Augen zugedrückt und durch?! Welche Fehltritte die Deutschen in einer Beziehung für verzeihbar halten und was gar nicht geht – hier klären wir auf!

Mann mit Blumen entschuldigt sich bei seiner Freundin

Die Unverzeihlichkeits-Skala deckt auf welche Fehltritte die Deutschen ihrem Partner eher verzeihen und welche nicht

Ans Fremdgehen denken, ein Küsschen in Ehren oder ein harmloser Flirt – diese Liebesfehltritte gehen noch. Aber spätestens beim Sex ist Schluss mit der Toleranz, das ergab eine aktuelle Umfrage des Marktfoschungsinstituts Toluna im Auftrag der seitensprung-fibel.de. Demnach hält die Mehrzahl der Deutschen Fremdsex für ziemlich unverzeihlich – egal, ob Liebe im Spiel ist oder nicht. Und was ist mit anderen Fehltritten?

Ups, ein Ausrutscher – manch kleinere Fehltritte in Beziehungen haben wenig zu bedeuten. Das meinen zumindest die aus Versehen Ausgerutschten. Der Partner sieht das manchmal etwa differenzierter. Von der lässlichen Sünde bis hin zum wahren Betrug ist es zwar ein langer Weg, aber auch wenn es für den ein oder anderen letztlich Definitionssache ist, steht für die meisten fest: Wenn ein Fehltritt innerhalb der festen Partnerschaft dieselbe gefährdet, ist finito. Es gibt aber durchaus Liebesdelikte, die nicht ganz so schwerwiegend gewertet werden.

Grad noch: Bei diesen Fehltritten drücken viele die Augen zu

  • Kopfkino: Rund 10 Prozent der Befragten würden dem Partner allein schon den Gedanken ans Fremdgehen übelnehmen. Klare Sache: Heiße Fantasien mit Dritten haben wir alle schon mal zwischendurch, solange diese nicht in die Tat umgesetzt werden, scheinen sie als Fehltritte noch zulässig zu sein.
  • Fremdflirt: Mehr als 10 Prozent könnten einen Fremdflirt mit Blicken und Worten nicht verzeihen. Die übrigen 90 Prozent sehen das wohl anders. So ergab 2014 eine Umfrage der Seitensprungfibel zum Online-Flirten, dass rund 29 Prozent der Befragten meinen, Flirts mit Dritten tun ihrer Beziehung eher gut als schlecht. Kaum erstaunlich: Immerhin gaben in der gleichen Umfrage knapp 46 Prozent an, sie hätten schon einmal online fremdgeflirtet, 55 Prozent der Befragten fanden, das sei total normal und menschlich.
  • Erotische Bespaßung: Einen Besuch im Stripclub könnten etwa 84 Prozent aller Befragten grad noch verschmerzen.Und wenn der Partner ein Profil auf einer Flirtplattform angelegt hat, sind noch knapp 70 Prozent versöhnlich gestimmt.
  • Fremdküssen: Immerhin rund 65 Prozent der Umfrageteilnehmer halten Knutschen für einen eher lässlichen Fehltritt.
  • Einen garantiert einmaligen One-Night-Stand halten noch mehr als die Hälfte für verzeihbar, 35 Prozent finden so etwas indiskutabel.
  • Sextig: Der Austausch anzüglicher Mails, SMS oder gar das Versenden von intimen Fotos ist für 56 Prozent grad noch so im Rahmen.

Die Top 3 der unverzeihlichen Fehltritte in der Liebe

Für viele Menschen beginnt Fremdgehen bei kleinen Tätlichkeiten, spätestens beim Sex hört der Spaß für die meisten auf. Paartherapeut Wolfgang Krüger ist so auch der Meinung, dass intimer Körperkontakt immer ein Vertrauensbruch für den Partner darstellt und entsprechend Reaktionen hervorruft. Dieser Ansicht sind offenbar auch die Teilnehmer der Umfrage, denn auf den obersten Rängen geht es um Sex, Sex, Sex:

  • Ein Sexrückfall mit dem Ex-Partner: Sex mit dem Ex – der Klassiker unter den Ausrutschern gibt vielen allen Grund zum Verübeln. Rund 60 Prozent aller Befragten halten dies für unverzeihlich, und hier kommt der Unterschied zwischen den Geschlechtern deutlich zutage: 54 Prozent der Männer finden das unverzeihlich, dagegen sind rund 66 Prozent der Frauen dieser Meinung.
  • Fremdsex mit einem gleichgeschlechtlichen Partner: Sympathie für das eigene Geschlecht ist ja in Ordnung, auch die ein oder andere homoerotische Fantasie mag ja noch angehen. Aber wenn der Partner Sex mit einem anderen Mann hat oder die Freundin mit einer Unbekannten schläft, ist das grenzwertig – meinen zumindest mehr als 52 Prozent der Deutschen.
  • Sex kaufen: Ein Bordellbesuch, die Inanspruchnahme eines Escort-Services, die Einbestellung eines Call-Boys oder andere sexuelle Dienstleistungen sollten deutsche Partner besser nicht in Anspruch nehmen. Denn in nahezu 51 Prozent der Fälle hat das Folgen, gut die Hälfte aller Befragten würde das eigenen Angaben zufolge nämlich überhaupt nicht verzeihen.
  • Lesen Sie hier: Fremdsex ist nicht alles: 10 andere Arten, dem Partner untreu zu sein

Verzeihung?! Männer und Frauen drücken ein bisschen anders die Augen zu

Jetzt wird's richtig interessant: Frauen sind nämlich ein bisschen anders – und Männer auch! Zumindest, was die Einstellung gegenüber Liebesfehltritten anbetrifft. So weit liegen die Geschlechter zwar nicht auseinander, sehr aufschlussreich ist jedoch, wo sich das Verzeihungsverhalten bei Männern und Frauen unterscheidet:

  • Besuch in einem Stripclub: 10 Prozent der Männer können darüber nicht hinwegsehen, also halten es die restlichen 90 Prozent für durchaus tolerierbar. Dagegen finden doppelt so viele Frauen (knapp 22 Prozent) so was unverzeihlich. Eine mögliche Erklärung: Der Besuch in einem Striplokal ist doch eher Männersache, da haben die Herren der Schöpfung sicherlich selten ein Schaff.
  • Profil auf einer Flirtplattform: Logo: Wer sich bei einer Flirtbörse mit schickem Profil anmeldet, führt vermutlich nichts Beziehungsgutes im Schilde. So sind auch 21 Prozent der Männer damit überhaupt nicht einverstanden. Wiederum doppelt so viele, nämlich 41 Prozent der Damen, könnten das nicht vergeben und vergessen.
  • Sexting: Der Austausch von erotischen Nachrichten und Bildern : Hier herrscht eine regelrechte Kluft zwischen Frauen und Männern: Letztere finden erotisches Rumpoussieren via Handy oder Internet auch nicht okay, 32 Prozent sehen hier diverse Grenzen überschritten. Bei den Frauen sind es aber mehr als die Hälfte, nämlich 57 Prozent, die darin einen Affront gehen die Liebe wittern, und zwar einen unverzeihlichen.
  • Käuflicher Sex: Auch bei diesem heiklen Thema zeigen sich Männer etwas nachsichtiger: Käuflichen Sex halten knapp 40 Prozent für unverzeihlich, Frauen sehen das bedenklicher: Rund 63 Prozent könnten es nicht verzeihen, wenn der Partner erotische Dienstleistungen in Anspruch nimmt. Auch hier spielt sicherlich eine Rolle, dass Frauen eher selten zu solchen Bespaßungen neigen, dagegen geht einer Plaboy-Umfrage zufolge jeder zehnte Mann ins Bordell.
  • Fremdküssen: It's just a kiss – so harmlos können das nicht alle sehen. Fremdküssen ist für 29 Prozent der Männer eine unverzeihbare Sache, und bei den Frauen geben sogar 42 Prozent an, dass sie das ja nun mal gar nicht hinnehmen können.

Anderes Geschlecht– anderes Verzeihen? Mögliche Erklärungen

Merken Sie was? Genau: Männer scheinen beim Übelnehmen ein wenig rationaler vorzugehen als Frauen. Das entspricht auch einem Wesenszug, der oft eher dem männlichen Geschlecht zugeschrieben wird: Männer orientieren sich an Fakten, auf die sie reagieren können. Sex ist in der Tat ein Fakt, der eine bestimmte Reaktion hervorruft – anders etwa als Gefühle. Die entziehen sich gemeinhin einer objektiven Interpretation und sind demnach weniger eine akute Bedrohung.

  • Dafür hat auch Werner Bartens Belege gefunden, wie er in Was Paare zusammenhält erläutert: Psychologen fanden ihmzufolge heraus, dass der männliche Eifersuchtsmechanismus auf die Verarbeitung von Hinweisen auf die sexuelle Untreue der Partnerin spezialisiert ist. Bei Frauen, so Bartens, wiege emotionaler Liebesbetrug schwerer, so die Erkenntnisse der Experten. Und die entsprechen übrigens der evolutionsgestützten Theorie, wonach Männer und Frauen aufgrund ihres biologischen Erbes anders gepolt sein sollen, auch, was das Verzeihen von Seitensprüngen und anderen Fehltritten anbelangt.
  • Darauf geht auch Daniel Bergner in Die versteckte Lust der Frauen ein. Frauen, schreibt der amerikanische Journalist, unterstelle man eine andere Einstellung zur Sexualität und zur Lust, weil sie einen hohen Einsatz in der Liebe bringen und großes Interesse daran haben, einen Mann über die emotionale Schiene langfristig an sich zu binden. Männer dagegen seien darauf programmiert, ihren Samen möglichst breit und weit zu streuen, können aber nie wirklich sicher gehen, ob der Nachwuchs von ihnen stammt. Darum reagieren sie äußerst sensibel auf sexuelle Fehltritte, wohingegen Frauen bei gefühlsmäßiger Abtrünnigkeit kompromissloser sind.

Verzeih mir – ja, aber.... Drei Argumente die als Entschuldigung für Fehltritte gar nicht ziehen

  • Potrait von Andrea BräuEs war doch nur Sex – das ist wohl eine der populärsten Ausreden für erotische Fehltritte. Und eine der schwammigsten Argumente überhaupt. Denn: was ist denn nur Sex? Andrea Bräu sieht das kritisch, die Paartherapeutin erklärt im Interview mit der seitensprung-fibel.de, Sexfrust sei selten Hauptauslöser für Seitensprünge – eher ein Steinchen im Beziehungsmosaik. Denn, so Bräu, körperliche Unzufriedenheit oder auch mangelnde Kommunikation münden letztlich in sexueller Unzufriedenheit, was dann als Auslöser dasteht. Aber: Laut Theratalk ist Sexfrust tatsächlich einer der Hauptgründe für Untreue, jedenfalls geben das 76 Prozent der untreuen Männer und 84 Prozent der fremdgegangenen Frauen als Auslöser an.
  • Ich hab mich halt verliebt. Wenn der Partner Sex mit einer anderen Person hat, ist Schluss mit lustig – und zwar ganz egal, ob Liebe dabei ist oder nicht. Wer nach dem Fehltritt behauptet, Amors Pfeil habe ihn darnieder gestreckt, wird kaum auf Verständnis stoßen. Die Unterschiede sind da auch nicht gravierend, wie eine Umfrage der seitensprung-fibel.de belegt: Bei der Bewertung von Fremdsex mit oder ohne Liebe liegen die Geschlechter nah beieinander. Mit Liebe finden mehr als 68 Prozent unverzeihlich, ohne Liebe würden knapp 66 Prozent nicht vergeben. Offensichtlich macht es also für die Deutsche bei der Einstufung des Untreuedeliktes kaum einen Unterschied, ob Liebe den Partner zum Fremdsex »verführt« hat oder es pure Lust war.
  • Ich hatte zu viel getrunken! Ja, und?! Das tun viele Menschen tagtäglich, trotzdem landen sie nicht mit einem anderen im Bett. Übermäßiger Alkoholgenuss ist eine sehr beliebte Erklärung für außerplanmäßige Sexabenteuer. Und darum richtig abgedroschen. Wer sich selbst nicht so im Griff hat, dass er oder sie das nächste Glas und den potenziellen Seitensprungpartner links liegen lässt, darf er oder sie nicht mit Nachsicht rechnen. Die Krux an der Sache ist ja die: Wer angibt, unter Alkohleinfluss gehandelt zu haben, beansprucht für sich umfassende Gnade, immerhin lehnt er oder sie damit die Veranwtortung für seinen Fehltritt ab. Und das ist immer sehr kritisch.

Die Sache mit den Rachegelüsten

Potrait von Dr. Wolfgang Krüger Wie schwerwiegend Untreue letzendlich eingestuft wird, ist immer individuell unterschiedlich. Allerdings liegen Rachefegfühle nahe, denn Untreue stellt für den betrogenen Partner eine massive Kränkung dar, meint Dr. Wolfgang Krüger. Der Paartherapeut weiß: » Rache ist eine Befriedigung, bei der allerdings das Gefühl des Verletztwerdens bleibt, weil ich mich aus der Opferhaltung nicht wirklich befreie. Dazu müsste ich verstehen, warum es eigentlich zu einem Seitensprung gekommen ist.«

... oder um es in Mahatma Gandhis Worten auszudrücken:

»Der Schwache kann nicht verzeihen. Verzeihen ist eine Eigenschaft des Starken« Mahatma Gandhi



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