Was die Schauspieler für München sind, das sind Sänger für Mannheim: gut für’s Image. Und das seit Jahrhunderten. So bildete die »Mannheimer Schule«, womit ein bestimmter Kompositionsstil bezeichnet wird, um 1750 die Basis für die spätere »Wiener Klassik«.
Auch im 20. Jahrhundert brachte das ehemalige Fischerdorf mit den kaiserlichen Quadraten in der Innenstadt viele erfolgreicher Sänger hervor, von Anneliese Rothenberger über Joy Fleming und Julia Neigel bis zu aktuellen Pop-Acts. Es gilt als schick für Kneipen, Restaurants und Hotels, mit der »Pop-Akademie«, mit der »Musicalschule« oder wenigstens mit einem der »Söhne Mannheims« in Verbindung zu stehen.Sie werden also bei Ihrem Streifzug häufig über Stars und Sternchen der Stadt stolpern. In vielen Bars hängen signierte Fotos, es läuft entsprechende Musik, an einigen Kneipenwänden finden sich sogar Konzertplakate und Schnappschüsse von annodazumal, als einige Mannheimer Stars ihre ersten musikalischen Gehversuche unternahmen und noch ganz anders hießen als heute...
Kaiserliche Gärten und no-go-Areas
Das Klima ist mild, im Sommer allerdings fast subtropisch, was an Mannheims Lage im Oberrheingraben liegt. Angenehmer Nebeneffekt: In den historischen Parkanlagen wächst und gedeiht Einheimisches wie Exotisches prächtig, sogar im Winter.Auf die Idee, spontan an Rhein oder Neckar zu fahren, sollten Sie und Ihre Affaire bei einem romantischen Stadtbesuch nur kommen, wenn Sie harte Kontraste lieben: Mannheims Umland ist, pardon, ziemlich hässlich. Verdrängen Sie also den Gedanken an die BASF-Schlote im gegenüberliegenden Ludwigshafen oder das Großkraftwerk, und bleiben Sie im Zentrum zwischen Rhein und Neckar. Hier erinnert bei Hochdruck lediglich der allgegenwärtige Schokoladenduft an die Produktionsstätten vor den Toren der Stadt.
Auf Natur brauchen Sie nicht zu verzichten: Im Naturschutzgebiet Waldpark mit seiner Reißinsel können Sie unverfälschte Rheinromantik genießen und seltene Vögel beobachten. Noch idyllischer ist der Luisenpark, der sich auf 41 Hektar Fläche bis zum Neckarufer hinunterzieht. Im Sommer findet hier der »Seebühnenzauber« statt; eine Konzert- und Theater-Reihe, die mit maximal 1.000 Plätzen eine exklusive, fast intime Atmosphäre bietet. Besuchen Sie mit Ihrer Affaire nach einer Gondelfahrt unbedingt noch das Schmetterlingshaus, hier können Sie das ganze Jahr über seltene bunte Falter bestaunen! Und am Wasserfall des chinesischen Gartens dürfen Sie sich etwas wünschen...
Auch schön: der Schlossgarten. Er reicht auf der anderen Seite der Stadt vom Schloss hinunter bis ans Rheinufer. Auf den Rheinterrassen an der Rheinpromenade locken Bistros zum Essen inklusive Sonnenbad und schönem Rheinblick.
Übernachten: familiär oder pompös, beides ist bezahlbar
Typisch für Mannheim sind die Restaurants, deren Inhaber darüberliegende Etagen zu Fremdenzimmern umgebaut haben. Diese Hotels bestechen durch familiäre Atmosphäre und niedrige Preise, zeichnen sich aber durch Schwankungen bei der Qualität aus. Eine bewährte Adresse ist das Hotel-Restaurant »Alt Nürnberg“ in der Friedrichsstraße 19 (Neckarau). Im Restaurant wird erstklassige fränkische Traditionsküche serviert, Bier vom Fass fließt in verschiedenen regionalen Sorten, mit 25 Gästen ist das Lokal dann auch voll besetzt. Das Doppelzimmer gibt’s ab 70 Euro inkl. Frühstück. Hier steigen übrigens auch Künstler ab, die incognito unterwegs sind und keinen 5-Sterne-Luxus brauchen...Den können Sie aber trotzdem haben: im »Maritim Park Hotel«. Das imposante First-Class-Hotel wurde im Renaissance-Stil erbaut und grenzt an die Jugendstil-Anlagen des Friedrichsplatzes. Ein Doppelzimmer kostet 119 Euro. Schon am Empfang fühlt man sich wie im Kostümfilm: venezianischer Kristall, Stuckdecken, Säulenaufgänge und Carrara-Marmor prägen den Stil des Hauses. Wenn Sie aus dem Fenster blicken, sehen Sie das Wahrzeichen der Stadt, den Wasserturm. Abends wird der Brunnen mit seinen vielen Fontänen von unten beleuchtet, ein wunderschönes Bild.
Spaghetti-Eis, Versteigerungen und andere Kuriositäten
Nicht in Italien, sondern in Mannheim wurde es erfunden, das Spaghetti-Eis. Auch »Karamalz« ist eine Mannheimer Kreation. Und in Anlehnung an die Wasserqualität im Containerhafen entstand das »Mannemer Hafenwasser«, ein alkoholisches Gebräu, das im Glas so unappetitlich aussieht wie es heißt, aber erstaunlich gut schmeckt. Noch herber war die Namensgebung beim »Mannemer Dreck«, den Sie im Winter überall bekommen: einem leckeren Pendant zum Nürnberger Lebkuchen.Dass die Mannheimer ihren Kreationen gerne spaßige Namen verpassen, gilt auch bei Veranstaltungsorten. Die »Klapsmühl« ist mitnichten eine psychiatrische Anstalt, sondern eine von Deutschlands renommiertesten Kleinkunstbühnen. Gönnen Sie sich den Spaß! Hier treten Stars wie Dieter Hildebrandt oder Gerd Dudenhöfer ebenso auf wie unbekannte Nachwuchskünstler. Die »Klapsmühl« befindet sich neben dem Rathaus und bietet grade mal 145 Zuschauern Platz, hat also etwas von einer Privatparty. Dienstag wird Jazz gespielt, ansonsten Kabarett-Programm.
In Deutschlands ältester Pfandleihe (Innenstadt D4-9) wird seit 200 Jahren alles »verflüssigt«, was sich zu Geld machen lässt. Das allein ist noch nichts Besonderes. Doch da viele Gegenstände nie wieder ausgelöst werden, findet einmal im Monat eine öffentliche Versteigerung übriggebliebener Schätze statt! Teilnehmen kann jeder. Vergessen Sie ebay, hier finden Sie authentischen antiken Schmuck und allen möglichen sentimentalen Krimskrams. Die Objekte können vorher in Augenschein genommen werden, und die erzielten Endpreise sind meist extrem niedrig. (Termine unter Telefon 0621/120130 erfragen). Wenn Sie Flohmärkte lieben, sollten Sie auf jeden Fall hier reinschauen!
Schlaraffenland für Romantiker
Essen können Sie in Mannheim, wo Sie gehen und stehen. Die Bandbreite ist riesig, vom pfälzischen Weinstübchen über experimentelle Küche bis Haute Cuisine ist alles vertreten. Aus rätselhaften Gründen haben sich außerdem in den Quadraten sehr viele Thai- und China-Imbisse angesiedelt. Der Wettbewerbsdruck sorgt dafür, dass jeder den Konkurrenten zu übertrumpfen versucht. Sie können hier deshalb gefahrlos überall die Karten rauf und runter essen.Eine Adresse für Romantiker, die in unkonventioneller Atmosphäre kreative Küche genießen wollen, ist das »Alchimia« in G7-7. In Wohnzimmer-ähnlichem Ambiente serviert man hier internationale Gerichte in hervorragender Qualität. De Preise sind happig, aber angemessen.
Ebenfalls eine romantische Feinschmecker-Adresse ist das »Le Corange« in O 5.9-12. Das Restaurant befindet sich im 5. und 6. Stock des »Engelhorn«-Modehauses (daher der Name, »cor« und »ange« stehen für die Worte Engel und Horn.). Dank riesiger Fensterflächen genießen Sie beim Essen einen tollen Blick bis zum Odenwald und über die Stadt. Zum eleganten, schwarz-weiß-chrom-dominierten Ambiente gehört eine Bar, eine Terrasse und natürlich die offene Show-Küche, in der vor allem Fischspezialitäten zubereitet werden. Ein Geheimtipp das »Maison Creole« in Q1,11. Eine winzig kleine Tapas-und-Cocktail-Bar, in der jeder Bissen mit viel Liebe frisch zubereitet wird. Kein Convenience-Food, keine Touristen, dafür unglaublich leckeres Essen.
Ins »Cafe Prag« in E4, 17 sollten Sie auf einen Capuccino reinschauen, die legendären Nusstorte probieren und gleich nach dem Abendprogramm fragen, denn Donnerstags ab 20 Uhr wird hier feinster Live-Jazz gespielt!
Musikalisches Mannheim: Feiern in allen Tonarten
Ja, Mannheim bietet viele Museen und Galerien. Die »Kunsthalle« ist ein Pflichtprogramm für Freunde französischer Malerei und zeitgenössischer Video-Installationen. Doch das Nachtleben ist fest in der Hand junger Musiker. Hochkarätige Konzert-Locations sind das »Capitol« mit einer ausgezeichneten Akustik, und die »Alte Feuerwache«.Im Club »Genesis« (H7, 15) dürfen Sie sich auch auf der Tanzfläche austoben, wenn Sie älter als 35 sind. Der Clubname hat nichts mit der britischen Rockband zu tun, doch genau dieses Format läuft hier. Nach einer Totalrenovierung mauserte sich das »Genesis« zum feinen Club mit ebensolchem Programm: Depeche-Mode-Parties, Gothic-, Wave- und Mittelalter-Abende wechseln sich mit einem tanzbaren Mainstream-Mix ab.
Eigentlich eine Gay-Disco, aber auch Hetero-Paare sind eingeladen: ins »MS Connexion« in der Angelstraße. Sieben Tanzflächen, kontrastreiches Musikprogramm, satte Beschallung und niveauvolles Publikum sorgen für Partyfeeling.
Wenn Clubatmosphäre gerne etwas privater genießen wollen, steuern Sie gleich das »Baton Rouge« an (O7, 17). Der Club ist berühmt für seine Anlage, die einen sensationell ausgewogenen, warmen Klang produziert und nie zu laut ist. Im Publikum werden Sie die schönsten Frauen und Männer Mannheims entdecken (niemand weiß, warum, aber das »Baton Rouge« zieht attraktive Menschen an!), und das stylishe Ambiente kann man nur als elitär-kuschlig bezeichnen. Die Bar ist exzellent bestückt, es gibt Snacks und hausgemachte Hamburger, Bier wird in Aluflaschen serviert. Und wenn Ihnen der Trubel zuviel wird, ziehen Sie sich mit Ihrer Affaire in eine der 7 Logen zurück und beobachten bei Champagner und Fingerfood das Treiben auf der Tanzfläche...
Fazit: Tagsüber gemütlich und selbstbewusst, nachts musikalisch. So präsentiert sich Mannheim. Die Clubs und Restaurants putzen sich nicht übertrieben romantisch heraus, sondern überzeugen durch authentische Herzlichkeit. Und wer glaubt, man begegne ständig Musikern und Kreativen, liegt genau richtig...