Paris, die Stadt der Liebe, die Stadt der Kunst, die Stadt, in der Träume wahr werden und jeden Tag aufs Neue kleine Wunder passieren, eine Kulisse menschlicher Begegnungen und Sehnsüchte, ein Ort voll poetischer Begegnungen, durchweht von einem ganz eigenen, ganz besonderen Zauber.
In dieser Stadt leben Emmanuelle, Zoé, Achille und Isabelle, leben Menschen, die tagtäglich der Liebe begegnen oder die Begegnung mit ihr suchen, die nach der Erfüllung in sexuellen Abenteuern suchen und dabei nicht immer mit dem eigentlichen Partner im Bett landen. Emmanuelle Mouret, der selbst eine der Rollen in seiner leichtlebigen Komödie übernommen hat, wirft in seinem Film, der mit der typischen Anmut französischer Schwerelosigkeit seine Protagonisten nie aus dem Auge verliert, einen Blick auf die verschlungenen Wege und Pfade von Menschen in der Stadt der Liebe, erzählt vom kleinen und vom großen Glück, von Luftschlössern, Wunschträumen und Illusionen, von Versagens- und Verlustängsten und immer wieder von der Liebe.
Da gibt es beispielsweise Emmanuelle, die langjährige Ehefrau, die plötzlich neue Wünsche und Begierden in sich entdeckt und aus der Routine und dem Alltag ausbrechen will, Lust auf Neues und auf neue Erlebnisse im Bett bekommt: sexuelle Abenteuer mit anderen Männern.
Oder Achille, der hingerissen ist von der neuen Nachbarin, die vor kurzer Zeit erst eingezogen ist und die schnell zum Objekt seiner Begierde wird: Er umwirbt sie mit allen ihm zur Verfügung stehenden Künsten. Isabelle hingegen muss unfreiwillig eine Phase sexueller Abstinenz durchleben, ein Jahr vollkommen frei von sexuellen Abenteuern liegt hinter ihr. Doch wofür gibt es Freunde: Die selbstlose und auf das Wohl ihrer Freundin bedachte Zoé bietet ihr freundlicherweise an, ihr den eigenen Mann für eine wilde Nacht auszuleihen, um der sexuellen Fastenzeit ein Ende zu bereiten.
Wahrhaft poetisch dagegen ist das Schicksal des todkranken Pianisten, dessen Musik die magische Gabe besitzt, die Klänge des Verliebtseins und der Liebe in den Köpfen seines Publikums erklingen zu lassen, nur er selbst wird von seiner eigenen Fähigkeit nicht berührt: Erst kurz vor seinem bevorstehenden Tod, auf einem Spaziergang durch die wäldliche Stille, ergreifen ihn plötzlich die Klänge der Liebe.
Lieben und Leben in einer Stadt wie Paris kann heiter und unbeschwert sein, aber auch neurotisch und besessen, lasterhaft und lusterfüllt: In der Manier eines Woody Allen und mit dem Blick eines Vivisekteurs seziert Mouret in kleinen Episoden die Tragik und die Tücken des Lebens in der französischen Großstadt, studiert die Anatomie zwischenmenschlicher Beziehungen und zerlegt die Facetten menschlichen Daseins genussvoll und stets mit einer Prise Humor gewürzt in ihre Einzelteile.
Dabei stellt sich für den Zuschauer die Frage, wie das Verhalten der Protagonisten moralisch zu bewerten ist: Gehört es zum Kodex einer Frauenfreundschaft, der Freundin den eigenen Mann für Sex auszuleihen und ihn damit gewissermaßen zum Objekt zu degradieren? Darf man sich den eigenen sexuellen Wünschen und Lüsten hingeben, wenn ins Ehebett Alltag, Routine und Langeweile Einzug gehalten haben und sich amouröse Abenteuer gönnen, um die persönlichen Sehnsüchte zu stillen?
Monogamie und Treue stehen in Mourets heiterer Stadtstudie auf dem Prüfstand und werfen die Frage nach dem Haltbarkeitsdatum von Liebe und der Standfestigkeit des abendländischen Konzepts von Ehe und Partnerschaft auf. Ist Liebe immer nur ein wechselseitiges Geben und Nehmen von zwei Menschen? Oder muss im 21. Jahrhundert die Konzeption von Sexualität und Beziehung neu überdacht werden, um der modernen Gesellschaft gerecht zu werden? Vielleicht ist Liebe mehr als der idealisierte Rückzugsort zwischen zwei Menschen, vielleicht genügt es für das eigene Seelenheil nicht immer, ein Leben lang nur mit einem Menschen ins Bett zu gehen. Mouret hätte keinen besseren Schauplatz wählen können, um seine Protagonisten den Tücken des Lebens und Liebens begegnen zu lassen und seinen Zuschauern die Frage zu stellen: Paris ist seit Jahrhunderten eine Stadt der Künste. Und die Kunst zu lieben ist wohl die schwierigste und mächtigste aller Künste.