Ihr Seitensprung war ein Ausbruchsversuch, ihr Mann rächte sich mit einer Affäre. Heute ist das Paar getrennt: Hier zieht Petra (49) Bilanz.

»Ich habe kein schlechtes Gewissen wegen meines Seitensprungs«

Harmonisch war ihre Beziehung schon lange nicht mehr, die Liebe längst erkaltet. Aber erst als Petra (Name von der Redaktion geändert) fremdging, erkannte sie, wie unglücklich sie eigentlich in ihrer Ehe war. Der Seitensprung erwies sich als Anfang vom Ende. Aber auch als Ausweg aus einer zerstörerischen Beziehung.

Interview geführt am 13.01.2017

Die Seitensprung-Fibel: Wie geht es Dir heute, Petra?

Petra: Gut, mir geht es gut. Das kann ich schon sagen. Es gab gleich nach der Trennung und auch in den letzten Monaten ziemlich schlimme Phasen, aber mittlerweile habe ich endlich wieder das Gefühl, bei mir angekommen zu sein.

Die Seitensprung-Fibel: Seit wann lebst du jetzt getrennt?

Petra: Seit etwa einem Jahr, da ist mein Mann nach langem Hin und Her ausgezogen. Er hatte zu dem Zeitpunkt schon seit drei Monaten eine Wohnung bei uns in der Nähe angemietet, in die ist er dann gezogen.

Die Seitensprung-Fibel: Wie kam es dazu?

Petra: Puh, das ist eine lange Geschichte. Selbst für mich klärt sich erst jetzt vieles. Vielleicht fange ich ganz am Anfang an: Wir haben uns kennengelernt, da war ich gerade Anfang 20. Mit Michael war es Liebe auf den ersten Blick, er war erst mein zweiter Freund überhaupt. Wir haben uns kennengelernt, sind nach ein paar Monaten zusammengezogen und haben vier Jahre später geheiratet. Das war echt der schönste Tag meines Lebens, weil ich so sicher war, dass Michael der Mann meines Lebens ist. Ich war etwas unsicher und orientierungslos, er strahlte eine natürliche Dominanz aus. Mit Michael habe ich mich sicher gefühlt, beschützt. Damals dachte ich: das ist es, was ich von einem Mann will.

Die Seitensprung-Fibel: Wie ging es weiter mit euch?

Petra: Bilderbuchmäßig, echt. Deswegen fiel es mir wahrscheinlich auch lange so schwer, den Tatsachen ins Auge zu sehen. Wir hatten eine tolle Partnerschaft, waren viel weg, im Bett hat es gestimmt, es war alles gut. So habe ich das empfunden. Es war auch klar: Michael war der Bestimmer, ich hab mich angepasst.

Die Seitensprung-Fibel: Das klingt schon ein bisschen kritisch…

Petra: Jetzt, in der Rückschau kann ich so etwas sagen. Als ich in der Situation war, noch sehr jung und auch etwas naiv, war das für mich wirklich in Ordnung. Lange ging das auch sehr gut so. Auch als unser Sohn geboren wurde, lief es rund. Er war ein absolutes Wunschkind, wir waren uns immer einig, dass Michael arbeiten und ich zuhause bleiben würde. Das hab ich gerne gemacht, und als drei Jahre später unser zweiter Sohn auf die Welt kam, war klar: Ich bin Hausfrau und Mutter und Michael macht Karriere.

»Jetzt würde ich sagen: Es gab von Beginn an Unstimmigkeiten.«

Die Seitensprung-Fibel: Wann bekam eure Beziehung Risse?

Petra: Schwer zu sagen. Im Nachhinein ist man doch immer schlauer. Jetzt würde ich sagen: Es gab von Beginn an Unstimmigkeiten. Wir hatten andere Vorstellungen, unsere Erwartungen an den anderen waren zu unterschiedlich. Wir wollten mehr, dass es toll ist, als dass wir es hinbekommen haben. Michael war jobbedingt viel unterwegs, ich zuhause mit den Jungs, nach zehn Jahren war mir das dann zu wenig. Ich denke, da fingen die Schwierigkeiten so richtig an. Ich wollte was für mich tun, zwar nicht in meinen alten Job zurück, aber mich weiterentwickeln und unabhängiger werden. Michael hat das nicht verstanden. Als ich dann eine Ausbildung zur psychologischen Beraterin anfing, wurde er sauer. Weil ich nicht mehr so zur Verfügung stand und seiner Meinung nach aus unserer Beziehung ausgeschert bin.

Die Seitensprung-Fibel: Inwiefern das?

Petra: Naja, ich bin einerseits selbstbewusster geworden und hab nicht mehr den Mund gehalten, wenn mir was nicht gepasst hat. Außerdem war ich regelmäßig auf Wochenseminaren, das musste organisiert werden. Das hat ihm nicht in den Kram gepasst, auch wenn er nie gesagt hat, ich soll die Ausbildung nicht machen. Er hat sie mir madig gemacht, ständig gemotzt, mir vorgeworfen, ich würde ihm Liebe entziehen. Das hat mich immer weiter von ihm weggetrieben.

Die Seitensprung-Fibel: Letztlich dann in die Arme eines anderen Mannes?

Petra: So kann man das sicher nicht sagen. Das würde ja heißen, ich gebe Michael die Schuld. So war es aber nicht. Ich hab auf einem Seminar einen Mann kennengelernt, der mich einfach fasziniert hat, körperlich und geistig. Ich war gerade in so einer Phase: Die psychologische Ausbildung, die nervige Situation zuhause, das gute Gefühl wieder was für mich zu tun – das war wie so ein Liebeselixier für mich. Ich war empfänglich für die Aufmerksamkeiten von dem anderen Mann, der einige Jahre jünger war und ungebunden.

Die Seitensprung-Fibel: Hast du dich in ihn verliebt?

Petra: Ich glaube, ich war mehr in das Gefühl verliebt, als in ihn. Er hat etwas in mir zum Aufwachen gebracht, so empfand ich das. Mal abgesehen davon, dass er mir gezeigt hat, wie attraktiv er mich findet. Von Michael hatte ich solche Signale schon ewig nicht mehr bekommen. Ich traf den anderen dann alle zwei Wochen bei den Ausbildungstreffen, danach haben wir immer noch geredet. Irgendwann waren wir die letzten im Seminarraum und da passierte es dann: Wir haben uns geküsst.

»Manchmal denke ich: Das war gar nicht ich, das war irgendetwas in meinem Unterbewusstsein, was die Beziehung zu Michael zur Eskalation bringen wollte.«

Die Seitensprung-Fibel: Wie war das für dich?

Petra: Wunderschön, aber auch ein bisschen erschreckend. Das ging dann doch so fix. Hättest du mich ein paar Monate zuvor gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, meinen Mann zu betrügen, hätte ich gesagt: niemals. Tja, so schnell kann's gehen. Beim nächsten Treffen blieben wir wieder länger, da war mir klar, dass es nicht dabei bleiben könnte. Ich war dann die treibende Kraft, habe vorgeschlagen, beim nächsten Wochenendseminar ein Hotelzimmer in der Nähe zu nehmen. Kaum zu glauben, wie mutig ich war. Manchmal denke ich: Das war gar nicht ich, das war irgendetwas in meinem Unterbewusstsein, was die Beziehung zu Michael zur Eskalation bringen wollte.

Die Seitensprung-Fibel: Habt ihr euch dann regelmäßig getroffen?

Petra: Alles in allem nur zwei Mal über Nacht. Die erste Nacht war unglaublich, ich hatte gar nicht gewusst, dass noch so viel Leidenschaft in mir steckt. Ich war richtig high danach, schwebte auf Wolken. Auch wenn ich wusste, dass ich von dem Mann gar nicht mehr wollte. Mir reichte das Gefühl, das er mir gab. Und es hat mich rausgerissen aus dieser Resignation. Die zweite Nacht war dann schon nicht mehr ganz so berauschend, weil dann die Frage kam, wie das weitergehen sollte: er solo und auf der Suche, ich verheiratet und frustriert.

Die Seitensprung-Fibel: Hat Michael denn was gemerkt?

Petra: Das Ganze spielte sich ja innerhalb von ein paar Monaten ab, klar hat er gemerkt, dass ich mich veränderte. Aber er führte es auf meine Ausbildung zurück. Dann fielen auch noch so unschöne Begriffe wie Midlifecrisis und Frauenfrust. Dass er und unsere unbefriedigende Beziehung eine Rolle spielen könnten, hat er nicht kapiert. Und dass ein anderer Mann im Spiel ist, schon gar nicht. Das hat er mir überhaupt nicht zugetraut, das hat sich dann auch in seiner Reaktion gezeigt, als er von meinem Seitensprung erfahren hat.

Die Seitensprung-Fibel: Hast du ihm den Seitensprung gestanden oder hat er es selbst herausgefunden?

Petra: Ich hab es ihm irgendwann gesagt. Er hörte einfach nicht auf, Fragen zu stellen, mich unter Druck zu setzen. Wie ich das gebeichtet habe, darauf bin ich nicht stolz. Aber in gewisser Weise war es auch gut so, weil es mir erst so richtig die Augen geöffnet hat.

»ICH zumindest habe etwas getan, ich hab ihn betrogen. Und das kann man schlecht finden, klar, aber ich habe es auch als Chance gesehen.«

Die Seitensprung-Fibel: Wie lief deine Beichte ab?

Petra: Wir hatten mal wieder so ein Streitgespräch, es ging um meine ständige Abwesenheit, dass ich Michael vernachlässige und schon seit Wochen keinen Sex mehr zulasse… also der übliche Kram. Es kam öfter zu solchen unschönen Diskussionen, ich hatte mir angewöhnt, auf Durchzug zu schalten. Diesmal ging das nicht. Michael hatte sich angewöhnt, seinen Kummer wegzutrinken und mir dann angesoffen vorzuwerfen, dass ich Schuld bin, dass er sich schlecht fühlt und trinkt. Zuerst war er immer auf Konfrontationskurs, wurde aggressiv, und ist dann irgendwann zum heulenden Elend geworden. Dann sollte ich ihn in den Arm nehmen, ihn trösten. Das habe ich kaum ertragen. Weil für mich auch er verantwortlich war für den desolaten Zustand unserer Beziehung. Er hat nie etwas gemacht, um das zu ändern, hat immer nur auf mir herumgehackt. Und dann habe ich so bei mir gedacht: ICH zumindest habe etwas getan, ich hab ihn betrogen. Und das kann man schlecht finden, klar, aber ich habe es auch als Chance gesehen. Darum hab ich Michael dann in so einer Ausheul-Szene meinen Seitensprung gestanden.

Die Seitensprung-Fibel: Ganz schön mutig.

Petra: Ja, hätte ich gewusst, wie Michael reagiert, hätte ich vermutlich den Mund gehalten. Meine Untreue wäre doch was Gutes, wenn wir etwas daraus machen, hab ich ihm gesagt. Endlich erkennen, wie schlecht es bei uns läuft und einen Neuanfang machen. Michael ist fast ausgeflippt. Er warf mir vor, ihm meinen Betrug als Geschenk für unsere Liebe zu verkaufen. Er ist ins Schlafzimmer gerannt, hat ein paar Sachen zusammengepackt und ist wortlos verschwunden.

»Da ich ihm ja meinen Seitensprung als gute Tat präsentiert hätte, würde er mir jetzt auch ein Geschenk machen mit seinem Seitensprung.«

Die Seitensprung-Fibel: Und dann, wie hast du dich gefühlt?

Petra: Schrecklich, zwiegespalten, furchtbar. Einerseits hatte ich ein schlechtes Gewissen, andererseits war ich froh, dass endlich die Katze aus dem Sack war und hab echt gedacht, das könnte eine Chance für uns sein. Endlich passierte mal etwas, endlich kamen wir raus aus diesem unhaltbaren Zustand, dieser Dauerunzufriedenheit, die man dann doch einfach hinnimmt, weil es eben bequemer ist. Zwei Tage lang wusste ich nicht, wo Michael war. Hab mich auch nicht getraut, Freunde anzurufen oder bei seiner Arbeit nach ihm zu suchen, ich war wie gelähmt und hab versucht, den Alltag so normal wie möglich aufrechtzuerhalten. Dann ist Michael wieder aufgetaucht. Ohne dass ich ihn gefragt habe, hat er mir dann gesagt, er wäre mit einer Kollegin im Bett gewesen. Die hätte schon lange auf ihn gestanden, er hätte aber immer der Versuchung standgehalten, mir zuliebe. Aber da ich ihm ja meinen Seitensprung als gute Tat präsentiert hätte, würde er mir jetzt auch ein Geschenk machen mit seinem Seitensprung. Es war absurd.

Die Seitensprung-Fibel: Sein Betrug war also die Rache für deinen Seitensprung?

Petra: Ja, so hat er es dargestellt. Ich war wie vor den Kopf gestoßen, fand das demütigend und abstoßend. Wie soll man auf so einer Basis weitermachen? Steht es jetzt eins beide oder bin ich die Böse, weil ich den Anfang gemacht habe? Ich musste das erst Mal verdauen. Insgeheim hab ich aber gewusst, darüber kommen wir nicht so schnell hinweg. Das müssen wir aufarbeiten. Also habe ich vorgeschlagen, dass wir zu einem Paartherapeuten gehen.

Die Seitensprung-Fibel: Hattest du also noch Hoffnung für eure Ehe?

Petra: Ja und nein. Mir war nur klar, dass wir es alleine nicht schaffen, da rauszukommen, so oder so. Aber die beiden Termine beim Paarberater waren ernüchternd. Wir sollten erst jeder für sich klären, wo wir stehen, sagte er. Und Michael hatte den Standpunkt, dass ich Schuld sei und ihn um Verzeihung bitten müsste, erst dann würde er gesprächsbereit sein.

Die Seitensprung-Fibel: Eine vertrackte Situation also?

Petra: Genau. Eigentlich ein richtiger Alptraum. Meine Güte, zu dem Zeitpunkt waren wir 24 Jahre zusammen, plötzlich siehst du diese Beziehungsjahre den Bach runtergehen, kannst aber den Wasserhahn nicht abdrehen. Das ist jetzt drei Jahre her, wir haben uns dann in den Monaten nach unseren Seitensprüngen zusammengerauft, auch wegen der Kinder. Aber ich glaube, das war eher Feigheit, von meiner Seite aus zumindest.

Die Seitensprung-Fibel: Hast du denn deinen Lover wiedergesehen?

Petra: Natürlich sind wir uns bei den letzten Seminaren noch begegnet, ich habe dann mit ihm gesprochen, ihm meine Situation erklärt. Er war verständnisvoll, gab mir nicht das Gefühl, einen Fehler gemacht zu haben. Wenn er mich auch noch unter Druck gesetzt hätte, weiß ich nicht, was ich getan hätte. Natürlich hatte ich zwischendurch schon so Ausbruchsfantasien: mit ihm durchbrennen, ganz neu anfangen, alles hinter mir lassen. Aber ich war realistisch genug, um zu wissen, dass ich so nicht aus der Sache herauskomme, dass das mit Michael durchgestanden werden muss.

»Heute weiß ich: Das wollte ich auch gar nicht, innerlich hatte ich unsere Beziehung spätestens zu dem Zeitpunkt aufgegeben.«

Die Seitensprung-Fibel: Wie habt ihr das geschafft?

Petra: Gar nicht, wenn man es genau nimmt. Michael hat seine Affäre noch einige Male getroffen und mir das dann immer schön unter die Nase gerieben. Mich hat das sprachlos gemacht, ich hab versucht, mich wieder mehr auf mich zu konzentrieren, hatte viel Unterstützung durch meine Freundinnen. Aber dass die Dinge ihren Lauf nehmen, konnte ich nicht verhindern. Heute weiß ich: Das wollte ich auch gar nicht, innerlich hatte ich unsere Beziehung spätestens zu dem Zeitpunkt aufgegeben.

»Ich habe kein schlechtes Gewissen wegen meines Seitensprungs. Ich bin sicher, das war meine Art, auszubrechen, rauszukommen aus der Beziehung.«

Die Seitensprung-Fibel: Und Michael, hat er um eure Ehe gekämpft?

Petra: Wahrscheinlich würde er sagen, ja. Aber getan hat er nichts, außer mich zu bedrängen, zu beschimpfen oder anzuflehen. Es ging lange Zeit nicht vor und nicht zurück. Dann kam er eines Tages und sagte, er hätte einen Mietvertrag für eine Wohnung unterschrieben. Ich glaube, das war wieder so ein Manipulationsversuch von ihm, er hat erwartet, dass ich durchdrehe, ihn bitte, nicht zu gehen, Angst vor einer Trennung bekomme. Aber ich war erleichtert, hab ihm ganz sachlich gesagt, ich fände es gut, wenn er auszieht. Das hat das Fass zum Überlaufen gebracht, Michael hat den Mietvertrag vor meinen Augen zerrissen und gebrüllt, so leicht würde ich ihn nicht losbekommen und überhaupt wäre ich ja finanziell total abhängig von ihm und er würde mir die Kinder wegnehmen. Es war schlimm, richtig schlimm.

Die Seitensprung-Fibel: Was hast du in dieser Situation getan?

Petra: Meine Mutter würde sagen: Ich habe es ausgesessen. Hab mein Leben gelebt, ihn ignoriert, keine Gespräche mehr zugelassen. Und vor einem Jahr ist er dann wirklich ausgezogen. Was das Beste war, was er in den vergangenen Jahren getan hat.

Die Seitensprung-Fibel: Inwiefern?

Petra: Ich kam mir wie befreit vor, konnte aufatmen, wieder klarer sehen. Wenn du in so einem Beziehungskrieg steckst, und die ganze Zeit ist der andere um dich herum, findest du keinen Ausweg. Michaels Auszug war die einzige Möglichkeit, der beklemmenden Situation ein Ende zu machen.

Die Seitensprung-Fibel: Und wie ist es heute für dich? Und für Michael?

Petra: Tja, man denkt viel nach bei so einer Trennung. Mir ist bewusst geworden, dass ich mich jahrelang unterworfen hab, meine Bedürfnisse unterdrückt habe und das ist dann alles hervorgebrochen. Ich habe kein schlechtes Gewissen wegen meines Seitensprungs. Ich bin sicher, das war meine Art, auszubrechen, rauszukommen aus der Beziehung. Sonst würde ich vielleicht heute noch mit Michael unglücklich sein. Mittlerweile können wir wieder normal miteinander reden, zwar nicht über unsere Ex-Beziehung, aber über die Kinder und anderes. Das ist gut. Scheiden lassen wollen wir uns auch erst Mal nicht, zu viel Aufwand wäre das.

Die Seitensprung-Fibel: Wie geht es nun weiter für dich?

Petra: Keine Ahnung, irgendwie ist alles offen. Die Jungs sind aus dem Gröbsten raus, ich hab mehr Freiheiten und versuche, mich zu finden. So viele Beziehungsjahre tritt man nicht einfach so in die Tonne, da muss man erst Frieden schließen mit der Vergangenheit. So weit bin ich noch lange nicht. Für mich steht aber eines fest: Es gibt keine Chance mehr für Michael und mich. Es ist zu viel passiert, die Distanz zwischen uns zu groß. Mal abgesehen von den ganzen Verletzungen und den nach wie vor ungeklärten Sachen. Interessant für mich ist festzustellen, dass ich mich so langsam wieder für Männer interessiere – neulich hatte ich eine Verabredung. Das war schön, weil ich gemerkt habe: Mit einem Mann muss es nicht immer so kompliziert und hochdramatisch sein.

Die Seitensprung-Fibel: Was würdest du denn aufgrund deiner Erfahrungen Frauen raten, die in einer ähnlichen Situation sind?

Petra: Ganz ehrlich? Keine Ahnung. Mal abgesehen davon, dass ich denke, unsere Situation war schon sehr speziell. Manchmal hab ich mich schon gefragt, was gewesen wäre, wenn ich damals nicht fremdgegangen wäre. Ob wir die Kurve gekriegt hätten, Michael und ich, oder ob mein Seitensprung unserer kaputten Beziehung einfach nur den letzten Rest gegeben hat. Ich weiß darauf keine Antwort. Hätte Reden was gebracht? Wären wir uns wieder näher gekommen, wenn wir uns beide ganz doll bemüht hätten? Ich kann nur ganz sicher sagen: Mein Seitensprung ist nicht ohne Grund passiert, da ging es auch nicht um Sex. Ums Ego, das schon. Aber eigentlich war für mich die Zeit reif, der Seitensprung eine Art Rettungsring, an dem ich mich aus der Beziehung ziehen wollte.

Liebe Petra, wir danken Dir herzlich für dieses Gespräch!