»Lila, der letzte Versuch«
Was eine Farbe über Liebe und Sex aussagen kann
»Lila, der letzte Versuch« – schon mal gehört? Wenn es um die Liebesbedürfnisse bestimmter Frauen geht, kommt dieses Sprüchlein manchmal im Volksmund zum Einsatz. Und um es mal gleich zu sagen: nett gemeint ist das nicht gerade. Denn obwohl dieser Tage Lila auf dem Modesektor voll im Trend liegt, haftet der Farbe doch ein gewisser Beigeschmack an. »Überall da wo Erotik unterdrückt wird, kommt sie zu Vorschein«, schreibt auch der Psychologe Max Lüscher in seinem Buch »Die Farben der Liebe«. Vor allem mit grellem Lila wird nämlich eine gewisse Frusttendenz in Kombination mit sexueller Unzufriedenheit assoziiert. Wissen Sie eigentlich, warum? Wir haben uns mal schlau gemacht.
Lila, die Farbe der sexueller Frustration – gehässige Nachrede oder steckt was Wahres dahinter?
Violett, Flieder, Mauve, Rosa Taupe oder Purpur – Namen gibt es viele für Lilanuancen. Alle haben eines gemeinsam: Sie sind irgendwo zwischen Blau und Rot angesiedelt und als Farben eher etwas ausgefallen. Heute sind Lila und Konsorten modisch angesagt, das war aber nicht immer so. Starkes Lila steht noch immer ein bisschen im Ruf, die Farbe der sexuell frustrierten Frau zu sein, blasses Flieder gilt als ein wenig altjüngferlich. Besonders emanzipierten Damen wird gerne eine bezeichnende Vorliebe für Violettvarianten nachgesagt und Frauen im mittleren Alter mit lila Stich im Haar stehen manchmal im Verdacht, noch auf der Balz zu sein. Ist das gehässige Nachrede oder steckt was Wahres dahinter?
Klar, Lila und Violett sind besondere Farben. Man trägt sie nicht einfach so, wer Lila gewandet herumläuft, möchte auffallen, aus der Masse hervorstechen und sich abgrenzen. Und damit natürlich etwas Bestimmtes sichtbar ausdrücken. Wobei sich in der Mode das Violettspektrum mittlerweile bei beiden Geschlechtern erfolgreich durchgesetzt hat und nicht mehr unbedingt total extravagant rüberkommt. Zwar finden die Deutschen 80 Prozent der Lila-Träger weder hot, chic, klassisch, sportlich oder elegant – trotzdem ist laut Modemagazin Jolie Lila das neue Schwarz und auch vor kurzem zur Trendfarbe des Jahres 2014 gekürt worden. Demzufolge kommt eigentlich keine Frau mehr an der Trendfarbe vorbei, auch Männer trauen sich mittlerweile an fliederfarbene Hemden und lilastichige Beinkleider. Und damit hat sich das dann vielleicht ja auch mit dem angestaubten Image der Lilatöne erledigt.
Denn der pikante Ruf stammt aus einer Zeit, in der Lila noch nicht als Modefarbe Einzug in sämtliche Kleiderschränke gehalten hatte, sondern symbolisch in erster Linie für Feminismus stand. Und da der seinen Anhängerinnen einen gewissen Kampfgeist unterstellte, der nicht selten boshafterweise auf sexuelles Unbefriedigtsein zurückgeführt wurde, hatte die Farbe Lila halt erstmal ihr Image weg.
Da Lila zudem in Form von Ultraviolett ja auch am Ende des Farbenspektrums steht, muss man den Spruch »Lila, der letzte Versuch« doch eher als abschätzig einstufen: So betrachtet könnte man Frauen in Lila unterstellen, sie hätten es nötig, noch mal alle Register zu ziehen, um auf sich aufmerksam zu machen. Um es kurz zu machen: Das Bonmot spielt darauf an, dass Lila bekleidete Frauen einen letzten, mitunter verzweifelten Vorstoß wagen, um doch noch einen Liebespartner abzubekommen.
Dick aufgetragen? Warum Lila so besonders ist
Sag mir, welche Farbe Du trägst, und ich sage Dir, wie Du liebst – naja, ganz so simpel ist es dann doch wieder nicht. Aber in der Tat können die Farben, mit denen wir uns schmücken, recht viel über unseren Gemütszustand aussagen.
Ob Rot, ob Blau, ob Grün oder Gelb – Farben wirken auf uns, das wusste schon Johann Wolfgang von Goethe. Er erforschte im 18. Jahrhundert die Wirkung der Farben und legte dabei einen Schwerpunkt bei deren sinnlich-sittlicher Wirkung. Seine Farbtheorie baut auf dem elementaren, polaren Gegensatz von Hell und Dunkel auf, Farben erklärte der deutsche Dichter als Grenzphänomene zwischen Licht und Finsternis. Lila galt ihm dabei als unruhig, weich und sehnend. Und Violett schrieb er einen ganz besonderen Reiz zu.
Warum Lila und Violett als so speziell wahrgenommen werden, hat vielleicht auch historische Gründe: Jahrhundertelang war Violett nämlich eine der kostbarsten Farben überhaupt. Denn die Herstellung des damals als Purpur bekannten Farbtons war äußerst aufwendig und damit teuer. Er musste schließlich in einer komplizierten Prozedur aus gepulverten Purpurschnecken hergestellt werden und war so nur für die Reichsten der Reichen als Farbstoff für Kleidung erschwinglich – was erklärt, warum das Tragen von Stoffen in Violett- und Lila-Tönen nur den Mächtigen der damaligen Zeiten vorbehalten war.
Die Farbe Lila – sieh mal einer an!
Geheimnisvoll und unentschieden, weder warm noch kalt – Lila ist ziemlich ambivalent. Genau genommen ist Lila die Farbbezeichnung für ein gebrochenes helleres Violett, also an sich kein reiner Farbton. Mischt man die reine, kurzwellige Farbe Violett mit Weiß, erhält man Lilavarianten. In der Regel verwenden wir allerdings Lila umgangssprachlich auch für Violett-Töne.
- Bis ins Mittelalter gab es die Bezeichnung Lila übrigens nicht, lilafarbene Dinge wurden je nach dominierendem Farbeindruck als Blau oder Rot eingeordnet. Lila und alle Schattierungen wie etwa Violett oder Flieder sind nämlich eine Mischung aus Rot und Blau. Je nach Mischungsverhältnis ist Rot vorherrschend oder der Blauanteil überwiegt. Damit stellt Lila eine Art Verbindung her zwischen dem Blau des Himmels und dem Feuer der Erde, zwischen dem Geist (blau) und dem Körper (rot). Und steht damit für den Übergang in die Harmonie der Gegensätze, zwischen dem vertrauten Alltag und dem unbekannten, unheimlichen Reich der Geister, Gespenster und Dämonen.
- Magier und Zauberer kleiden sich gerne in Lila-Töne, die Farbe gilt als mystisch und verleiht ihrem Träger angeblich Selbstvertrauen und Individualität. Lila wird gemeinhin eine künstlerisch-extravagante Wirkung unterstellt, wegen ihrer Nähe zu Rot wird ihr auch nachgesagt, Sinnbild der Unmoral, der Wollust und Maßlosigkeit, ja sogar der Untreue zu sein. Das kommt auch daher, dass Lila eher eine künstliche Farbe ist. Lavendel und Amethyst, Veilchen und Flieder, Wiesenblumen und lila gefärbte Wolken beim Sonnenuntergang – im Vergleich zu anderen Farben kommen Lila und Violett-Töne in der Natur eher seltener vor, sie sind also im Gegensatz zu Farben wie Grün oder Braun Exoten und schon per se etwas Besonderes.
- Violett gilt als Farbe des Verzichts und der Unbefriedigtheit, soll aber auch eine aphrodisierende Wirkung haben. Als Farbe der Macht wird sie zudem mit Würde und Weisheit assoziiert, weswegen evangelische und katholische Würdenträger oft Gewänder in dieser Farbe tragen.
- Vor allem in der evangelischen Kirche ist Lila die Farbe der Vorbereitungszeiten auf die großen Feste. In der Passionszeit etwa und im Advent, aber auch am Buß- und Bettag sind die Altäre und Kanzeln in Lila gekleidet. Und das hat etwas mit dem protestantischen Selbstverständnis zu tun. Martin Luther hat ja als Reformator, also Erneuerer, vieles an der Kirche seiner Zeit kritisiert. Kirchentradition und Papstlehren lehnte er ab und setzte eine Erneuerung in Gang – da passt Lila dann mit ihrer Symbolkraft als Farbe der Neubesinnung und Erneuerung.
- Lila steht auch für Geist und Intelligenz. Sie ist die Farbe der Spiritualität und der Kommunikation, des Übersinnlichen, der Magie und des Geheimnisvollen. Außerdem symbolisiert die Farbe je nach Stärkegrad Dekadenz und Zweideutigkeit, Verzauberung, Gefühlsbetontheit und starke Empfindsamkeit – deswegen wird Lila auch im meditativen Bereich häufig eingesetzt, denn sie soll das Unterbewusste beeinflussen.
Kleine Farbenlehre: Aus Rot mach Lila
Was ist denn eigentlich Ihre Lieblingsfarbe? Stehen Sie auf violette Blusen oder bevorzugen Sie gedeckte Farben? Findet sich in Ihrem Kleiderschrank Kleidung aus dem gesamten Farbspektrum oder haben Sie ein Faible für neutrale Grautöne? Und sitzen Sie daheim inmitten fliederfarben getünchter Wände und schlummern in lila Laken?
Ihre Vorliebe für bestimmte Farben kann reiner Zufall sein. Allerdings sagt es einiges über Sie aus, welche Töne Sie präferieren – auch in Bezug auf Ihr Liebes- und Sexleben. Letzteres mag sich ja im Bewussten abspielen, unbewusst läuft da aber allerhand ab. Vorbild ist da mal wieder die gute alte Natur und damit unsere biologische beziehungsweise evolutionäre Prägung.
Werfen wir doch mal eben einen Blick ins Tierreich: Da geht es hauptsächlich um so nüchterne Dinge wie Fortpflanzung. Lust und Sex sind Erfüllungsgehilfen für die Arterhaltung. Umso wichtiger ist die sexuelle Selbstdarstellung. So erinnert auch der Philosoph Franz-Josef Wetz in »Lob der Untreue« daran, dass in der Natur Männchen auf sich aufmerksam machen müssen, um zum Zuge zu kommen – etwa durch auffällige äußere Merkmale wie rote Färbung, einen pompösen Hahnenkamm oder den überbunten Pfauenschwanz. Mal ganz abgesehen von den sehr offensichtlichen Sexanimationen der Schimpansen und Paviane etwa. In der Paarungszeit, so erklärt Franz-Josef Wetz, schwellen bei diesen Tieren die Regionen um Vagina und After rot an – und signalisieren so unmissverständlich die Fruchtbarkeit.
Die tierische Farbenpracht hat also eine ganz banale Funktion: Sie soll paarungswillige Partner anlocken und dem Träger einen Vorteil vor der ebenfalls fortpflanzungsbereiten Konkurrenz verschaffen. Alles Natur also? Nicht unbedingt, die Bedeutung, die wir bestimmten Farben zuschreiben, hat auch einen kulturgeschichtlichen Hintergrund. Rot und Lila spielen da eine bedeutende Rolle. Nicht nur, weil die beiden Farben eng verwandt sind – Lila ist nämlich, wie schon gesagt, eigentlich nichts anderes als eine Mischung aus Rot und Blau. Sondern auch, weil Lila wie Rot eine Art Signalcharakter hat. Also widmen wir uns doch noch mal der Mutter aller Farben, dem Rot.
Ich sehe Rot – starke Farbe mit starker Wirkung
Was verbinden Sie mit der Farbe Rot? Wut und Aggressivität etwa? Verständlich ist das. Und in der Tat steht Rot in unseren Kulturkreisen für Liebe, Leidenschaft, Feuer, aber auch für Blut, Kampf und Wut. Und man muss nicht unbedingt gleich Stier sein, um auf Rot mit Reizbarkeit, Stress und Zorn zu reagieren.
Psychologen haben dafür Erklärungen, Rot ist eine sehr dynamische und auffällige Farbe, die unsere animalischen Seiten des Unbewussten anregt. Rot sorgt für Aufmerksamkeit, hat Signalwirkung und ist unübersehbar. Deswegen sind etwa sämtliche Warnschilder rot. Rein physikalisch lässt sich das damit belegen, dass Rot als die langwelligste Farbe vom menschlichen Auge am besten und schnellsten wahrgenommen werden kann.
Die sprichwörtlich graue Maus hat gegen rot gewandete Konkurrentinnen wenig Chancen, sie fällt schlicht und ergreifend so gut wie gar nicht auf. Und interessanterweise hat man festgestellt, dass Kampfsportler im Wettbewerb einen dezenten Vorteil gegenüber ihren Gegnern haben, wenn sie ein rotes Trikot tragen. Klar, Rot signalisert Power, Stärke und eine gewisse Portion Sex, alles also Kennzeichen von vitaler Kraft. Eine amerikanische Studie etwa belegt so auch, dass die Wirkung der Farbe Rot genetisch bedingt Meidungsverhalten und Unterwürfigkeit auslöst.
Die Wissenschaftler vermuten, dass dieses Verhalten scheinbar aus einer vererbten psychischen Veranlagung stammt. Wenn Ihr Gesprächspartner beispielsweise rot im Gesicht anläuft, ist das mitunter ein Zeichen für starke Erregung oder Scham, in jedem Fall ein Warnsignal dafür, dass da gerade etwas aus dem Ruder läuft. Für unsere Vorfahren war es überlebenswichtig, derartige nonverbale Zeichen richtig zu interpretieren.
In einer französischen Studie wurde untersucht, welche Wirkung die Farbe Rot hat: Kellnerinnen, die rote T-Shirts trugen, bekamen von Männern bis zu 26 Prozent mehr Trinkgeld als Bedienungen, die in andersfarbigen Oberteilen servierten. Was letztlich belegt, dass Rot die physische und sexuelle Attraktivität von Frauen erhöht.
Aber nicht nur das: Selbst wenn nur im Hintergrund irgendwo die Farbe Rot auftaucht, wirken Frauen hübscher und begehrenswerter – darauf weist Werner Bartens in Was Paare zusammenhält hin. Männer, die rot sehen, schreibt er, würden in Gesprächen mit Frauen sogar intimer, was ihre Fragen anbetrifft. Und Anhalterinnen in rotem Outfit würden häufiger von männlichen Fahrern mitgenommen. Und warum eigentlich? Wissenschaftler, so zitiert Werner Bartens, vermuten, dass Männer offensichtlich stärker wahrgenommen werden wollen, wenn sie eine Lady in Red sehen – was wiederum anscheinend an archaische Muster anknüpft.
Wenn Frauen lila tragen – Fakten über eine Farbe mit vielen Schattierungen
Wenn Frauen also die Aufmerksamkeit von Männern erregen möchten, sollten sie sich eigentlich eher rote Kleidung überwerfen. Lila scheint da doch Geschmacksache zu sein. Wer Rot für zu grell befindet, greift dann vielleicht doch zu je nach Stärkegrad dezenterem Violett – eben Frauen, die nicht mehr blutjung, aber doch noch liebesbedürftig sind. Der Spruch »Lila, der letzte Versuch« ist sicherlich etwas aus der Mode gekommen, weil auch reife Damen ungeniert auf dem Paarwahlsektor auftreten können und nicht wie anno dazumal auf Schicklichkeit und Zurückhaltung achten müssen.
Ein paar Fakten zur Farbe Lila haben wir hier noch einmal zusammengetragen, möge sich jeder sein eigenes Farbbild machen:
- Auf die lila Fahne geschrieben: Als Ausdruck von Frauenliebe und Unabhängigkeit werden rot-blaue Farben erstmals von Sappho, einer auf der griechischen Insel Lesbos lebenden antiken Lyrikerin erwähnt. Seit der Herstellung der ersten Stoffe mit dem neu entdeckten künstlichen Farbstoff wurde das blasse Violett zwischen 1858 bis 1869 als Modefarbe der besseren Leute namentlich erwähnt.
- Frauenpower: Im 19. Jahrhundert wurde die Farbe für die Frauenbewegung entdeckt. Lila als Mischung zwischen Rosa (weiblich, früher Rot als männliche Farbe geltend) und Hellblau (männlich, früher Blau als weibliche Farbe geltend) gilt als Symbol für Gleichstellung zwischen den Geschlechtern. Schon die Plakate der ersten internationalen Frauentage wurden in Lila gehalten. In den Goldenen 1920er Jahren kam die Farbe in Mode, in den 1970er Jahren war es für Feministinnen ein Muss, lila gekleidet zu sein. Viele frauenpolitische Projekte bekamen einen Namen, in dem das Wort Lila enthalten ist. Auch in den achtziger Jahren war die Farbe Lila als Mischung zwischen Rot (weiblich) und Blau (männlich) ein Symbol der Feministinnen.
- Lila Verhütungsmittel: Latzhosen und Lotterklamotten, Kampfgeist und Behauptungswillen – in den 70ern waren lila Latzhosen vor allem bei Frauenrechtlerinnen groß in Mode. Frauen wollten mit Männern gleichziehen, ohne aber als Mannweiber hingestellt zu werden. Latzhosen fielen nicht nur wegen ihrer männlichen Form auf, vor allem die Farbe stach ins Auge und sollte das auch tun. Die Feministinnen wollten aus der Menge hervorstechen und formierten so auch ihren Protest etwa gegen den Paragrafen 218, das Abtreibungsverbot, in Lila. Mit dem Spruch »Mein Bauch gehört mir« erkämpften die Frauen ihre Forderung nach weiblicher sexueller Selbstbestimmung. Und daher stammt vermutlich auch die Theorie der empfängnisverhütenden Wirkung der Farbe Lila: Frauen, die damals in Lila und womöglich auch noch in Latzhosen herumliefen, waren wohl kaum erpicht darauf, Hausfrau und Mutter zu werden, sondern eher Anhängerinnen der Pille.
- Lila, die Farbe der Andersliebenden: Als Grenzgänger außerhalb des genormten Rollenverhaltens wählten Homosexuelle und Transvestiten in manchen Ländern bewusst Violett als Erkennungsfarbe, da das Geschlechtliche von Rot und Blau im Violett aufgehoben wird. Und in Frankreich nennen sich die Homosexuellen übrigens »les violets«.
- Letzte Hoffnung Flieder: Im vergangenen Jahrhundert hatte es sich bei nicht mehr ganz so jungen, unverheiratet gebliebenen Damen offensichtlich eingebürgert, dass sie auf die jugendliche Wirkung eines zarten Fliedertons vertrauten. Helles Lila, das durch Weiß geschwächte Violett, gilt als altjüngferlich. Es war früher die Farbe lediger Frauen, die für das kindliche Rosa schon zu alt waren, aber trotzdem eine jungmädchenhafte Pastellfarbe tragen wollten. Flieder, softes Lila, signalisierte also: Trotz meines fortgeschrittenen Alters bin ich noch zu haben.
- Take this: Im Englischen heißt Lila purple, mit violet wird Veilchenblau übersetzt. Passenderweise hat der Begriff »Gewalt« (violence, violentia, violare …) den gleichen sprachlichen Ursprung. Der Volksmund verbindet beides sehr elegant: Jemandem ein Veilchen verpassen, ein veilchenblauer Bluterguss – ein Beweis für den potenziell aggressiven Charakter der Farbe.
- Die Farbe Lila – das ist fast ein geflügeltes Wort, nicht nur innerhalb der Frauenbewegung. »Die Farbe Lila« ist ein berühmter Roman der afroamerikanischen Schriftstellerin Alice Walker. 1982 verfasste sie ihr Werk, das nicht nur mit dem American Book Award und dem Pulitzer Preis ausgezeichnet wurde, sondern dessen Verfilmung auch Steven Spielberg berühmt machte. In dem Briefroman geht es um die Geschichte der Befreiung einer Frau – die Farbe Lila steht in dem Klassiker der Weltliteratur symbolisch für den Kampfwillen und den Mut der weiblichen Hauptfigur, die sich aus schrecklichen Verhältnissen befreit und zu sich selbst findet – mit geballter Frauenpower.
- Lila Lust: Googeln Sie mal Lila + Sex – Sie werden als Treffer etliche Erotik- und Sexanbieter finden. Nicht ohne Grund: Lila wird gemeinhin eine unruhige Wirkung nachgesagt, sie soll auch (wie oben bereits erwähnt) luststeigernde Einflüsse haben und bringt einen Hauch Verruchtheit zwischen die Laken. Das belegt auch etwa die Umfrage der britischen Kaufhauskette Littlewoods. Derzufolge wird in violetten Betten nämlich am häufigsten gefummelt – nämlich 3,8 mal pro Woche. Direkt dahinter lag die Bettwäsche in Rot mit 3,2 mal, in hellblauen Laken vergnügt man sich im Schnitt 3,1 mal. Als »Liebestöter« unter den Farben gilt laut Umfrage übrigens Grau (1,8 mal).
- Partnerwahl nach Farben: Interpretieren kann man bekanntlich ja alles, in Bezug auf Farben gibt es auch Versuche, Anhänger bestimmter Töne als besonders kompatibel in Beziehungsangelegenheiten zu deuten. Ähnlich wie bei den Sternzeichen wird den Farbliebhabern eine bestimmte Charakterausrichtung zugeschrieben, die eben besonders gut mit anderen harmoniert. So gelten Violett-Fans als besonders sensibel und phantasievoll, sollen viele künstlerische Interessen und Sinn für Spiritualität und Witz haben. Man hält sie für eher unkonventionell und individuell, als Sinnsucher mit philosophischer Neigung, die letztlich ganz verlässliche Partner mit guten Tröstereigenschaften abgeben sollen. Negativ fällt laut dieser Einstufung ins Gewicht, dass sie leicht verletzbar und oft abhängig von der Liebe sind.