreicht sogar über 100 Prozent in den ersten Januartagen.
Das liegt vielleicht nicht nur daran, dass nach einigen heftigen Festtagen mitsamt der stressigen Vorbereitungszeit die Nerven bloß liegen, sondern auch daran, dass die ganze Hektik wenig Raum für erotisches Beisammensein bietet. Umfragen zufolge finden sieben von zehn Männern, dass ihr Liebesleben jährlich im Dezember seinen Tiefpunkt erreicht. 90 Prozent der Frauen geben zu, dass ihre Lust auf Sex vor den Feiertagen gegen Null tendiert. Warum diese Unlust gerade am Fest der Liebe? Weil Weihnachten eben so verdammt stressig sein kann. Während Männer am Fest an den fehlenden Sex denken, denken Frauen an alles – nur nicht an das eine. Denn anders als Männer haben Frauen Lust auf Sex, wenn sie entspannt sind. Männer dagegen wollen gerade Sex, um zu entspannen. Sexfrust, Streitnachwirkungen, Paarkonflikt – womöglich sind das plausible Erklärungen dafür, dass Seitensprunagenturen einen größeren Zulauf nach den Festtagen verzeichnen und sich zum Jahresanfang sogar doppelt so viele Menschen wie sonst nach einem erotischen Abenteuer umschauen.
Sag mir, wo Du wohnst und ich sage dir, wie du an Weihnachten streitest
Hat der Wohnort Einfluss auf die Streithäufigkeit an Weihnachten? Was für eine interessante Frage. Gemeinhin vermutet man ja die schlimmsten Streithähne in südlichen Gefilden – denn bekanntlich sind Temperament und Charakter der Südländer ja eher geschaffen für saftige Auseinandersetzungen als die eher unterkühlte Zurückhaltung der Nordländer. Aber auf Deutschland speziell – und hier besonders den weihnachtlichen Paarzoff – scheint das nicht zuzutreffen: Laut der Online-Umfrage streiten die Hamburger, Bremer, Niedersachsen und Schleswig-Holsteiner am häufigsten. Demzufolge gibt es in diesen Bundesländern mehr Streitstress rund um Weihnachten.
Da könnte man ja glatt einen Zusammenhang zu einem anderen interessanten Fakt herstellen: Immerhin ermittelte eine Umfrage der Seitensprung-Fibel.de unlängst, dass Hamburg die Hauptstadt der Fremdgeher ist. Im bundesdeutschen Vergleich hat keine andere Stadt mehr Untreue zu bieten als die norddeutsche Großstadt. Kein Wunder, wenn dort ja auch der Beziehungsstreit an Weihnachten am heftigsten tobt. So manch einer kommt dann auf Fremdgehgedanken. Schließlich streitet hier jeder Dritte im Dezember wegen leidiger Familienkonflikte, die plötzlich zur Sprache kommen. Die Norddeutschen sind auch empfindlich, was Geschenke angeht: Sie fangen dreimal häufiger als Bewohner der östlichen Bundesländer Knatsch an, weil sie enttäuscht sind von den Weihnachtspräsenten.
Die östlichen Bundesländer streiten übrigens am wenigsten. Und wenn, dann bekommt sich jeder Dritte über das Hin- und Hergefahre zwischen den Verwandten in die Wolle. Für Thüringer und Sachsen ist allerdings das ungewohnte Aufeinandersitzen zweimal häufiger ein Streitgrund als für die Norddeutschen – das mag daran liegen, dass die Wohnraumverhältnisse im Osten in der Regel etwas beengter sind als im Westen, obgleich sich der Statistik zufolge hier die Verhätnisse nahezu angeglichen haben.
O Du fröhliche … so bringen Sie Ihre Beziehung gut durch die Festtage
Hauptursache für die Konfliktstimmung rund ums Fest ist laut Wolfgang Krüger der Beziehungs-Stress. »Die dunkle Jahreszeit ist für die Liebe eine große Herausforderung. Draußen schneit es, wir halten uns mehr in der Wohnung auf und spüren, ob wir uns noch etwas zu sagen haben. Durch manchen Streit, kleine Enttäuschungen und Krisen ist im Laufe des Jahres meist eine größere Distanz entstanden«, so der Autor von Freiraum für die Liebe – Nähe und Abstand in der Partnerschaft. Wenn dann plötzlich eine vertraute Nähe entstehen solle, sei der Druck groß – und damit ein Nährboden für Auseinandersetzungen geschaffen. Unsere Erwartungen an das Weihnachtsfest seien von einer übersteigerten Romantik geprägt.
»Das muss scheitern!« sagt Wolfgang Krüger. Nachdem man sich monatelang aus dem Weg gegangen ist, haben wir nun die Erwartung, dass es ein Fest des Friedens sein sollte. »Doch es ist realistisch, davon auszugehen, dass wir uns auch am Weihnachtsfest genau so wenig verstehen wie sonst. Weg mit den hohen Erwartungen, meint Wolfgang Krüger.
Dr. Wolfgang Krüger hat ein paar Tipps, wie Sie das Konfliktpotenzial an Weihnachten reduzieren können:
- Verabschieden Sie sich von der Vorstellung eines perfekten Weihnachtsfests: Zu hohe Erwartungen stressen Sie nicht nur, sie sind schlichtweg zum Scheitern verurteilt. Wie wäre es stattdessen mit einem unperfekten Weihnachten, an dem sich alle erholen?
- Rechnen Sie damit, dass es unter dem Weihnachtsbaum manchmal etwas »knirscht«. Das ist wie ein Muskelkater, wenn man untrainiert an einem Marathon teilnimmt. Nehmen Sie also diese Verstimmungen am Weihnachtsfest als Aufforderung, wieder verstärkt in die Beziehung zu investieren.
- Schrauben Sie die Ansprüche an das Fest runter. Es muss weder der schönste Weihnachtsbaum, es müssen nicht aufwändige Geschenke sein, alles artet dann in Stress aus, wie wäre es mit einem unperfekten Weihnachten, wo alle erholt sind?
- Verhalten Sie sich friedlich, seien sie sich bewusst, dass Sie meist an den Schwierigkeiten beteiligt sind. Und nehmen Sie eine Auszeit, wenn es zuhause schwierig wird. Gehen Sie notfalls eine halbe Stunde spazieren.
- Feiern Sie mit anderen – wenn dies alles nicht hilft, erweitern Sie den sozialen Kreis. Laden Sie Freunde, Kollegen und Nachbarn ein, das entspannt meist die Familiendynamik.
- Machen Sie auch Geschenke, die zur Verbesserung der Beziehung beitragen. Schenken Sie Aktivitäts-Gutscheine. Was meist klappt, sind gemeinsame Unternehmungen, wo man nicht viel reden muss. Doch mehr Nähe entsteht, wenn man dem Partner einen Gutschein für persönliche Massagen schenkt. Und wenn dies alles nicht mehr hilft: Vielleicht schenken Sie dem anderen einen Gutschein für eine gemeinsame Paartherapie?
Fazit: Runter mit den hohen Erwartungen, rauf mit der guten Stimmung
Wenn die Beziehung das ganze Jahr über so vor sich hin dümpelt, ist es übertrieben, zu erwarten, dass es das Fest der Liebe noch mal richten kann. Ganz im Gegenteil: Vieles, was Sie in Ihrer Partnerschaft sonst unter den Teppich kehren können, lässt sich in den Feiertagen kaum mehr verbergen. Denn Harmonie auf Knopfdruck gibt es nicht – wer meint, er könne trotz schwelender Paarprobleme den lieben Verwandten an Weihnachten Beziehungsglück vorgaukeln, täuscht sich mitunter gewaltig.
Der Stress in der Vorweihnachtszeit ist der häufigste Grund für Paarstreit, darüber sind sich laut Online-Umfrage alle einig. Und das ist die berühmt-berüchtigte Schraube, an der Sie drehen können. Allerdings rastet so manches nicht auf Anhieb ein, umso wichtiger ist es, dass Sie am Fest nicht gleich ausrasten. Gehen Sie es etwas lockerer an, lassen Sie nicht jede Uneinigkeit zu einem fiesen Fight eskalieren und denken Sie daran: Wenn dieses Weihnachtsfest paartechnisch kein Erfolg wird, gibt es kommendes Jahr eine neue Chance. Denn der nächste Heilige Abend kommt bestimmt. Und wenn Sie schon im Voraus um den Stressfaktor der Festtage wissen, hat Wolfgang Krüger noch einen besonderen Rat: Wenn Sie von den lieben Verwandten und dem ganzen Weihnachtstrubel genervt sind: Fahren Sie doch einfach weg und feiern am Strand von Teneriffa.