Untreue kann viele Gründe haben. Welche das sind, hat die Studie durch Befragung von 506 Männern und 412 Frauen eingegrenzt – mit interessanten Ergebnissen. So zum Beispiel dieses: Männer, die Angst haben, ihrer Aphrodite sexuell nicht zu genügen, gehen mit größerer Wahrscheinlichkeit fremd. Die Herren, die sich ihrer Fähigkeiten bewusst sind und mit Selbstvertrauen durchs Leben gehen, sind – zumindest nicht durch diese Triebfeder – weniger auf Abwegen unterwegs. Die Erklärung für dieses Studienergebnis ist so einfach wie einleuchtend. Sex mit einem Fremden verursacht weniger Stress, denn der Leistungsdruck fällt weg. Läuft es für den Partner nicht befriedigend, dann braucht man den anderen ja nicht wiederzutreffen. So die Theorie der Wissenschaftler.
Doch wie sieht die Realität dazu aus? Bekommen Männer überhaupt genügend Feedback von ihren Frauen? Oder fängt die Unsicherheit im Kopf an? »Einbildung ist auch eine Bildung« sagt man – das heißt, würde das weibliche Geschlecht nach jedem Akt in einen Freudentaumel verfallen, so gäbe es erst gar keine Unsicherheit und damit auch keinen Seitensprung? Betrachtet man das Studienergebnis unreflektiert, so wäre eine logische Schlussfolgerung daraus: Männer gehen fremd, weil es sie nach ernst gemeinter Bestätigung im Bett dürstet. Es kann natürlich auch daran liegen, dass die Partner im Schlafzimmer nicht miteinander sprechen. Ein Tipp: ein kleiner Wink, ein offenes Wort helfen oftmals, die Maschinerie der Gedanken und Hypothesen aufzuhalten. Und wenn der Mann, der am eigenen Leibe spürt, dass er bzw. es gut war, dann gibt es keinen Grund mehr für Unsicherheit. Und somit fehlt die durch die Studie belegte Initialzündung für die Affäre.
So, als würde das eine aus dem anderen resultieren, stehen den Männern mit negativer Selbstbeurteilung ihrer sexuellen Leistungen die unbefriedigten Frauen gegenüber. Laut Studie spielt für sie vor allem die Qualität der Beziehung eine ausschlaggebende Rolle. Mit der Gesamtsituation unzufriedene Frauen gehen fast doppelt so häufig fremd, wie ihre zufriedenen Geschlechtsgenossinnen. Und wenn sie sexuell unzufrieden sind, dann steigt die Wahrscheinlichkeit für einen Seitensprung sogar auf das Dreifache. Wie stimmig passt dazu ein weiteres Studienfazit?: Sexuell leicht erregbare Herren tummeln sich eher in fremden Betten, als die weniger hormonell Motivierten. Wahrscheinlich sind dies dann genau die Männer, die sich die unzufriedenen Damen angeln.
Um die selbstbewussten Alphatiere brauchen wir uns also keine Gedanken zu machen. Dass aber auch die wenig Selbstbewussten ein erhöhtes Risiko zum Seitensprung in sich tragen ist neu und sollte die Frauenwelt aufhorchen lassen. Denn: Vergleicht man die sexuelle Selbstsicherheit in Deutschland mit der unserer europäischen Nachbarn, so stellt man enttäuscht fest: Die Deutschen sind wenig überzeugt von ihren Künsten im Bett. In anderen Ländern ist man da wesentlich selbstbewusster. Laut einer Umfrage des Wallstreet Journal Europe ist ein Drittel der europäischen Frauen und Männer von den befriedigenden Fähigkeiten überzeugt. Unter den Deutschen glauben dagegen nur magere 15 Prozent an ihre erotischen Liebeskünste.
Abschließend ein Rat an die Frauen: Schicken Sie die Männer zu einem Selbstbewusstseins-Coaching. Die so gestärkten Abenteuerlustigen sind dann genau die Richtigen, um ihre Unzufriedenheit mit der Hausmannskost auszugleichen.