Erfahrungsbericht: Carolin (44), Politikwissenschaftlerin, verheiratet und zweifache Mutter

»Mein Ehemann gibt mir Sicherheit und Geborgenheit, mein Liebhaber Aufregung und Leidenschaft«

Als Carolin und Sven sich das erste Mal trafen, schlug der Blitz ein. Beide waren Anfang zwanzig, beide fest gebunden. Ein offizielles Paar wurde nicht aus ihnen. Seit fast 20 Jahren jedoch verbindet die zweifache Mutter und den Chirurgen eine leidenschaftliche Affäre. Hier erzählt Carolin P. ihre Geschichte.

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»Es war ein Moment wie im Film«, erzählt Carolin (Name von der Redaktion geändert), 44 Jahre alt, im Gespräch mit seitensprung-fibel.de Noch heute nach all der Zeit erinnert sie sich genau daran, wie Sven urplötzlich vor ihr an der Theke stand. »Ich hab damals während des Studiums in einer Kneipe gejobbt, da ist er immer zum Kaffeetrinken hingekommen.« Die Geräusche um sie herum verstummten, die anderen Gästen waren wie ausgeblendet, was Carolin gerade machen wollte, war völlig vergessen. Ihm ging es ebenso. »Das war das Besondere, auch er stand wie vom Donner gerührt da.«

Der Moment verging, der Unbekannte verschwand, die Faszination blieb. Und als sich Carolin und Sven einige Wochen später zufällig auf einer Uni-Fete wiedersahen, nahm das Schicksal seinen Lauf, so empfand es Carolin. »Die ganze Zeit hatte ich irgendwie nach ihm Ausschau gehalten, wollte ihn unbedingt wiedersehen, das kam mir alles so unwirklich vor.«

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Der eigentlichen Beziehung fehlte die Magie

Zu der Zeit war die Politikstudentin seit vier Jahren mit Jens zusammen. Eine ganz normale Beziehung sei das gewesen, sagt sie. Eine mit Höhen und Tiefen, eine, die Leidenschaft ebenso erlebt hatte wie eine ernsthafte Krise. »Wir waren ein gutes Team, ich liebte Jens, der Sex war gut.« Aber es fehlte Magie, das Besondere. »Vielleicht hätte ich das nie kapiert, wenn ich nicht Sven getroffen hätte.«

Das zweite Zufallstreffen endete mit dem Austausch der Telefonnummern, ein paar Tage später kam es zum ersten Date. »Ich war aufgeregt wie ein Teenager, war ganz von der Rolle. Ich bin nie auf die Idee gekommen, dass ich damit Jens betrüge. Es kam mir so zwangsläufig vor, dass ich Sven wiedersehe.« Die beiden gingen ins Kino, dann Essen, später landeten sie auf einer Parkbank. »Auch wenn das jetzt total kitschig klingt: Spätestens da war es um mich geschehen.« Die ersten Berührungen, der erste Kuss und dann folgte für Carolin gleich die Gewissheit: Das ist der Mann meines Lebens.

Überwältigende Gefühle und große Hindernisse

Allerdings kam die Liaison trotz des fulminanten Liebesauftaktes nicht so recht in Fahrt. Obwohl Carolin nach dem dritten Date mit Sven – und dem ersten Sex, den sie als überwältigend schön erlebte – bereit war, Konsequenzen zu ziehen. Sie machte mit Jens Schluss. Ihm zu gestehen, dass sie sich in einen anderen verliebt hatte, traute sie sich nicht. »Das wäre mir doch zu grausam erschienen.« Langeweile, Zoff und unterschiedliche Vorstellungen von der Zukunft schob sie vor, um frei zu sein für Sven.

»Der wusste ja noch nichts von seinem Glück, ich hab mir dann ein Herz genommen – und bin zu Sven gegangen.« Es sollte der Beginn einer wunderbaren Beziehung werden, es wurde aber die Schlappe ihres Lebens. »Selten habe ich mich so gedemütigt gefühlt.« Denn Sven nahm Carolins Liebeserklärung nur zur Kenntnis, er reparierte mit Inbrunst sein Fahrrad, als sie ihm sagte, sie habe sich von ihrem Freund getrennt – für ihn. »Wie ich das überlebt hab, weiß ich nicht mehr. Danach war erstmal Funkstille.« Und Carolin verstand die Welt nicht mehr, geschweige denn Svens Erklärung dafür, dass er kniff: Er sei mit seiner Freundin aus Schulzeiten schon so lange zusammen, die könne er nicht verlassen. Außerdem wisse er ja nicht, was aus ihnen werden würde, das sei ihm zu riskant.

»Wenn ich ihn nicht ganz haben kann, dann will ich wenigstens ein Stück«

Jetzt, in der Rückschau denke sie manchmal, vielleicht habe er instinktiv geahnt, dass sie nur für eine Affäre gemacht waren, dass ihre Leidenschaft genährt werden musste von unstillbarer Sehnsucht. »Wer weiß: Womöglich wäre nach kurzer Zeit alles vorbei gewesen.« Im Moment der Zurückweisung kamen ihr solche Gedanken natürlich gar nicht in den Sinn. »Ich litt unsäglich, verstand die Welt nicht mehr, war krank vor Liebe zu Sven.«

Der machte sich rar, tauchte aber nach einiger Zeit wieder in der Kneipe auf, als sei nichts gewesen. »`Der ist doch komplett verkorkst‘, hat meine Freundin immer gesagt. ‚Mit dem wirst du nur unglücklich‘.« Doch Sven verschwand weder aus Carolins Gedanken, noch aus ihrem Herzen. »Wenn ich ihn nicht ganz haben kann, dann will ich wenigstens ein Stück«, dachte sie insgeheim. Und willigte in die sporadischen Treffen ein, die Sven vorschlug. »Uns hat so viel verbunden, wir hörten die gleiche Musik, konnten gut reden. Außerdem hatte er so eine Art, mich anzufassen…so männlich, so gierig. Da bekam ich immer eine Gänsehaut.«

Keine Beziehung im herkömmlichen Sinne also, aber etwas anderes, Besonderes entwickelte sich – obwohl Carolin in der Zwischenzeit wieder zu Jens zurückgekehrt war. »Unsere Beziehung war ja an sich nicht schlecht. Und Jens legte sich total ins Zeug, um mich zurückzuerobern. Außerdem hatte ich ihn ja noch lieb – nur eben anders.« An das, was Carolin für Sven empfand, kamen ihre soliden Gefühle für Jens nicht heran. Mit ihm zog sie zusammen, machte einen Neuanfang in einer anderen Stadt direkt nach dem Studium. Sie fand einen guten Job, Jens bekam eine sichere Stelle mit Aufstiegschancen. Dann wurde Carolin schwanger und wieder nahmen die Dinge ihren Lauf: Sie heirateten, ein Haus wurde gekauft, zwei Autos angeschafft und die Familienidylle war perfekt.

Wäre da nicht Sven gewesen. Ein, zwei Jahre verschwand er aus ihrem Leben – aber nur scheinbar. »Ich habe immer an ihn gedacht. Er war wie ein Buch, das ich nicht zu Ende gelesen habe, bei dem mir immer nur die letzten Seiten fehlten und ich nicht wusste, wie es ausging.« Dann startete Jens karrieremäßig durch, und Carolin sah sich nach der Geburt des zweiten Kindes dazu gezwungen, ihren Job aufzugeben. »Das war okay, aber langsam steuerten Jens und ich auf eine richtig sterbenslangweilige Beziehung zu.« Sie wollte treu sein, strengte sich an, das mit Jens gut hinzukriegen – gegen ihre Gefühle kam sie aber nicht an.

Mit der Langweile kam die Sehnsucht mit voller Wucht zurück

»Svens Handynummer hatte ich immer, irgendwann hab ich dann einfach angerufen.« Und sofort war alles da: Die magische Anziehungskraft, der Wunsch, sich zu sehen und das Begehren. Carolin und Sven begannen, sich regelmäßig zu treffen – immer an anderen Orten, meistens tagsüber, manchmal abends, nur selten über Nacht. »Etwa alle 6, 8 Wochen sahen wir uns, ich lebte für den Moment, in dem ich wieder bei ihm sein konnte.« Sven war mittlerweile niedergelassener Chirurg in einer Gemeinschaftspraxis und lebte mit seiner neuen Freundin (die er nie geliebt hatte) und dem gemeinsamen Sohn (den er eigentlich nicht gewollt hatte) zusammen. Fortbildungen und Ärztekongresse nahm er zum Vorwand, um sich mit Carolin treffen zu können. Sie bekam regelmäßig Auszeiten von Mann und Kindern zugesprochen. »An Alibis mangelte es mir nicht, Jens war auch nie misstrauisch.«

Darum wurde Carolin nach und nach mutiger, die Treffen mit Sven rückten näher, zeitlich und räumlich. »Er wohnte nur eine Stunde von mir entfernt, wenn er losfuhr, gab er Bescheid und ich wartete an der Straßenecke vor meinem Haus.« In einer Bar etwas außerhalb tranken sie zwei, drei Biere, dann fuhren sie mit seinem alten VW-Bus an den nahen Waldrand. »Sex war wichtig zwischen uns, aber für mich nicht ausschlaggebend. Klar, Sven war sehr gut ausgestattet und hatte so eine Art, mich verrückt auf ihn und seinen Körper zu machen. Aber uns verband so viel mehr.«

Schlechtes Gewissen mit guten Konsequenzen

Darum war es für Carolin auch kein „Ehebruch“, es war für sie nicht fremdgehen – »Es war eher so etwas wie Herzgehen, ich hatte keine Wahl: Ich musste meinen Gefühlen folgen.«

Von Mal zu Mal arrangierte sie die Treffen waghalsiger. Einmal im Winter (die Kinder waren mit Jens Skifahren) stand Sven plötzlich vor der Tür. Was sich daraus ergab, kann Carolin sich nur als Rausch erklären. »Wir fingen gleich im Hausflur an, dann sind wir ins Schlafzimmer gegangen.« In diesem Moment war alles ausgeschaltet bei ihr, das Risiko, aufzufliegen – egal. Die Gefahr, Spuren zu hinterlassen – egal. Manchmal kam es ihr selbst so vor, als wolle sie erwischt werden. »Natürlich fühlte ich mich oft schlecht, Jens so zu hintergehen. Vor einem Treffen habe ich nächtelang nicht geschlafen, mich schlecht gefühlt, weil ich so etwas tue.« Aber abhalten konnte sie das nie davon, Sven zu treffen.

Das schlechte Gewissen wurde zum ständigen Begleiter. Und so absurd es auch klingt – Jens profitierte davon. »Ich hab ihm nichts vorenthalten, Sven hat ihm nichts weggenommen. Meine Affäre steht auf einem ganz anderen Blatt.« Ihre Gefühle für Jens wurden von ihren Untreueaktionen befeuert, oft habe er ihr leid getan und sie habe bei sich gedacht: Wenn du wüsstest. Insgeheim verspürte sie dann das Bedürfnis, »es« wiedergutzumachen. »Ich denke, unser passables Sexleben haben wir der Tatsache zu verdanken, dass ich manchmal leidenschaftlicher getan habe, als ich war, um Jens für meine heimliche Affäre irgendwie zu entschädigen.« Auch Konflikte, alltägliche Streitereien und andere Auseinandersetzungen bewältigte sie sanftmütiger. »Oft war ich kompromissbereiter, wenn ich an Sven dachte.« Im Gegensatz zu ihren Freudinnen, die ständig über ihren Mann meckerten, hielt Carolin eisern zu ihrem Jens – nach außen hin gaben sie ein harmonisches Paar ab.

Der Affäre treu

Drei Jahre ging es so weiter, Sven wurde zu Carolins Obsession, vor allem, weil er sich oft zurückzog und sich nur selten zwischendurch meldete. »Er war wie meine Droge, ich brachte mehrere Entzugsversuche hinter mich – vergeblich.« Immer wieder zog es sie zu ihm zurück.

Die Beziehung zu Jens pendelte sich auf einem gleichmäßigen Level ein, sie hatten regelmäßigen Sex, gemeinsame Freunde und Hobbys. »Wahrscheinlich ist das Liebe, hab ich gedacht. Eine solide Form davon. Das mit Sven war Leidenschaft, die mich in Glückszustände versetzen, aber auch todunglücklich machen konnte.« Einige Flirts mit anderen Männern habe es schon gegeben, erzählt Carolin. Doch nie sei es über das Küssen hinausgegangen. »Oft musste ich eher an Sven als an Jens denken, wenn ich vor der Entscheidung stand, mehr zu machen.« Sie sei ihm treu gewesen, so abwegig das auch war. Sehnsucht und Leidenschaft waren immer größer als ihre Angst vor Entdeckung und das schlechte Gewissen. »Ich weiß, dass viele das nicht nachvollziehen können. Manchmal komme ich mir auch schlecht vor, irgendwie pervers.«

Und hat sie sich jemals in die Lage von Jens versetzt? »Ja, natürlich,« erzählt Carolin. »Mir ist klar, wie schlimm es für ihn wäre, wenn er die Wahrheit erfahren würde. Vor allem, dass es so lange geht, das könnte er mir sicher nie verzeihen,« glaubt sie. Es gibt auch Zeiten, da wünscht sich Carolin, dass auch Jens eine Affäre hätte, »etwas, das ihm neue Lust schenkt, es ist alles so eingefahren bei uns. Ich würde es ihm total gönnen.«

Sven ist ihr Hintertürchen, ihr Fluchtpunkt in einem öden Ehealltag – den sie trotz allem nicht aufgeben will. »Ich liebe Jens, aber ich liebe auch Sven. Beide auf ganz eigene Art, aber beide aufrichtig. Denn jeder gibt mir etwas anderes: Jens Sicherheit und Geborgenheit, Sven Aufregung und Leidenschaft.« Das sieht sie aber nicht als Rechtfertigung für ihr Fremdgehen. »Mir ist schon klar, dass ich moralisch betrachtet meinen Mann betrüge. Aber soll ich meine eigenen Gefühle verleugnen, ist das ehrlich?«

Auch die Affäre ist in die Jahre gekommen

»Nach der langen Zeit sind wir manchmal schon wie ein altes Ehepaar.« Eines, das getrennte Leben führt, aber eng verbunden ist. Dinge ändern sich, so hat Sven seit zwei Jahren eine neue Freundin, die Nägel mit Köpfen gemacht hat – vor einigen Monaten wurde die gemeinsame Tochter geboren. »Für mich war das erst ein Schock, es hat ganz neue Fragen aufgeworfen, auch solche moralischer Art.« Doch es bleibt bei Treffen, zwischen denen manchmal aber mittlerweile auch Monate liegen können. »Für uns beide steht fest: Irgendwie gehören wir zusammen, wir wollen niemanden verletzten, aber auch uns selbst nicht.«

Auf die Frage, wo sie sich in 10 Jahren sieht, antwortet Carolin zunächst mit einem Achselzucken. »Keine Ahnung,« sagt sie dann. »In jedem Fall bin ich mir sicher, dass Sven noch eine Rolle in meinem Leben spielen wird. Ich weiß nur noch nicht, welche.«