FREMDGEHEN ALS CHANCE IN DER LANGZEITBEZIEHUNG

Unglückliches Paar mittleren Alters im Schlafzimmer. Schwarz und weiß.

Ist der Seitensprung belebend für eine Ehe?

Nicht der Seitensprung per se treibt ein Paar auseinander. Sondern die Lügen, die gerne darum gesponnen werden. Damit ist einmal das Verheimlichen an sich gemeint, aber auch die Unaufrichtigkeit im Artikulieren von Bedürfnissen.

Wer offen und einvernehmlich entscheidet, der Lust auf fremde Haut ab und zu nachzugeben und hierfür feste Spielregeln vereinbart, ist durch Sex mit Außenstehenden nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Während die heimliche Flucht in Affären, meist inklusive Verliebtheit und emotionaler Zerrissenheit, enormes Zerstörungspotenzial birgt. Eine Alternative können sexuelle Begegnungen mit wechselnden Partnern im »abgesicherten Modus« sein, z.B. in Swingerclubs, die nur paarweise besucht werden dürfen.

Guten Sex kann man lernen!

Wer kommen WILL, der kommt. Und damit ist das Problem der diffusen Unlust schon erklärt. Ein Paar, das sich liebt und dafür entscheidet, den Frust im Ehebett wieder in Lust zu verwandeln, schafft das auch. Voraussetzung ist natürlich, dass sich beide darüber einig sind, es miteinander versuchen zu wollen – und sich der offenen Kommunikation darüber stellen.

Wenig bewährt haben sich angebliche Patentrezepte, nach denen ein Paar nach Stundenplan täglich Sex hat, wie z.B. im Buch »365 Nächte« von US-Autorin Charla Muller beschrieben. Ebenso umstritten sind Sextherapien, die das Thema Sinnlichkeit versachlichen. Daran verdienen in erster Linie die Therapeuten, aber ein Lustgewinn für das Paar ist im Honorar nicht inklusive. Es geht auch anders. Als erstes muss ein Rahmen geschaffen werden, der Sex wieder möglich werden lässt. Zum Beispiel durch »Verabredungen«, bei denen die Außenwelt ausgesperrt wird, die Kinder bei den Schwiegereltern geparkt werden und es – wie ganz am Anfang – nichts Wichtigeres als die Zweisamkeit gibt. Dabei gilt: Druck ist tabu. Der Impuls, über seinen Partner herzufallen, erwächst nicht aus einer einseitigen Forderung, sondern aus dem Wissen, vom anderen tatsächlich begehrt und gewollt zu werden!

Lass uns mal drüber reden

Wer über Sex redet, sollte dies niemals vorwurfsvoll à la »du machst immer nur dies, ich will aber das« tun. Sondern liebevoll und vor allem: ehrlich. Wenn er seit 10 Jahren davon träumt, beim Autofahren einen geblasen zu bekommen, diesen Traum aber für sich behält, darf er sich nicht wundern, dass das niemals geschieht. Oder wenn sie statt im Ehebett lieber mal beim Anprobieren ihrer neuen Lieblingsjeans in der Umkleidekabine vernascht werden will – prima, dann nichts wie los zum Einkaufsbummel! Oder wie wäre es mit einem Tantra-Workshop? Nein, mit Gruppensex hat das nichts zu tun, es handelt sich dabei um eine Anleitung zur Intensivierung der gegenseitigen sinnlichen Körperwahrnehmung. Wodurch man seinen vertrauten Partner von einer völlig neuen Seite kennenlernen kann.

Zugegeben, jedes Paar funktioniert anders. Aber einen gemeinsamen Nenner gibt es: Je mehr das Thema Sex totgeschwiegen oder gar problematisiert wird, umso größer der Frust. Die Kommunikation über sexuelle Wünsche, unerfüllte Sehnsüchte und Phantasien sollte ausführlich, ehrlich und konkret sein – und dabei einer spielerischen Leichtigkeit folgen. Damit beide sich in dieser Kommunikation tatsächlich öffnen können. Und den Unterschied zwischen Sex und »Liebe machen« wieder spüren. Schmetterlinge wollen schließlich nicht im Glaskasten an der Wand enden, sondern fliegen!

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