Wie Männer mit ein bisschen Machopower starke Frauen richtig lieben können
Starke Frau + starker Mann = starke Beziehung? Warum diese Rechnung oft nicht aufgeht, erklären Maja und Johannes Storch in ihrem Buch und zeigen, wie Mann (und auch Frau) stark für eine gleichberechtigte Beziehung werden kann – indem der Mann seine dominante Seite neu entdeckt.
Der Macho hat eigentlich längst ausgedient. Aber der verständnisvolle Mann mit Alice-Schwarzer-Gütesiegel hat es ebenfalls nicht leicht. Er sehnt sich nach einer starken Partnerin an seiner Seite – mit der er aber oft im Beziehungsalltag nicht klarkommt. Denn Frauen wollen zwar einen lieben, verständnisvollen Partner, aber insgeheim sehnen sich viele nach einem echten »Kerl«, dem rücksichtslosen Chauvinisten, der sich einfach nimmt, was er will.
Bereits vor 16 Jahren erläuterte die Psychologin Maja Storch ausführlich in »Die Sehnsucht der starken Frau nach dem starken Mann«, warum die starke Frau von heute – eine im besten Sinne emanzipierte, autonome und reflektierte Persönlichkeit – in einer Beziehung von der selbstbewussten Power-Frau zum unsicheren Mann-Anhängsel wird. Die Reaktionen auf dieses Buch waren stark, auch für Männer war das Thema offensichtlich brisant – Resultat dieses Interesses ist vorliegendes Buch, das Storch gemeinsam mit ihrem Bruder verfasste. Er schildert offen die Sicht des Mannes, der sich alle Mühe gibt, ein guter Partner zu sein, dabei aber an ziemlich mysteriöse Grenzen stößt. Damit will das Autorenduo dem frauenfreundlichen Mann eine Stimme geben – dem, der ein aktives Interesse daran hat, seine Beziehung durch eine eigene Persönlichkeitsentwicklung zu verbessern. Das gelingt dem Buch: Es ist für Männer erkenntnisreiche Lektüre, aber auch ungemein aufschlussreich für die aufgeschlossene Frau, die aus erster Hand erfährt, wie Männer das weibliche Auf und Ab zwischen Unterwerfung und Autonomie tatsächlich erleben.
Buchvorstellung: So können starke Männer starke Frauen lieben
Darum geht's:
Heute ist sie die taffe Geschäftsfrau, morgen das weinerliche Mädchen, mal will sie Hü, dann wieder Hott – es ist nicht leicht für Männer, Frauen zu verstehen. Oft ist das Zusammenleben mit einer nach heute gültigen Maßstäben emanzipierten Frau für den Partner kein Zuckerschlecken. Auch Johannes Storch, 55, hat das erfahren. Als Vertreter einer Generation von Männern, die mit einem alltagstauglichen Feminismus aufgewachsen sind, war es für ihn immer selbstverständlich, sich selbst zu hinterfragen, empathisch zu sein und auch noch im Haushalt zu helfen – also das völlige Gegenteil des machtorientierten Machos zu sein, der nach den Pantoffeln schreit und das Essen kritisiert. Dennoch geriet Storch in einigen Partnerschaften zwischen die Fronten. Und zwar die einer halbstarken Frau. Sie präsentiert sich beim Kennenlernen als selbstsichere Frau, die Wert auf ihre Unabhängigkeit legt und nicht vereinnahmt werden will. Doch kaum ist der Liebesfunke richtig übergesprungen, mutiert sie zu einem Rosamunde-Pilcher-Abklatsch mit Titanic-Tendenz. Und der Mann steht vor einem Rätsel. Wo ist sie hin, die beeindruckende Person, die auf Augenhöhe kommuniziert und auch eine ebenbürtige Partnerschaft leben will?
Genau dem spürt dieses Buch nach, indem es den Fokus bei der Männersicht und dem Männererleben setzt, und unter anderem diese Fragen beantwortet:
- Warum kommt es bei Beziehungen zwischen starken Männern und starken Frauen oft zu Konflikten und Trennungen?
- Wieso hat der empfindsame, rücksichtsvolle Mann oft schlechtere Chancen als der egoistische Macho?
- Wieso sind Frauen zwiegespalten in ihren Erwartungen – und zeigen sich oft wankelmütig in ihren Ansprüchen?
- Wie kann ein Mann seine starke mit seiner schwachen Seite so vereinen, dass er als authentische Gesamtpersönlichkeit attraktiv ist für Frauen – und sich selbst treu bleibt?
- Welche Schatten – also unbewusst weiterlebende Eigenschaften – stecken in Männern, wie können sie diese ausfindig machen und in ihr Leben positiv integrieren?
So ist der Inhalt strukturiert:
Neben einem Vor- und einem Nachwort enthält das Buch vier kleinere Kapitel, die in das Thema einführen. Unter anderem ist hier ein mit Comics illustriertes Gespräch zwischen Johannes und Maja Storch zu finden, in dem es darum geht, was passiert, wenn starke Frauen sich verlieben. Drei umfangreichere Kapitel sind Kern des Buches, hier geht es nun um die Sicht und Situation des Mannes.
Der Schatten des (halb-)starken Mannes
- Eigene, nicht integrierte Schattenanteile werden auf andere Personen und deren Eigenschaften projiziert.
- Das kann sich entweder in einer Schattenfigur manifestieren, die extrem abgelehnt wird (Was für ein mieser Typ!), oder aber in einer, die auch positive Affekte auslöst (Ganz ehrlich: Eigentlich finde ich die Paschaeinstellung gar nicht so schlecht).
Der Schattenworkshop
Sechs Männer wurden von Maja und Johannes Strauch zu einem eintägigen Workshop eingeladen.
- Die Männer erzählten ihre Geschichten mit dem Ziel, herauszufinden, welcher vielleicht bewusst abgelehnte männliche Aspekt sie fasziniert.
- Rambo, eine Figur aus der Muppet Show oder Hannibal Lector – die Schattengestalten dienen lediglich als Projektionsfiguren für das eigene Innenleben.
- Dem Schatten wird ein Name, ein Motto und eine Dosis zugeteilt – so können unliebsame Schatten konstruktiv in die Persönlichkeit eingebunden werden.
Den Schatten anwenden
- Durch die Schattenarbeit erlangt ein Mann Kontakt zu einer allgemeinen Durchsetzungsfähigkeit und Zielstrebigkeit, indem er seine Empathiefähigkeit zurückschraubt und seine Freude an der Macht zulässt.
Das steckt im Buch:
Jeder Mensch hat ein Ich-Ideal, dem er entsprechen möchte. Gefühle, Ansichten und Verhaltensweisen, die diesem erwünschten Selbstbild widersprechen, werden verdrängt und können zu Schatten werden. Jeder Mensch trägt unterdrückte Teile als Schattengestalten mit sich herum, ohne das wahrzunehmen – denn dieser Part des Selbst wird als negativ empfundenen.
Die Schattengestalt der emanzipierten Frau nennt Maja Storch »Tussi« – es ist ihr genaues Gegenteil, eine Frau, die gerne von einem Mann abhängig ist und sich bevorzugt in die »schwache« Rolle begibt. Im Ich-Bewusstsein der emanzipierten Frau ist kein Platz für so eine Tussi, aber ganz unterdrücken kann sie ihren Tussi-Impuls nicht. Wenn sie etwa verliebt ist, gewinnt diese Gestalt ihrer Persönlichkeit die Oberhand – plötzlich wird die starke Frau schwach und klammert. Storch nennt diese Frauen halbstark: Emanzipiert ist nur der bewusste Teil ihrer Psyche, der Schattenanteil ihres Ichs, die Tussi, ist überhaupt nicht emanzipiert. Ein Mann, der sich mit einer in diesem Sinne halbstarken Frau einlässt, erlebt immer wieder Situationen, in denen sich die Frau genau konträr zu den eigentlich von ihr geäußerten Ansichten verhält – was Mann kaum verstehen kann. Vor allem, wenn es ein Mann mit dem Alice-Schwarzer-Gütesiegel ist: Das sind laut Storch aufgeschlossene, gefühlvolle Männer, die Gleichberechtigung in Beziehungen leben. Das Frustrierende: Diese beziehungstauglichen, lieben Männer haben es oft schwerer mit Frauen – denn die fahren häufig eher auf den Macho-Typen ab. Sehr dominante und selbstbewusste Männer, erzeugen sogar ein viel intensiveres Gefühl der Verliebtheit bei Frauen, das belegen Untersuchungen.
Der Ansatz des Buches:
- Männer sind lang genug verständnisvoll auf die Perspektive der Frauen eingegangen.
- Es ist an der Zeit, dass Männern ein Sprachrohr gegeben wird und sie (bei allem Respekt der Emanzipation gegenüber)
- sich trauen, auch mal Kritik an Frauen zu üben und
- ihren Rambo, ihre machtbewusste, dominante Seite ins Spiel bringen, anstatt diese immer politisch korrekt zu unterdrücken.
3 bemerkenswerte Zitate aus dem Buch
»Weißt Du eigentlich, dass viele Männer auf Tussis stehen? Solche Männer lieben Frauen, die ihnen Gelegenheit geben, ihre Stärke zu zeigen, und die sich gerne bedienen lassen. Nicht immer, aber zwischendurch gerne immer wieder.«
»Ein dominanter Mann ist dann als Langzeitpartner attraktiv, wenn er Durchsetzungsstärke gegenüber fremden Personen zeigt und sich innerhalb der Paarbeziehung und zu ihm nahestehenden Personen fürsorglich und empathisch verhält. Männliche Dominanz ist für Frauen vor allem in sexueller Hinsicht anziehend.«
»Das Dumme ist nur, dass dieser Männertyp auf viele Frauen nicht gerade umwerfend sexy wirkt. Sie lassen sich mit dem politisch korrekten Mann vielleicht aus Vernunftgründen ein – aber bei anderen Männern schmelzen sie dahin.«
Dieses Buch ist etwas für Männer, die...
- …in ihrer Beziehung darunter leiden, nicht zu wissen, was ihre Partnerin eigentlich will.
- ….denken, sie seien zu schwach – aber nicht wissen, was sie wirklich stark macht.
- …ein schlechtes Gewissen haben, weil sie manchmal gern den harten Kerl durchblicken lassen würden.
- …mit der Sehnsucht nach der starken Frau, die auf der Suche sind nach Möglichkeiten, diese Sehnsucht mit ihrer Partnerin ganz konkret zu stillen, aber bisher noch mit vielen Problemen zu kämpfen haben
Dieses Buch ist etwas für Frauen, die...
- …die Sichtweise eines Mannes wirklich verstehen wollen.
- …sich schnell heiß verlieben, aber ebenso schnell entlieben – weil ihnen beim Mann irgendetwas fehlt.
- …wissen möchten, wie sich Männer fühlen, die mit den ambivalenten Erwartungen einer starken Frau konfrontiert werden.
Fazit: Man kann im Beziehungsleben nicht alles haben…
…aber durchaus mehr als nur eine Seite – das zeigt dieses Buch. Männer, die bereit sind, sich mit ihren Schattenseiten auseinanderzusetzten und sich einzugestehen, dass auch sie manchmal einfach nur ein Pascha sein wollen, können mit dieser Ehrlichkeit zu einer neuen Authentizität finden. Die kann sich in Selbstbewusstsein niederschlagen, das auch attraktiver macht.
Männer werden hier ermutigt, nicht immer einen auf anpassungsfähig und brav zu machen, um Frauen zu gefallen. Sondern auch mal selbstbewusst auf den Tisch zu hauen und den Willen durchzuboxen. Wem es gelingt, diese beiden Seiten in der Persönlichkeit zu vereinen, der kann zu einer neuen Beziehungsqualität beitragen. Rambo ist wohl ebenso wenig geeignet als Vorbild wie Willy aus der Biene Maja. Aber einer, der da einen guten Mittelweg findet, wird vielleicht auch glücklicher mit einer starken Frau, die manchmal ihre Tussi raushängen lässt.