Berlin: die spezielle Romantik kollidierender Extreme...
Berlin ist keine bequeme Stadt. Der Kontrast zwischen Punk und Politik, Glitzerwelt und Armut, potthässlichen DDR-Relikten und modernen Luxusbauten sorgt für enorme Spannung, der man sich nicht entziehen kann. Und genau das ist romantisch.
Hier knallen Extreme aufeinander, die besser respektvollen Abstand zueinander halten sollten. Tun sie aber nicht. Erst recht nicht, wenn es um Erotik und Liebe geht. Auf engstem Raum finden Sie hier düstere BSDM-Bars neben plüschigen Blind-Date-Cafés. Oder ein eleganter Jazzclub in unmittelbarer Nähe zum berüchtigten »Kit-Kat-Club«, auch als Fickschuppen bezeichnet, in dem öffentlich gevögelt wird.
Es kann Ihnen passieren, dass Sie nach dem Essen die Berliner Straßen entlang bummeln, einmal spontan abbiegen – und sich plötzlich in einer bizarren Gothic-Hochzeit wiederfinden. Oder in einem Tantric-Yoga-Freiluftworkshop. Oder einer grellbunten Travestieshow. Vorausgesetzt, Sie kommen am Türsteher vorbei.
Um den alten Werbespruch zu bemühen: Für die einen ist es die Hauptstadt. Für die anderen das längste Romantikwochenende der Welt. Der Superlativ ist berechtigt. Sie können 100 Paare für ein Wochenende an die romantischsten Orte schicken, ohne dass sich zwei Paare jemals in Berlin begegnen. Eine Ausnahme bilden die unsäglichen »in«-Locations. Eine neu eröffnete Bar wird in einer Stadtzeitung als Romantik-Treff portraitiert, schon pilgern Paare aus allen Himmelsrichtungen hin und verwandeln das lauschige Plätzchen in ein überfülltes Etwas. Die Wirte freut’s, aber wer romantische Stimmung sucht, wird enttäuscht. Also klammern wir diese Tipps hier aus und widmen uns den weniger bekannten Orten....
Sinnliche Berliner Hotelnächte mit Stil
In Berlin bieten viele Hotels das perfekte Ambiente für eine romantische Tagesgestaltung. Die Zimmerpreise für Romantikhotels in Berlin variieren zwischen 100 und 250 Euro pro Nacht, je nach gebuchten Extras. Und davon gibt es reichlich: Zum Beispiel Kuschelfrühstück auf dem Zimmer, ein Langschläfer-Arrangement, Massage- und Wellness-Angebote oder Candlelight-Dinners für Romantiker, die Sie gemütlich im Kaminzimmer feiern können. Hier finden Sie eine Auswahl an romantikhotels in Berlin
Steht Ihnen eher der Sinn nach ländlichem Ambiente? Das finden Sie an der östlichen Stadtgrenze in Berlin-Hellersdorf, im Hotel »Flora«. Hier genießen Sie alle Vorzüge eines klassischen Landhotels. Das Doppelzimmer gibt’s ab 69 Euro, und zum Rahmenprogramm gehören ein umfangreicher Wellnessbereich, ein gemütliches Restaurant und ein Fitnessraum. Pferdenarren können direkt am Hotel in den Sattel steigen und die brandenburgische Umgebung hoch zu Ross erkunden.
Grüne Oasen und mediterrane Leichtigkeit
Die Kastanienallee in Charlottenburg gilt als eine der schönsten Alleen Berlins, vor allem im Herbst, wenn die Blätter sich rotgolden verfärben. Wenn Sie nicht scharf auf umfangreiches Kultur-Programm sind, sondern einfach entspannen, shoppen und Stadtflair tanken wollen, bleiben Sie gleich hier.
Besuchen Sie bei schönem Wetter die Flaniermeile in Alt-Tegel am See. Von der ersten Straßenkreuzung bis zu den Bootsstegen tummeln sich deutsche, italienische und griechische Restaurants, man sitzt unter alten Bäumen und genießt das Leben. Der Sprung ins Wasser ist zwar nicht erlaubt, aber ab 25 Grad aufwärts interessiert das niemanden...
Am Urbanhafen, an der Baerwaldbrücke am Carl-Herz-Ufer, ankert urige Restaurantschiff »van Loon«. Zu besonderen Anlässen können Sie beim Dinner über den Landwehrkanal schippern, am besten vorher fragen. Auch wenn keine Fahrt auf dem Plan steht: Als Fischliebhaber sollten Sie hier einkehren. Das Steinbeißerfilet ist legendär lecker!
Ein typisches Berliner »Hideaway« für Verliebte ist der U-Bahnhof Schöneberg. Er liegt im Volkspark und bietet wunderschöne Sitz-, nein: Kuschelplätze auf dem alten Bahntunnel. Sie sind in den Schacht eingelassen und mit Panoramascheiben gegen Wind und Wetter geschützt. Von dort oben genießen Sie einen schönen Blick auf den Teich, können sich windgeschützt sonnen – und dank der tiefer gelegenen Position wird Sie garantiert niemand beobachten...
Berliner Unterwelten: Schauerromantik pur
Tief im Untergrund tun sich ganz andere Welten auf: die Berliner Bunkerlandschaften, Geisterbahnhöfe und Tunnelsysteme, welche im Falle eines Atomkrieges das Leben unter der Erdoberfläche ermöglichen sollte. Ein spannender Ausflug, den Sie nur unternehmen sollten, wenn Sie nicht an Klaustrophobie leiden. Auch monströse Bauten wie der Schwerbelastungskörper in Tempelhof und das Tunnelsystem unter dem Flughafen dokumentieren eindrucksvoll die wahnwitzigen Pläne, Berlin in die Superstadt »Germania« zu verwandeln. Weitre Informationen zu Besichtigungen finden Sie auf der Homepage unter www.berliner-unterwelten.de.
Und wo Sie schon mal in Tempelhof sind: Schauen Sie sich die UfA-Fabrik an und tanken Sie ein wenig Filmglamour! Nach einem Rundgang durch die Filmstadt gönnen Sie im »Café Olé« ein Bierchen. Hier treffen sich Schauspieler, Regisseure und Gäste ab dem späten Nachmittag zum Klönen, wodurch das Café den exklusiven Charakter einer Backstage-Lounge bekommt.
Geheimtipp mit italienischem Flair...
Den Zauber einer sommerlichen Piazza finden Sie gleich in der Nähe des Kudamms, auf dem Walter Benjamin Platz. Er liegt versteckt zwischen Wohnhäusern in der Leibnizstraße, ist eingerahmt von zahlreichen Cafés und Läden, in der Mitte tobt ein kunstvolles Wasserspiel, deren Fontänen sich computergesteuert in der Luft zu Fabelwesen aus Wasser formen. Nebenan befinden sich die Leibniz-Kolonnaden mit Boutiquen und gleich drei Italienern. Tipp: das »Enoteca Il Calice« serviert die besten Weine und hausgemachte Pasta.
...oder lieber ganz weit raus?
Der Stadtteil Britz ist vor allem Gartenfreunden bekannt, denn hier wurde 1985 die Bundesgartenschau ausgerichtet. Inzwischen haben sich die Parkanlagen in eine wildromantische Oase verwandelt. Inmitten von Blumenmeeren, saftigen Wiesen und Seen finden sich futuristische Pavillions mit Bistros und Cafés. Traumhaft: der Rosengarten, in dem fast das ganze Jahr verschiedene Sorten blühen und duften.
Ca. 15 Minuten Fußweg entfernt in östlicher Richtung liegt das Schloss Britz, ein historisches Gutshaus. Wenn Sie können, statten Sie ihm unbedingt einen Besuch ab, allein des schönen Parks wegen!
Noch weiter östlich, im Plänterwald, wartet ein romantisches Berliner Kuriosum. Hier liegt der »Spreepark« im Dornröschenschlaf. Der einzige Vergnügungspark der DDR war einst eine bunte Kirmes mit Fahrgeschäften, Riesenrad, Dinosauriern und Geisterbahn. Nach der Wende schrieb der Park rote Zahlen. Im Jahr 2002 setzte sich der Inhaber über Nacht nach Peru ab und überließ das riesige Areal sich selbst. Da sich bs heute kein Investor fand, der den Park weiterführen oder wenigstens aufräumen wollte, holt sich die Natur seitdem unaufhaltsam ihr Areal zurück. Eine beeindruckende, unwirkliche Szenerie!
Kopfüber ins Berliner Nachtleben – ab dem frühen Nachmittag
Eine romantische Adresse für den Hunger zwischendurch ist das »Ex Oriente Lux« in Kreuzberg an der Ecke Köpenicker Straße. Ein orientalisches Restaurant mit Kuschelsofas, Bodenkissen und einer phantasievollen Speisekarte.
Rund um den Savignyplatz in Charlottenburg atmen Sie den Geist der ursprünglichen Westberliner Intellektuellen-Szene. Die Energie an diesem Platz ist spürbar positiv, was vielleicht daran liegt, dass dieser Ort ursprünglich als »Stadtentlüftung« konzipiert war. Heute ist dieser Platz eine Mischung aus Kneipen- und Shoppingviertel und grüner Insel.
Laden Sie Ihre Affaire anschließend zum Dinner ins »Florian« in der Grolmanstraße ein. Mediterrane, leichte Küche, entspannte, schlichte Atmosphäre und ein interessantes, junges Publikum. Oder mögen Sie es gerne schummrig?
Das romantische Dinner in vollkommener Dunkelheit erfreut sich ja in vielen Städten neuerdings rasant steigender Beliebtheit. Natürlich auch in Berlin in der »Unsicht-Bar« in Berlin-Mitte, Gormannstraße 14.
Das »Dunkelrestaurant«, wie sich das Konzept nennt, serviert mehrgängige Menüs in tiefster Schwärze, und Sie erleben mit Ihrer Affaire das Vergnügen, sich ganz auf ihre übrigen 4 Sinne konzentrieren zu können. Der Reiz dabei ist ein stark gesteigertes Geschmacks-, Tast- und Geruchsempfinden, das eine ganze Weile anhält. Wundern Sie sich also nicht, wenn Sie zärtliche Berührungen nach so einem Dinner viel intensiver empfinden! Es könnte daher sinnvoll sein, das Dinner ans Ende Ihres nächtlichen Streifzuges zu legen. Das »Dunkelrestaurant« hat bis 1 Uhr früh geöffnet...
Nach Mitternacht: Jazz, Liebeslieder und illustre Gäste
Für Musikliebhaber ist der »Broken Hearts Club« in der Chorinnerstraße 44 ein Pflichttermin. Hier spielen DJs ausschließlich Liebeslieder. Auf der Tanzfläche wie in den Kuschelecken spielen sich große Gefühle ab. Jeder Tag steht unter einem anderen Motto, von »White Wedding« bis »Burlesque«.
Wenn Sie gepflegten Jazz genießen wollen, gehen Sie ins »A-Trane« an die Ecke Bleibtreustraße Ecke Pestalozzistraße. Der romantische Jazzclub bietet außergewöhnlich gutes Live-Programm und lockt auch immer wieder internationale Profimusiker an.
Das echte, bohèmenhafte Flair Berlins ist ein paar Häuser weiter, in der »Paris-Bar« in der Kantstraße 152 zuhause, dem heimlichen Promi-Teff seit über Jahrzehnten. Hier treffen sich Künstler, Politiker und Paradiesvögel zum gepflegten Philosophieren und Betrinken. Die »Paris-Bar« öffnet bereits um 12 Uhr Mittags und verführt zum gepflegten Versacken bis in den frühen Morgen...
Fazit: Berlin ist gut für die Liebe. Ob an unseren handverlesenen Orten, in Berlin-Mitte im Operncafé, in der Tadschikischen Teestube, am Prenzlauer Berg – oder im Zoo. Sogar Eisbär Knut war verliebt!
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