Warum ausgerechnet im Urlaub?
Der 50er-Jahre-Spruch »Auf Reisen bin ich ein anderer Mensch« bringt es auf den Punkt. Im Urlaub sind wir nicht wir selbst, sondern die, die wir gerne wären: sorgenfrei, entspannt, sexy, sonnengebräunt, extrovertiert, gut gelaunt. Die alltäglichen Probleme sind weit weg, statt Haushaltsführung und Jobstress stehen Strand, wilde Natur, Sport, Sonne, frische Luft, gutes Essen und Faulenzen auf dem Programm. Das sorgt für Endorphine. Glückshormone, die Lust auf fremde Haut machen. Das hat nichts mit mangelnder Partnerliebe zu tun, sondern ist, pardon liebe Romantiker, reines Triebverhalten. Kommt dann noch ein höherer Alkoholkonsum dazu, verlieren sich die letzten Hemmungen, und der Seitensprung ergibt sich oft wie von selbst.Animateure, Skilehrer, Barkeeper: Gelegenheiten gibt's genug!
Unser Erotik-Radar schlägt besonders bei der Spezies »Urlaubsprofi« aus. Ob nun die Sängerin der Partyband am Hotelpool oder der Surflehrer - auf flirtwillige Urlauber üben diese Menschen eine unwiderstehliche Anziehungskraft aus. Kein Wunder: Sie sehen meist überdurchschnittlich gut aus, bewegen sich selbstsicher auf Bühnen und vor großen Gruppen, wissen genau, was sie tun - und sind grundsätzlich nicht verfügbar für tiefergehende Beziehungen mit Touristen. Für eine schöne kurze Nacht dagegen schon: Sex gehört zum Geschäft. Dies geben viele Animateure freimütig zu. Und lassen sich deshalb bei Sympathie auch mal auf ein unverbindliches Abenteuer ein. Gesprochen wird darüber nicht, Diskretion ist in Clubs und Hotels oberstes Gebot. Wer seine erotischen Begegnungen mit Touristen öffentlich lebt oder gar für Eifersuchtsszenen sorgt, riskiert seinen Job. Weshalb emotionale Verwicklungen bei Urlaubsabenteuern ausgeschlossen sind. Egal, wie groß das Prickeln ist, spätestens am Abreisetag ist Schluss. Immer. Es geht um Spaß, Casual Sex, ohne Folgen im Alltag. Mit Liebe hat das nichts zu tun. Natürlich besteht theoretisch die Chance, dass aus leidenschaftlichem Urlaubs-Sex eine echte Beziehung wird. Praktisch kommt das fast nie vor. Ebenso wenig wie eine Fortsetzung oder Wiederholung.Dies zu wissen, ist aufregend und gleichzeitig beruhigend - und der Grund, warum selbst treue Partner der Versuchung »Seitensprung« durchaus einmal erliegen können. Sex, der so weit außerhalb des alltäglichen Empfindens stattfindet, ist extrem rauschhaft und genussvoll. Dazu kommt der sportliche Jagdtrieb als Nervenkitzel: Schaffe ich es, diesen Menschen, der von so vielen Touristen angehimmelt wird, zu verführen?
Für den Fall der Fälle: Bitte nie ohne Kondom!
Das Thema Verhütung ist bei spontanen Urlaubsabenteuern kein Stimmungskiller, sondern absolut essentiell. Kondome gehören ins Urlaubsgepäck. Bei Männern und Frauen. Auch wenn der One-Night-Stand-Partner beteuert »ich bin sterilisiert«, »ich nehme die Pille« oder der Klassiker »mein Aidstest ist drei Wochen her, ich bin gesund« - bitte ignorieren und das Kondom zücken. Das gilt auch für aktiven und passiven Oralsex. Schließlich soll der Seitensprung folgenlos bleiben, in jeder Hinsicht. Wer ungeschützten Sex mit Urlaubsbekanntschaften hat, riskiert nicht nur sein eigenes Leben, sondern auch das des Partners.A propos zuhause: Beichten oder lieber schweigen?
Falls Sie nach dem Urlaubs-Sex das Gewissen plagt: Fallen Sie nicht mit der Tür ins Haus und überschütten Sie Ihren Partner mit einer reumütigen Beichte. Das wäre noch egoistischer als das Fremdgehen. Sie erleichtern sich zwar den Umgang mit Ihren Schuldgefühlen, Ihrem Partner tun Sie aber keinen Gefallen, denn der muss sich, ohne dass die Möglichkeit einer vollständigen Klärung besteht (schließlich ist das Objekt der Begierde nicht mehr für Rückfragen verfügbar), mit Ihrer Urlaubslaune auseinandersetzen. Sich Grundsatzfragen stellen und womöglich sogar die eigene sexuelle Attraktivität anzweifeln. Bei aller Liebe zur Ehrlichkeit: Das ist es nicht wert. Es sei denn, Sie werten den Seitensprung als Indiz dafür, dass Ihnen in Ihrer Partnerschaft etwas fehlt - hier wäre dann Beziehungsarbeit angesagt, unabhängig vom Urlaubsflirt.Prüfen Sie deshalb vorher, ob Ihre Beziehung absolute Offenheit verträgt. Wenn ja, dann beichten Sie den Seitensprung unspektakulär und sachlich, damit es schnellstens zu den Akten gelegt werden kann. Schildern Sie es, als das, was es ist: ein einmaliger Ausrutscher, der sich aber nicht wiederholen wird und nichts mit dem Partner zu tun hatte.
Wenn Sie wissen, dass der Seitensprung so viel Sprengkraft besitzt, dass es Ihren Partner den Seelenfrieden kosten könnte, dann schweigen Sie. Und machen Sie Ihre Schuldgefühle mit sich selbst aus. Wenn Sie sich aussprechen müssen, dann belasten Sie nicht Ihre Freunde oder Familie damit, sondern beraten Sie sich mit einer neutralen Person, z.B. einem Priester, der Pro-Familia-Beratung oder der Telefonseelsorge. Und verbannen Sie den Urlaubsflirt ins gedankliche Hinterstübchen als schöne Erinnerung.