Für den bauartbedingten Romantikfaktor sorgt die weitgehend unzerstörte bzw. restaurierte historische Architektur. Bekannteste Beispiele sind das Isenburger Renaissanceschloss mit seinem schönen weitläufigen Park, oder der Lili-Tempel, benannt nach der späteren Verlobten Johann Wolfgang von Goethes, mit der er sich hier heimlich traf.
Dass Offenbach dennoch als wenig romantisch gilt, liegt vor allem an neuzeitlichen Bauprojekten, die mit dem Ziel errichtet wurden, kostengünstige Gewerbe- und Industrieflächen zu schaffen. Die Kontraste sind, nun ja, eigenwillig. Zudem wird der Wilhelmsplatz ab Ende August 2009 bis ca. Mitte 2010 komplett umgebaut. Statt Künstlermarkt gibt es dort nun eine Großbaustelle. Man muss sich also seine romantischen Eckchen suchen, und das nicht mit Blick auf die Bausünden, sondern auf einen der vielen schönen Parks, den Main oder die Frankfurter Skyline.
Genau hinschauen, damit die Hotelromantik kein Vermögen kostet!
Der Einzugsbereich der Frankfurter Messe reicht ca. 60 Kilometer ins Umland. Offenbach liegt also quasi vor der Messetür. Das bedeutet: Jeder, der hier ein freies Bett zu vermieten hat, möchte von den Millionen Messebesuchern profitieren. Viele Hotels unterscheiden zwischen Normal- und Messepreis, der locker das 3- oder 4fache des normalen Preises betragen kann!Ein romantisches Hotel, bei dem man sich nicht nur auf stabile Preise verlassen kann, sondern auch auf herzlichen Service, ist »Die Post in Bürgel«. Das Haus liegt in der Offenbacher Straße 33, wurde 1868 als Postkutschenstation erbaut und wird heute bereits in fünfter Generation als Familienbetrieb geführt. Das Doppelzimmer kostet ab 88 Euro. Zum Hotel gehört auch ein Restaurant nebst Weinstube und begrünter Terrasse. Dass die Preise des Restaurants über dem Offenbacher Durchschnitt liegen, ist gerechtfertigt, denn hier essen Sie um Klassen besser als außerhalb!
Die Küche ist hervorragend, verwöhnt mit hausgemachten Suppen, saisonalen Spezialitäten, Wild und Fisch. Das flambierte Filetsteak oder die Post-Platte mit dreierlei Medaillons sind legendär lecker. Und wenn Sie nach dem Dinner die Kurfürstenstraße hinunter schlendern, stehen Sie in zwei Minuten mitten in den Wiesen des Mainufers und sehen das Frankfurter Lichtermeer aus schönster Postkartenperspektive.
Krasser Atmosphärenwechsel: Russisch statt hessisch
So geht's im »Monte Cristo« zu. Das Hotel rangiert unter Geheimtipp für trink- und partyfreudige Ausflügler. Es liegt in Innenstadt-Lauflage in der Bieberer Straße, ist liebevoll und gemütlich eingerichtet, das Doppelzimmer kostet regulär 49 Euro, während Messeveranstaltungen aber 160 Euro aufwärts.Im gleichnamigen Restaurant serviert man original russische und kaukasische Spezialitäten, außerdem Weine aus georgischen und moldawischen Anbaugebieten - und am Wochenende wird mit Live-Musik, Tänzerinnen, Fakiren und anderen skurrilen Gästen gefeiert. Wer russische Parties kennt, der weiß, dass diese selten vor dem Morgengrauen zu Ende sind. Dafür werden Sie am Folgetag mit einem üppigen Katerfrühstücksbuffet empfangen – oder Sie gehen gleich weiter zum Marktplatz und gönnen sich in einem der vielen Cafés ein Frühstück inklusive Leutegucken.
Konservativ und elegant: die Gerbermühle
Wenn Sie es ruhig mögen und keine Experimente bei der Hotelwahl wagen wollen, sind Sie in der »Gerbermühle« gut aufgehoben. Das 4-Sterne-Hotel befindet sich in einem historischen Gebäude und liegt genau zwischen Offenbach und Sachsenhausen am Deutschherrenufer, mit direktem Blick auf die berühmte Frankfurter Skyline. Das Doppelzimmer kostet ab 160 Euro. Abends können Sie können wählen, ob Sie nach Westen ins Apfelweinviertel Sachsenhausen gehen oder lieber östlich in Offenbachs Innenstadt. Wobei im quirligen Sachsenhausen eindeutig mehr los ist und am Schweizer Platz eine bunte Einkaufs- und Kneipenstraße beginnt.A propos mehr los: Nachtleben auf zweierlei Art
Bevorzugen Sie Frankfurts Glitzerwelt mit eleganten Clubs, Äppelwoi-Romantik und schicken After-Work-Parties auf den Booten am Mainufer - oder lieber das Gegenteil? In Offenbach geht es robust zu, mit alternativen Clubs und Kneipen, regionalen DJ-Stars und selbstproduzierten Tracks. Die Türsteher sind wie im Film: muskelbepackt, schweigsam, finster. Feingeistige Jazzliebhaber oder Fans geschliffener Umgangsformen werden hier nicht froh. Offenbach steht ganz im Zeichen von 80er Jahre Musik, Grunge, Neo-Elektro und raubeiniger Metropolenromantik.Techno, Classic Rock und gepflegte Erotik bis zum Sonnenaufgang
Eine bewährte Anlaufstelle ist das »Robert Johnson« am Offenbacher Nordring. Hier läuft elektronische minimalistische Musik, auch mal Walgesang, Trance und Techno. Der Sound ist exzellent, sehr basslastig, und die Terrasse mit Blick auf den Main lädt zum Verschnaufen ein, wenn Sie sich auf der Tanzfläche verausgabt haben.Direkt nebenan befindet sich die MTW (Mainterrasse Wikinger), ein Musik-Club mit Classic Rock Programm, Motto-Tagen und erfreulich niedrigen Preisen. Er teilt sich die Terrasse mit dem Robert Johnson, nicht aber das Publikum, den stilistisch ist das MTW rockiger, Lederjacken-adäquater. Beide Clubs haben bis frühmorgens geöffnet - und die Terrasse ist der romantischste Logenplatz für einen Sonnenaufgangs-Sekt nach durchfeierter Nacht. Eine erotische Phantasiereise können Sie im »Grande Opera« antreten, direkt hinter dem Bahnhof in der Christian-Pleß-Straße, auf dem Gelände einer ehemaligen Sprudelfabrik. Dieser Club begeistert vor allem Anhänger von Fetisch und BDSM mit Kreativität und Niveau. Von schillernden 20er Jahre Parties bis zur ausgelassenen Wasserschlacht kann hier alles passieren. Jede Party erfordert einen Dresscode, vorher anrufen und fragen!
Die interessanteste Schnittmenge aus Frankfurter Schickimicki und Offenbacher Subkultur finden Sie in Sachsenhausen. Die Mischung bietet einen hohen Romantikfaktor, denn hier locken Live-Rock-Kneipen, urige Apfelweinstuben und internationale Sterneköche dicht an dicht. Hier können Sie bedenkenlos jedes Lokal blind ausprobieren, es gibt nicht eine einzige "naja"-Adresse.
Wenn Sie es ganz genau wissen wollen, dann setzen Sie sich mit Ihrer Affaire in eine der Kneipen und fragen locker in die Runde, wo es denn die schöneren Ausgeh-Locations gäbe - in Frankfurt oder Offenbach? Sie werden staunen, wie sich wildfremde Menschen ins Zeug werfen und Sie mit Tipps versorgen! Grund für diesen Lokalpatriotismus ist die Rivalität zwischen Offenbach und Frankfurt, die bereits seit dem Mittelalter besteht und liebevoll kultiviert wird.
Fazit: Offenbach steht nicht im Schatten von Frankfurt, sondern ist eine eigene, ziemlich schroffe, unkomplizierte Persönlichkeit. Die Kuschelromantik müssen Sie selbst mitbringen, dafür gibt's laute Musik aller Stilrichtungen, internationales Essen und interessante Menschen, mit denen man schnell ins Gespräch kommt.