Alles Lüge?! Neue Forschungen belegen: Monogamie ist nicht der Schlüssel zum Beziehungsglück
Monogamie ist nicht die beste aller Beziehungsformen – diese Ansicht vertreten nur wenige Paarforscher. Die meisten halten Monogamie für das ultimative Beziehungsideal. Eine amerikanische Professorin sieht das anders: Monogamie sei nicht besser als Polyamorie, belegt sie in einer Studie. Dass wir anders denken, liegt nicht zuletzt an schludrigen Untersuchungsmethoden.
Seit Jahrzehnten machen Wissenschaftler in ihren Untersuchungen zu Liebe und Partnerschaft einen entscheidenden Fehler: Sie gehen von vorne herein davon aus, dass Monogamie die beste aller Beziehungsmodelle ist. Das behauptet zumindest Terri Conley. Die Professorin für Sexualverhalten an der Universität Michigan deckt in einer aktuellen Studie auf, dass Monogamie in einer Beziehung nicht der Schlüssel zum Glück ist und man mit anderen Partnern nebenher genauso happy sein kann.
Andere Treueauffassung, gleiche Zufriedenheit
Für ihre Untersuchung hat die Paarforscherin eine Gruppe von 2000 Personen befragt, von denen sich die Hälfte offen zu außerpartnerschaftlichen Verhältnissen bekannte. Egal, ob es um Eifersucht, Leidenschaft oder Zufriedenheit mit den Beziehungen ging: Die Antworten der Menschen, die nebenher Seitensprünge hatten, waren fast deckungsgleich mit denen der bekennenden Monogamisten. Was dieses Ergebnis so erstaunlich macht, ist nicht nur, dass anscheinend Partnerschaften, in denen fremdgegangen wird, den treuen Beziehungen in keinster Weise unterlegen sind. Vor allem widerspricht dies ziemlich bisherigen, und damit überaus populären Erkenntnissen.
Monogamie is good for you: Vorurteile beeinflussen Forschungsergebnisse
Conleys Fachkollegen aus westlichen Ländern kamen nämlich sonst mehrheitlich zu gegenteiligen Rückschlüssen. Nämlich, dass Treue ein tiefes Bedürfnis des Menschen ist und monogame Paarbeziehungen eine Voraussetzung für Liebesglück sind. Nicht weiter erstaunlich, meint Conley. Denn sie glaubt, die Ansicht, Monogamie sei das Nonplusultra für die Liebe und Untreue ihr ärgster Feind, sei tief verwurzelten Vorurteilen geschuldet, von denen auch Experten nicht frei seien. Selbst die Wissenschaft tendiert nach Conleys Einschätzung dazu, ein Beziehungsmodell zu bevorzugen: nämlich das der Monogamie.
Diese Voreingenommenheit macht sämtliche Studien zum Thema unglaubwürdig – weil es keine rein ergebnisoffene Beziehungsforschung gibt. Das beginnt schon mit den Fragen, mit denen Paarforscher die Einstellung von Versuchspersonen prüfen. Da ist meistenteils die Rede von »fremdgehen« und »betrügen«. Ganz neutral nach »Sex mit anderen Personen« wird kaum gefragt. Dabei findet schon hier eine Festlegung statt, indem die negativen Bezeichnungen die Probanden beeinflussen: Wer gibt schon gerne zu, den Partner zu »betrügen«? In einer kleineren Studie wies Conley schon zuvor nach, dass Probanden die berfagenden Wissenschaftler als voreingenommen empfanden, wenn es um nicht-monogame Beziehungsmodelle ging.
Ähnlich verhält es sich bei der Eifersucht. Mittels einer wissenschaftlichen Messmethode aus den Achtzigerjahren, »Passionate Love Scale« genannt, versuchten Paartherapeuten jahrzehntelang, den Liebesgrad zu bestimmen. Je eifersüchtiger Menschen reagierten, um so mehr Leidenschaft wurde ihnen zugesprochen. Und hier kommt die Monogamie ins Spiel: Je stärker Menschen an Treue in ihrer Beziehung festhalten, um so mehr neigen sie angeblich zur Eifersucht – und das wurde als besser interpretiert.
Monogamie – nicht besser als der Rest
Fragwürdige Auslegungen sind das bei Lichte betrachtet. Conleys Studien sprechen eine etwas andere Sprache. Die renommierte Forscherin vergleicht seit Jahren monogame mit polyamourösen Beziehungen – und hat immer wieder gezeigt, dass es wenig wirkliche Belege dafür gibt, dass eine Form der Beziehung besser ist oder glücklicher macht als die andere. Im Blut liegt uns Treue nämlich schon mal gar nicht, von Natur aus sind alle Wesen eigentlich polyamourös veranlagt. Denn das erhöht die Fortpfanzungs- und damit die Überlebenschancen. Dieser evolutionären Prägung wirken wir seit Jahrhunderten mit monogamer Sozialisierung entgegen.
Zu Unrecht, wie Conley nachweist: Treue Beziehungen sind ein Weg zum Liebesglück. Für manche Menschen sind aber offene Beziehungen und Sex mit verschiedenen Partnern gleichzeitig der erfolgversprechendere Weg zu einem befriedigenden Liebesleben.
Einem treu bleiben oder mehrere lieben – was besser ist, lässt sich Conley zufolge (wenn überhaupt) erst dann wissenschaftlich beurteilen, wenn sich die Forscher der Frage objektiv annähern und damit aufhören, Monogamie per se zu favorisieren. Nur diese Offenheit kann eine neutrale Einschätzung ermöglichen. Und dazu führen, dass beide Beziehungsmodelle als gleichwertig betrachtet werden und auch offene Beziehungen mit mehreren Partnern als ein mögliches, und womöglich sogar ziemlich gutes Liebeskonzept akzeptiert werden.
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