Schönheit ja, Bewunderung Fehlanzeige: Jürgen (39) ist mit seiner Traumfrau verheiratet. Aber nur seine Geliebte kann ihm geben, was er sich wünscht.

»Bei meiner Geliebten hab ich mich wieder wie ein Mann gefühlt«

Mit Jenny hat Jürgen (39) das große Liebeslos getroffen. Sie sieht super aus, ist witzig, in ihrem Halbtagsjob ebenso gut wie als Hausfrau und Mutter, und im Bett ist sie eine Wucht. Was will Mann mehr? Eine Frau, die zu ihm aufschaut, die ihn bewundert. So ging es Jürgen. Hier redet er über seine widersprüchlichen Gefühle.

In diesem Erfahrungsbericht lesen Sie unter anderem:

Als ich Jenny vor 15 Jahren kennengelernt habe, dachte ich: Bei der haste null Chancen. Ich hab damals in einem Getränkegroßmarkt gearbeitet, sie kam öfter da einkaufen und immer wenn ich sie gesehen habe, ging´s los mit dem Flattern. Ich fand die Frau einfach klasse, die sah toll aus, hatte eine Wahnsinnsfigur, lange braune Haare und einen Hüftschwung, der gemeingefährlich war. Sie hätte auch Model sein können, damals mit Anfang Zwanzig.

Ich war im siebten Himmel

Ich bin dann immer um sie herumscharwenzelt, aber beachtet hat sie mich erstmal gar nicht. Bis ihr einmal ein Wasserkasten ausgerutscht ist und eine Flasche auf den Boden geknallt ist. Da war ich dann zur Stelle, hab ihr geholfen, alles weggemacht und dann den Kasten in ihren Kofferraum getragen. Dabei sind wir ins Gespräch gekommen, ich kann ganz witzig sein, hab rumgealbert und sie zum Lachen gebracht. Das hat sie gemocht, hat sie mir später mal erzählt. Immer wenn sie dann kam, haben wir ein paar Takte gesprochen, einmal kam sie kurz vor meinem Arbeitsende, da hab ich einfach gefragt, ob sie mit mir was trinken geht in der Kneipe nebenan. Klar, hat sie gesagt, war ganz locker. Hat richtig Spaß gemacht mit ihr, quatschen, flirten und so. Das haben wir dann ein paar Mal gemacht, ich wurde immer mutiger, und sie kam immer öfter vorbei. Da ist dann eins zum anderen gekommen und nach einem halben Jahr waren wir fest zusammen.

Ich war im siebten Himmel, bis über beide Ohren verknallt, konnte nicht mehr klar denken und so. Die ganze Packung halt. Jenny war für mich der fleischgewordene Liebestraum, ich hab sogar mal geheult, weil ich so glücklich war. Dazu muss man sagen, dass ich jetzt nicht so der Frauentyp bin. Ich seh das ganz realistisch, ich bin 1,72 groß, habe keine tolle Figur und hatte schon damals mit Mitte Zwanzig nur noch wenig Haare. Heute rasiere ich mir den Kopf ganz, Glatze ist ja in. Ich war so ein Kumpeltyp, hab immer mehr Eindruck mit meinem Auftreten gemacht als mit meinem Aussehen, das wusste ich. Ich war ein guter Unterhalter, das schon, aber alles andere ist bei mir nicht so. Frauen stehen auf erfolgreiche Männer, ich weiß, das war bei mir auch nicht so vorhanden. Ich war in der Schule eher mittelmäßig, hab dann eine Ausbildung als Einzelhandelskaufmann gemacht und gejobbt, wie es halt passte. Ehrgeizig war ich nicht wirklich.

Sie war mir immer überlegen

Jenny war wie ein Sechser im Lotto, als ich sie meinen Kumpels vorgestellt habe, sind die aus allen Wolken gefallen. Die haben mich total damit aufgezogen, wie ich an so eine heiße Braut kommen konnte. Und manche waren völlig verblüfft, dass ich mit so einer tollen Frau zusammen bin. Mir hat das gefallen, hat mein Selbstbewusstsein riesig gemacht und in den ersten Jahren unserer Beziehung hab ich mich voll ins Zeug gelegt. Ich hab Jenny jeden Wunsch von den Augen abgelesen, war ihr fast schon hörig. Sie war Office-Managerin in einer Firma, ist immer weiter aufgestiegen, bis sie da die rechte Hand vom Chef war. Das hat mich beeindruckt und motiviert. Ich hab mich dann mit einem kleinen Getränkemarkt selbstständig gemacht, geschuftet ohne Ende, um da was aufzubauen, und das hab ich auch geschafft. Ich wollte ihr beweisen, dass ich auch ein toller Hecht bin, dass sie sich glücklich schätzen kann, mich zu haben. Sie fand das alles gut, aber wenn ich ehrlich bin, weiß ich, dass sie mich nie wirklich bewundert hat. Sie war mir irgendwie immer überlegen.

Mit unserem Sohn kamen die Probleme

Das hat mir, wie gesagt, lange nichts ausgemacht, aber dann kam unser Sohn zur Welt. Das hat ziemlich viel verändert, Jenny musste im Job aussetzen, war nur noch Hausfrau und hat auch ein bisschen zugelegt, das hat ihr zu schaffen gemacht. Ich weiß, wie sich das anhört, aber ich fand das nicht schlecht, dass sie jetzt mal an ihre Grenzen kam und ich Oberwasser hatte. Ich war der Alleinernährer, das hat mir Stärke gegeben, aber damit kamen auch unsere Probleme. Jenny hat darunter gelitten, dass sich für sie so viel verändert hat und manchmal hat sie mir die Schuld dafür gegeben. Sie wollte eigentlich erst später Kinder, fühlte sich noch nicht reif für eine Familie. Ich hab echt gerödelt, um es ihr recht zu machen, aber es hat ihr irgendwie nie gereicht. Das hatte sicher viel mit ihr zu tun, aber an mir hat sie es ausgelassen. Nie konnte ich es ihr recht machen, immer hat sie gemeckert. Auch, weil sie fand, ein Getränkemarktbesitzer ist nicht das, was sie sich als Vater ihrer Kinder wünscht und so ein Zeug. Das hat mich wütend gemacht. Auch, weil Jenny sich körperlich immer mehr von mir zurückgezogen hat, da lief über Monate nichts mehr. Ich hab immer mehr gemacht, hab uns eine Eigentumswohnung gekauft, für sie ein kleines Auto und war immer für unser Kind da, wenn ich mal Luft bei der Arbeit hatte. Ich hab gekämpft, echt. Aber Jenny wurde immer unzufriedener, das hat sie mir mit allem gezeigt.

Es ist erschreckend, wie weit jemand von einem weg sein kann, obwohl er ganz nah ist

Nach zwei Jahren nur zuhause ist sie wieder halbtags arbeiten gegangen, das hat ihr gut getan. Aber dann ging das erst richtig los mit ihrer Überheblichkeit. Sie hat immer mehr auf mir rumgehackt, dass ich nichts auf die Reihe kriegen würde, sie es bereut, so schnell geheiratet zu haben und so. Mich hat das fertig gemacht, ich hab sie nur noch mehr geliebt, je mehr sie sich zurückgezogen hat. Manchmal hatte ich richtig Liebeskummer, dabei lag Jenny ja jede Nacht neben mir. Aber es ist erschreckend, wie weit jemand von einem weg sein kann, obwohl er ganz nah ist. Sex außerhalb der Partnerschaft war für mich nie ein Thema, ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, dass ich Jenny irgendwann mal fremdgehe. Mit wem denn?, dachte ich immer, so eine wie sie gibt´s für mich doch nicht ein zweites Mal. Aber mein Selbstbewusstsein war im Eimer, und bei den seltenen Malen, wo wir miteinander ins Bett gegangen sind, hat es dann auch nicht so geklappt, ich hab mich wie ein Versager gefühlt.

Meine Geliebte hat mich erobert

Als Liebhaber stand ich total unter Druck und Jenny hat sich darüber lustig gemacht, mich als Schwächling bezeichnet, ich war manchmal völlig neben mir deswegen. Also hab ich noch mehr gearbeitet, war dann viel weg. Und da hab ich Svenja kennengelernt. Sie ist so ganz anders als Jenny, überhaupt nicht mein Beuteschema, klein, rundlich und mit Brille. So eine, wie sie überall rumlaufen, nicht ein Hingucker wie meine Frau, der überall hinterhergeglotzt wird, weil sie so eine Erscheinung ist. Aber Svenja hat mich toll gefunden, hat zur mir aufgesehen, über jeden Witz gelacht und hatte so eine Art, mir mal kurz über den Arm zu streicheln oder mich tief anzuschauen, das hat mir geschmeichelt. Sie hat mich erobert, möchte ich mal sagen, ich hab nur nachgegeben. Ich hab´s überhaupt nicht drauf angelegt, sie hatte sich gleich in mich verliebt, hat dann so lange an mir rumgebaggert, bis ich schwach geworden bin und dann sind wir in der Kiste gelandet. Für mich war das schön und schrecklich gleichzeitig.

Aber innerlich war ich oft am Boden, das hat mich zerrissen

Es war toll mit Svenja, ich fühlte mich wie ein toller Liebhaber, sie war hin und weg von mir und ich bin zu Höchstform aufgelaufen, bei Jenny konnte ich das schon lange nicht mehr. Endlich hab ich mich wieder wie ein Mann gefühlt, hab´s genossen, dass Svenja so glücklich war, dass wir endlich was miteinander hatten. Aber innerlich war ich oft am Boden, das hat mich zerrissen. Ich hab Jenny immer noch geliebt wie sonstwas, kam aber einfach nicht mehr an sie ran. Und Svenja war so das Gegengewicht, sie hat mich aufgebaut, mir neues Selbstbewusstsein gegeben, nicht nur im Bett. Ich wurde wieder ich selbst, lustig und mutig, hab dann einen Bier-Lieferservice aufgebaut, mir ein Ziegenbärtchen stehen lassen und endlich den Motorradführerschein gemacht, was ich schon immer wollte, aber wegen Jenny nicht gemacht habe, weil sie so Angst hatte. Und immer, wenn meine Frau mir eine reingedrückt hat, hab ich mich von Svenja trösten lassen. Das konnte sie richtig gut, sie hat mich bewundert und bemitleidet, mir oft gesagt, wie gerne sie in der Rolle von Jenny wäre und was sie dann alles Gutes für mich machen würde.

Dann dachte ich: wenn du wüsstest, wie Svenja auf mich abfährt

Es war eine geile Zeit, aber auch eine furchtbare. Ich hatte ein wahnsinnig schlechtes Gewissen, hatte immerfort Angst, dass meine Affäre auffliegen könnte und Jenny von allem erfährt und mich verlässt. Das war das Letzte, was ich wollte, ich lieb sie ja. Aber ich konnte auch mit Svenja nicht Schluss machen, ich war süchtig nach dem guten Gefühl, das sie mir gegeben hat. Und manchmal hat es mir auch eine Genugtuung gegeben, wenn Jenny mich wieder so richtig in die Pfanne gehauen hat, dann dachte ich: wenn du wüsstest, wie Svenja auf mich abfährt. Ein paarmal war ich sogar drauf und dran, ihr meine Affäre unter die Nase zu reiben, damit sie sich nicht so sicher ist, das sie mich hat. Damit sie mal nachdenkt und vielleicht sogar selbst Angst kriegt, dass ich Schluss mache. Alles so Hirnspinnereien, ich weiß. Fast anderthalb Jahre ging das so, dann hat Svenja mich abserviert. Naja, aufgegeben eher, müsste man sagen. Sie hatte wohl immer die Hoffnung, dass ich Jenny doch verlasse. Ich hab ihr ja auch viel von unserer Ehe erzählt und vor allem davon, wie Jenny zu mir war. Das war sicher nicht fair von mir, war ja die ganze Sache nicht. Aber ich bin da reingeschlittert und wäre so schnell auch nicht wieder rausgekommen. Dass Svenja die Sache beendet hat, hat mich beeindruckt, seltsamerweise. Dass sie das kann, so klar sein. Und ich war traurig, sie gehörte schon zu meinem Leben dazu. Aber das war keine Liebe wie die mit Jenny, die hätte ich dafür nicht aufgeben wollen, so schlecht es auch lief.

Ich weiß, dass mir sowas wieder passieren kann

Jenny hat in der ganzen Zeit nichts gemerkt. Ein paar Mal hat sie sich zwar gewundert, dass ich so gut drauf war und ihr manchmal auch Paroli geboten habe, aber weiter hat sie sich nicht für mich interessiert. Natürlich hab ich auch alles dafür getan, die Sache zu verheimlichen, darin war ich wohl ganz gut. Ich hab auch meinen Kumpels nichts erzählt, nicht damit angegeben oder so. Und Svenja war auch was das anbetrifft, wirklich klasse. Klar hat sie sich manchmal beschwert, wenn ich nur so wenig Zeit für sie hatte und sie war oft unglücklich, wenn ich sie vertröstet habe. Aber Stress deswegen hat sie mir nicht gemacht. Und als sie die Sache beendet hat, hat sie mir gesagt, dass sie mich immer noch liebt und auch warten kann.

Seit 3 Monaten ist jetzt Schluss mit Svenja und manchmal bin ich traurig, dass es vorbei ist. Es war so mein Schlupfloch, diese Affäre, mein Trostpflaster. Das fehlt mir schon. Mit Jenny läuft es wie zuvor, außer, dass ich mir nicht mehr alles gefallen lasse. Das ist gut für uns, ich fühle mich ihr nicht mehr ganz so unterlegen und ihren Schwankungen ausgeliefert. Ich sehe Svenja ab und an mal zufällig, sie wohnt zwei Orte weiter, aber wir haben keine wirklichen Berührungspunkte, keine gemeinsamen Bekannten oder so. Moralisch gesehen bin ich vielleicht ein Arsch, gehe meiner Frau fremd, obwohl ich sie liebe, und nutzte meine Geliebte aus. Aber so sehe ich das nicht, meine Gefühle für Svenja waren echt, aber eben anders. Von Jenny komme ich nicht los, egal, wie es bei uns läuft. Und ich weiß leider auch, dass mir sowas wie mit Svenja wieder passieren kann. Weil ich dieses Gefühl, bewundert zu werden, schon auch brauche. Und Jenny kann mir das eben nicht geben, oder sie will es einfach nicht. Damit muss ich irgendwie leben.

 

Lieber Jürgen, wir danken Ihnen herzlich für diesen Erfahrungsbericht!