SEITE 3 von 8: SO BEWÄLTIGEN SIE DEN SEITENSPRUNG IHRES PARTNERS

3. Phase: Zeit der Entscheidung

Nach den unzähligen Fragen der zweiten Phase gibt es jetzt nur noch die eine: Gehen oder bleiben? Bzw. aufgeben oder um die Beziehung kämpfen?

Das Gefühl, verletzt und betrogen worden zu sein, mag immer ähnlich sein, aber die Zukunft Ihrer Beziehung hängt stark davon ab, welche Art Affäre Ihr Partner hatte. Marshall unterscheidet acht Formen der Untreue (Zufallsaffäre, Hilfeschreiaffäre, Vergeltungsaffäre, Selbstmedikationsaffäre, Don-Juan-Affäre, Dreiecksaffäre, Erkundungsaffäre, Ausstiegsaffäre), die er auf einer »Untreueleiter« anordnet. Je weiter oben angesiedelt, desto schwerer zu bekämpfen und gefährlicher ist der Typus der Untreue. Für die Beurteilung der eigenen Lage sollten Sie wissen, wo auf der Skala Ihr Partner gerade steht.

  • Die Zufallsaffäre, bei der Freunde oder Kollegen in eine Bettgeschichte schlittern, ohne sagen zu können, wo genau sie die Grenze überschritten haben, »passiert« häufig am Arbeitsplatz/auf Geschäftsreise. Sie ist typischerweise kurzfristig und nicht unbedingt mit sexueller Untreue verbunden.
  • Der Schrei nach Hilfe: Beide wissen, dass sie Probleme haben, wahrscheinlich schon monatelang, können oder wollen aber nicht darüber sprechen. Oft steckt ein Partner den Kopf in den Sand, und der andere fühlt sich alleingelassen und wird anfällig für Annäherungsversuche. Viele Hilfeschreiaffären fangen im Internet an und müssen nicht unbedingt Sex beinhalten.
  • Die Vergeltungsaffäre ist vom Wunsch nach Rache beseelt und tritt meist auf, nachdem der /die andere untreu war, um sich dadurch besser zu fühlen und das eigene Selbstwertgefühl wieder zu steigern. Die Affäre wird meist rasch bedauert.
  • Die Selbstmedikationsaffäre entsteht, wenn langfristige Probleme nicht angegangen werden und sich beide wie in der Falle fühlen (Kinder, Schulden, Gewohnheit, Auseinanderleben ...). Die Affäre soll das eigene Selbstvertrauen erhöhen, die Enttäuschung mildern, dass das Leben im mittleren Alter nicht perfekt nach Plan verläuft, und bestätigen, dass man begehrenswert ist. Sie dauert gewöhnlich mindestens sechs Monate und ist oft nicht die erste.
  • Die Don-Juan- bzw. Doña-Juana-Affäre»DJs« (Don Juans / Dona Juañas) haben Probleme damit, mit Stress und unangenehmen Gefühlen umzugehen, und nehmen Reißaus oder flüchten sich in Sex. Sie haben oft One-Night-Stands und mehrere Affären gleichzeitig, um sich zu beweisen und eine innere Leere oder ein geringes Selbstwertgefühl auszugleichen. Ihr Bild davon, wie ihr Verhalten andere beeinflusst, ist verzerrt, sie finden, ihr Gegenüber würde überreagieren, wenn er oder sie verletzt ist. Eine Beziehung zu einem DJ zu beenden, ist oft schwer, weil sie immer versprechen, sich zu ändern, es aber nicht halten, und weil der Anfang der Beziehung so wunderbar war.
  • Die Dreiecksaffäre dauert länger als die anderen und bedeutet dem fremdgehenden Partner und der dritten Person viel mehr. Sie bietet immer eine Ausweichmöglichkeit bei Angst vor zu großer Nähe zu einer einzigen Person. Die Untreue ist zum festen Bestandteil des Lebens geworden, der untreue Partner hat starke Gefühle für die dritte Person, sie träumen vom gemeinsamen Leben und verbringen Wochenenden oder Urlaube miteinander, ohne in der Lage zu sein, sich zwischen der Sicherheit und dem Status der alten und der prickelnden Spannung der neuen Beziehung zu entscheiden.
  • Die Erkundungsaffäre kommt häufig an Wendepunkten des Lebens vor, sei es der 40. Geburtstag oder dass die Kinder in die Schule kommen. Man hinterfragt die getroffenen Entscheidungen, ist neugierig, »wie es wohl gewesen wäre, wenn ...« und probiert einfach mal etwas anderes aus. Danach kehrt man entweder zurück oder geht auf dem begonnenen Weg weiter. Das macht es schwer, die Bedeutung dieser Art Affäre einzuschätzen.
  • Die Ausstiegsaffäre ist in den meisten Fällen einfach eine Botschaft an den Partner, dass die Beziehung zu Ende und Kommunikation unmöglich geworden ist. Typischerweise wird aus dieser Art Affäre gar nicht viel Vergnügen gewonnen, sie erscheint nur gegenüber dem Bisherigen als das kleinere Übel. Oft ist sie nicht die erste Affäre, wird kaum geheim gehalten, und der untreue Partner reagiert kalt und ohne Verständnis.

Fragen zum Ende der dritten Phase

  • Was haben Sie in dieser Phase über Ihre Kommunikation gelernt, was können Sie selbst verbessern?
  • Was ist Ihr Partner für ein Mensch, und welche Gefühle haben Sie für ihn (oder sie)? Wollen Sie beide die Beziehung retten?
  • Was sind die Folgen einer Trennung für andere, etwa die Familie?
  • Wägen Sie weniger Pro und Kontra ab wie ein Richter, suchen Sie wie ein Arzt nach dem gesunden Kern der Beziehung und stellen Sie die Diagnose, ob sie heilbar ist.

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