Sie wollen trotz Seitensprung zusammenbleiben? Hilfe zur Untreuebewältigung gibt Andrew G. Marshall, wir stellen »Kann ich dir jemals wieder vertrauen?« vor
Untreue in einer Partnerschaft ist immer Auftakt für eine Krise. Aber die bedeutet nicht nur Gefahr für die Liebe, sondern kann auch Chance für einen Neuanfang sein, weiß Andrew G. Marshall. Er will in seinem Buch den Blick von Betrogenen für diese Chance öffnen. Und das gelingt ihm sehr gut.
Kurzbeschreibung
Ist Ihr Partner fremdgegangen? Wenn Sie trotzdem zusammenbleiben wollen, liegt ein weiter Weg vor Ihnen. Und der kann eine lehrsame Reise sein, während der es Ihnen und Ihrem untreuen Partner gelingt, wieder zusammenzufinden und sogar gestärkt aus dieser Erfahrung hervorzugehen – das behauptet Andrew G. Marshall. Der britische Paartherapeut beleuchtet in »Kann ich dir jemals wieder vertrauen?« die sieben verschiedenen Phasen der Untreuebewältigung und erklärt Schritt für Schritt, wie man nach dem Fremdgehen zu neuem Vertrauen finden kann. Einfach ist das nicht, aber wer genau hinsieht und hinfühlt, kann es lernen. Marshalls Buch spricht Betroffene direkt an und steckt voller praktischer Ratschläge und Übungen, um Gefühlsinventur zu machen. Fallbeispiele machen Marshalls Thesen anschaulich und untermauern seine Botschaften. Am Ende eines jeden Kapitels formuliert er Fixpunkte als Strategie, um die jeweilige Phase gut bewältigen zu können, und er fügt stets einen Absatz speziell für den untreuen Partner hinzu. Für alle, die vom Thema Fremdgehen ganz akut betroffen sind, ist dieses Buch wertvolle Unterstützung.
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Erkenntnisse
- Es ist nicht nur möglich, eine Beziehung trotz Seitensprung zu retten – die Untreue kann die Beziehung sogar stärken und besser als zuvor machen.
- Am besten verstehen Betrogene die Sache, wenn Sie die Geschichte der Untreue Puzzlestück für Puzzlestück aneinanderreihen.
- Beziehungen, in denen der untreue Partner seinen Seitensprung selbst beichtet, haben bessere Chancen, gerettet zu werden.
- Egal, wie schlimm Ihnen die Situation vorkommt: Es wird vorbeigehen. Und: Jetzt liegt die offen Wahrheit auf dem Tisch. Und Sie können handeln.
- Die ersten sechs Monate nach der Aufdeckung einer Affäre seien das goldene Zeitfenster, in dem sich die Beziehung noch retten lasse
- Schwacher Trost, aber immerhin: Wenn Sie betrogen wurden, denken Sie daran, dass nur ein geringer Prozentsatz der Beziehungen, die aus einer Affäre resultieren, Bestand haben und glücklich werden.
Kann es (gemeinsam) weitergehen? Wie Sie negative Folgen einer Affäre bewältigen und den Seitensprung richtig überwinden
Dies ist ein Selbsthilfebuch: Es hinterfragt analytisch, was hinter der Untreue steckt und zeigt wie Sie die schwierige Zeit nach dem Seitensprung meistern können. Gerichtet ist das Buch in erster Linie an diejenigen, deren Partner untreu wurde. Zugleich spricht es aber auch Menschen an, die in eine Affäre gerutscht sind. Denn die, das findet Marshall, sind manchmal ebenso überwältigt von den Ereignissen und müssen ihre eigene Untreue »bewältigen«. Klingt für Sie nach zu viel Verständnis für den Seitenspringer? Ist es aber nicht, sondern nur angemessene Empathie für denjenigen, der aus bestimmten, womöglich drängenden Gründen aus seiner Beziehung ausscherte. Laut Marshall gibt es hier selten eindeutig Schuldige – meist ist die Untreue eine Folge verschiedener, vor allem beziehungsinterner Entwicklungen.
Deshalb lautet auch der Rat des Bestsellerautors, der zu den renommiertesten Liebesberatern Großbritanniens gehört: Lesen Sie das Buch ganz, womöglich gemeinsam mit Ihrem fremdgegangenen Partner, studieren Sie Kapitel für Kapitel und vertiefen Sie sich dann in den Part, der die Phase behandelt, in der Sie sich gerade befinden. Dann kann das auch mit der Heilung klappen.
Nur die Ruhe: Nach der Untreue heißt es durchatmen
Untreue beeinflusst jede Partnerschaft und es ist unendlich schwer, eine durch Fremdgehen angeknackste Beziehung zu kitten. Das Vertrauen, eine der wichtigsten Pfeiler von Partnerschaften, ist weg, und so schnell kommt es nicht wieder. Ohnehin ist Vertrauen nichts, was Sie einfordern oder erzwingen können. Es lässt sich nicht mit Logik herbeischaffen oder mit gutem Zureden hinbasteln. Es muss von selbst kommen – und das ist ein langwieriger Prozess.
Schmerz, Trauer, Wut, Angst – im emotionalen Tohuwabohu nach der Untreue verliert man leicht den Überblick. Der allerwichtigste Rat des Autors, der über 30 Jahre Erfahrung auf dem Gebiet der Paartherapie verfügt, lautet so denn auch: Bewahren Sie trotz allem ruhig Blut, geraten Sie nicht in Panik, schließen Sie keine voreiligen Schlüsse, treffen Sie keine übereilten Entscheidungen. Sortieren Sie Ihre Gefühle, gehen Sie wenn möglich erstmal auf Abstand. Aber sehen Sie den Tatsachen ins Auge und stellen Sie sich der Herausforderung, Ihre Beziehung nach dem Seitensprung zu retten. Wenn die Verzweiflung Sie in den Würgegriff nimmt, sollten Sie sich zurückbesinnen auf andere schwere Phasen in Ihrem Leben, die Sie überwunden haben. Das Wissen, dass Sie diese harten Zeiten überlebt haben, gibt Ihnen Kraft, um der Beziehungskrise Paroli zu bieten.
Schock und Unglauben – Oh nein!
Die meisten von uns, sagt Marshall, fallen nach der Aufdeckung der Untreue in eine Art Schockstarre, die erfahrungsgemäß nicht länger als 48 Stunden dauert. Sie wollen es nicht glauben, zweifeln trotz aller Beweise daran, dass Ihr Partner sie betrogen hat. Oder andersherum: Obwohl er leugnet, dass da was läuft, sagt Ihnen Ihr Instinkt, dass etwas nicht stimmt. In jedem Fall sind Sie zutiefst verunsichert, stecken entweder den Kopf in den Sand, in der Hoffnung, dass es schon nicht so schlimm ist oder aber Ihr Misstrauen treibt Sie zu Übersprungshandlungen wie Nachspionieren.
Ist der Untreue-Verdacht einmal da, scheuen wir uns vor der Erkenntnis, dass der andere anders ist, als wir dachten, dass er untreu ist. Darum neigen wir dazu, Tatsachen zu ignorieren, Fakten zu verdrängen, in der Hoffnung, dass dann alles beim Alten bleibt. Das wird aber kaum passieren. Marshall rät hier zur Gefühlsinventur: Man solle sich auf seine Intuition verlassen, Verdachtsmomente überprüfen und dabei möglichst sachlich bleiben. Guter Tipp, werden Sie jetzt womöglich denken. Wie kann man angesichts dieser total unsachlichen Gefühlslage sachlich bleiben? Gerade das kann im akuten Untreuefall helfen: Dimmen Sie Ihre Emotionen, bringen Sie sie in Form, indem Sie etwa aufschreiben, was Sie vermuten, was dieser Untreueverdacht in Ihnen auslöst und wie verletzt Sie sich fühlen. Bringen Sie Struktur ins Chaos, das kann Ihnen das Gefühl der Hilflosigkeit nehmen. Und vor allem: Sprechen Sie mit Ihrem Partner über Ihre Ängste!
7 Phasen der Bewältigung
Sie entscheiden, ob Ihre Auseinandersetzung mit der Untreue Ihres Partners eine Reise ins Licht oder in die Dunkelheit wird. Genau so ist es, auch wenn Sie sich zunächst als Opfer fühlen, immerhin sind Sie ja betrogen worden. Sie haben es in der Hand, ob Ihre verletzten Gefühle Sie in ewige Schockstarre versetzen oder einen Entwicklungsprozess in Gang setzen, an dessen Ende Sie glücklicher, zufriedener und stärker sind – mit Ihrem Partner oder auch alleine. Marshall teilt die Zeit nach der Untreue in sieben Phasen auf, die das betroffene Paar gewöhnlich durchlaufen muss, damit die Beziehung nicht nur gerettet, sondern auf eine neue, stabilere Basis mit besserer Kommunikation gestellt werden kann. Diese können sich innerhalb von wenigen Wochen abspielen oder aber sich länger hinziehen.
- Es fängt damit an, dass Sie die Untreue entdecken und darauf mit Schock und Unglauben reagieren (1. Phase).
- Danach geht die Suche nach dem Warum mit intensivem Fragen los (2. Phase), dicht gefolgt von der Zeit der Entscheidung, in der Sie abwägen, was besser ist: gehen oder bleiben (3. Phase).
- Dem schließt sich mit der Hoffnung die kürzeste und gefährlichste Phase an, in der Sie beginnen, an die Rettung Ihrer Beziehung zu glauben (4. Phase).
- Danach bekommen Sie eine Verschnaufpause, wenn sich die Wogen ein wenig geglättet haben (5. Phase), aber die Verzweiflung danach (6. Phase) bringt die ein oder andere Beziehungsleiche aus dem Keller hervor, bevor Sie der letzten Bewältigungsphase, dem intenisven Lernen (7. Phase), zusteuern.
Jede Phase hat ihre ganz eigenen Kennzeichen, Herausforderungen, Fallstricke, aber auch Chancen zur Weiterentwicklung und zum Lernen. Auch wenn es letztlich nicht zur glücklichen Kehrtwende in Ihrer Beziehung führt, wird es Sie weiterbringen, schreibt Marshall.
Was tun – gehen oder bleiben?
Die ersten sechs Monate nach der Aufdeckung einer Affäre seien das goldene Zeitfenster, in dem sich die Beziehung noch retten lasse, schreibt Marshall. Und diese Zeit sollten Sie sich auch nehmen, und nicht aus Panik überstürzte Entscheidungen treffen.
Viele Menschen durchlaufen die beiden ersten Phasen wie auf Autopilot, handeln rein instinktiv oder wie im Adrenalinrausch. Doch in Phase 3, der Zeit der Entscheidung, ist rationales Handeln angesagt. Dabei ist auch wichtig, die Schwere der Untreue einzustufen. Marshall hat dafür eine Untreueleiter entwickelt: Er benennt 8 Formen der Untreue (Zufallsaffäre, Hilfeschreiaffäre, Vergeltungsaffäre, Selbstmedikationsaffäre, Don-Juan-Affäre, Dreiecksaffäre, Erkundungsaffäre, Ausstiegsaffäre). Seine Unterscheidung orientiert sich daran, welche Gründe der fremdgehende Partner für seine Affäre hat. Für manche genügt die Einstufung der Untreue, um eine Entscheidung zu treffen – viele hängen aber in der Entscheidungsphase fest und wissen einfach nicht, was sie machen sollen. Gar nicht zu handeln ist Marshall zufolge hier die schlechteste Variante. Es sei besser, zu kämpfen und zu verlieren, als aufzugeben, ohne es je versucht zu haben. Wenn Sie sich in dieser Situation gelähmt fühlen, empfiehlt Marshall eine Diagnosestellung: Gehen Sie vor wie ein Arzt, untersuchen Sie, wie es um die Gesundheit Ihrer Beziehung bestellt ist, anstatt wie ein Richter über Untreuebeweise und Liebesschuld zu urteilen. Ebenso wenig hilfreich ist es, wenn Sie sich darauf konzentrieren, die Gefühle Ihres Partners zu erraten oder ihn zum Bleiben zu überreden. Denn so verlieren Sie den dringend notwendigen Blick für Ihre eigenen Bedürfnisse.
Die sieben Lektionen der Untreue
Sie können alle Phasen der Bewältigung lehrbuchmäßig durchlaufen – aber eine Garantie dafür, dass Ihre Beziehung dann wieder in Butter ist, werden Sie nicht bekommen. Nur eines ist sicher: Die Alte wird Ihre Partnerschaft nicht mehr werden. Im Idealfall ist sie besser, reifer und erfüllender. Aber vor weiteren Krisen ist sie dadurch auch nicht gefeit. Umso wichtiger ist es, schreibt Marshall, dass Sie in sich selbst die Balance finden, um mit schwierigen Situationen umzugehen. Sieben Lektionen vermittele uns Untreue, erklärt Marshall am Ende seines Buches. Im Idealfall helfen sie dabei, Ihre Beziehung zu retten. Und im besten Fall bringen Sie sie persönlich weiter:
- Lektion 1: Untreue ist destabilisierend. Aber wird sie aufgedeckt, kann sie dazu führen, dass Ihre Beziehung viel besser wird.
- Lektion 2: Hören Sie sich gegenseitig wirklich zu und bemühen Sie sich um Verständnis dafür, was den anderen bewegt.
- Lektion 3: Treffen Sie keine übereilten Entscheidungen, rechnen Sie mit Rückschlägen und haben Sie Geduld.
- Lektion 4: Umgeben Sie sich jetzt mit Menschen, die Ihnen guttun und Sie positiv beeinflussen. Sie können wieder lernen, zu vertrauen!
- Lektion 5:Es ist besser, die Wahrheit zu erfahren, als aus Rücksichtnahme belogen zu werden.
- Lektion 6: Lektion 6: Das Nachbeben einer Affäre gibt Ihnen Gelegenheit, Ihre Beziehung wirklich komplett zu überarbeiten.
- Lektion 7: Vergebung ist ein Geschenk – und das machen Sie sich selbst, denn es befreit Sie!